True Romance (DVD) Testbericht

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Erfahrungsbericht von Stingl

Auch ein Tarantino

Pro:

Tolles Drehbuch trifft auf tolle Nebendarsteller und wurde passend inszeniert.

Kontra:

Schade, dass Tarantino nicht selber Hand angelegt hat.

Empfehlung:

Ja

Der Ex-Videothekar und Filmfreak Quentin Tarantino (Regiearbeiten bis dato: „Reservoir Dogs“ / „Pulp Fiction“ / „Jackie Brown“ / „Kill Bill“) hat sich mit dem Drehbuch zu „True Romance“ bzw. „Natural Born Killers“ (die beiden Filme waren mal ein komplettes Buch!) dem Thema „Gangsterpärchen auf der Flucht“ gewidmet. Wie das komplette Buch ausgesehen hat, weiß ich leider nicht, aber wer beide Filme gesehen hat, dürfte die thematische Verwandtschaft durchaus erkennen können, obgleich Oliver Stone mit „NBK“ ein so ultrahartes mediales Gewalt-Video-Clip-Epos gedreht hat, dass die genaue Story im Bild-Stakkato eher untergeht. Tarantino hat sich daraufhin auch von Stones Filmversion seiner Geschichte distanziert. Aber das ist ein anderes Thema.

„True Romance“ ist ein Film, der 1993 unter der Regie von Tony Scott („Top Gun“ / „Tage des Donners“ / “Last Boy Scout“ / “Crimson Tide“ / “Der Staatsfeind Nr.1“ / \"Spy Game\") entstanden ist und in dem eine ganze Riege bekannter Schauspieler in eine gewalttätige Auseinandersetzung mit romantischen und Popkultur-Elementen getrieben wird. Oder anders gesagt: ein Film, in dem es um Elvis, Muschis, Folterungen, Kokain und die wahre Liebe geht.

Die Story (war im ursprünglichen Drehbuch natürlich nicht chronologisch, eben Tarantino):

Clarence Worley (hier noch ein hoffnungsvoller Nachwuchsdarsteller: Christian Slater), Comic- und Elvis-Fan, hat Geburtstag und sieht sich im Kino eine Dreifachvorstellung von Sonny Chiba (asiatischer Kung-Fu-Filmstar der 70er) an. Dabei lernt er Alabama Whitman (die supersüße Patricia Arquette) kennen und verliebt sich nach einer heißen Nacht in sie. Er erfährt von ihrem Vorleben als Call-Girl und beschließt, sie von ihrem Zuhälter Drexl (der immer wieder geniale Gary Oldman) freizukaufen. Ohne Geld aber mit einem Revolver bewaffnet macht er sich auf und kehrt mit einem Koffer voller Kokain zurück. Drexl ist tot. Die beiden heiraten und fliehen nach Hollywood, wo Clarence einen Freund hat und sie das Koks verkaufen wollen. Zwischendurch besuchen sie Clarence’ Vater Clifford. (Dennis Hopper als Märchenonkel). Durch Kontakte in der Filmbranche lernen sie den Filmproduzenten Lee (Saul Rubinek, eher unbekannt) kennen, der an einem Kauf interessiert ist. Leider sind ihnen bereits Killer auf den Fersen und die Polizei hat Lee ebenfalls schon im Auge. Da ist Ärger vorprogrammiert…

Die wichtigsten Aspekte des Films:

Die Nebendarsteller
Zuallererst eine kleine Aufstellung der Cameos bzw. Mini-Rollen im Film:
Brad Pitt („Kalifornia“ / “Sieben“ / „Fight Club“) als Kiffer Floyd: genial verpeilt, so stellt man sich einen Kiffer vor
Christopher Walken („Deer Hunter“, wird im Film erwähnt / “God’s Army“ / „Sleepy Hollow“) als mächtig böser Killer Vinzenzo Cocotti: wie immer herausragend dämonisch
Dennis Hopper („Easy Rider“ / “Waterworld“) als Clifford Worley: ein wunderbarer Auftritt im Zusammenspiel mit Walken
Gary Oldman („Romeo Is Bleeding“ /“Leon – Der Profi“ /“ Ludwig van B.“) als Drexl: abgefuckt geschminkt, abgefuckter Auftritt, abgefuckter Abgang
Samuel L.Jackson („Pulp Fiction“ / “Shaft“)als Mordopfer: sein Muschi-Dialog ist wirklich absoluter Tarantino-Style
James Gandolfini („Tödliche Geschwindigkeit“ / “Die Sopranos“) als übler Killer: ein meisterhafter Auftritt in einer extrem heftigen Folterszene
Tom Sizemore („Das Relikt“ / “Heat“ / “Black Hawk Down“) als Cop: gut wie immer
Chris Penn („Reservoir Dogs“) als Cop: fast so gut wie sein Bruder Sean
Anna Thomson („Erbarmungslos“ / „The Crow“) als Lady am Anfang: stocksteif und irgendwie auch abgefuckt
Val Kilmer („The Doors“ / „Batman Forever“) als Elvis: man sieht ihn nicht richtig, aber er ist definitiv da
Bronson Pinchot („Beverly Hills Cop“ / „Ein Grieche erobert Chicago“) als Elliot: ein herrlicher Loser
Saul Rubinek (“Erbarmungslos”) als Lee Donowitz: ein echt nett-schmieriger Produzent
usw.

