Spurwechsel (VHS) Testbericht

Spurwechsel-vhs-thriller
ab 10,84
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5 Sterne
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Erfahrungsbericht von R.D.L.A.

Auswirkungen eines Unfalls

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

„Spurwechsel“. Etwas alltägliches. Nur in diesem Fall eben nicht. Denn ein missglückter Spurwechsel führt zu einem Kleinkrieg zweier Menschen, der in Dimensionen ausartet, die keiner für möglich hielt. Mich erinnert dies an die Geschichte zweier Nachbarn, die im Streit liegen und sich im Verlaufe des Streits mit Raketen bekämpfen. Ähnlich gehen auch in diesem Film von Roger Michell die Emotionen hoch.

Gavin Baneck ist 29 Jahre alt und bereits Partner in der Anwaltskanzlei seines Schwiegervaters. Die Kanzlei ist vor allem auf Wallstreet Angelegenheiten spezialisiert. In seinem aktuellen Fall geht es um ein Millionenerbe einer Stiftung, welches laut Testament von der Kanzlei verwaltet werden soll, die Tochter des Verstorbenen jedoch anficht.
Doyle Gipson ist Vertreter, trockener Alkoholiker und lebt in Scheidung von seiner Frau. Für ihn gibt es zur Zeit nur einen Gedanken. Er möchte das Sorgerecht für seine Kinder nicht verlieren. Und es ist der Tag des Prozesses.
Diese beiden grundverschiedenen Menschen, rammen sich durch eine Unachtsamkeit auf dem Highway. Doch unter Zeitdruck, begeht Gavin nach einer kurzen Unterhaltung mit Doyle Fahrerflucht. Jedoch hat er seine wichtigste Akte an der Unfallstelle liegen gelassen. Doyle findet sie und nimmt sie an sich. Die Prozesse der beiden verlaufen dementsprechend nicht wie gewünscht. Gavin bekommt bis zum Abend Zeit, die Akte wieder aufzutreiben. Doyle jedoch kommt zu spät und verliert das Sorgerecht. Für ihn bricht eine Welt zusammen.
Durch Zufall begegnen sich Gavin und Doyle wieder, doch der verbitterte Doyle weigert sich die Akte herauszurücken. So greift Gavin auf Anraten seiner Sekretärin zu härtere Methoden und lässt Doyles Konto sperren. Dieser lässt das nicht so auf sich sitzen und zerreißt die erste Seite der Akte. Als Ultimatum will er sein Geld wieder, sonst würde er die Akte vollständig zerstören. Doch der Deal läuft schief, so dass sowohl Doyle als auch Garvin zu immer extremeren Mitteln greifen. Auch vor Mord schrecken sie nicht zurück...

Eine zwar alte aber durchaus immer wieder interessante Idee, die je nach Umsetzung durchaus interessant ist. Dieser Punkt greift hier jedoch nur zum Teil. Irgendwie will die Story nicht so ganz passen. Vor allem scheinen die einzelnen Schritte der Hauptcharaktere nicht so ganz zu ihrer Persönlichkeit zu passen. Zwar befinden sich beide in Ausnahmesituationen, doch scheinen ihre Handlungen doch eine Nummer zu weit zu gehen. Ein solches Verhalten traut man ihnen nicht immer unbedingt zu. Auch wenn sie an gewissen Stellen immer wieder Zweifel zeigen und Unentschlossen sind, sind ihre Handlungen und dadurch auch die Story zum großen Teil übertrieben.
Natürlich ist es interessant zu sehen wie zwei Menschen in Ausnahmesituationen reagieren und wie sie sich gegenseitig als Opfer ihrer aufgestauten Aggressionen aussuchen. Und auch die Schlussfolgerung, dass man aus diesen Taten lernt und sie eventuell versucht zu vermeiden scheint ein durchaus realistischer Aspekt zu sein. Allerdings kann man auch davon ausgehen, dass ein Anwalt, der es fast bis nach ganz oben geschafft hat andere Mittel und Wege findet als dies in „Spurwechsel“ der Fall ist.
Ein weiteres Manko für die Story und Drehbuch ist natürlich auch der Produktionsort Hollywood, da die Geschichte so zwar bis an ihre Grnzen geht, aber diese eben auch nicht überschreitet. Gerade dieses Überschreiten der Grenzen wäre ein Aspekt gewesen, der dem Film durchaus gut getan hätte und ihn von anderen abgehoben hätte. So bleibt Gavin am Ende nur zu sagen, dass er eine gewisse Grenze erreicht hat. Mehr wäre in diesem besonderen Fall auch für den Film mehr gewesen. So wirkt die Story trotzdem übertrieben, was auch mit den Gefühlen der Charakteren zusammenhängt, die nicht ihren Taten angemessen zu sein scheinen, da sie für diese taten zu „weich“ erscheinen.

