Star Trek: Nemesis (VHS) Testbericht

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ab 19,82
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Erfahrungsbericht von Terminator-II

das (schwache) Ende der Next Generation (...?)

Pro:

gute Actionszenen sehr düstere Atmosphäre

Kontra:

noch ein echter Star Trek? Unwürdiger Abgang für die "Next Generation"

Empfehlung:

Ja

Schon Monate vor der Deutschlandpremiere von Star Trek X - Nemesis gab es überall verräterische Postings und Infos über den Inhalt des Films. Diese habe ich mir so gut es ging verkniffen, schließlich wollte ich mir die Spannung nicht schon vorher vermiesen lassen. Einige für Fans beunruhigende Gerüchte waren dennoch durchgesickert, so z.B. daß einige der Crewmitglieder sterben würden oder das es der letzte Star Trek Kinofilm mit der "Next Generation" werden würde. Bisher hatte ich mich auf jeden neuen Star Trek Movie tierisch gefreut, aber mit diesen Gerüchten im Hinterkopf, mischte sich diesmal eine große Portion Angespanntheit und ein Tick Unruhe und Besorgnis in meine Freude hinein. Der Film begann und bald würde sich herausstellen, ob an diesen Gerüchten etwas dran war oder nicht...


■ STAR TREK NEMESIS

Unmittelbar nach der Hochzeit von Commander Will Riker und Counselor Deanna Troi müssen Captain Picard und die Enterprise-Crew plötzlich auf eine unerwartete diplomatische Mission zum Planeten Romulus aufbrechen. Die Romulaner, langjährige Feinde der Föderation, haben den Wunsch geäußert Verhandlungen zu beginnen, die die jahrzehntelange Feindschaft zwischen Menschen und Romulanern beenden und somit endlich den langersehnten Frieden in der Galaxie herstellen könnten. Bei ihrer Ankunft auf Romulus wird die Enterprise-Crew anstelle von Friedensverhandlungen mit einem bisher unbekannten und übermächtigen romulanischen Warbird konfrontiert, und Picard trifft auf einen Mann, der den gefährlichsten Gegner seines Lebens darstellt - er selbst als dreißig Jahre jüngerer Klon namens Shizon.

Shizon wurde von den Romulanern herangezüchtet, um Picard eines Tages zu ersetzen und ihnen damit zu einem Spion auf höchster Föderationsebene zu verhelfen. Dieses Vorhaben wurde jedoch verworfen. Nun ist Shizon ein Mensch, zerfressen von jahrelanger Ungerechtigkeit und Schmerz, der nur noch ein Motiv hat: Rache und die totale Vernichtung der Menschheit. Picard durchschaut schnell, das Shizon keinen Frieden im Sinn hat. Der Enterprise gelingt es zu entkommen, es gilt nun, so schnell wie möglich auf Föderationsgebiet zurückzukehren und die eigenen Reihen zu warnen. Doch Shizon verfolgt die Enterprise mit seinem gigantischen Warbird, dessen neue, unbekannte Geheimwaffe zur völligen Zerstörung der Erde führen könnte. Es kommt zu einem langen und erbitterten Showdown zwischen der Enterprise und Shizons Warbird in den Tiefen des Alls...


■ MEINE KRITIK ALS FAN

Zuallererst, das wird jetzt etwas ausführlicher. Ich bin euch nicht böse, wenn ihr es als "Nicht-Trekkie" überspringt - Ich erwarte bestimmt nicht, daß -jeder- mit Star Trek etwas anfangen kann. Aber Fans bitte ich, es zu lesen und mir euere Meinung dazu als Kommentar oder ins Gästebuch zu schreiben, diese wäre mir wichtig und würde mich sehr interessieren. Es ist viel Text, aber ich will das unbedingt loswerden. Wer den Film noch nicht kennt, sollte das folgende ebenfalls nicht lesen, es wird viel darüber verraten!

Obwohl ich mir wünschte, daß dieser Tag nie kommen würde, tritt die "Next Generation" nun, 16 Jahre nach ihrem Debüt, im aktuellen Kinofilm zu ihrem wahrscheinlich letzten Abenteuer an. Eine sehr traurige Nachricht für alle Fans, natürlich auch eine für mich. Nach 16 Jahren TNG (für Laien: he ext eneration) sind mir Picard, Riker, Data, all die anderen Figuren wie auch "TNG" als ganzes sehr ans Herz gewachsen. Die "Next Generation" repräsentiert und vermittelt neben der ganzen Action und Science Fiction auch Werte, die bei mir im echten Leben ebenfalls sehr weit oben stehen: das streben nach Frieden, Freundschaft, Zusammenhalt, Ehrlichkeit und Vertrauen.

