Sinbad - Der Herr der sieben Meere (DVD) Testbericht

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ab 5,37
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Erfahrungsbericht von winterspiegel

Seemannsbegräbnis für den Trickfilm?

Pro:

Perfekte Actioneinlagen, Verschmelzung von Computer- und klassischer Animation, die Sprecher im Original

Kontra:

Stellenweise die deutsche Synchronisation, stellenweise die Story

Empfehlung:

Ja

Eigentlich hätte ich ja darauf gewettet, dass Dreamworks nach den eher mäßigen Einspielergebnissen ihrer klassischen Trickfilmabteilung („Der Weg nach El Dorado“, „Spirit, der wilde Mustang“) und nachdem auch die Konkurrenz von Disney mit „Der Schatzplanet“ an den Kinokassen nicht punkten konnte, sich vollends ganz auf die Produktion von komplett am Rechner generierten Filme á la „Shrek“ konzentriert.

Einen letzten Versuch konnte sich Spielbergs Chef der Animationsabteilung Jeffery Katzenberg wohl aber nicht verkneifen, um ein weiteres Trickfilmabenteuer auf die Beine zu stellen, bevor dieses von ihm selbst wieder zum Leben erweckte Genre („Arielle, die Meerjungfrau“, „Der König der Löwen“) womöglich abermals wieder in der Versenkung verschwindet.
Doch das Experiment ist leider erneut fehlgeschlagen, zumindest was die wirtschaftliche Seite anbelangt. Einfach zu wenige Kinogänger verirrten sich in die Theater, um die mythische Geschichte von Sinbad und seiner wilden Freibeuterhorde sehen zu wollen.




Filmhandlung


Sinbad und seine Seeräubermannschaft sind mal wieder auf lohnenswertem Beutezug unterwegs. Gegenwärtig haben sie es nämlich auf das „Buch des Friedens“ abgesehen. Als sie sich das Objekt der Begierde vom gekaperten Schiff holen wollen, stellt sich ihnen Sinbads Jugendfreund und jetziger Prinz von Syrakus Proteus entgegen. Nachdem keiner von den Beiden nachgeben will, müssen sich die ehemaligen Freunde aber erst mal im Kampf gegen ein Seeungeheuer behaupten, das Eris die launische Göttin des Chaos heraufbeschworen hat.
Danach ringt die böse Göttin Sinbad das Versprechen ab, nach Syrakus zu gehen und das Buch von dort wieder zu stibitzen. Doch der Seeräuber lässt – schon der alten Freundschaft willen – das Buch besser dort wo es ist. Die verschlagene Eris jedoch bemächtigt sich der äußeren Gestalt Sinbads, und entwendet dann kurzerhand das wertvolle Buch. Sinbad wird jetzt natürlich sofort verdächtigt und schließlich gefangen genommen. Er beteuert seine Unschuld, und nach kurzem Zögern glaubt im Proteus dann doch noch. Er lässt den Pirat frei um an seiner Stelle als Faustpfand und Gefangener zurückzubleiben.

Sinbad denkt zunächst nicht im Traum daran sich auf die gefährliche Suche nach dem Buch zu begeben. Doch mit der Zeit meldet sich dann doch noch sein Gewissen.
Und so nehmen Sinbad mit seiner Mannschaft und die hübsche Marina, die sich auf das Schiff der Piraten geschlichen hat die Verfolgung der Göttin auf.
Doch bis dahin stellen sich der illusteren Freibeuterbesatzung auf ihrer Reise auf den sieben Weltmeeren immer wieder schwerwiegendere Probleme in den Weg. Vom gigantischen Raubvogel, der sein Nest hoch oben auf einem eisigen Berg errichtet hat, bis zu öltankergroßen Riesenfisch, der nicht mal auf den zweiten Blick als solcher zu erkennen ist, jagt ein halsbrecherisches Abenteuer das nächste.

Doch der härteste Teil erwartet Sinbad und Marina, als sie der hinterhältigen Göttin Eris in ihrem surrealen Reich gegenüberstehen und der Kampf eigentlich schon verloren scheint, bevor er richtig begonnen hat…



Kritik


John Logan, der schon für „Gladiator“ und „Star Treck Nemesis“ das Drehbuch lieferte, sorgte für die im Grunde nicht all zu überragende, weil vielleicht zu durchschaubare, aber immerhin noch gefällige Story. Es wurden einfach ein paar augenfällig markante Highlights aus den bekannten 1001- Nacht Geschichten übernommen und zusammen mit bekannten griechischen Göttersagen in ein märchenhaftes ambiente gesteckt. Dementsprechend ist auch diese eher 08-15 Handlung keineswegs das, was einen staunend vor den ablaufenden Bildern gefangen hält, sondern eher die jederzeit lebendige, aus dem Staunen nicht mehr herauslassende Animationstechnik, die von Zeit zu Zeit mit einem Tempo aufwartet, dass es selbst dem seefestesten Klabautermann ganz schwindlig werden könnte.

