Tricks (DVD) Testbericht

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Erfahrungsbericht von winterspiegel

Aufs Kreuz gelegt

Pro:

Die Schauspieler, Regie, subtiler Humor, detaillierte Erzählweise

Kontra:

Kommt etwas langsam in Fahrt

Empfehlung:

Ja

Seitdem er das wohl furchteinflößendste Weltraummonster erschuf, dass je durch das Weltall tapste, und das eine Raumschiffbesatzung bis auf eine einzige mutige Kämpferin dezimierte, gehört er zu meinen absoluten Lieblingsregisseuren.
Denn Ridley Scott - für den es mich freute, dass er mit „Gladiator“ ein furioses Come Back feiern durfte, da es doch in den Jahren zuvor merklich stiller um ihn geworden war - ist ein Filmemacher so ganz nach meinem Geschmack.
Jetzt – scheinbar im besten Alter und im Zenit seiner Schaffenskraft angelangt - dreht der gebürtige Brite und einer der wenigen verbliebenen Filmemacher der alten Schule noch einmal so richtig auf.



Handlung


Die Trickbetrüger Roy und sein Partner Frank sind ein eingeschworenes Team, wenn es darum geht dem einfachen Mann von der Straße das Fell über die Ohren zu ziehen. Doch Roy hat ein Problem dem er mit Unmengen von Pillen Herr zu werden versucht. Der Meister der kleinen Gaunereien leidet an einer ganzen Reihe von Fobien und Zwängen, die sein täglich Broterwerb nicht gerade einfach machen.
Als ihm unglücklicher Weise ein Missgeschick passiert, - seine Medikamente allesamt in den Ausguss rutschen und sein Arzt unauffindbar bleibt, wendet er sich notgedrungen an einen Psychiater.
Der lässt ihn auf seiner Couch erst mal einen Seelenstriptease vollführen, bei dem heraus kommt, dass Roy vor langer Zeit eine Freundin hatte die damals schwanger war, als er kurz danach von ihr den Laufpass bekam.

Jetzt plötzlich entdeckt der Betrüger seine familiäre Ader und bittet den Seelenklempner herauszufinden ob er tatsächlich Vater ist. Und richtig, wie sich herausstellt ist Roy anscheinend der Erzeuger eines quirligen 14-jährigen Teenagers. Roy lernt seine neue Tochter kennen, und kurz darauf zieht sie sogar bei ihm ein, als sie vorgibt wieder mal Streit mit ihrer Mutter zu haben.
Doch Roy hat den Kopf schon wieder bei seiner Arbeit. Denn sein Kompagnon Frank macht ihm einen besonders lohnenswerten Fischzug schmackhaft. Ein Geschäftsmann, der sich mit einer Menge Kohle aus dem Staub machen will, soll um eben diese Summe mal eben kurz über den Tisch gezogen werden.

Alles scheint auch wie geplant zu laufen und selbst Roys Tochter hat eine wichtige Rolle bei dem großen Bluff zu spielen. Doch der Betrogene merkt den Schwindel dem er auf den Leim gegangen ist, noch bevor er im Flugzeug sitzt - und ist wirklich stinkesauer…



Kritik


Zwischen seinen Mammutproduktionen („Tripolis“ wirft schon seine Schatten voraus) hatte Scott scheinbar die Muse und auch die Zeit sich einem relativ kleinen Film zuzuwenden. Allerdings hat er sich keinen geringeren als Nicolas Cage an Land gezogen bzw. hat der erst grünes Licht für sein Mitwirken gegeben als feststand, dass Ridley Scott dem Streifen inszenieren wird.
So ist schon einmal klar, dass die von Mister Gage dargestellte Hauptfigur Roy kein 08-15 Gauner von der Stange ist, sondern ein ganz besonders komischer Vogel, bei dem es aber dennoch einen riesigen Spaß macht, ihn bei seinen Marotten, die er so auszuleben pflegt zu beobachten.
Diese Manien sind es auch, die immer wieder – wenn schon für keinen herzhaften Lacher – dann doch zumindest für ein breites Grinsen beim Zuschauer gut sind. Unterstützend kommt da natürlich sein Partner Frank hinzu, der richtig gut von Sam Rockwell (Galaxy Quest) dargestellt wird. So wirken sie in manchen Szenen fast schon wie eine moderne Version von „Laurel und Hardy“, oder das viel zitierte alte Ehepaar die sich ständig in den Haaren liegen, aber halt doch irgendwie nicht ohne einander sein können.