Und deshalb ist es für die beiden Hauptdarsteller auch schwer zu überzeugen. Sowohl Ben Afflek als junger Anwalt, als auch Samuel L. Jackson als Doyle Gipson spielen nicht schlecht. Jedoch zeigen beide Schauspieler durch ihre Mimik viel zu viel Mitleid und Selbstzweifel, als dass man ihnen ihre Rolle vollständig abnimmt. Wären die Auswüchse ihrer Aktionen etwas „normaler“ ausgefallen, hätte man ihrer schauspielerische Leistung durchaus als sehr gut einstufen können. So werden sie jedoch ein Opfer des Drehbuchs und können nur ansatzweise überzeugen. Man kann ihre Darstellung ganz gut als overacting bezeichnen. Beide geben mehr als es für die Story gut ist. Dies ist bei den beiden Mimen im Grunde verschenktes Talent, denn von beiden ist man durchaus besseres gewohnt. Jedoch scheinen beide und vor allem Ben Afflek in letzter Zeit einfach nicht die richtigen Drehbücher abzubekommen.

Da also schon die Story und dadurch auch die Schauspieler nicht überzeugen können, gelingt dies aber durchaus der Inszenierung. Schon im Vorspann wird der ungewöhnliche Inszenierungsstil deutlich. Man bekommt eine Kamerafahrt geboten, bei der die Kamera ungefähr an der Stoßstange eines Autos platziert wurde. Die Bilder werden jedoch nicht in einer Geschwindigkeit gezeigt, sondern die Bilder werden unrhythmisch schneller und langsamer. Man bekommt das Gefühl vermittelt Teil des Autos zu sein. Vor allem der Rhythmus sorgt für dieses Gefühl und ist das eigentlich ungewöhnliche an dem Vorspann. Doch dieser ungewöhnliche Stil setzt sich fort, vor allem was die Kamera angeht. Besonders auffällig dabei ist, dass es fast nur long shots und lose ups gibt, sprich nur Bilder, die zwischen Totale und Halbtotale pendeln und dann Detailaufnahmen. Wie es bei Detailaufnahmen üblich ist, ist dabei nur ein Teil des Gesichts und nicht der gesamte Kopf zu sehen. Die long shots geben einem das Gefühl mitten in der Handlung zu sein, wobei die Darsteller oft nicht mittig im Bild stehen, sondern eher am Rande. Dies verstärkt den Effekt noch. Die close ups, bzw. Detailaufnahmen bilden einen willkommenen Gegenpol dazu und bringen eine nette Abwechslung hinein. Das Ende bleibt dann mit ihrem Wechsel in der Größe der Einstellung besonders im Kopf hängen, auch wenn dies ein eher alltägliches Mittel ist. So wird nämlich durch den Wechsel von Halbtotale auf Halbnahe auf Grossaufnahme ein sich näherkommen der Personen suggeriert. Dies passt aber sehr gut zu den während der im Film gezeigten Einstellungen und komplettiert diese so.

So kann zwar die Kamera überzeugen, jedoch der Rest lahmt etwas hinterher. Vor allem stört, dass Charaktere und Story nicht ganz zusammenpassen wollen. So hat Roger Michell zwar keinen schlechten Film gedreht, aber bei weitem auch keinen den man unbedingt gesehen haben muss. Wegen der Inszenierung bekommt der Film von mir deshalb 6 von 10 Punkten.

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