Tattoo (DVD) Testbericht

Ich bin eigentlich kein Fan deutscher Kinofilme und ziehe die Franzosen eindeutig vor. Aber immer wieder taucht ein Film auf, der mich eines Besseren belehrt, wie eben Tattoo.


@@@ STORY @@@

Eine nackte Frau läuft blutüberströmt durch die abendlichen Straßen. Konfus rennt sie vor einen Bus und verbrennt bei dem Unfall.

Zur gleichen Zeit werden Polizeiabsolventen geehrt und zum Dienst befördert. Einer von ihnen, Marc Schrader (August Diehl) wird von Kommissar Minks (Christian Redl) zum Dienst in seiner Abteilung und als Teampartner überredet. Überredet heißt, dass er bei Schrader leichte Drogen entdeckte und ihn sanft unter Druck setzt.

Der Neuling und der alte Hase verstehen sich auf Dauer aber gut. Die verbrannte Leiche der Toten wird ihr erster gemeinsamer Fall, aber Kinks sucht auch seine Tochter Marie, die von zu Hause abgehauen ist, nachdem seine Frau starb.

Bald stellen beide fest, dass die Tote eine sehr große Tätowierung auf dem Rücken gehabt haben muss, die ihr schlichtweg abgezogen wurde, bevor sie starb. Verschiedene Spuren führen zu Sammlern von Tattoos, die sich gerne damit herausreden, dass die Menschen, deren Häute sie sammeln und teils für 6-stellige Summen ersteigern, eines natürlichen Todes starben.

Ein fanatischer Sammler aber scheint, wie ein Briefmarkenjäger nach der Blauen Mauritius, alle zwölf Kunstwerke eines Tätowierers sein eigen nennen zu wollen. Für die Summen, die anonym im Internet geboten werden, scheint es sich zu lohnen, zum Mörder zu werden...


@@@ MEDIUM @@@

Die DVD war in der Ausgabe 4/2006 der TV Movie als Beiwerk günstig für 3,30 Euro zu erhalten.

Die Qualität, Ton und Bild, ist einwandfrei. Der Film wird in Bildformat 2,35:1 angeboten, Ton DD 2.0. Er dauert 104 Minuten und hat eine FSK ab 16 Jahre.

Der deutsche Film aus dem Jahr 2001 wurde von dem Regisseur Robert Schwentke realisiert. Es war sein Filmdebüt.



@@@ EINDRÜCKE @@@

Wer Das Schweigen der Lämmer mit Jodie Foster und Anthony Hopkins kennt, wird sich schnell durch Tattoo an diesen Film erinnert fühlen. Denn dieser Film ist ganz in diesem Stil gehalten und entsprechend düster.

Besonders die schauspielerischen Leistungen müssen hervorgehoben werden. Nicht nur August Diehl und Christian Redl überzeugen, sonder auch die weiteren Darsteller in den Nebenrollen.

Es gibt keine extremen Effekte oder Action. Der Film ist kühl inszeniert und auch farblich über 104 Minuten so gestimmt. Alles spricht auch für die Realisierung: Kamera, Beleuchtung, Schnitt und die Regie.

Vor allem ist die Spannung, die sich bis ans Ende hält, einfach brillant, auch wenn der Schluß ein wenig sonderbar ist und mich an einen französischen Film Noir erinnert.

Im Grunde ist bedauernswert, dass solch ein Film – weil es ein deutscher Film ist – nie die Resonanz international finden wird, als wenn es ein US-Streifen wäre. Verdient hätte er es, denn Tattoo ist unglaublich spannend und eben perfekt inszeniert.

Vielleicht ist es zusätzlich ein Tipp an den Leser, auf die Programmzeitung TV Movie zu achten. Alle 14 Tage liegt ihr in der etwas teureren Variante ein Spielfilm bei, und die Auswahl der Redaktion ist sehr beachtlich. Es sind keinesfalls Billigfilme, im Gegenteil, die Neuverfilmung von Planet der Affen oder Tomb Raider waren auch schon Beiwerk.

Mit Tattoo jedenfalls wurde erneut in der TV Movie ein brillanter Film offeriert, der sich nicht vor Filmen made in USA verstecken muss. Sehr sehenswert.

JL