Ein wenig Gefühl kommt dann auch noch zusätzlich ins Spiel, als der Bauernfänger sich mit seiner neu entstandenen Vaterrolle langsam anzufreunden beginnt. Gut aber, dass es nie zu rührselig wird, sondern der witzige Part dann zumeist doch überwiegt. Dieser kleine Wildfang der den Schmalspurgauner aus seinem gewohnten Leben hebelt und seinen penibel durchexerzierten Tagesablauf auf den Kopf stellt, wird von Alison Lohman (Weißer Oleander) dargestellt, obwohl diese schon lange dem Teenageralter entwachsen ist. Doch das ist vielleicht auch ganz gut so. Denn außer jeder Menge unbekümmerter Jugend, bringt sie auch das genau richtige Maß an Lolita-Erotik in den Streifen ein, um ihm dadurch die nötige Würze zu geben.

Zum Ende des Films - in dem erst die eigentliche Pointe des Gaunerstücks gezeigt wird - sollte man im Grunde gar nicht so viel sagen. Es werden aber ganz sicher nicht wenige Zuschauer überrascht – und wohl auch einige ein wenig verärgert sein, da man sie die ganze Zeit über so übel an der Nase herumgeführt hat.
Jedenfalls zeigt sich hier einer der wenigen Streifen, bei dem sich ein zweites ansehen wirklich lohnt, da er plötzlich aus einer ganz anderen Perspektive heraus zu wirken beginnt, wenn einem der wahre „Trick“ im Finale dieses sehenswerten Films dann schließlich verraten wurde.



Anmerkung zur DVD:

Die Verleihversion auf die sich mein Bericht bezieht (dürfte identisch mit der Verkaufsversion sein) hat ein ordentliches Bild. Und auch der Ton der Genre bedingt meist durch Dialoge besticht, oder die recht passende Filmmusik von Hans Zimmer über die Lautsprecher erklingen lässt, macht sich ganz hervorragend.
Als Extras sind ein Audiokommentar des Regisseurs und ein Making of auf der Silberscheibe zu bewundern. Das hört sich auf den ersten Blick nach nicht all zu viel an, doch die weit über eine Stunde eingebrachte Entstehungsgeschichte des Films ist ein wirklich umfangreicher und empfehlenswerter Beitrag für all jene, die sich für die Begleiterscheinungen und das Drumherum einer Filmproduktion näher Interessieren sollten.

Das Making of ist deutsch untertitelt. Der Audiokommentar von Ridley Scott - Warner typisch - aber leider wieder einmal nicht.



Fazit


Ridley Scott inszenierte in von ihm gewohnten klaren Perspektiven, ohne ein zu hektisches Schnitttempo, oder übereifrigen Einstellungswechseln. Action und Ausdruckskraft der Bilder entstehen deshalb meist allein durch die eingebrachte Handlung, in der eine reizvolle Mischung aus Drama, Kriminalstück und Komödie gezeigt wird.
Alle Schauspieler wirken meist auf sehr hohen Level und lassen kaum Anlass zur Kritik aufkommen.

Gleich einem unaufhaltbaren stetigen Anstieg, steuert der Streifen auf den unausweichlichen Höhepunkt zu, wegen dem es sich allein schon lohnt bis zum bitteren Ende des ideenreichen Geschehens auszuharren. Und sich dann vielleicht sogar irritiert am Kopf zu kratzen, ob des eigenen Unvermögens diesen ganzen Schwindel nicht mal ansatzweise erahnt zu haben, der einem dann zum Schluss noch geradezu unverblümt aufgetischt wird.

© winterspiegel für Ciao & Yopi

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