Star Trek: Nemesis (Widescreen Collection) (DVD) Testbericht

Wenn eine der beliebtesten Serien, die jemals gedreht wurden, zu Ende geht und dann auch noch mit einem Film abgeschlossen wird, dann erwartet man etwas ganz Besonderes. Wenn ein Film im Voraus als "endlich wieder ein echter Star Trek" angepriesen wird, dann wird das die Erwartungen sicherlich nicht schmälern. Stuart Baird wurde als Regisseur angeheuert, Rick Berman war Produzent. Viel, so denkt man sich nach einer Anpreisung des Filmes, kann nicht mehr schief gehen.
Dass ich aber dennoch maßlos enttäuscht wurde, möchte ich vorweg nehmen. Ich habe die DVD für 9,99 € bei Saturn in Düsseldorf auf der Kö erworben - wo sie weiterhin für diesen Preis erhältlich ist - weil ich schon lange ein großer Fan der Star Trek Next Generation Crew bin.

Doch was hier zusammengeschustert wurde, ist meiner Meinung nach den Star Trek-Schriftzug auf der eklig-grünen Hülle der DVD nicht wert. Angekündigt wurde eine "Widerorientierung an den Wurzeln".

Was mir präsentiert wird ist eine unausgereifte Story: Das romulanische Imperium wird von einem Art Rebellion der unterdrückten Bewohner des Nachbarplaneten Remus unter Druck gesetzt - der Rat der Romulaner ausgelöscht durch eine neue Waffe. Anführer der Rebellion ist niemand geringes als ein Klon von Jean Luc Picard - seines Zeichens Captain des Raumschiffes Enterprise. Dass Picard und sein Klon eine Beziehung aufbauen, ist ebenso vorausschaubar wie die Tatsache, dass der Klon natürlich ein Bösewicht ist. Um es vorwegzunehmen: Die Waffe wird zerstört, alle sind glücklich und fliegen nach Hause.

Enttäuscht bin ich vor allem aufgrund der nicht existenten Rückkehr zu den Wurzeln von Star Trek. Erwartet habe ich: Viele Rassen, einen mindestens 1,20 m langen pädagogischen Zeigefinger, Diplomatie und pseudo-philosophische Abhandlungen. DAS ist für mich Star Trek. Was ich gesehen habe, war eine einzige Ballerei mit wenig Dialogen, wenig Sinn und hohlen Handlungen.

Die Besetzung der Schauspieler war wie üblich die TNG Crew alias Patrick Stewart als Jean Luc Picard, Jonathan Frakes als Will Riker, Brent Spiner als Data, LeVar Burton als Gordi LaForge sowie Marina Sirtis als Diana Troi. Nicht zu vergessen Michael Dorn als Worf und Tom Hardy als Shinzon alias Böser Klon.
Was allerdings bei den Dreharbeiten schief gelaufen ist - darüber kann ich nur wildeste Spekulationen führen. Was ist mit der alten, eingespielten Enterprise Crew geschehen? Was ist mit den Darstellern passiert, die in "Der erste Kontakt" noch geglänzt haben und in "Der Aufstand" ihre Rollen ausgefüllt haben. Warum wirken Mimiken und Gestiken aufgesetzt und hohl? Warum Dialoge wie eine Pharse? Bei einer Crew, die zum Zeitpunkt des Drehs seit 15 Jahre zusammenarbeitet, ist das einfach absolut inakzeptabel. Wenn ich Star Trek sehen möchte, dann möchte ich ein eingespieltes Team haben. In "Nemesis" habe ich einige Charaktere nicht wieder erkannt. Diana Troi beispielsweise, sonst linke Hand des Captains und Schiffs(para)psychologin wirkt wie eine Schaufensterpuppe, der der Duracelhase aus Versehen in den Hintern implantiert wurde. Mehr Bewegung gibt es nicht. Was ist mit dem sonst - trotz seinem Dasein als Maschine - verschmitzen Auftreten von Data? Wo sind die Neckereien zwischen Will Riker und Worf? Wo ist der weise, gütige Captain Picard?
Von der schauspielerischen Leistung her ist "Nemesis" eine einzige Katastrophe.

Was ich vermisse sind die epischen Dialoge von der "guten Föderation", die alles tut, damit Frieden in der Galaxie Einzug hält - stattdessen erwartet mich ein - zugegebenermaßen technisch sehr hochwertiges - Geballer beider Seiten. Eine Actionszene jagt die nächste, so dass man sich nach Star Wars versetzt fühlt.

Natürlich ist - wie bei den meisten Star Trek Filmen - die Qualität der DVD selbst im technischen Bereich über jeden Zweifel erhaben. Der Sound ist sehr klar, Bässe kommen satt rüber. Die Bilder sind sehr kontrastreich und scharf, auf jeden Fall ansehnlich. Über den schwachen Film können aber auch die netten Features der DVD nicht hinwegtäuschen. Das Making of ist interessant und gut gemacht. Auch der Vortrag des Regisseurs über den Wandel in Star Trek ist interessant - aber total daneben. Eine Fotogalerie gibt es ebenfalls. Aber ehrlich gesagt tröstet mich das wenig, wenn ich vorher 112 Minuten Schrott sehen musste.

"Nemesis" ist mit Abstand der schlechteste Star Trek Film, den ich bislang gesehen habe (und ich habe alle zehn gesehen). Warum die Macher mit aller Gewalt versucht haben, möglichst viele Anspielungen (die danebengehen) in den Film zu packen, warum die Dialoge so unendlich schlecht sind, sich die Schauspieler offensichtlich nicht in ihren Rollen wohl fühlen bleibt schleierhaft. Wer eine Demonstration der Computertricktechnik aus dem Jahre 2002 sehen möchte - ohne durch Handlung gestört zu werden - ist bei "Nemesis" hingegen richtig. Ich bin maßlos enttäuscht und ärgere mich sehr über die zehn Euro, die ich in den Sand gesetzt habe.