Anhand der vielen Nebendarsteller bzw. Cameo-Auftritte sieht man schon, was von der Darstellerriege dieses Films zu halten ist: einfach grandios, wie die Schauspieler ihre Charaktere in kurzen, aber einprägsamen Szenen entfalten können. Die beiden Höhepunkte sind natürlich die Folterszenen mit Gandolfini/Arquette und Walken/Hopper. Was hier schauspieltechnisch geboten wird, stellt jede Showdown-Unterhaltung der besten Actionfilme der 90er in den Schatten. Und der Showdown selbst ist natürlich eine tolle Variante aus John Woos „A Better Tomorrow 2“, den sich Alabama im Verlauf des Films im TV anschaut. Überhaupt sind fast alle Rollen Zitate oder eigentliche Klischeerollen, die ironisch gebrochen werden. So wie der ganze Story-Verlauf, in dem die Guten (Cops) und die Bösen (Gangster) gleich schlimm sind, während der White-Trash-Generation-X-Normalo als Held dargestellt wird, obwohl er mordet (Notwehr!) und Drogen verkauft (wie soll man sonst zu Geld kommen?).

Die Zitate:
Sie sind so zahlreich, dass ich hier wirklich mal den Rahmen sprengen könnte. Der Elvis-Mythos ist natürlich von Anfang an ein Leitmotiv (es gibt „Heartbreak Hotel“ zu hören, aber gesungen von Val Kilmer!). Sonny Chiba ist schon in der Story erwähnt. Der Filmproduzent und Clarence unterhalten sich angeregt über ein paar Filme („The good, the bad and the ugly“ – „Zwei glorreiche Halunken“, das war ein Film! – mein Liebster von Sergio Leone), von denen es „Aus dem Dschungel kommst Du nur im Sarg raus“ natürlich nicht gibt. Gerüchte besagen, dass „Platoon“ gemeint ist und der Produzent Oliver Stone darstellen soll, aber das sind böse Gerüchte. John Woo habe ich schon erwähnt. Der Comicfan Clarence ist natürlich ein Verweis von Tarantino auf Tarantino, da er sich ein bisschen selbst beschrieben hat (ähnlich wie Luke Skywalker aus „Star Wars“, der mit George Lucas gleichzusetzen ist…). „Ein Mann sieht Rot“ und Charles Bronson sind erwähnt und darüber hinaus viele, viele mehr, sodass man die Handschrift von Quentin Tarantino, dem Meister des Zitats, nicht leugnen kann. Siehe dazu auch seine anderen Filme.
Tony Scott hat jedoch Regie geführt, was an den wunderschönen werbefilmartigen Bildern eindeutig zu erkennen sein dürfte. Siehe hierzu dessen andere Filme. Die Musik stammt von Super-Komponist Hans Zimmer („Gladiator“), der auch hier ein schönes Motiv gefunden hat (Xylophon) und kürzlich mit dem höchsten Filmkomponistenpreis geehrt wurde (der Henry-Mancini-Award, aber das nur am Rande).

Das Fazit:
Ein bitterbös-hartes Stück Pop-Kultur mit viel Gewalt und der unbändigen Sehnsucht nach der wahren Liebe, visuell hervorragend umgesetzt und unglaublich perfekt besetzt. „True Romance“ ist definitiv in meinen „Alltime Favourite Top Ten“ des Action-Thriller-Genres zu finden.

Ein Wort zur FSK:
Liebe Leser, bitte lasst die FSK-16-Fassung immer links liegen, da das Ende hier komplett verfälscht wird (bislang auch im TV)! Nur die FSK-18-Fassung ist zu empfehlen, obgleich ich zugeben muss, dass die Gewalt hier schon sehr drastisch dargestellt wird. Aber wie es auch John Woo sehr gerne macht: die emotionale Qual der Charaktere lässt sich durch diese Extreme besser nachvollziehen. Die krasse Gossensprache ist allerdings auch für meinen Geschmack manchmal etwas dick aufgetragen und ganz und gar nicht für feine Ohren gedacht. Leider gibt es bislang keine ultimative Version auf DVD (zumindest in deutsch), aber wer weiss...

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