Star Trek: Nemesis (VHS) Testbericht

Star-trek-nemesis-vhs-science-fiction-film
ab 19,82
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Erfahrungsbericht von mima007

Spannender Roman mit Making-of

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Captain Picard und seine Crew treffen im Reich der Romulaner auf die ultimative Bedrohung der Föderation, ja des Universums: Ein Picard-Klon, der die Macht übernommen hat, hat eine äußerst gefährliche Waffe entwickelt. Die Story ist eines der überzeugendsten und spannendsten Enterprise-Abenteuer der letzten Jahre - auch das letzte?

Die Autorin

Jeanne Dillard, die \"irgendwo in Südkalifornien\" lebt (dreimal darf man raten, wo genau), ist eine der frühesten und produktivsten Star-Trek-Autorinnen.

Inhalte
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Teil 1: Einführung des Drehbuchautors

John Logan erzählt hier, wie er dazu kam, das Drehbuch für das neueste Abenteuer des Raumschiffs \"Enterprise\" zu schreiben. Er traf den Produzenten und die wichtigsten Darsteller. Logan wollte ein Abenteuer um die bis dato vernachlässigten Romulaner und die völlig unbekannten Remaner schreiben. Interessant ist, dass es DATA-Darsteller Brent Spiner selbst war, der die Idee aufbrachte, Commander Data sterben zu lassen. Erstaunlich, dass Logan 16 Entwürfe schrieb. Und dass die Endfassung dann noch einmal x-mal umgeschrieben und v.a. gekürzt werden musste, weil sie sonst zu teuer gekommen wäre oder den Film zu lang gemacht hätte.

Teil 2: Der Roman

Der Roman selbst ist nur rund 200 Seiten lang. Diese Kürze hätte einen Preis von 8,95 Euro sicher nicht gerechtfertigt. Daher also das ganze Beiwerk.

Im Reich der Romulaner hat ein Umsturz stattgefunden. Der alte Prätor und Herrscher, Hiren, wurde ermordet, während das Kommando der Sternenflotte zu einem neuen Prätor überlief, einem Emporkömmling namens Shinzon. Shinzon war einst ein Sklave in den Dilithiumminen des romulanischen Schwesterplanten Remus: ein Remaner, der stets auf der Nachtseite seiner Welt leben musste. Und doch sieht Shinzon aus wie ein Mensch - ein bestimmter Mensch...

In Alaska feierten Riker und Troi gerade ihre Vermählung und freuten sich auf ihre Flitterwochen beim Segeln, als Captain Picard darum gebeten wird, in der romulanischen Randzone auszukundschaften, was bei den Romulanern passiert ist. Er nimmt Riker & Troi mit. Auf dem Weg dorthin stößt er auf einem abgelegenen Wüstenplaneten auf eine Kopie von Commander Data, den Androiden B-4.

In der Freizone stößt er auf ein riesiges Kriegsschiff der Remaner namens \"Scimitar\" (Krummsäbel). Bei der ersten Begegnung mit Prätor Shinzon und seinem remanischen Vizekönig ist Picard schockiert, einen Klon seiner selbst vorzufinden. Im Verlaufe der Begegnung werden Shinzons größenwahnsinnige Absichten bekannt: Er will die Föderation vernichten und seine Thalaronwaffe ist dazu in der Lage, das bekannte Universum zu zerstören.

Unterdessen wir Deanna Troi, Rikers frischgebackene Gattin, Opfer einer mentalen Vergewaltigung durch den telepathisch begabten Vizekönig. Wenig später aktiviert sich der Androide B-4 und leitet Informationen über die Raumschiffe der Föderation an die Remaner weiter. Allmählich wird die Lage für Picard & Co. brenzlig.

Doch Shinzon will mehr als die \"Enterprise\" und die Föderation. Er muss buchstäblich Picards Blut haben.

Teil 3: The Making of \"Star Trek Nemesis\" von Michael Klastorin

Diesen Teil sollte man erst nach dem Ansehen des Films lesen. Er enthält zahlreiche Hintergrundinformationen. Michael Klastorin ist der offizielle Produktionspublizist für den Film gewesen und sein Job war es, darüber Bericht zu erstatten. Sein Bericht ist ca. 26 Seiten lang, inklusive mehrerer Schwarzweißfotos von den Dreharbeiten, die Picard, Data und andere Figuren zeigen. Wir dürften Klastorin wieder beim Making-of auf der DVD begegnen.

