Erfahrungsbericht von Seneca_X1
"Data Loss Error"!
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Woran erkennt man einen StarTrek-Fan? Klopft er sich spontan mit der rechten Hand an die Brust, wenn das Telefon klingelt? Vermutet er sofort Subraumstörungen oder einen Ausfall der metaphasischen Plasmaflusskompensatoren beim Verlust der Handyverbindung? Feiert er jedes Jahr am 13.07. den Geburtstag von Patrick Stewart? Möglicherweise...aber vielleicht sieht er sich auch nur pflichtbewusst den zehnten Kinofilm mit dem endzeitmässig klingenden Titel „Nemesis“ an. Sollte er dies tun und echter Hardcore-Fan sein, dürfte er mit einem kräftigen Stirnrunzeln, wenn nicht sogar enttäuscht das Kino verlassen. Warum? Nun, ich übe mich jetzt mal in einer Filmkritik...
Ganz im Sinne von Gene Roddenberrys Idee, den „Wagontrek to the Stars“ im Stile einer Westernstory aufzuziehen, sehen wir uns bei „Nemesis“ unvermittelt in eine sehr klassische gut-gegen-böse-Geschichte versetzt. Die Handlung kurz zusammengefasst: der romulanische Rat wird durch eine neue Waffe vernichtet und die Regierung dank eines Putsch durch den auf Remus aufgewachsenen menschlichen Klon Shinzon ersetzt. Dieser Shinzon war einst als Geheimwaffe der Romulaner gegen die Föderation gedacht – als Klon unseres allseits beliebten Jean-Luc P. aus F. sollte er die Sternenflotte unterwandern und verraten. Dieser Plan wurde von den Romulanern allerdings fallengelassen und Shinzon nach Remus deportiert, wo er in den Dilithiumminen dieses unfreundlichen Planeten aufwuchs und einen gesunden Hass sowohl gegen Romulus wie auch gegen die Erde entwickelt hat.
Mit Hilfe der erstmals gezeigten Remanern gelingt ihm der Putsch – gleichzeitig war er offensichtlich in der Lage, sich ein nettes grosses Kampfschiff zu basteln, das den etwas unpassenden terranischen Namen „Scimitar“ trägt und von Picard armselig synchronisiert als „Raubvogel“ bezeichnet wird. Mit Hilfe der Scimitar und der neuen Thaleron-Waffe – einem neuenglisch als „cascading biogenic pulse“ bezeichnetem und ziemlich tödlichem Effekt – will er gegen die Menschheit in den Krieg ziehen. Logischerweise ist die Enterprise das einzige in Abfangreichweite befindliche Schiff – wie immer also. In diesem Fall ist sie gerade auf der Reise nach Betazed, wo die Hochzeit von Deanna Troi und Will Riker (endlich) gefeiert werden soll. Zwischendurch wird noch ein Abstecher zu einem etwas abseits liegenden Planeten unternommen, wo die Einzelteile eines Androiden, der Data zum Verwechseln ähnlich ist, aufgesammelt und später leichtsinnigerweise zusammengebaut werden.
Die Handlung wird zum Ende des Films hin immer actionlastiger und endet schliesslich in einem heftigen Showdown zwischen der Enterprise und der Scimitar. Dabei werden alle Register der Spezialeffektabteilung gezogen – Hut ab dafür!
ABER: einige „Kleinigkeiten“ stören mich dennoch: die Handlung ist vorhersehbar und ziemlich weit hergeholt. Das gut-vs.-böse-Klischee ist primitiv umgesetzt und nicht wirklich überzeugend, denn der Feind wirkt nicht böse genug, um eine ernsthafte Gefährdung darzustellen. Sein Ende ist wahrscheinlich und tritt dann auch ein – von seinem genetischen Defekt gezeichnet, wird er von Picard persönlich gepfählt.
Neben der Handlung stören mich als Fan aber in erster Linie die vielen Fehler, die offensichtlich nicht nur mir aufgefallen sind und für diejenigen, die sich in der Materie nicht so gut auskennen vielleicht nebensächlich sind. Dennoch vermiesen sie mir den Film zu einem guten Teil, denn sie wären einfach zu vermeiden gewesen. Es beginnt mit der Hochzeit auf der Erde – was macht mein Lieblingsdepp Wesley Crusher dort, und wieso trägt er eine Starfleet-Uniform? Er hat die Akademie geschmissen und ist mit dem Reisenden aus der ersten TNG-Staffel in der siebten Staffel von dannen gezogen, um das Weltall zu erforschen. JEDER vom Filmteam hätte das wissen müssen.
