The Gathering (VHS) Testbericht

The-gathering-vhs-horrorfilm
ab 9,86
Auf yopi.de gelistet seit 10/2004

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Erfahrungsbericht von mima007

Sanfter Horror mit Schockeffekten

Pro:

spannend, gruselige Effekte, doppelbödige Wirklichkeit, relativ überraschender Schluss; Interviews, Sound- und Bildqualität

Kontra:

Logikfehler; sehr bescheidenes Bonusmaterial

Empfehlung:

Ja

Unter einem grünen Feld wird in West-England eine verborgene, zugeschüttete Kirche der ersten Christen gefunden. Merkwürdig: Jesus am Kreuz wendet den Besuchern den Rücken zu, so dass er den Gesichtern in der Wand vor ihm zugewandt ist. Ein Rätsel ist auch das unvermittelte Auftauchen von Cassie Grant im nahen Städtchen Ashby Wake. Wenig später geht ein Mörder um, der sich für längst vergangenes Unrecht rächen will. Wie hängen diese drei Ereignisse zusammen?

Filminfos
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O-Titel: The Gathering (GB/USA 2002), DVD-Release: 16.03.2004
Länge: 92 Minuten
FSK: 16
Musik: Anne Dudley
Regisseur: Brian Gilbert ("Nicht ohne meine Tochter")
Drehbuch: Anthony Horowitz
Darsteller: Christina Ricci (Cassie Grant), Ioan Gruffud (Dan Blakeley), Stephen Dillane (Simon Kirkman), Kerry Fox (Marion Kirkman), Simon Russell Beale (Luke Fraser), Robert Hardy (Bischof), Harry Forrester (Michael), Jessica Mann (Emma), Peter McNamara (Frederick Argyle), Bridget Turner (Mrs. Groves), Madhav Sharma (Dr. Byworth) u. a

Handlung
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Beim ausgelassenen Glastonbury Festival in West-England stürzt ein junges Pärchen, das sich den Abend lustvoller vorgestellt hat, in eine verborgene Höhle und stirbt. Wenig später ist der Archäologe Prof. Simon Kirkman vor Ort, um zusammen mit Pfarrer Luke diese "Höhle" zu untersuchen. Was hat der Kirchenmann hier zu suchen? Es handelt sich um eine uralte Kirche aus dem 1. Jahrhundert nach Chr., wurde wahrscheinlich vom jüdischen Kaufmann Joseph von Arimathia erichtet, der auch in der Gralslegende eine wichtige Rolle spielt und Jesu Onkel war.

Die Szene im Innern der verborgenen Kirche befremdet Kirkman jedoch sehr: An den Wänden befinden sich lediglich Abbildungen von Gesichtern und alle schauen einen gekreuzigten Jesus an, der nicht in den Chor blickt, sondern in die Nische mit den Gesichtern. Wen stellen sie dar? Das ist das große Rätsel, und Kirkman sollte sich am besten beeilen, denn die Geister, die zu den Gesichtern gehören, sind bereits unterwegs in sein Städtchen Ashby Wake, denn sie erwarten dort ein bestimmtes Ereignis.

Unweit des Unglücksortes wandert die junge Frau Cassie (Ricci) Richtung Ashby Wake, als sie beim Überqueren der Straße von Prof. Kirkmans Frau Marion über den Haufen gefahren wird. Marion staunt nicht schlecht, als die junge Frau keine größeren Verletzungen aufweist - sie müsste eigentlich tot sein. Aber anscheinend kann sie sich an bestimmte Dinge nicht mehr einnern... Aus Mit- und Schuldgefühl lädt sie Cassie zu sich nach Hause ein, wo sich Cassie sowohl erholen als auch ein wenig um die zwei Kinder kümmern kann: Emma und Michael.

Cassie sieht Gespenster in der Nacht, und Michael sieht sie auch. Was verbindet die beiden? Michael ist nicht Marions Sohn, sondern der der ersten Mrs. Kirkman, die nach langer Krankheit starb. Seitdem trauert er um sie. Er ist wahrscheinlich der einzige, der weiß, was es mit Cassie auf sich hat. Unterdessen sieht Cassie immer mehr Leute, die sie anstarren und die wohl Geister sein müssen. Sie vertraut sich dem Housesitter Dan an, der sie tröstet.

