Teuflisch (DVD) Testbericht

Wie man dem dritten Teil von "Die Mumie" entnehmen kann, hat sich Brendan Fraser heutzutage leider ein wenig abgenutzt. Damals, um die Jahrtausendwende, da sah die Welt noch anders aus. Der sympathische Darsteller mit der Teddybärenausstrahlung hatte einen regelrechten Run und wurde in einer ganzen Reihe mehr oder weniger erfolgreicher Komödien gecastet. "Teuflisch" ist hierzulande allerdings nie so bekannt geworden, wie seine Vettern, dabei zeigt Fraser grade hier seine schauspielerische Vielseitigkeit ganz besonders deutlich. Wenn dann noch Ex-Geisterjäger-Mastermind Harold "Dr. Egon Spengler" Ramis Konzept, Drehbuch und Regie übernimmt, kann im Prinzip schon nicht mehr viel schief gehen, oder?

Zur Story
Computer-Nerd Elliot Richardson wandelt nicht grade auf der Sonnenseite des Lebens. Freunde hat er keine und die Kollegen in der Firma, in welcher er an der technischen Hotline arbeitet, schneiden ihn mit schöner Regelmäßigkeit, wenn er privaten Kontakt zu ihnen sucht. Zudem ist Elliot arg verknallt in Alison Gardner aus einer anderen Abteilung des Unternehmens - angesprochen hat er sie bislang noch nie, dazu fehlt dem schüchternen Looser der Mumm. Als er es angestachelt von seinen "lieben Kollegen" in einer Szene-Kneipe dann doch versucht, handelt er sich natürlich eine Abfuhr mit Pauken und Trompeten ein. An dieser Stelle kommt Elliot in Berührung mit dem Teufel. In Gestalt eines verführerischen Vamps macht er ...äh.... sie ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann: Sieben Wünsche für den Preis - logo, was auch sonst? - seiner Seele.

Nach Regelung der Formalitäten und selbstverständlich ohne das Kleingedruckte des telefonbuchdicken Agreements zu lesen, ist der Deal perfekt. Ab jetzt muss ein Wunsch mit "Ich wünsche mir..." beginnen und am Besten präzise definiert werden - der Teufel erfüllt diesen nämlich sehr buchstabengetreu. Erwartungsgemäß in seinem eigenen Sinne und mit dem Hintergedanken, dass er möglichst schief gehen soll. Großzügig wie der Fürst .. pardon... die Fürstin der Finsternis nun einmal ist, bekommt der derart überrumpelte und immer noch skeptische Elliot quasi als Service-Leistung einen Notfall-Pager in die Flossen gedrückt. Falls ein Wunsch nicht nach seinem Geschmack läuft, muss er lediglich stilgerecht die "666" wählen und er landet wieder im Hier und Jetzt. Nach Erfüllung des letzten Wunsches ist Elliots Seele dann endgültig futsch, so der perfide Plan Luzifers. Auch klar.

In der Folge versucht Elliot mit seinen Wünschen die Umstände und sich selbst so zu verbiegen, dass er und seine Angebetete glücklich zusammenkommen. Aber egal in welche Parallel-Realität er dabei gerät, am Ende lauert stets das vorprogrammierte Fiasko aus dem er nur mittels des Pagers entkommen kann. Der Teufel steckt sprichwörtlich im Detail - und zwar in jedem. Doch auch wenn es den Anschein hat als wäre Elliot ein weltfremder Volltrottel (Der O-Titel: "Bedazzled" bedeutet sinngemäß "verblendet"), so setzt langsam aber sicher mit jedem vergeigten Wunsch ein fortschreitender Lernprozess bei ihm ein. Er wird immer vorsichtiger und bedachter. Kann man das Beezlegirl wirklich auf irgendeine Art drankriegen und reichen die sieben Versuche aus, um es schlussendlich richtig zu machen? Schon Goethes Faust hatte ähnliche Probleme und entkam nur mit göttlichem Beistand ganz knapp dem Fegefeuer.

Eindrücke
Wiewohl das Strickmuster weder neu noch sonderlich originell daherkommt, hat Harold Ramis bei der Umsetzung dieser Faustschen Parabel dennoch ein glückliches Händchen bewiesen. Das spiegelt sich allein in der Wahl des Hauptdarstellers wider, dem man dank seiner zuvor gespielten Klamauk-Rollen - man denke da an "George, der aus dem Dschungel kam" oder "Steinzeit Junior" - eine solche Bandbreite grundverschiedener Figuren zunächst einmal nicht zugetraut hätte. Selbstverständlich ist auch "Teuflisch" eine recht typische Endneunziger-Komödie, doch die süffisante und unterhaltsame Machart mit ihren dezent gestreuten, gesellschaftskritischen Untertönen weiß eher zu gefallen, als so manch andere der damals epidemiegleich auf den Markt geworfenen Humor-und-Holzhammer-Produktionen aus dieser Ära.