Rick Berman, langjähriger Producer von "the next Generation", schuf mit dem vorherigen Kinoteil "Insurrection" ein ruhigeres und nachdenklicheres Science Fiction-Abenteuer ganz nach alter Star Trek-Manier. Obwohl mir dieser persönlich gut gefiel, war er bei vielen Fans und auch an der Kinokasse scheinbar nur ein durchschnittlicher Erfolg. Oder wie sollte man Bermans Umdenken bei "Nemesis" sonst erklären? Diesmal wollte man den Fans wohl ein actionlastiges, spannendes Effektfeuerwerk abliefern. Diese Idee ist ja erstmal auch nicht sooo schlecht - wenn dabei die Idee, Werte und Hintergründe von "Star Trek" nicht vollkommen in den Hintergrund gerückt wären. Denn letztere sind das, was Star Trek schon immer ausgemachten. Ist es ein Science Ficion-Film? Ja. Ist es ein Action-Film? Ja. Aber ist es noch ein echter Star Trek? So leid es mir auch tut, nein.

Natürlich gefällt mir die Action total, und ich begrüße die auch mal in einem Star Trek Kinofilm. Aber viel von Gene Roddenberrys (der Vater von "Star Trek") Ideen und Idealen ist bei "Nemesis" leider nicht mehr übriggeblieben. Und auch die Figuren, die mir in der TV-Serie viel von Roddenberrys Werten vermitteln, sind bei "Nemesis" mehr oder weniger oberflächlich und hölzern geworden. Das war nicht die "Familie", wie ich sie gewohnt war. Dazu gibt es jede Menge Beispiele: Riker und Troi heiraten? "Schööön", dachte ich, darauf warteten alle Fans nun auch schon seit dem Serienstart 1987. Gerade diese Auftaktszene hätte man ausbauen und weitaus symphatischer gestalten können, zumal man seine "Familie" zuletzt vor immerhin vier Jahren auf der Leinwand sah. Aber bereits hier fiel einiges dem Schnitt zum Opfer. Nach Beendigung der Dreharbeiten war "Nemesis" über drei Stunden lang, von denen am Ende nur knappe zwei übrigblieben. Und so kommt es, wie es kommen mußte: ein Kuß, eine Umarmung, das war es im großen und ganzen. Diese frische Ehe spielt im weiteren Film keine allzu große Rolle mehr.

Guinan (Whoopie Goldberg) darf sogar einen ganzen Satz sprechen, während man Wesley Crushers einzigen kleinen Gastauftritt gleich ganz wegließ. Worf - war er nicht auf Deep Space 9 stationiert und zeichnete es sich nicht ab, daß er Botschafter werden würde? Kein Wort mehr davon, ohne Kommentar steht er nun wieder auf der Brücke der Enterprise, wobei seine Rolle und Handlung eigentlich auch keine Berge versetzen. Beverly Crusher, Geordi LaForge - meist ebenso verdammt zu Statisten oder zumindest nicht allzuviel zur Handlung beizutragend. Die Romulaner bleiben stets unwichtig, was ist los mit denen, hat diese mächtige Rasse keine eigene Meinung mehr? Erst folgen sie Shinzon, dann eher doch nicht mehr und schließlich sind sie auf Picards Seite. Ihre Vorgeschichte und stets eindeutige Richtung in Sachen "Menschheit", die man als Fan aus der TV-Serie kennt, spielt plötzlich gar keine Rolle mehr.