Kirkman und Pfarrer Luke finden heraus, warum die uralte Kirche verborgen war: Sie wurde im 14. Jahrhundert zugeschüttet. Sie war eine Wallfahrtsstätte, doch die Leute kamen aus Lust und nicht, um Christus zu ehren - ein Frevel. Fast zur gleichen Zeit stößt Cassie im Haus eines Jägers auf die Wahrheit über das Haus der Kirklands: Es war früher ein kirchliches Kinderheim, bis es in den sechziger Jahren zu einem Missbrauchsskandal kam und das Heim geschlossen wurde. Der Jäger, Frederick Argyll, war eines der missbrauchten Kinder - nun beschließt er, sich an den Verantwortlichen, die nie vor Gericht gestellt wurden, zu rächen. Es kommt zu einer Serie von Anschlägen - echt gruselige Schockeffekte sind zu sehen.

Parallel dazu hat Pfarrer Luke die Wahrheit über die Gesichter in der Kirche herausgefunden: Es sind "Zuschauer", die durch alle Zeiten hindurch bei schrecklichen Ereignissen wie etwa der Ermordung JFKs auftauchen und auf Gemälden und Fotos zu sehen sind. Laut einer alten Quelle sind sie seit der Kreuzigung dazu verdammt, bei solchen Ereignissen zuzusehen, um ihrer Lust zu frönen.

Wieder mal ist offenbar die Zeit für ein "Gathering", eine Zusammenkunft, gekommen. Doch was wollen sie von Michael und Cassie? Und gehört der Jäger auch zu ihnen?

Die DVD
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Technische Infos

Bildformate: 16:9
Tonformate: DD 5.1
Sprachen: D, GB
Untertitel: D

Extras:

- Trailer
- Bio-/Filmografien zu Ricci, Gruffud und Gilbert
- Interviews mit Ricci, Gruffud, Horowitz, Gilbert und Produzent Marc Samuelson ("Arlington Road")
- Trailershow: Basic, Tattoo, Resident Evil, Killing me softly, Die purpurnen Flüse 1+2

Mein Eindruck
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Wie einen doch diese großen Kulleraugen und dieser knuddelige Körper täuschen können! Was dem kleinen Michaek Trost und Liebe spendet, ist auch für uns Balsam für die Seele. Und so legt uns Christina Ricci aufs Kreuz, ohne dass wir's merken oder überhaupt daran denken wollen.

Denn "The Gathering" ist einer jener Abkömmlinge von "The Sixth Sense" und - da sind die Meinungen geteilt - einer der besser gemachten. Der zentrale Clou des Films, den man erst recht spät oder erst am Schluss kapiert, ist ja die Umkehrung einer Wahr-nehmung, die wir die ganze Zeit für richtig gehalten haben. Bruce Willis haben wir die ganze Zeit für lebendig gehalten, doch leider ist er es keineswegs, und das wüssten wir auch, könnten wir mit den Augen von Haley Joel Osment sehen ("I can see dead people").

Doch wie kann ich über Cassie Grant, Riccis Figur, sprechen, ohne ihr Geheimnis zu verraten, das gerade für die Spannung im Film sorgt? Am besten gar nicht. Möge sich der intelligente Zuschauer einen Reim darauf machen, dass "The Gathering" funktioniert wie "The Sixth Sense". Und auch hier geht es wieder um Kinder und ihre bedrohte Zukunft. Wieder einmal rührt die Bedrohung von den Schatten der Vergangenheit her. Grund genug für ein weiteres "Gathering"?

HERE BE SPOILERS!

