Solaris (DVD) Testbericht

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ab 48,16
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Erfahrungsbericht von Abana1

Ein Kammerspiel als Mainstream?

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Eigentlich wollte ich mir den Film \"Solaris\" nicht anschauen, denn schon der Trailer hat mich nicht wirklich angesprochen. Irgendwie sah das nach einem billigen ScienceFiction-Film aus, und darauf hatte ich überhaupt keine Lust. Aber eine Freundin hat mich dann doch überredet, und so kann ich jetzt wenigstens einen Review darüber schreiben.


HANDLUNG
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Chris Kelvin ist Psychologe, und er bekommt von seinem Freund Gibarian einen Hilferuf. Dieser befindet sich auf der Raumstation Prometheus, welche um den Planeten Solaris kreist. Solaris ist ein Planet mit geheimnisvollen Kräften, und die Besatzung der Raumstation soll den Planeten näher untersuchen. Gibarian berichtet nun von ungewöhnlichen Vorfällen, und Chris soll zur Untersuchung auf die Station kommen.

Als Chris auf der Raumstation ankommt, findet er seinen Freund tot vor – angeblich soll er Selbstmord begangen haben. Es sind überhaupt nur noch zwei lebende Besatzungsmitglieder da, die aber über die Geschehnisse keine richtige Auskunft geben können. Snow und Helen machen nur unklare Angaben, aber sie versprechen, Chris wird noch verstehen was hier passiert, wenn er nur ein wenig Zeit auf der Station verbringt. Und so geschieht es noch in der gleichen Nacht, das Chris Besuch von seiner Frau Rheya bekommt, diese hat allerdings schon vor einiger Zeit Selbstmord begangen. Und auch wenn Rheya behauptet seine Frau zu sein, glaubt ihr Chris nicht, und er schickt sie mit einer Kapsel von Bord.

Doch schon bald taucht Rheya wieder auf, und Chris beginnt langsam zu glauben, das er mit Rheya einen Neuanfang machen kann. Rheya besteht aber nur aus den projezierten Gedanken von Chris über seine Frau, und da seine Frau Selbstmord begangen hat, versucht auch die neue Rheya sich selbst umzubringen. Doch sie stirbt nicht wirklich, denn sie wird jedes Mal wieder auferweckt. Helen warnt Chris davor, sich näher auf Rheya einzulassen, schließlich muß es sich hier um eine unbekannte Lebensform von Solaris handeln...


DATEN
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Regisseur: Steven Soderbergh

Darsteller:
- George Clooney (Chris Kelvin)
- Natasha McElhone (Rheya)
- Jeremy Davis (Snow)
- Viola Davis (Helen)

Spielzeit: 99 min
FSK: ab 12 Jahre

Webseite:
- englisch: http://www.solaristhemovie.com/
- deutsch: http://www.solaris-derfilm.de/

Kinostart Deutschland : 6. März 2003


MEINE MEINUNG
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Obwohl ich eigentlich sehr viel lese, u.a. auch Science Fiction, hat mir der Titel \"Solaris\" nichts weiter gesagt. \"Solaris\" wurde übrigens von Stanislaw Lem geschrieben und schon einmal verfilmt, und zwar 1972 von Andrei Tarkovsky. Und ich muß zugeben, ich hatte einen etwas anderen Film erwartet. Nach dem Trailer zu urteilen, sah alles nach einem ScienceFiction-Film aus, der eher in die Actionrichtung geht oder wenigstens mehr etwas für das Mainstream-Kino ist. Aber für den Mainstream ist dieser Film rein gar nichts, was ich auf jeden Fall als positiv werte. Und da ich eben eher nichtssagendes Mainstream-Kino erwartet hatte, war ich überrascht von \"Solaris\", denn der Film hat mir gut gefallen, auch wenn ich zuerst etwas widerwillig ins Kino gegangen bin (manche müssen zu ihrem Glück eben gezwungen werden).

Einen direkten Vergleich mit der Romanvorlage kann ich nicht ziehen, denn ich habe das Buch ja nicht gelesen. Allerdings hat der Film mein Interesse für das Buch geweckt, und deshalb werde ich es mir auf jeden Fall irgendwann mal durchlesen (wird aber wohl noch ein Weilchen dauern, denn meine Buchwunschliste ist endlos). Normalerweise lese ich ja Bücher vor dem Film, da ja ansonsten alle Illusionen geraubt werden, aber leider habe ich \"Solaris\" nicht gekannt. Aber nach allem, was ich so über den Film gelesen habe, scheint das Buch auch bei der zweiten Verfilmung nicht richtig umgesetzt zu sein. Aber solche Verfilmungen sind immer ein zweischniediges Schwert, und deshalb sollte man lieber lesen! Außerdem hat Soderbergh in einem Interview gesagt, er wollte das Buch nicht verfilmen, sondern neu inszenieren.