Die Reaktionen auf Datas Tod, das war zwar ziemlich bewegend, aber ihm vollkommen unwürdig. Etwas schweigen, Troi weint kurz, und das soll es gewesen sein? Wenn man jemanden verliert, der sich so lange Zeit mit seinem Leben für die anderen einsetzte? Ich glaubs ja nicht... ok, die Crew kann sich nicht vor Schmerz am Boden wälzen, das ist klar, aber eine würdige Abschiedszeremonie mit ein paar kurzen Worten von Picard oder Geordi, seinem besten Freund, wäre ja wohl das mindeste gewesen oder? Und am Ende, warum grinst Picard da vor sich hin, nur weil Datas Nachbau "B-4" Datas Lied von der Hochzeit her nachsingt? Schon klar, Datas Wesen und Daten hat er vor seinem Tod auf B-4 übertragen, aber wäre er am Ende wirklich wieder -der- selbe Data? Wohlwissend, das -der- einzig wahre, echte Data tot ist? Ich weiß nicht, Data ist schon lange keine einfache, beliebig ersetzbare Maschine mehr, er war doch schon fast menschlich. Überraschtheit oder ein wenig Trost für Picard, das wäre in dieser Szene vielleicht drin, aber grinsen? Dies nur mal als Beispiele zum Thema "oberflächlich", man könnte das sicher noch fortsetzen.

Shizons Invasionstruppe auf der Enterprise... wieviele Leute waren das? 8? 10? Oder sogar 15? Das war echt der Oberwitz schlechthin, es zu wagen, mit so wenigen Leuten auf ein Schiff mit über 1000 Mann Besatzung eindringen zu wollen. Einem normalen Kinogänger fällt das alles vielleicht weniger auf, insgesamt sind soviel Hölzernheit, Einfallslosigkeit und Handlungslücken aber als Fan nicht zu übersehen und schon gar nicht zu schlucken. Natürlich gibt es bei "Nemesis" auch positive Aspekte. Schon ganz am Anfang, als die Star Trek-Filmmusik losspielte, lief mir eine Gänsehaut den Rücken runter, ein äußerst freudiges Gefühl kam aus der Magengegend hochgestiegen und die Äuglein wurden etwas feucht... war ich da der einzige? ;o) Für einen echten TNG-Fan nach vier Jahren ohne seine "Familie" hoffentlich verständlich!

Die stolze Enterprise N.C.C.1701-E sieht so imposant wie eh und je aus und wurde stets hervorragend in Szene gesetzt. Was würde ich für einen kleinen Rundflug mit ihr geben! ;o) Der ganze Action-Part an sich, sowie die vielen Special Effects wurden beeindruckend und meist sehr spektakulär in Szene gesetzt, da gibt es auch nichts dran zu meckern. Und der Moment, in der Data die Worte "leben Sie wohl" spricht... da wußte ich, die Gerüchte waren keine mehr und mir kullerten leise die Tränen runter, ein Schluchzen konnte ich zwar zum Glück verhindern (ein paar andere waren nicht so begabt!), aber viel hätte nicht mehr gefehlt und wäre ich alleine gewesen, hätte ich sicher hemmungslos drauflosgeheult... im Ernst, so etwas schaffen bei mir nur die allerwenigsten Filme. Aber das war schrecklich, mir ist jetzt noch, als ob ich einen guten Bekannten verloren hätte... *heul* Danke, Data, Du bist doch der allerbeste! ;o)


■ FAZIT

Das neueste und vielleicht letzte Kinoabenteuer meiner geliebten "Next Generation" verließ ich so, wie ich hineinging: mit gemischten Gefühlen, nur jetzt zusätzlich auch noch etwas trauriger. Um mich schwirren viele Fragen - war das das Ende? Oder ein neuer Anfang? Kommt die "Next Generation" nun noch einmal? Wenn nein, welche Crew dann? Wird Paramounts Geldgier befriedigt, so daß sie einem 11. Star Trek überhaupt grünes Licht geben? Oder haben sie Roddenberrys geniale Idee von einst nun genug "ausgeschlachtet"? Ich weiß es leider nicht und die Ungewißheit in den nächsten Monaten oder gar Jahren wird sicher nervtötend... Momentan machen Slogans wie "Star Trek ist tot" die Runde. Dazu sage ich aber, das ist definitiv -nicht- so. Denn hinter Star Trek als ganzes steht etwas mehr als nur reine Science Fiction - es repräsentiert Gene Roddenberrys Vision von einer Zukunft, in der es kein Elend, keinen Hunger, keine Gier oder keine Kriege mehr unter der Menschheit gibt. Diese hat sich weiterentwickelt und strebt nun nach höheren und edleren Zielen - und so eine wünschenswerte und hoffnungsvolle Entwicklung der Menschheit kann unmöglich so einfach "tot" sein. Hierzu gibt es noch sehr viele Geschichten zu erzählen.

