Sleepers (DVD) Testbericht

Barry Levinson legt mit seinem ambitionierten „Sleepers“ ein unterhaltsames, wenn auch unspektakuläres Drama hin.
Im Jahre 1966 sind Lorenzo 'Shakes' Carcaterra (Joseph Perrino), Michael Sullivan (Brad Renfro), John Reilly (Geoffrey Wigdor) und Tommy Marcano (Jonathan Tucker) die besten Freunde in Hells Kitchen. In der Kirche von Pater Bobby (Robert De Niro) arbeiten sie als Messdiener, erledigen kleine Aufträge für den örtlichen Paten und albern mit ihrer besten Freundin Carol Martinez (Monica Polito) rum. Barry Levinson lässt sich Zeit ein sorgfältiges Porträt von Hells Kitchen zu zeichnen, was auch unterhaltsam ist. Vor allem Robert De Niro als gemeindennaher Pfarrer kann überzeugen und dabei gnadenlos cool sein.
Doch ein Jahr später treiben die Jungen einen Scherz und klauen einen Hot Dog Stand, der ihnen aber eine Treppe runtersaust und dort einen Mann schwer verletzt. Sie kommen in eine Besserungsanstalt, wo die sadistischen Wärter, allen voran Sean Nokes (Kevin Bacon), sie erniedrigen, verprügeln und vergewaltigen. Verängstigt und unfähig jemand anderen von den Strapazen zu erzählen, sitzen sie ihre Strafe ab. In der Schilderung des harten Jugendknastes ist Barry Levinson schon recht derbe ohne voyeuristisch zu sein und schildert das Leiden auf eine schonungslose, abersubtile Art und Weise.

10 Jahre später sind die vier erwachsen und der Kontakt nur noch gelegentlich: Michael (Brad Pitt) arbeitet für die Staatsanwaltschaft, Shakes (Jason Patric) schreibt für eine Zeitung, doch John (Ron Eldard) und Tommy (Billy Crudup) sind Gangster geworden. Als sie Nokes eines Tages wiedersehen, erschießen sie ihn mitten in einem Lokal. Sie werden vor Gericht gestellt doch Mikey hat einen Plan. Er vertritt die Anklage, will den Fall verlieren, um seine Freunde freizubekommen und dabei noch die Skandale der Besserungsanstalt ankreiden. Shakes soll ihm bei dem riskanten Plan helfen...
„Sleepers“ ist ein atmosphärisch sehr dichter Film, der herrlich düster rüberkommt. Vor allem viele der Szenen vor Gericht erreichen eine besondere Intensität, aber auch in der herrlich dichten Charakterisierung Hells Kitchens und der Darstellung des unmenschlichen Jugendknasts ist „Sleepers“ sehr mitreißend. Dabei fällt auch das eher geringe Tempo des Films auf, dass allerdings keine Längen in den Plot bringt.
Auch bleibt „Sleepers“ immer recht spannend und eine gewisse Häme zeigt sich schon, wenn Mikeys Plan sich an jeder Wache individuell rächt. Die Story ist im Gegensatz zu der Atmosphäre weniger komplex und eher geradlinig, da es kaum unvorgesehene Wendungen gibt. Vor allem das letzte Drittel läuft ziemlich genau nach Mikeys Plan ab. Dennoch bleibt die Spannungskurve aufgrund der tollen Atmosphäre recht hoch.

Kritik gibt es nur an einigen Stellen. So werden einige Sub-Plots vernachlässigt, z.B. die Figur des abgewrackten Anwalts Danny Snyder (Dustin Hoffman) oder Beziehung Carols zu der Männerclique. Auch der arg fatalistische Schlussmonolog stößt ein wenig fade auf, auch wenn es sich um ein recht konsequentes Weiterdenken der Story handelt.
Die Schauspieler sind durch die Bank weg klasse, auch die Kinderdarsteller, was bei Filmen ja öfter ein Problem ist. Dennoch erbringt bei diesem schauspielerisch sehr hochwertigen Treffen der Generationen Altmeister Robert De Niro die großartigste Leistung, auch wenn er in der zweiten Hälfte des Film leider etwas wenig auftritt. Und dennoch: Wer wäre besser als er geeignet einen Priester zu spielen, von dem ein Mafiaboss sagt, er wäre ein guter Killer gewesen?