Nächstes Beispiel: wieso hat die Enterprise E plötzlich 29 Decks? In „First Contact“ waren es noch 24 bis 26 (unterschiedliche Aussagen im Film). Hat jemand das Schiff inzwischen unterkellert?
Dann war da noch die einzig auf Effekthascherei ausgelegte Fahrt mit dem Wüstenbuggy? Wozu um Himmels Willen war das denn nötig? Erst einen auf Mad Max machen und am Ende James-Bond-mässig in das Shuttle springen, ohne dass das Gebiss rausfliegt? Wieso werden die Einzelteile des Androiden nicht einfach an Bord gebeamt, wenn sie sich doch so leicht orten lassen? Notfalls errichtet man ein Kraftfeld um die Transportplattform wie schon so oft gesehen. Wieso wird Lore nicht erwähnt, und warum werden Data´s Gedächtnisspeicher ohne weiteres auf den B-4 („before“) genannten Androiden überspielt? Schon mal was von Troja gehört?
Nachdem die Enterprise geentert worden ist, verfolgt Riker einen flüchtigen Remaner in eine Jeffries-Röhre, die so dermassen in den Gang platziert aussieht, dass ich meinen Augen nicht trauen wollte. Noch nie war in irgendeinem Gang an Bord eines Sternenflottenschiffs eine – noch dazu offene – Wartungsröhre so zu sehen.
Es gibt so viele Fehler in diesem Film, dass es ernsthaft nervt! Wieso sehe ich nach der Zerstörung der vorderen Brücke des Schiffs nur Weltraum, nicht aber den vorderen Teil der Enterprise, der zweifellos zu sehen sein müsste? Wieso trennen sich die kollidierten Schiffe, nachdem die Scimitar Rückwärtsschub gibt? Sie müsste die Enterprise mit sich schleppen!
Noch was zum Thema Antrieb? Ein romulanischer Warbird wird beschädigt und erleidet einen System- und Antriebsausfall. Wieso stoppt das Schiff? Aufgrund der allseits bekannten physikalischen Begebenheiten müsste es mit gleicher Geschwindigkeit weiterfliegen. Über die „Klangkulisse“ bei Aussenaufnahmen von Raumschlachten will ich mich jetzt mal gar nicht beschweren, da es wohl dramaturgisch nötig ist.
Kommen wir nun zum Ende des Films: Picard spiesst Shinzon mit einer netten Lanze auf, doch nachdem Shinzon sich diese immer weiter in den Körper rammt (was ich kaum glauben kann), ist nur die Spitze der Lanze blutgetränkt, als sie aus seinem Rücken hervorkommt. Wie geht das?
Bevor Ihr mir jetzt Schläge androht, weil ich so pingelig bin, komme ich lieber zum Schluss – na gut, einen noch: selbst nach über hundert Jahren Starfleet im Fernsehen gibt es keine Sicherheitsgurte auf der Brücke! (Hatte Hoshi das nicht bereits zu Jonathan Archer´s Lebzeiten gefordert? Ja, hat sie...). Wer noch mehr Fehler nachlesen möchte, kann dies unter anderem hier tun: http://www.moviemistakes.com/film.php?filmid=2793
Das liefert genug Stoff für die „Beckmesser“ unter uns – Insider wissen, wovon ich spreche. Im nächsten „Nitpicker´s Guide“ hätte „Nemesis“ ein langes Kapitel...
Die schauspielerischen Leistungen der Darsteller sind immer noch so solide wie „damals“ in der Serie, auch wenn sich einige Darsteller sichtbar verändert haben und inzwischen (wie Mr. Shatner alias Jim Kirk es seit dreissig Jahren tut) ihren Bauch einziehen. Deanna Troi sieht endlich so aus wie in den Interviews des Bonusmaterials auf der jeweils letzten DVD in den TNG-Boxen und Brent Spiner kann wirklich singen!
Ich habe im Laufe des letzten Jahres fast 700 Euro in die DVD-Boxen der sieben TNG-Seasons investiert und alle 178 Folgen (nochmal) angeschaut, aber ein Fazit bleibt mir nicht erspart: die Next Generation-Crew hat es hinter sich! Die Atmosphäre der Serie ist weg, die Aura der grossen Familie wird nur mühsam am Leben erhalten. Auch die längst überfällige Hochzeit von Troi und Riker hilft da nur wenig. Geordi´s und Riker´s falsche Synchronstimmen tragen darüberhinaus ihren Teil zur Entfremdung bei.
Meine Empfehlung (auch auf Grund der schlechten Einspielergebnisse) kann daher nur lauten, die Next Generation-Crew zu begraben und keine Fortsetzung zu drehen. Einen derartigen Megaflop möchte ich nicht mehr sehen!
