Tatsächlich ... Liebe (VHS) Testbericht

Wenn man schon den ganzen Nachmittag und Abend lang Leute ins Kino lässt und Popcorn fabriziert, kann man sich den Film doch zumindest in der Spätvorstellung auch selbst noch anschauen. So dachte ich mir gestern abend und suchte mir doch ganz spontan einen Platz im Film Tatsächlich...Liebe ohne so recht zu wissen, auf was ich mich da eigentlich einließ. Dann jedoch wurde ich positiv überrascht, denn der Film erwies sich als einer der schönsten, die ich in letzter Zeit gesehen habe, und das obwohl ich mir für Liebesfilme nur in den seltensten Fällen erwärmen kann.

Handlung:

Ein breites Ensemble der britischen Schauspielelite hat sich für diesen Film zusammengefunden, um in vielen kleinen Episoden die Höhen und Tiefen, das Glück und das Unglück des Liebeslebens verschiedenster Personen aus London zu zeigen, die sich zwar alle irgendwie kennen oder verwandt sind, aber doch jeweils ihre eigenen Bekanntschaften und Erfahrungen machen.

• Da gibt es zum Beispiel den glücklosen Schriftsteller (Colin Firth), der in Südfrankreich über seine gescheiterte Beziehung hinwegkommen will und dort in der portugiesischen Haushaltshilfe, die weder englisch noch französisch spricht, seine große Liebe findet.
  
• Hugh Grant mimt den frisch gebackenen Prime Minister Englands, der sich sofort Hals über Kopf in eine seiner Angestellten (Martine McCatcheon) verliebt.
  
• Die spätestens seit Fluch der Karibik hinreichend bekannte Keira Knightley spielt die vergebene Ehefrau, die die abweisende Haltung des besten Freund ihres Mannes völlig falsch versteht.
  
• Da wäre der Witwer (Liam Neeson), der nicht nur versucht über seine Frau hinweg zu kommen, sondern auch eine Beziehung zu seinem Stiefsohn aufzubauen, der seinerseits in ein Mädchen aus seiner Schule unsterblich verliebt ist.
  
• Oder der Abteilungschef (Alan Rickman), der in Versuchung geführt wird, mit einer seiner Angestellten (Heike Makatsch) in einen zweiten Frühling zu entfliehen und seine langjährige Ehefrau zu betrügen.
  
• Oder auch das Pärchen, das sich beim Pornodreh kennenlernt, um dann festzustellen wie schön es ist, wenn man sich auch einfach gut unterhalten kann.
  
• Nicht zuletzt wäre da auch der verschrobene alternde Rockstar (Bill Nighty), der ein spätes Comeback feiern will und im Endeffekt feststellt, wie viel ihm eigentlich sein Manager bedeutet.
  
• Und die junge Frau, die ihre große Liebe verliert, um für ihren geistig behinderte Bruder da zu sein.
  
• Oder auch der junge Mann, der hofft in der neuen Welt sein Liebesglück zu finden.
  

All das wird wunderbar passend in die Weihnachtszeit gepackt.

Meinung:
Manchen mag der Film an einigen Stellen kitschig wirken, dabei unrealistisch oder übertrieben. Allerdings kann ich diese Meinung nicht teilen und das, obwohl ich wirklich nur sehr selten für Liebesfilme zu erwärmen bin - nämlich nur dann, wenn sie leichtfüßig und humorvoll daher kommen. Und wann ist ein solcher Film schon 100%ig realistisch? Derartige Filme sollten das gar nicht sein!
Tatsächlich...Liebe glänzt mit brillanten, witzigen Dialogen, die mir besonders bei der Story Schriftsteller-Portugiesin auffielen, die ja auch ein besonders witzig-romantisches Ende findet.
Daneben gibt es einige augenzwinkernde Seitenhiebe auf die momentane politische Situation und auf den Popstars-Wahn.
Das brillante Schauspieler-Ensemble gibt dem Film noch das letzte Extra. Hugh Grant wirkt so trottelig, putzig und natürlich, dass es mal wieder einfach nur Spaß macht ihm zuzusehen. Auch die Szenen mit Liam Neeson und seinem kleinen Film-Stiefsohn sind wirklich liebenswert und tragikomisch. Bill Nighty als alternder Popstar, der genau das sagt, was er denkt, hat mir besonders gut gefallen.
Überhaupt sind einfach alle Darsteller unheimlich symphatisch und liebenswert und auch die schauspielerischen Leistungen sind durchweg klasse.
Ein wenig Kitsch gehört zu solchen Filmen einfach dazu, sicher ist nicht jede der Geschichten so vorstellbar, aber ein Kino ist nunmal dazu da einen ein wenig träumen zu lassen und nach diesem Film fühlt man sich wirklich richtig glücklich!
Die einzige Episode, für die ich mich nicht erwärmen konnte, war der britische Looser, der hofft in den USA williges Frischfleisch zu finden und dem dies auch noch gelingt. Einen etwas lehrreicheren Ausgang dieses Handlungsstranges hätte ich mir gewünscht, denn dieser Charakter erinnerte mich vom Typ und Verhalten her eher an Stiffler aus American Pie, der einem nach einer Weile mit seinem ewigen Sex als einziges Thema einfach nur auf die Nerven geht. Zum Glück hat er aber nicht allzu viele Szenen.

Fazit:

Wer Filme wie Schlaflos in Seattle mag oder einfach eine erfrischende Komödie über das schönste Thema der Welt anschauen möchte, dem sei Tatsächlich...Liebe wärmstens ans Herz gelegt. Ich fand ihn einfach toll!