Shining (DVD) Testbericht

D
Shining-dvd-horrorfilm
ab 5,39
Auf yopi.de gelistet seit 03/2012
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  viel
  • Anspruch:  durchschnittlich
  • Romantik:  sehr niedrig
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  sehr spannend

Erfahrungsbericht von Gemeinwesen

Genre-Meilenstein in manierlicher DVD-Ausgabe

Pro:

Der Film ist ein Genre-Meilenstein.

Kontra:

Die DVD wird dem Status des Films für meine Begriffe nicht ganz gerecht. Trotzdem: Bild und Ton sind gut, und Vivian Kubricks am Set des Films gedrehtes "Making of" bietet interessante Blicke hinter die Kulissen.

Empfehlung:

Nein

Eine junge Frau steigt für die Nacht in einem Motel ab, nimmt eine Dusche und wird brutal erstochen. Ein Astronaut stirbt, als sich aus seinem Brustkorb plötzlich eine fremde Kreatur ihren Weg ins Freie bahnt. Eine andere junge Frau wird bei einem nächtlichen Bad im Meer von irgend etwas unter die Wasseroberfläche gezogen und zerfleischt.



Und dann gibt es da noch den irren Hausmeister, der, mit einer Axt bewaffnet, die Tür zum Badezimmer zertrümmert, in dem sich seine panische Frau verschanzt hat: Jack Nicholsons Amoklauf zählt zu den wirklich denkwürdigen Szenen, die das Schauerkino der Filmgeschichte beschert hat. Diese klassischen, ikonischen Szenen lassen sich unter anderem an der Leichtigkeit erkennen, mit der sie sich parodieren lassen: Sie haben sich allem Anschein nach so fest in unser Gedächtnis eingebrannt, dass dem ein kurzer Wink genügt, um sie abzurufen und sie ohne Schwierigkeit demjenigen Film zuzuordnen, aus dem sie stammen.

Stanley Kubricks Filmversion von Stephen Kings Roman „The Shining“ zählt für mich zu den gelungensten Produktionen, die das Schauerkino je hervorgebracht hat. „The Shining“ ist einer der wenigen Filme, die ich heute, Jahre nach dem ersten Sehen, genauso Grauen erregend finde wie eh und je. Paradoxerweise sieht ausgerechnet der Urheber der literarischen Vorlage das nicht so, und deshalb hat Mister King höchst selbst vor ein paar Jahren eine neue Version seines Stoffs fürs Puschenkino gedreht. Die habe ich mir, als irgendein Privatsender die zwei Teile an aufeinander folgenden Tagen zu später Stunde ausgestrahlt hat, zwar auch einmal angesehen, aber es wird beim einen Mal bleiben: Es ist immer wieder erstaunlich, welche Welten zwischen Romanen und Filmen liegen – und geradezu verblüffend, wie dilettantisch ein Film wirken kann, der unter der Regie eines Menschleins entstanden ist, dessen Metier das geschriebene Wort ist. Meine Ansicht: Kings fürs Puschenkino gedrehter Zweiteiler ist eine B-Produktion, die haufenweise Chancen verschenkt und die mir vor allem wegen ihrer langatmigen Erzählweise im Gedächtnis haften geblieben ist.

Ganz anders Kubricks „Shining“. Wer mag, kann Kubrick vorwerfen, seine Version sei, nun ja, alles andere als subtil. Daran, dass wir es bei seinem Film mit einem Schauerfilm zu tun haben, lässt Kubrick vom Start weg keinen Zweifel: Allein die musikalische Untermalung von Wendy (vormals: Walter) Carlos spricht Bände. Zu den Klängen eines elektronisch verfremdeten „Dies Irae“ fährt Jack Torrance (Jack Nicholson) immer weiter hinein in die Einsamkeit einer Bergwelt, die bedrohlich und düster wirkt. Die ganze Szenerie ist vom Start weg unheilschwanger, und auch die Figur des Jack Torrance wirkt, nun ja, wenig dynamisch. Kritiker haben Jack Nicholson gern vorgeworfen, seine Darstellung sei von Anfang an vom Irrsinn umweht. Das stimmt, aber es ist für mich kein Defizit, das merklich ins Gewicht fiele.

Ich finde, Kubricks Art des Erzählens ist effizient, ohne dabei plump zu sein: Uns, den Zuschauern, ist ganz flott klar, dass etwas nicht stimmt mit diesem Overlook Hotel, das im Winter schließt (warum eigentlich? Die Gegend sieht aus, als sei sie ein wahres Ski-Paradies) und für das ein Hausmeister gesucht wird, der in den Monaten der dunklen Jahreszeit in dem großen, unbewohnten Haus nach dem Rechten sieht. Ganz klar: Dieses Overlook Hotel ist ein Spukhaus. Das Tolle daran ist, – und hierin liegt eine von Kubricks Glanzleistungen – dass uns das klar wird, ohne dass irgendeines der gängigen Spukhaus-Klischees bemüht wird. Das Hotel, das Kubrick für die Außenaufnahmen nutzte, gibt es tatsächlich – in Wirklichkeit heißt es nicht Overlook Hotel, sondern Timberline Lodge, wahrscheinlich wird es auch heute noch gut besucht; und wahrscheinlich käme niemand von den Gästen, die sich dort einmieten, auf den Gedanken, ihr Quartier wirke unheimlich.

Kubrick allerdings schafft es, ganz ohne wehende Vorhänge und knarrende Türen, sein „Overlook“ bedrohlich erscheinen zu lassen.