Der Regisseur von „Nemesis“ hat unter anderem auch „Tomb Raider“ verbrochen. Das Gefühl beim Verlassen des Kinos war verblüffend ähnlich: viel Lärm um nichts – Zeit und Geld eher verschwendet als genossen, insgesamt ziemlich mittelmässig. Schade – und am Schluss ein „Data Loss Error“...das Hintertürchen haben sie sich offengehalten...
Ganz im Sinne von Gene Roddenberrys Idee, den „Wagontrek to the Stars“ im Stile einer Westernstory aufzuziehen, sehen wir uns bei „Nemesis“ unvermittelt in eine sehr klassische gut-gegen-böse-Geschichte versetzt. Die Handlung kurz zusammengefasst: der romulanische Rat wird durch eine neue Waffe vernichtet und die Regierung dank eines Putsch durch den auf Remus aufgewachsenen menschlichen Klon Shinzon ersetzt. Dieser Shinzon war einst als Geheimwaffe der Romulaner gegen die Föderation gedacht – als Klon unseres allseits beliebten Jean-Luc P. aus F. sollte er die Sternenflotte unterwandern und verraten. Dieser Plan wurde von den Romulanern allerdings fallengelassen und Shinzon nach Remus deportiert, wo er in den Dilithiumminen dieses unfreundlichen Planeten aufwuchs und einen gesunden Hass sowohl gegen Romulus wie auch gegen die Erde entwickelt hat.
Mit Hilfe der erstmals gezeigten Remanern gelingt ihm der Putsch – gleichzeitig war er offensichtlich in der Lage, sich ein nettes grosses Kampfschiff zu basteln, das den etwas unpassenden terranischen Namen „Scimitar“ trägt und von Picard armselig synchronisiert als „Raubvogel“ bezeichnet wird. Mit Hilfe der Scimitar und der neuen Thaleron-Waffe – einem neuenglisch als „cascading biogenic pulse“ bezeichnetem und ziemlich tödlichem Effekt – will er gegen die Menschheit in den Krieg ziehen. Logischerweise ist die Enterprise das einzige in Abfangreichweite befindliche Schiff – wie immer also. In diesem Fall ist sie gerade auf der Reise nach Betazed, wo die Hochzeit von Deanna Troi und Will Riker (endlich) gefeiert werden soll. Zwischendurch wird noch ein Abstecher zu einem etwas abseits liegenden Planeten unternommen, wo die Einzelteile eines Androiden, der Data zum Verwechseln ähnlich ist, aufgesammelt und später leichtsinnigerweise zusammengebaut werden.
Die Handlung wird zum Ende des Films hin immer actionlastiger und endet schliesslich in einem heftigen Showdown zwischen der Enterprise und der Scimitar. Dabei werden alle Register der Spezialeffektabteilung gezogen – Hut ab dafür!
ABER: einige „Kleinigkeiten“ stören mich dennoch: die Handlung ist vorhersehbar und ziemlich weit hergeholt. Das gut-vs.-böse-Klischee ist primitiv umgesetzt und nicht wirklich überzeugend, denn der Feind wirkt nicht böse genug, um eine ernsthafte Gefährdung darzustellen. Sein Ende ist wahrscheinlich und tritt dann auch ein – von seinem genetischen Defekt gezeichnet, wird er von Picard persönlich gepfählt.
Neben der Handlung stören mich als Fan aber in erster Linie die vielen Fehler, die offensichtlich nicht nur mir aufgefallen sind und für diejenigen, die sich in der Materie nicht so gut auskennen vielleicht nebensächlich sind. Dennoch vermiesen sie mir den Film zu einem guten Teil, denn sie wären einfach zu vermeiden gewesen. Es beginnt mit der Hochzeit auf der Erde – was macht mein Lieblingsdepp Wesley Crusher dort, und wieso trägt er eine Starfleet-Uniform? Er hat die Akademie geschmissen und ist mit dem Reisenden aus der ersten TNG-Staffel in der siebten Staffel von dannen gezogen, um das Weltall zu erforschen. JEDER vom Filmteam hätte das wissen müssen.
Nächstes Beispiel: wieso hat die Enterprise E plötzlich 29 Decks? In „First Contact“ waren es noch 24 bis 26 (unterschiedliche Aussagen im Film). Hat jemand das Schiff inzwischen unterkellert?