Das eigentliche Problem von Star Trek: langsam sollte Paramount merken, daß Rick Bermann vielleicht doch nicht mehr der Richtige ist, um das Unternehmen "Star Trek" zu leiten. Dessen seit Jahren unmotivierte Versuche, einst bewährte und erfolgreiche Konzepte immer wieder aufs neue zu vermischen und aufzuwärmen, ist typischer Berman-Style. Nur keine Risiken einzugehen, indem man sich auf neues Terrain wagt. Star Trek braucht dringend neue Leute, frische Ideen und interessante Geschichten, dann geht es damit auch wieder aufwärts. Das Nemesis-Drehbuch schrieb John Logan, ein (angeblich) großer Star Trek-Fan, der mit "Gladiator" einen Weltklassefilm ablieferte. Doch wenn Logan wirklich ein echter Fan ist, dann tut es mir leid, aber dann hat er die wahren Hintergründe von "Star Trek" absolut nicht verstanden. Ich wage diese "Logan-Fan"-Story zu bezweifeln, es sieht mir eher danach aus, daß man das als Promotion-Masche ins Spiel brachte, um Nemesis interessanter wirken zu lassen. Auch ein Weltklasse-Autor ist kein Garant für einen Spitzenfilm und liefert nur Durchschnitt ab, wenn er sich mit den Hintergründen eines Genres, in diesem Fall "Star Trek", scheinbar doch nicht so recht auskennt.

"Nemesis" ist ein Science Fiction-Film mit viel Action und durchschnittlicher Handlung. Alles in allem ist es kein schlechter Streifen. Aber die eigentlichen Werte von Star Trek gehen hier eigentlich völlig unter, deshalb ist es für mich auch kein echter Star Trek mehr. Und wenn dies wirklich der letzte Teil mit der "Next Generation" war, so ist er zudem auch noch ein mehr als unwürdiger Abgang für sie. Das sowas auch würdevoller gehen kann, hat bereits das letzte Abenteuer der "alten" Crew gezeigt. So hätte es für die Next Generation jedenfalls nicht enden dürfen. Es ist hart sowas als Fan zu schreiben, aber es ist leider die Wahrheit. Zuletzt bleibt nur zu hoffen, das die im Sommer 2003 erscheinende "Special Edition"-DVD von Nemesis viele Extraszenen enthält, um so die Handlung nachträglich doch noch ein wenig aufzuwerten.

CU,
Termie
©02.2003


■ STAR TREK X - NEMESIS (USA 2001)
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13.12.2002 - US-Uraufführung
16.01.2003 - Deutsche Erstauführung
Laufzeit: 117 Minuten

Produzent: Rick Berman
Ausführender Produzent: Marty Hornstein
Regie: Stuart Baird
Drehbuch: John Logan
Story: John Logan, Rick Berman, Brent Spiner
Kamera: Jeffrey L. Kimball
Musik: Jerry Goldsmith
Special-Effects: Digital Domain

Darsteller:
Captain Jean-Luc Picard - Patrick Stewart
Commander William Riker - Jonathan Frakes
Commander Data - Brent Spiner
Lt. Commander Geordi LaForge - LeVar Burton
Lt. Commander Worf - Michael Dorn
Dr. Beverly Crusher - Gates McFadden
Counselor Deanna Troi - Marina Sirtis
Shinzon - Tom Hardy
Viceroy - Ron Perlman

Gastauftritte:
Guinan - Whoopie Goldberg
Adm. Kathryn Janeway - Kate Mulgrew
Wesley Crusher - Wil Weathon

Drehkosten: 60 Millionen US$
Einspielergebnisse (USA 1. Wochenende): $ 18.5 Millionen
Einspielergebnisse (USA insgesamt): ca. $ 45.0 Millionen
Einspielergebnisse (weltweit): ca. $ 70.0 Millionen

42 Bewertungen, 2 Kommentare

  • absinth_girl

    07.04.2006, 19:24 Uhr von absinth_girl
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr schöner bericht!

  • swissflyer

    18.03.2006, 14:34 Uhr von swissflyer
    Bewertung: sehr hilfreich

    ==------== <br/>--=S H=-- <br/>==------== <br/> <br/>Liebe Grüsse, Patrik ;-)