Fototeil

In der Mitte des Buches befinden sich mehrere Hochglanzseiten, auf denen elf Vierfarbfotos mit Filmszenen abgedruckt sind. Diese zeigen: Picard, Shinzon, Data, Worf, LaForge, den Remaner-Vizekönig, das Brautpaar Troi & Riker sowie Dr. Crusher - teils allein, teils in Gruppen.

Mein Eindruck
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\"Nemesis\" fängt ganz harmlos an und steigert sich allmählich zu einem langen, furiosen Showdown. Dieses Finale nimmt praktisch das ganze letzte Dirttel ein und bietet spannende Action vom Feinsten. Als Action-Abenteuer ist also \"Nemesis\" endlich mal wieder ein Star-Trek-Buch, bei dem der Actionfreund voll auf seine Kosten kommt.

Doch John Logan hat der Geschichte mehrere weitere Schichten eingebaut. Das Thema des Klonens, das Picard ebenso betrifft wie Data, und der sich daraus ergebenden Fragen von Schicksal versus Willensfreiheit (Muss Picard so werden wie Shinzon bzw. ist er schuld an dessen Verhalten?) sind spannend, aktuell und werden zufriedenstellend beantwortet.

Außerdem thematisiert Logans Story eine Vergewaltigung, die nicht körperlich stattfindet, aber ebenso verheerende Folgen hat, als wäre jemand körperlich in Troi eingedrungen. Denn als sie mit ihrem Mann im Bett liegt, ist es nicht sein Gesicht, das sie erblickt...

Ausgerechnet von Troi hängt aber ein wichtiger Aspekt der Rettung der \"Enterprise\" und somit des Unoversum der Menschen ab. Wie aber kann Picard von einer Vergewaltigten mit seiner Befehlsgewalt verlangen, sich erneut ihrem Vergewaltiger auszusetzen?

Auch Worf muss über seinen Schatten springen. Seine Eltern wurden bekanntlich von Romulanern ermordet. Als Klingone hegt er lebenslangen Hass gegen diese Rasse und müsste eigentlich jeden Romulaner töten. Nun ja: Im Lazarett bleibt ihm nichts anderes übrig, als zwischen der heilung durch eine Romulanerin und dem Tod zu wählen.

Auch waffenmäßig steht diesmal für die \"Enterprise\" alles auf Messers Schneide. Shinzon kennt die Mentalität Picards und kommt jeder von dessen offensichtlichen Verteidigungsmaßnahmen zuvor. Schon bald ist die \"Enterprise\" zerschossen und wehrlos. Das Einzige, was noch hilft, ist also ein Schachzug, den Shinzon nicht voraussehen kann, weil er für Picard widernatürlich ist.

Unterm Strich
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Es ist im letzten Drittel schier ein Ding der Unmöglichkeit, das Buch aus der Hand zu legen. Denn die Spannung steigt ins Unermessliche, und die Ereignisse in den zahlreichen Kämpfen überschlagen sich. Auch die philosophisch-psychologische Seite findet immer noch eine gewisse Berücksichtigung.

Das Buch ist für jeden Zwölfjährigen verständlich geschrieben. Es tauchen kaum Fremdwörter auf, aber dafür jede Menge Star-Trek-Vokabeln (auch neue wie etwa \"Thalaron\"). Die Autorin hält sich auch auffällig mit tiefergehenden psychologischen Beschreibungen zurück. Nicht auszudenken, wie sie damit in Teufels Küche kommen könnte! Also hält sie sich strikt ans Drehbuch. (Hintergründe dazu liefert ihre Danksagung an Drehbuchautor John Logan und andere.)

Das Beiwerk mit den zwei Berichten und den zahlreichen Fotos machen diesen band zu etwas besonderem. Solange die DVD nicht auf dem Markt ist, erfahren Star-Trek-Fans hier Grundlegendes über die Filmentstehung. Bis dahin handelt es sich also um ein Buch, das ernsthafte Trekkies nicht links liegen lassen können.

Michael Matzer (c) 2003ff

Info: Star Trek Nemesis, 2002; Heyne 2003, München; Nr. 06/5777; 264 Seiten, EU 8,95, aus dem US-Englischen übersetzt von Andreas Brandhorst; ISBN 3-453-86832-3

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