Dann war da noch die einzig auf Effekthascherei ausgelegte Fahrt mit dem Wüstenbuggy? Wozu um Himmels Willen war das denn nötig? Erst einen auf Mad Max machen und am Ende James-Bond-mässig in das Shuttle springen, ohne dass das Gebiss rausfliegt? Wieso werden die Einzelteile des Androiden nicht einfach an Bord gebeamt, wenn sie sich doch so leicht orten lassen? Notfalls errichtet man ein Kraftfeld um die Transportplattform wie schon so oft gesehen. Wieso wird Lore nicht erwähnt, und warum werden Data´s Gedächtnisspeicher ohne weiteres auf den B-4 („before“) genannten Androiden überspielt? Schon mal was von Troja gehört?
Nachdem die Enterprise geentert worden ist, verfolgt Riker einen flüchtigen Remaner in eine Jeffries-Röhre, die so dermassen in den Gang platziert aussieht, dass ich meinen Augen nicht trauen wollte. Noch nie war in irgendeinem Gang an Bord eines Sternenflottenschiffs eine – noch dazu offene – Wartungsröhre so zu sehen.
Es gibt so viele Fehler in diesem Film, dass es ernsthaft nervt! Wieso sehe ich nach der Zerstörung der vorderen Brücke des Schiffs nur Weltraum, nicht aber den vorderen Teil der Enterprise, der zweifellos zu sehen sein müsste? Wieso trennen sich die kollidierten Schiffe, nachdem die Scimitar Rückwärtsschub gibt? Sie müsste die Enterprise mit sich schleppen!
Noch was zum Thema Antrieb? Ein romulanischer Warbird wird beschädigt und erleidet einen System- und Antriebsausfall. Wieso stoppt das Schiff? Aufgrund der allseits bekannten physikalischen Begebenheiten müsste es mit gleicher Geschwindigkeit weiterfliegen. Über die „Klangkulisse“ bei Aussenaufnahmen von Raumschlachten will ich mich jetzt mal gar nicht beschweren, da es wohl dramaturgisch nötig ist.
Kommen wir nun zum Ende des Films: Picard spiesst Shinzon mit einer netten Lanze auf, doch nachdem Shinzon sich diese immer weiter in den Körper rammt (was ich kaum glauben kann), ist nur die Spitze der Lanze blutgetränkt, als sie aus seinem Rücken hervorkommt. Wie geht das?
Bevor Ihr mir jetzt Schläge androht, weil ich so pingelig bin, komme ich lieber zum Schluss – na gut, einen noch: selbst nach über hundert Jahren Starfleet im Fernsehen gibt es keine Sicherheitsgurte auf der Brücke! (Hatte Hoshi das nicht bereits zu Jonathan Archer´s Lebzeiten gefordert? Ja, hat sie...). Wer noch mehr Fehler nachlesen möchte, kann dies unter anderem hier tun: http://www.moviemistakes.com/film.php?filmid=2793
Das liefert genug Stoff für die „Beckmesser“ unter uns – Insider wissen, wovon ich spreche. Im nächsten „Nitpicker´s Guide“ hätte „Nemesis“ ein langes Kapitel...
Die schauspielerischen Leistungen der Darsteller sind immer noch so solide wie „damals“ in der Serie, auch wenn sich einige Darsteller sichtbar verändert haben und inzwischen (wie Mr. Shatner alias Jim Kirk es seit dreissig Jahren tut) ihren Bauch einziehen. Deanna Troi sieht endlich so aus wie in den Interviews des Bonusmaterials auf der jeweils letzten DVD in den TNG-Boxen und Brent Spiner kann wirklich singen!
Ich habe im Laufe des letzten Jahres fast 700 Euro in die DVD-Boxen der sieben TNG-Seasons investiert und alle 178 Folgen (nochmal) angeschaut, aber ein Fazit bleibt mir nicht erspart: die Next Generation-Crew hat es hinter sich! Die Atmosphäre der Serie ist weg, die Aura der grossen Familie wird nur mühsam am Leben erhalten. Auch die längst überfällige Hochzeit von Troi und Riker hilft da nur wenig. Geordi´s und Riker´s falsche Synchronstimmen tragen darüberhinaus ihren Teil zur Entfremdung bei.
Meine Empfehlung (auch auf Grund der schlechten Einspielergebnisse) kann daher nur lauten, die Next Generation-Crew zu begraben und keine Fortsetzung zu drehen. Einen derartigen Megaflop möchte ich nicht mehr sehen!
Der Regisseur von „Nemesis“ hat unter anderem auch „Tomb Raider“ verbrochen. Das Gefühl beim Verlassen des Kinos war verblüffend ähnlich: viel Lärm um nichts – Zeit und Geld eher verschwendet als genossen, insgesamt ziemlich mittelmässig. Schade – und am Schluss ein „Data Loss Error“...das Hintertürchen haben sie sich offengehalten...
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