Die exzellente Arbeit des Maskenbildners sowie der Trickabteilung unterstützt Brendan Fraser bei seiner schwierigen Aufgabe sechs auch optisch ganz unterschiedliche Charaktere zu spielen. Nur sechs? Der aufmerksame Leser stellt fest: Es sind doch sieben Wünsche, welche ihm der Teufel in Gestalt des Unterwäschemodels Liz Hurley gewährt. Richtig gezählt. Allerdings hat Ramis’ treffliches Fingerspitzengefühl ihn eine komplette Figur wieder raus schneiden lassen. Dennoch muss der Zuschauer nicht völlig darauf verzichten, jene entfallene "Rockstar"-Sequenz befindet sich in voller Länge auf der Bonus-DVD. Er tat gut daran sie zu entfernen, sie ist erstklassig gespielt, aber zu langatmig und bringt die Story nicht wirklich voran. Die endgültige Fassung ist hingegen gradlinig, straff und langweilt nicht.

Doch nicht nur Hauptcharakter Elliot macht eine Metamorphose durch, auch Luzifer wechselt nach jedem Wunsch das Outfit, wobei hier augenzwinkernd immer auf sexuelle Männerphantasien angespielt wird. Liz Hurley mal als Vamp, knapp bekleidete Politesse, Schlampe, Schulmädchen, strenge Anwältin oder braves Engelchen - Die Frau ist durchaus wandelbar, wirkt aber gegenüber Fraser schauspielerisch vergleichsweise blass. Elliots Arbeitskollegen und natürlich seine Angebetete sind in den Parallelrealitäten ebenfalls stets mit von der Partie. Von denen dürfte Orlando Jones (an der Seite von David Duchovny in "Evolution") manchem ein Begriff sein, der Rest des Casts ist in Europa dagegen eher unbekannt, schlägt sich tapfer, bleibt aber irgendwie nicht dauerhaft im Gedächtnis. Gleiches gilt für den unauffälligen Score von David Newman.

DVD und Bonusmaterial
Sinn und Zweck einer Special Edition ist es natürlich, sich von der Standard-Variante abzuheben. Sei es durch eine ungeschnittene/alternative Fassung, besseres Bild, Ton oder sonstwas. Hier ist es das Sonstwas, nämlich das reichhaltige Bonusmaterial. Disk 1 beinhaltet den optisch und klanglich auf klassennieveau befindlichen Hauptfilm, wie er auch im Kino lief - allerdings lassen sich wahlweise zwei Audiokommentare dazu einblenden. Auf Disk 2 bekommt der Zuschauer hingegen typische Background-Kost serviert, die gelegentlich ein wenig in Richtung Promotion tendiert, allerdings aber auch nicht wenige interessante Informationen rund um den Dreh und zuguterletzt die, fast schon obligatorischen, geschnittene Szenen. Unter anderem die bereits erwähnte Sequenz mit Elliot als Rock-Star in kompletter Länge.

Fazit_
Leichte, auf Goethes Faust basierende Komödie mit einem glänzend aufgelegten Brendan Fraser in der Hauptrolle. Harold Ramis beweist, dass er es auch 16 Jahre nach dem grandiosen "Ghostbusters" immer noch drauf hat. Auch wenn "Teuflisch" ein wenig zahmer und bei weitem nicht so schräg daherkommt, so sorgt das amüsante Spiel mit alternativen Realitäten und entsprechenden Verwicklungen für anderthalb Stunden entspanntes, (fast) unverkopftes Popcorn-Kino. Das überraschende Ende der Geschichte verstärkt den positiven Eindruck weiter. Die SE-Doublette ist mit ordentlichem Bonusmaterial gesegnet, sodass man gerne dazu greifen mag, wenn man darauf wert legt. Die Doppel-DVD liegt preislich im Bereich um die 15 Euro, was angesichts des guten Gesamteindrucks auch durchaus angemessen erscheint.


Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "Bedazzled"
USA 2000
Genre: Komödie
DVD 2008, Kinowelt
Version: 2 DVD Special Edition, FSK 12
EAN: 4006680044774
Laufzeit: ca. 95 Min.
Bildformat: 16:9 Widescreen (2,35:1)
Soundformat: DD 5.1 (Deutsch und Englisch)
Bonus: 2 Audiokommentare, diverses Behind the Scenes und Making Of Material

Produktion: Trevor Albert, Harold Ramis
Drehbuch: Larry Gelbart, Harold Ramis, Peter Tolan
Musik: David Newman
Kamera: Bill Pope
Regie: Harold Ramis

Darsteller u.a.: Brendan Fraser (Elliot Richardson), Elizabeth Hurley (Teufel/in), Frances O'Connor (Alison Gardner), Orlando Jones (Dan, Esteban, Strandlümmel 1, afrikanischer Professor, schwarzer Sportreporter), Paul Adelstein (Bob, Roberto, Strandlümmel 2, weißer Sportreporter, Lincolns Assistent), Toby Huss (Jerry, Alejandro, Strandlümmel 3, Sport-Interviewer, Lance)