Und warum ist \"Solaris\" nun nicht für den Mainstream geeigenet? Zuerst muß man mal akzeptieren, daß das Science Fiction-Setting hier nur eine Art Alibi ist, also es dient sozusagen als Kulisse für ein Kammerspiel. Man sieht zwar den Planeten Solaris (als Vorlage dienten übrigens Aufnahmen von der Sonne), das ganze spielt auf einer Raumstation, und Menschen kehren von den Toten zurück, aber diesen Tatsachen kann man nur eine Nebenrolle zusprechen. Eigentlich geht es um Chris, um sein Leben, seine Vorstellungen, seine Träume, und natürlich um seine Beziehung zu seiner Frau Rheya und seine Rolle beim Selbstmord von ihr. Und wenn man den Film aus dieser Sicht sieht, wird es bestimmt eine interessante Reise in die Psyche eines anderen Menschen. Im Kino haben die meisten das wohl nicht so gesehen, denn ständig war Unruhe und Gequatsche, manche haben auch den Saal verlassen. Aber man sollte eben den Film nicht als etwas anpreisen, was er nicht ist, denn so bekommt der Zuschauer falsche Vorstellungen und ist natürlich mit dem Resultat unzufrieden. Und ich bin mir auch sicher, das viele Zuschauer mit dem Ende nichts anfangen konnten, denn es ist ja relativ offen, was ich persönlich gern mag. \"Solaris\" schleicht sich leise in das Bewußtsein, ohne dem Zuschauer die großen Aussagen aufzudrängen. Jeder soll sich selbst seine Gedanken zum Film machen.

Ich habe auch häufiger gelesen, das \"Solaris\" langweilig sein soll. Dem kann ich auch nicht so ganz folgen, denn der Film ist zwar handlungsarm, aber dafür bietet er viel Raum zum Nachdenken und Grübeln, und anschließend viel Raum zum Diskutieren. Und langweilig ist auch das falsche Wort, denn natürlich kann man sich nicht mit einer Tüte Popcorn hinsetzen und sich berieseln lassen - man braucht ein wenig Aufmerksamkeit. Schon die Music-Score ist zum Geniessen. Insgesamt wirkt diese etwas surrealistisch und paßt dadurch hervorragend zum Geschehen. Als CD wird diese Score auch nicht wirken, denn sie ist eng mit den Bildern verwoben. Und diese Zusammenspiel von Klang und Bild ist einzigartig. Was mir auch unheimlich gefallen hat, sind diese Rückblicke, wo sich Chris an seine Frau erinnnert. Die Music-Score zu diesen Szenen ist einfach großartig, und manchmal hat man auch ganz auf den Ton verzichtet, was auch wieder gut zu der Szene gepaßt hat.

Und so sehr mir dieses Kammerspiel gefallen hat, so gern hätte ich mehr über den Planeten Solaris erfahren. In der Hinsicht bietet der Film nicht viele Ansatzpunkte, aber das war sicher bezweckt. Und wer hier auf große Effekte hofft, der ist sowieso am falschen Platz, denn so stille Weltraum-Szenen gab es wohl lange nicht. Die Raumstation ist zwar futuristisch gestaltet, aber dann doch eher unscheinbar. Man soll sich eben eher auf die Personen konzentrieren statt auf die Ausstattung.

Zu den Darstellern gibt es auch einiges zu sagen. George Clooney ist ja hinreichend bekannt, und irgendwie hatte ich bei seinem Mitwirken am Film auch eher einen Mainstream-Film erwartet. Und meiner Meinung nach hätte man hier auch eher auf unbekanntere Gesichter, bzw. auf ein unbekanntes Gesicht, setzen sollen. Clooney hat seine Sache zwar gut gemacht, aber insgesamt wirkt er eine Spur zu kalt (vielleicht war das aber auch so geplant). Und da die Kamera ständig auf das Gesicht von Chris fokussiert, wäre ein unverbrauchteres Gesicht (damit meine ich kein altes Gesicht) besser gewesen. Natascha McElhone ist ja auch nicht so unbekannt, aber so oft war sie noch nicht im Kino zu sehen (u.a. \"The Truman Show\", \"Mrs. Dalloway\"). Sie ist also so ein besagtes unverbrauchtes Gesicht, zumindest aus meiner Sichtweise. Und sie wirkt auch gut in ihrer Rolle, denn sie wirkt verletzt, unsicher, und ich traue mir gar nicht es zu schreiben, irgendwie so wie ein Selbstmordtyp (ich weiß, so was gibt es nicht, aber bei Rheya bekommt man so das Gefühl). Zu den beiden anderen Rollen kann man eigentlich nicht viel sagen. Dieser Snow nervt unheimlich, und dieser Charakter ist einfach nur lästig. Zu Helen kann man dagegen nicht viel sagen, sie bleibt still im Hintergrund.


FAZIT
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\"Solaris\" ist ein interessanter Film, der durch seine Einfachheit besticht. Keinesfalls handelt es sich hier um einen Mainstream-Film, da sollte man sich nicht durch die Werbung täuschen lassen. Wer aber einen leisen und nachdenklichen ScienceFiction-Film sehen will, der ist bei \"Solaris\" genau richtig.

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