Doch warum ist der Jäger ausgerechnet hinter Michael her? Das wurde mir nicht klar. Vermutlich hab ich es übersehen. Und wie kommt es, dass Cassie beim Überfahrenwerden einen ordentlichen Rumms verursacht, aber sich schließlich als alles andere als körperliches Wesen herausstellt (uups, sorry!). Als Ausgleich ergibt nun ihre Liaison mit Dan, dem "Zuschauer", einen Sinn. Doch wenn die "Zuschauer" Geister sind, warum kann auch der Pfarrer sie schließlich sehen? Ist es der Akt des Starrens, des Zuschauens, der aus gewöhnlichen Menschen einen verdammten "Zuschauer" machen kann? Wenn das zutrifft, dann ist auch der kleine Michael eine Art "Zuschauer", denn er musste das lange Sterben seiner Mutter mitansehen. Nun verfügt er über die Gabe, "Zuschauer" sehen zu können, Leute wie Cassie. Warum ist Cassie überhaupt nach Ashby Wake gekommen? Sie wollte eine zweite Chance, um von ihrem Fluch erlöst zu werden. Das hat sie nun geschafft. Dafür musste sie den kleinen Michael vor dem Jäger retten.

SPOILERS END

Ein Menge Frage bleiben trotzdem offen, aber es ist müßig, sich mit ihrem Enträtseln zu befassen, weil die Erklärungen leicht wiederlegt werden könnten. Der Film ist da nicht besonders hilfreich, genauso wenig wie der Drehbuchautor. Er erklärt die Story nicht. Einen Audiokommentar gibt es nicht. Vielleicht muss es so sein, dass dieser Streifen ein paar letzte Geheimnisse für sich behält, um uns weiterhin zu faszinieren.

**Die DVD

Die Produzenten haben sich einen Audiokommentar und ein Making-of ebenso gespart wie eine Doku "Hinter den Kulissen". Die Interviews mit den zwei Hauptdarstellern, dem Regisseur, dem Drehbuchautor und eem Produzenten Samuelson geben nicht allzu viel her. Das übliche Schulterklopfen steht doch sehr im Vordergrund, nur der Drehbuchautor erzählt, was er sich eigentlich bei dieser Story gedacht hat (siehe oben). Offensichtlich verquickt er Supernatural Horror mit englischem Lokalkolorit. Umgesetzt wurde die Story mit englischen Schauspielern, die hierzulande (noch) kaum jemand kennt, weil sie fast alle nur im Brit-TV aufgetreten sind. Rühmliche Ausnahme: Christina Ricci. Mir ihr steht und fällt der Film und dessen Markterfolg.

Der Rest des "Bonusmaterials" besteht aus Werbung und braucht hier nicht weiter bewertet zu werden. Sound- und Bildqualität sind einwandfrei, da gibt es nichts daran auszusetzen. Auch düstere Kirchenräume sind gut zu erkennen. Surroundeffekte waren allerdings nicht festzustellen.

Unterm Strich
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Dem Film gebe ich 3,5 Sterne, der DVD allerdings nur 2,5, so dass eine Wertung von 3 aus 5 Sternen resultiert. Wer gepflegten Grusel à la "The Sixth Sense" sucht, könnte hier fündig werden, sollte sich aber wenig Hoffnung machen, alles restlos erklärt zu bekommen. Da erscheint Shyamalans Meisterwerk weitaus stringenter in seiner Logik.

"The Gathering" will faszinieren und schafft das in manchen Momenten, und manchmal kommt Actionspannung auf, aber nach dem überraschenden Schluss das war's dann auch schon. Es kein Film, den man beim erstenmal vollständig kapiert, man muss ihn zweimal sehen. Intelligenter Horror? Sowas soll's ja geben.

Mehr Info: Film-Website: http://www.thegathering-film.de

Michael Matzer (c) 2004ff

22 Bewertungen, 2 Kommentare

  • kleenerknuffi

    12.06.2004, 21:10 Uhr von kleenerknuffi
    Bewertung: sehr hilfreich

    eigentlich noch sehen. Werde ihn mir wohl irgendwann ,mal auf DVD ausleihen. Toller Bericht von Dir. Liebe Grüße Bine

  • anonym

    10.06.2004, 18:14 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hi Michael, ja, der Vergleich zu der Handlung ist sehr gut gelungen und im Grunde ja auch irgendwie eine Reziprokadaption ... Aber: Der Film ist zudem irgendwie überraschend, wenn auch eben nur ein Durchschnittsfilm, aber allein der Anblick von Chriss