Titanic (1997) (VHS) Testbericht

Titanic-1997-vhs-drama
ab 13,20
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Erfahrungsbericht von Gemeinwesen

Romeo und Julia zu Wasser

Pro:

toller, sorgfältig und handwerklich solide in Szene gesetzter Kintopp

Kontra:

nichts

Empfehlung:

Ja

„I’m the king of the world!“, hatte Regisseur James Cameron ausgerufen, als man ihm für seinen insgesamt mit elf Academy Awards ausgezeichneten Film “Titanic” unter anderem den begehrten Regie-Oscar verlieh. Kritiker haben ihm damals Überheblichkeit vorgeworfen, was mal wieder zeigt, dass Kritiker nicht unbedingt die aufmerksamsten Rezipienten sein müssen. Schließlich hatte Cameron nur eine der Hauptfiguren seines Films zitiert und vielleicht etwas zu selbstverständlich angenommen, dass mein sein Zitat so verstehen würde, wie es wohl auch die Figur meint: als Freudenruf, der wahrscheinlich auch „Heute ist mein Tag!“ hätte lauten können.

Ob diese Kritiker Cameron auch vorwerfen würden, dass der ein Drehbuch von sich mal in eine Reihe mit einem Drama von Shakespeare gestellt hat? Denn so hat Cameron den Twentieth Century Fox-Studios sein Drehbuch verkauft: als „’Romeo and Juliet’ on a boat.“ Auch da hat Cameron wahrscheinlich bei seinem Gegenüber ein bisschen was vorausgesetzt, und damals ist die Rechnung offensichtlich aufgegangen, denn natürlich vergleicht Cameron sich selbst nicht mir Shakespeare, sondern nutzt einfach eine der bekanntesten Chiffren der Weltliteratur, um die Handlung seines Films so griffig wie möglich auf den Punkt zu bringen. In der Langfassung heißt das soviel wie: Boy meets girl, beide verlieben sich ineinander, boy und girl müssen ihre Liebe vor den miteinander verfehdeten Eltern geheim halten. Dann fliegt die Sache auf, erschwerend kommt hinzu, dass girl längst anderem, aber leider ungeliebtem boy versprochen ist. Wie die Sache ausgeht, ist bekannt.

In der Tat behält Cameron dieses Grundmuster bei; die Variationen sind jedenfalls unwesentlicher als die Gemeinsamkeiten. Camerons Romeo heißt Jack Dawson (gespielt von Leonardo DiCaprio, dem kurz zuvor der Durchbruch als Romeo in Baz Luhrmans rasanter Film-Adaption des Stoffes gelungen war), seine Julia heißt Rose DeWitt Bukater. Rose (Kate Winslet) und deren Frau Mama (Frances Fisher) haben zusammen mit Roses Zukünftigem Caledon Hockley (Billy Zane) eine Passage auf der luxuriösen „Titanic“ gebucht – natürlich reist man ganz standesgemäß in der Luxussuite und mit standesgemäßer Entourage, zu der auch Hockleys Männchen für alles Spicer Lovejoy (David Warner) gehört. Habenichts Jack hat sich und einem weiteren Reisegefährten in letzter Minute eine Karte für die Überfahrt ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten erpokert und reist ebenfalls standesgemäß, was in diesem Falle soviel wie drittklassig heißt. Womit der Fall für einen Geldadeligen wie Hockley natürlich klar ist: Wer drittklassig reist, gehört nicht zu den Oberen Zehntausend, und wer nicht zur Haute Volé gehört, ist selbstredend auch nicht der richtige Umgang für ihn und die Seinen. Daran ändert sich auch nichts, nachdem Jack Cals Verlobter das Leben gerettet hat, und das sorgt natürlich für ordentlich Konfliktpotenzial, zumal Rose und Jack sich beim Gläschen auf die glückliche Rettung bereits vielsagende Blicke zuwerfen, um nach dem Diner klammheimlich auf dem Unterdeck das Tanzbein zu schwingen. Das bleibt Cal nicht lange verborgen, und der staucht seine Gattin in spe erst mal kräftig zusammen. Überhaupt handelt es sich bei der Verbindung keineswegs um die Vorstufe einer Liebesheirat: Roses Mutter ist sehr daran gelegen, dass die Tochter eine gute Partie macht, weil sonst die Zukunft der finanziell schwer angeschlagenen Familie auf dem Spiel steht. Mit anderen Worten: Wenn sich für Töchting kein zahlungskräftiger Mann angeln lässt, muss Muttern demnächst das Tafelsilber verkloppen – undenkbar!

Das Töchterlein hat aber leider seinen eigenen Kopf und würde lieber dem Ruf des Herzens als dem Lockruf des Goldes folgen. Es kommt, was kommen muss: Körper prallen aufeinander und schlagen Leck (nein, noch nicht der Eisberg – der kommt erst später). Auch das Techtelmechtel wird ziemlich schnell ruchbar; lange bevor die Lerche ruft, hört Cal bereits die Nachtigall trapsen, und jetzt beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen, da itzo auch der Eisberg seinen Auftritt hat. Den Rest des Films über lieben die Liebenden einander im Angesicht der Todesgefahr umso inniger, bevor die „Titanic“ dann endlich mit viel Ach und viel Krach auf den Meeresgrund sinken darf. Erzählt wird das Ganze übrigens in Form einer nahezu unterbrechungsfreien Rückblende, die uns von einer inzwischen sehr alten Rose präsentiert wird. Die ist, im Unterschied zu Shakespeares Julia, am Leben geblieben, was aus zwei Gründen erforderlich ist: Zum einen gäb’s ohne die alte Rose (Gloria Stuart) niemanden, der uns die Geschichte der unglücklichen Liebe von Jack und Rose erzählen könnte, und zum anderen hätte wahrscheinlich schon das Testpublikum der ersten „sneak preview“ gemeutert, wenn Cameron keinen der beiden am Leben gelassen hätte.