In der Romanvorlage gibt es einige Szenen, in denen zu Tieren geschnittene Hecken plötzlich ein garstiges Eigenleben entwickeln. Das ist auf dem Papier sehr wirkungsvoll, und dem Vernehmen nach hat Kubrick lange herumexperimentiert, bevor er sich dann doch dazu entschied, sich von der Romanvorlage zu lösen. Die damalige Tricktechnik hielt offenbar keine Lösung bereit, die den Regisseur zufrieden gestellt hätte. Zum Glück, denn so sind uns nicht nur am Computer animierte Heckentiere erspart geblieben, sondern statt der Tiere gibt’s jetzt einen Irrgarten, der, finde ich, mindestens genauso zur unheimlichen Grundstimmung beiträgt, wie es die Heckentiere im Roman tun.

Den Rest besorgen John Alcotts Kameraarbeit und Ray Lovejoys Schnitt. Unsere Nackenhaare stellen sich bereits auf, als Koch Dick Halloran (unvergessen: Scatman Crothers) die Familie Torrance durchs Haus führt, und ab da weicht die Gänsehaut auch nicht mehr. Spätestens wenn Halloran den Sohn der Familie vor Zimmer 237 warnt und ihm verbietet, den Raum jemals zu betreten, kriecht einem klammes Unbehagen ins Genick. Wir merken nämlich: Koch Halloran sitzt selbst die Angst im Nacken, wenn er an Zimmer 237 denkt. Der Mann kennt ein dunkles Geheimnis, und mehr müssen wir zu diesem Zeitpunkt eigentlich gar nicht mehr wissen und schon gar nicht sehen.

Denn das ist schließlich das Geheimnis eines jeden wirklich Schrecken erregenden Films: Er nimmt nicht die Augen gefangen, sondern das, was dahinter liegt. Meist erschreckt uns nicht so sehr das, was wir voll im Blick haben, sondern das, was wir nur kurz und aus dem Augenwinkel sehen. Nicht was wir sehen jagt uns die größte Angst ein, sondern das, was wir nicht sehen. Eine der unheimlichsten Szenen des Films ist für mich die, in der der kleine Sohn der Familie erst mit seinem Kettcar durch die lange beleuchtete Leere der Hotelflure fährt (die Kamera bleibt dabei immer auf Augenhöhe des Kindes – allein die Wirkung, die hiervon ausgeht, ist immens), dann anhält und allein auf weiter Flur mit seinen Modellautos spielt. Und in der dann plötzlich ein Ball ins Bild hineinrollt. Bis ich, in “The Sixth Sense“, wieder eine ähnlich Schrecken erregende Szene im Kino gesehen habe, sind gute 20 Jahre ins Land gegangen.

Natürlich ist hier nicht das Objekt selbst schrecklich, sondern die Tatsache, dass sich in seinem Erscheinen zum erste Mal sichtbar wie greifbar der Spuk manifestiert. Dass der Ball da ist, ist wider die Natur, denn schließlich wissen wir: Es kann und darf weit und breit niemand da sein, der ihn rollt. Eine andere Szene visualisiert den Schrecken ähnlich symbolhaft. In einer Vision des Jungen ergießt sich eimerweise Blut aus einem Fahrstuhl – einer der ersten Werbetrailer für den Film bestand aus nicht viel mehr als ebendieser in Zeitlupe gefilmten Szene.


Die DVD

Bild und Ton der DVD lassen dank Remastering keine Wünsche offen, außerdem gibt’s den Kino-Trailer sowie ein wirklich informatives Making of von Kubricks Tochter Vivian – so karg die Ausstattung auch wirken mag, macht sie doch „The Shining“ zu einer der besser ausgestatteten DVDs der Stanley Kubrick Collection. Anders gesagt: „2001“, „Uhrwerk Orange“ und die anderen Titel der Edition sind noch schlechter ausgestattet.

Die in den USA erschienene gleichnamige DVD bietet übrigens eine um verschiedene kurze Szene erweiterte Schnittfassung des Films, die mehrere Minuten länger ist als die Fassung für den deutschsprachigen Markt. Die US-Fassung ist meines Wissens weder in deutschsprachigen Kinos noch im deutschsprachigen TV je zu sehen gewesen. Interessierten Fans sei aber gesagt, dass die besagten Szenen weder wesentlich für das Verständnis der Handlung noch für die künstlerische Gesamtwirkung des Films sind.


PS: Wer mehr zum Inhalt der Geschichte erfahren möchte, die Stephen King in "The Shining" erzählt, den möchte ich an dieser Stelle auf meinen einschlägigen Beitrag zum gleichnamigen Buch verweisen.

29 Bewertungen, 10 Kommentare

  • Engelchen0109

    20.08.2007, 20:54 Uhr von Engelchen0109
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh... LG vom Engelchen

  • Meyerhoffsche

    19.08.2007, 00:13 Uhr von Meyerhoffsche
    Bewertung: sehr hilfreich

    Heute mal happy greatings from MissKnu :)

  • Wegeno

    16.08.2007, 14:25 Uhr von Wegeno
    Bewertung: sehr hilfreich

    ...::: Gruß Werner :::...

  • Pinguin66

    16.08.2007, 12:18 Uhr von Pinguin66
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Patricia

  • Kaethy

    15.08.2007, 00:44 Uhr von Kaethy
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH, LG Kaethy

  • firestorm1105

    14.08.2007, 19:28 Uhr von firestorm1105
    Bewertung: sehr hilfreich

    Das ist für mich der einzige Film, der wirklich mit dem Buch mithalten konnte. Liebe Grüße, Romy

  • Mondlicht1957

    14.08.2007, 18:32 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super, LG Pet

  • woelfchen82

    14.08.2007, 18:05 Uhr von woelfchen82
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh. lg

  • joerniboy123

    14.08.2007, 17:23 Uhr von joerniboy123
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH Liebe Grüße, joerniboy123

  • Darkman1208

    14.08.2007, 17:19 Uhr von Darkman1208
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Jan