So ist es in diesen optisch beeindruckensten Passagen, wie etwa beispielsweise ganz am Anfang beim entern des Schiffes von Proteus, oder als Sinbads Mannschaft von dem Riesenfisch um ein Haar auf den Grund des Meeres befördert wird, auch fast unmöglich festzustellen wo herkömmliche Zeichenkunst aufhört und Computeranimierte Szenen anfangen. Dieses perfekte Gemisch, zusammen mit einer Koreographie die eine atemberaubende Geschwindigkeit vorlegt, sollte man dann auch zumindest einmal gesehen haben, wenn man auch nur ein bisschen Herzblut für solche Filme erübrigen kann. Mich hatte zumindest die eingebrachte Action die mittels ausladenden Kamerafahrten, die wiederum via Computer sehr effektvoll inszeniert wurden, in teilweise aufrichtiges Staunen versetzt.

Der Witz der zwar immer mal wieder aufflammt, aber halt viel zu sporadisch – etwa als Verkörperung des sabbernden Schiffshundes – eingefangen wird, und auch die romantisch angehauchte Erzählung können da meiner Meinung einfach nicht mehr ganz mithalten. In diesem Bereich hat der Streifen vielleicht seine größten Sympathien dann auch ein wenig eingebüßt. Hätte man den humoristischen Aspekt noch ein wenig ausgebaut, sich noch ein paar wirklich schräge Gags ausgedacht und die gefühlsbetonte Liebesgeschichte nicht ganz so ausgewalzt, wäre da sicher einiges mehr für Dreamworks abzuräumen gewesen.

In der Originalfassung sind es ja so bekannte Stars wie Brad Pitt, Catherine Zeta-Jones, und Michelle Pfeiffer die den Trickfiguren ihre Stimmen leihen, und für eine wirklich großartige Atmosphäre sorgen. Die deutsche Synchronisation der Hauptcharaktere ist da bedauerlicher Weise hingegen nicht immer ganz so gelungen. Vor allem denke ich, da an Benno Fürmanns Darbietung, die für meinen Geschmack leider etwas zu genuschelt und gestelzt rüberkommt. Daniela Hoffmans sehr gute, eindringliche Version der verschlagenen Eris kann da leider auch nicht mehr alles ausbügeln. Jasmin Tabatabei gab wenigstens noch ein einigermaßen akzeptables Liebchen (Marina) ab, ohne jedoch dabei nennenswert aufzufallen.



Fazit


Schade, Schade!
Da sie Herstellung von Zeichentrickfilmen einen riesigen Aufwand von Zeit und Geld beinhaltet, müssen sich die Kosten natürlich wieder rechnen. Mit Animation im herkömmlichen Sinne scheint das (zumindest zurzeit) nicht mehr zu machen zu sein.
Aber „Shrek 2“ steht ja schon für Dreamworks in den Startlöchern, und an einem Anschlusserfolg zum Vorgänger und Überraschungshit scheint niemand ernsthaft zu zweifeln. Im Animationsbereich scheint es im Moment halt keine rechte Alternative zu Rechnergenerierten Bildern zu geben.
Abwarten und die älteren „handgemachten“ Perlen aus der DVD - Sammlung (zu der vorliegender Streifen immerhin noch gehören sollte) immer mal wieder hervorkramen scheint das Gebot der Stunde für Liebhaber solcher Filme zu sein. Und wer weiß, vielleicht erlebt der Trickfilm für die ganze Familie ja eines Tages wieder eine richtiggehende Neubelebung.



Anmerkung zur DVD:

Ein wenig sparsam im Bezug auf das Bonusprogramm kommt leider die Silberscheibe zum Film daher. Ein viel zu kurzes Making Of dürfte für den Animationsfreak dann auch etwas enttäuschend ausfallen. Einzig der sehr unterhaltende Audiokommentar der Macher verspricht in diesem Bereich einen gelungenen Einblick in diese Filmproduktion.
Ansonsten dürfte die DVD der Spielbergfirma mit ihren sehr kindgerechten Spezials doch in der Hauptsache das eher jüngere Publikum ansprechen, obwohl der Film selber eher für eine ältere Zuhörerschaft zugeschnitten ist. Richtig rund zusammenpassen will das Ganze deshalb nicht gerade wie mir scheint.

Alle Extras werden auf Wunsch mit unterlegten deutschen Untertiteln angeboten.

© winterspiegel für Ciao & Yopi

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