Dass „Titanic“ über die Leinwand geschippert ist und dabei elf Oscars eingestrichen hat, ist jetzt auch schon wieder fast zehn Jahre her, und seitdem hat sich nicht zuletzt im Bereich der digitalen Tricktechnik so einiges getan. Sowas prägt die Sehgewohnheiten, und deshalb wirkt die eine oder andere Szene in „Titanic“, die mich 1997 noch sehr beeindruckt hat, heute zwar immer noch toll auf mich, ist aber eben nicht mehr so unvergleichlich wie 1997. Trotzdem beißt die Maus für mich keinen Faden ab: „Titanic“ ist ganz großes Kino, und ich gönne Cameron jeden der Oscars, den sein Film auf sich versammelt hat. Die gönne ich ihm allein schon, weil er sein Projekt allen Unkenrufen zum Trotz und unter hohem persönlichen finanziellen Risiko umgesetzt hat: Cameron ist offensichtlich ein Überzeugungstäter, und das macht ihn mir sympathisch. Zum anderen bietet Cameron seinem Publikum einen Film, der durch Detailverliebtheit und eine unglaubliche Akkuratesse besticht: Cameron hat unermüdlich recherchiert, ist selbst zum Wrack des Schiffes hinabgetaucht, hat dabei atemberaubende Bilder eingefangen und hat an allen Ecken und Enden seines Films eine geradezu pedantische Sorgfalt walten lassen. Das Ergebnis: „Titanic“ (1997) ist die größte Schmonzette, die die Leinwand seit „Vom Winde verweht“ (1939) gesehen hat – und das meine ich durchaus als Lob. Man mag „Titanic“ vieles vorwerfen, aber sicherlich nicht, dass Auge und Ohr nicht vortrefflich bedient würden.

„Titanic“ ist eher Melodrama als Drama, und sicherlich eher etwas fürs Herz als für den Kopf – wer damit keine Probleme hat, dem bietet Camerons Film aber gute drei Stunden Unterhaltungskino im XXXL-Format. Anders gesagt: Ich glaube, Cameron ist einer der Regisseure, die ihr Handwerk und ihr Publikum ernst genug nehmen, um sich gar nicht mit der Verfertigung zweit- und drittklassiger Ware zu befassen. Wenn „Titanic“ Kitsch ist, dann ist es wenigstens erstklassiger Kitsch.


R e s ü m e e

Große Gefühle, große Bilder, großes Kino. Regisseur Cameron bietet solides, sorgfältig in Szene gesetztes Melodrama, das fabelhaft unterhält und Auge und Ohr aufs Beste bedient – man mag „Titanic“ kitschig finden, wird aber zugestehen müssen, dass „Titanic“ Kitsch der Premiumklasse ist.

31 Bewertungen, 13 Kommentare

  • hjid55

    03.01.2007, 02:09 Uhr von hjid55
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & lg Sarah

  • Django006

    27.03.2006, 19:36 Uhr von Django006
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & *lg* Alan :o))))

  • anonym

    27.03.2006, 18:26 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • topfmops

    27.03.2006, 16:12 Uhr von topfmops
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sorry, aber der Film ist überflüssig wie'n Kropf.

  • popipu

    27.03.2006, 15:42 Uhr von popipu
    Bewertung: sehr hilfreich

    PRIMA WEITER SO <br/>UND IMMER DRAN DENKEN <br/>GEGENLESEN WIRD BELOHNT! <br/>:-):-):-):-):-):-):-):-):-):-):-):-):-):-):-):-):-):-):-):-):-):-):-):-)

  • bigmama

    27.03.2006, 15:35 Uhr von bigmama
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, LG Anett

  • angeltearz82

    27.03.2006, 15:27 Uhr von angeltearz82
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh und liebe Grüße, Angel

  • crazygirl046

    27.03.2006, 15:27 Uhr von crazygirl046
    Bewertung: sehr hilfreich

    Einer meiner Lieblingsfilme. LG Jasmin

  • anonym

    27.03.2006, 15:17 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    ***sh & lg***Christina

  • Sayenna

    27.03.2006, 15:15 Uhr von Sayenna
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh.........:-) LG Ela

  • Sternenhimmel

    27.03.2006, 15:14 Uhr von Sternenhimmel
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich <br/>

  • anonym

    27.03.2006, 15:07 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Naja kann nur zu diesem Film sagen die beste Szene ist als der Bub verfriert ...sorry aber ich hasse diesen Film....aber ein guter Bericht..lg mieze

  • Mieze83

    27.03.2006, 15:01 Uhr von Mieze83
    Bewertung: sehr hilfreich

    freue mich über jede Lesung meiner Berichte ***lg***