The Gathering (VHS) Testbericht

In der fiktiven englischen Kleinstadt Ashby Wake nahe Glastonbury findet man Reste einer Kirsche, die im wahrsten Sinne des Wortes verschütt' gegangen ist: Aus irgendeinem Grunde hat man den Sakralbau aus dem ersten Jahrhundert nach Christo unter einem Erdwall begraben.


Dass man dem Bau auf die Spur kommt, ist auch nur einem unglücklichen Zufall zu verdanken: Ein amerikanisches Touristenpärchen, das eigens zum Foilk Festival von Glastonbury angereist ist, tut einen falschen Schritt, wird förmlich vom Erdboden verschluckt und verstirbt alsbald an den Folgen des tiefen Falls in unterirdische Gewölbe. Ihrer Landsmännin Cassie Grant (Christina Ricci) ergeht es da schon besser. Die wird zwar erst einmal über den Haufen gefahren und erleidet eine Gehirnerschütterung, lernt aber immerhin auf diese Weise das Ehepaar Kirkman nebst Nachwuchs kennen - und da Frau Kirkman (Kerry Fox) höchstselbst am Steuer saß, fühlt man sich Cassie verpflichtet und lädt die junge Amerikanerin dazu ein, nach der flott vollzogenen Entlassung aus dem Krankenhaus so lange Quartier bei den Kirkmans zu beziehen, wie es ihr gefällt.

Ein Angebot, das Cassie nur allzu gern annimmt, denn zum einen ist das Quartier ziemlich hochherrschaftlich, da die Kirkmans vor gar nicht allzu langer Zeit eine hübsche Immobilie im Grünen erstanden haben. Zum anderen leidet Cassie an den Folgen einer leichten Gehirnerschütterung: Leider kann sich die junge Frau nicht einmal daran erinnern, was sie überhaupt nach England verschlagen hat. Der behandelnde Arzt versichert Cassie zwar, der Gedächtnisschwund sei ebenso wenig ungewöhnlich wie die Halluzuinationen, die sie seit ihrem Unfall plagen. Trotzdem ist Cassie alles andere als beruhigt, zumal es da noch eine Reihe von ziemlich unfreundlichen Dörflern gibt, deren finstere Blicke ihr auf Schritt und Tritt zu folgen scheinen.

Nächtens taucht dann noch ein schwarzer Hund auf, der sich ausgerechnet vor Cassies Schlafzimmer postiert und dort ausdauerndes Gebell anstimmt. Und wem's noch nicht aufgefallen sein sollte: Das hier ist die Stelle einer jeden Schauerfilm-Rezension, an der unweigerlich die Rede von seltsamen Ereignissen ist, die sich häufen.

Cassies Nerven liegen blank und blanker, auch ihr neuer Vertrauter, den sie in dem jungen Dorfwirt Dan Blakely (Ioan Gruffudd) findet, ist nicht das, was er zu sein scheint, und ständig blitzen vor Cassies Augen Bilder von Menschen auf, die grässliche Unfälle erlitten zu haben scheinen. Derweil rätselt die Kurie munter über den begrabenen Kirchenbau, bis der Bischof (Robert Hardy) ein Machtwort spricht: Ganz ohne Grund wird man das Bauwerk schon nicht eingebuddelt haben, und deshalb dürfte es das Beste sein, aus den Ausgrabungs- kurzerhand Eingrabungsarbeiten zu machen. Der örtliche Pfarrer ist wenig angetan, denn immerhin hat gemeinsam mit dem Altertumsexperten Kirkman (ja, genau der) schon so einiges herausgefunden: Erbaut wurde die Kirche von keinem Geringeren als Josef von Arimathäa (siehe hierzu auch: Neues Testament). Mit anderen Worten: die seltsame steinerne Figurengruppe, die man im Inneren des Kirchengebäudes gefunden hat, hat jemand in Auftrag gegeben, der selbst Augenzeuge der Kreuzigung des Heilands war. Und was mag es zu bedeuten haben, dass der Pfarrer bei seinen Recherchen in altem Filmmaterial und Gemälden alter Meister immer wieder auf Gesichter stößt, die auffällig denen ähneln, die der unbekannte Steinmetz geschaffen hat ...

Weht einen da nicht geradezu der Eishauch der Geschichte an ... ?

Sollte man meinen, aber leider kommt "The Gathering" während seiner gesamten Laufzeit von 92 Minuten nie übers Mittelmaß hinaus. Der Film wirkt durchaus ambitioniert, bleibt aber leider arg konventionell - was umso bedauerlicher ist, als dass Hauptdarstellerin Christina Ricci ebenso überzeugt wie die stimmungsvolle Musik von Anne Dudley und die gute Kameraarbeit von Martin Fuhrer. Ein weiterer Pluspunkt: Regisseur Brian Gilbert ("Nicht ohne meine Tochter") verzichtet weitgehend auf billige Schockeffekte; die wenigen Gewaltdarstellungen, die im Film vorkommen, stellt er ganz in den Dienst der Geschichte. An der aber hapert's leider gewaltig: "The Gathering" will immer ein bisschen mehr, als er dann wirklich erreicht. Unterm Strich bleibt der Eindruck einer etwas faden Melange, für die man Elemente Richard Donners sehenswerten übernatürlichen Thriller "Das Omen" mit M. Night Shyamalans stilbildendem Schauerfilm "The Sixth Sense" zusammengerührt hat.

Wirklich schlecht ist das Ergebnis nicht, denn die Grundidee (die hier nicht verraten werden soll) ist durchaus interessant - allein, die Umsetzung ist nicht wirklich gelungen.

Derzeit ist der Film, als Beikleber der Zeitschrift "SFT" erhältlich. Für die 3,30 Euro, die das Magazin nebst Beigabe kostet, erhält der geneigte Käufer einen zweiten Film (den Kalter-Kriegs-Thriller "Das vierte Protokoll" mit Sir Michael Caine und Pierce Brosnan habe ich mir noch nicht angesehen) sowie ein PC-Spiel, bei dem, glaube ich, der Spieler in die Rolle eines Bahnstreckenbauers schlüpft. Angesichts der Tatsache, dass das TV-Programm am gestrigen Samstagabend mal wieder mit nichts Besserem aufzuwarten hatte, tut's mir um das Geld nicht leid.