Tattoo (DVD) Testbericht

Tattoo-dvd-thriller
ab 9,42
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Erfahrungsbericht von winterspiegel

Mit Haut und Haaren

Pro:

August Diehl, relativ spannend und gut ausgestattet für eine deutsche Produktion

Kontra:

DVD Extras, zu viel bei den \"Großen\" abgeschaut

Empfehlung:

Ja

Meist wurde ich ja von den einheimischen Machwerken im Bereich von Thriller und Krimi mehr oder weniger enttäuscht. Doch die vorliegende Silberscheibe wollte ich dann doch etwas genauer unter die Lupe nehmen. Nicht zuletzt wegen dem Jungtalent August Diehl, der mir seit seinem Debüt „23 - Nichts ist so wie es scheint“ in einer Filmlandschaft der Gleichförmigkeit sehr positiv aufgefallen ist.



Filmhandlung



Marc Schrader frischgebackener Polizeischüler weiß nicht so recht wohin ihn seine weitere berufliche Laufbahn einmal bringen soll. Er hängt abends in verruchten Absteigen herum, und kommt auch mit Drogengeschäften in Berührung. Eines Tages wird er vom Fahnder Hauptkommissar Minks - ein Veteran und alter Haudegen – bei diesen Aktivitäten erwischt. Am anderen Tag nötigt Minks den straffällig gewordenen Polizeischulabsolventen dazu, seiner Spezialeinsatztruppe beizutreten. Anderenfalls wäre nämlich die Karriere von Schrader schon beendet, bevor sie richtig angefangen hat. Minks ist schon seit einiger Zeit an einem besonders unheimlichen Kriminalfall dran. Es geht um Tätowierungen die in gewissen Sammlerkreisen einen hohen Wert haben, und deshalb einfach von der Haut der Opfer geschnitten werden, um sie danach an den Meistbietenden zu verhökern.

Das letzte Opfer, eine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Frau, führt die Beamten schließlich auf die Spur des Täters. Doch der nimmt Reißaus als Minks und Schrader in seine Wohnung eindringen, in der sie eine weitere übel zugerichtete Frauenleiche vorfinden, der man ein Tattoo von der Haut geschnitten hat.
Schrader verfolgt den Täter und es gelingt ihm letzten Endes dann auch den Verbrecher in die Enge zu treiben. Doch dann macht der Flüchtige etwas, womit der Polizist niemals gerechnet hat. Er begeht auf besonders kaltschnäuzige Art Selbstmord. Dies wird wiederum von Schraders Vorgesetzten versucht ihm in die Schuhe zu schieben.
Nichtsdestotrotz arbeiten die Fahnder weiter verbissen an dem Fall weiter. Sie knüpfen über das Internet Kontakte zu einem Händlernetz, das Tätowierungen quasi als Kunstwerke vermarktet. Teilweise werden sogar unglaublich horrende Summen für den Körperschmuck bezahlt.

Doch als Minks dem ominösen Hautsammler der hinter allem steckt zu nahe kommt, bekommt der eine Warnung zugeschickt, die ihn das allerschlimmste befürchten lässt…



Kritik


Der Streifen fängt mit einem wahren Knalleffekt an - wenn auch fast schon ein wenig übertrieben – wenn das erste Opfer des geheimnisvollen Tattoo-Liebhabers leinwandwirksam gegrillt wird.
Danach sucht sich der Film unter kräftiger Zuhilfenahme von berühmten Vorbildern wie etwa Finchers „Sieben“, oder „Das Schweigen der Lämmer“ seinen Weg, um den Zuschauer mit einer sehr düsteren Atmosphäre bei Laune zu halten
Das merkt man dieser Produktion auch in vielen Szenen an, und die wirkt daher manchmal auch leider wie eine – zwar nicht unbedingt schlechte – aber dennoch halt wie eine Kopie der genannten Filme. Die besten Momente hat der Thriller deutscher Machart deswegen auch, wenn er sich wieder seiner Linie zuwendet und sich auf die eigenen Stärken besinnt die er ohne Zweifel besitzt.

Da fällt mir gleich als erstes zum Beispiel die surreal wirkende Verfolgungsjagd ein, als der Polizeischüler den kaltblütigen Mörder versucht zu stellen. Hier gelang es den Machern absolut packende- und auch nicht unbedingt voraussehbare Handlungsstränge einfließen zu lassen. Leider werden die mitunter dann wieder durch weniger logische, und (was wohl das schlimmere übel ist) dahinplätschernde Passagen gestört, die mich leider wieder unwillkürlich an einen aufgemotzten „Tatort-Krimi“ denken ließen, wie er sonntäglich in der Glotze läuft. Was natürlich kein wirkliches Wunder ist, hat doch der Regisseur Robert Schwentke, der sich für diese Inszenierung verantwortlich zeigt, sich mit dieser Serie seine ersten Sporen verdienen können.

August Diehl als Polizei-Rookie war erwartungsgemäß jede Minute seines Auftrittes wert. Im Zusammenspiel mit Christian Redl (Solo für Klarinette) der den alternden Kommissaren auch sehr gut darstellte, ergibt sich eine wirklich sehenswerte Konstellation dieses Gespannes, das hinter das Geheimnis der Hautjäger kommen will. Auch die undurchsichtige Fame Fatal (Nadeshda Brennicke) ist sicher ein absoluter Hingucker, wenn auch dem erfahrenen Krimi-Fan schon schwant, in welche Richtung hin er sie einzuordnen hat.



DVD/Extras


„Tattoo“ gibt es als relativ teure SE mit einer zweiten Bonusscheibe, auf der außer einem Audiokommentar noch viele weitere Features betrachtet werden können. Mein Bericht bezieht sich allerdings auf die abgespeckte Version, die es schon für knappe 10 Euro käuflich zu erwerben gibt.
Beim Bild und Ton wurden allerdings Gott sei Dank keine Abstriche gemacht. Und so kommt der Film bei dem man den Farbanteil teils kräftig reduziert hat, und eine dazu passende Klangkulisse beisteuerte, auch recht passend düster über den Bildschirm geflimmert.

Erwähnenswert bleibt nur noch das kaum 20 Minuten lange Making of, das aber wenigstens einen kleinen Einblick in die Dreharbeiten vermittelt. Auch Interviewclips von den Machern und Schauspielern sind eine, alles in allem kurzweilige Angelegenheit.
Danach gibt es nur noch einige Kinotrailer.



Filmdaten

Laufzeit: ca. 104 Minuten

Bildformat: 2,35:1 (16:9)

Tonformat: Deutsch / Dolby Digital 5.1

Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte



Fazit


Für mich hat es sich allein schon gelohnt den Streifen anzuschauen, um eines der wenigen wirklichen deutschen Jungtalente wieder mal agieren zu sehen. Denn auch wenn die Rolle nun wirklich nichts neues hergibt, und der Plot in ähnlicher Form schon zig mal auf der Leinwand zu sehen war, ist es meiner Meinung schon faszinierend zu beobachten wie August Diehl mit nur sparsamer Mimik ein Maximum an Ausdruckskraft und damit Leinwandpräsenz herausholt.
Doch auch so ist der Film durchaus sehenswert, auch wenn das Drehbuch an vielen Stellen wohl einfach zu durchschaubar war. Das störte mich vor allem beim weniger überzeugenden Finale. Doch da wirkliche Perlen vom Schlage eines „Sieben“ ganz sicher nicht einfach auf den Bäumen wachsen, kann ich diesen Triller zumindest für zwischendurch einmal getrost weiterempfehlen.

(c) winterspiegel für Ciao & Yopi

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