Untreu (VHS) Testbericht

Untreu-vhs-drama
ab 12,65
Paid Ads from eBay.de & Amazon.de
Auf yopi.de gelistet seit 10/2004

Erfahrungsbericht von sweezer

fremdgehen ruled!!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Zum Inhalt:

Ihr Leben könnte eigentlich nicht besser laufen. Connie ist seit 11 Jahren glücklich mit Edward verheiratet, hat einen lieben, etwas vorlauten Sohn, ein schmuckes Haus in einem New Yorker Vorort und dank Edwards eigener Firma steht die Familie auch finanziell gut da.

Klar, ein wenig ist das sexuelle Eheglück dem eingespielten Tagesablauf gewichen, aber bislang fiel keinem der Ehepartner auf, das ihm etwas fehlen könnte. Bis Connie sich eines Tages nach New York begibt, um Besorgungen zu machen. Der Tag ist sehr stürmisch und starke Böen fegen Connie auf der Suche nach einem Taxi buchstäblich um. Sie stürzt und verletzt sich leicht. Der französische Buchhändler Paul \"sammelt\" sie auf und bittet sie in seine Wohnung, damit sie ihre Schrammen versorgen kann. Dort unterhält man sich gut und Connie kann sich die Wirkung des jungenhaften Charmes Pauls nicht leugnen. Diese Art Aufmerksamkeit schmeichelt ihr, jedoch verabschiedet sie sich schnell. Paul schenkt ihr zum Abschied einen Gedichtband.

Wieder daheim erzählt Connie ihrer Familie amüsiert von ihrem Missgeschick und dass Paul sich um sie gekümmert hat. Damit scheint der Fall für sie erst mal erledigt. Doch gleich am nächsten Tag fällt ihr der Gedichtband wieder in die Hände und in ihm findet sie Pauls Visitenkarte. Ohne recht zu wissen, was sie eigentlich dort tut, fährt sie nach New York und ruft Paul an und trifft sich kurz mit ihm. Sein Charme wirkt erneut, das mehr als ihr recht wäre und so zwingt sie sich, sich darauf zu besinnen, eine verheiratete Frau zu sein und \"flüchtet\" schnell wieder aus Pauls Wohnung.

Doch diese Anspannung ist weiter in ihr und so sucht sie ihn kurz darauf ein drittes Mal auf und dieses Mal kann sie sich seiner Wirkung nicht mehr entziehen und landet mit Paul, trotz eines kurzen Aufbäumens des schlechten Gewissens, im Bett. Nach dem Stelldichein fährt sie beschwingt nach Hause – ohne eine Spur des schlechten Gewissens. Eine einmalige Aktion ? Wohl eher nicht, denn der Sex mit Paul wird für Connie wie zu einer Art Droge – sie findet immer wieder Ausflüchte, um nach New York zu fahren und ein paar Stunden leidenschaftlichen Sex zu haben.

Doch diese Ausflüchte und Notlügen beginnen Edward aufzufallen und als einer seiner Angestellten, der Connie mit Paul gesehen hat, eine dumme Bemerkung über Eds Familienleben macht, engagiert dieser einen Privatdetektiv, der ihm die bittere Gewissheit überbringt.

Und während Connie verzweifelt-ernüchtert feststellt, das ihr heimisches Glück durch ihre Lügen und ihre Abhängigkeit von Pauls Talenten zu sehr leidet und sie mit ihm Schluss machen will, sucht der tief getroffene Edward Paul auf, um mit ihm zu reden. Während des eigentlich ruhig und gefasst laufenden Gespräches zwischen den Rivalen kommt es jedoch zum Äußersten, als Edward eine Schneekugel bei Paul findet, die er einst seiner Frau geschenkt hat und ohne zu wissen, was er tut, erschlägt er Paul in einem Verzweiflungsakt mit dieser…

An dieser Stelle beende ich den Inhalt, obwohl die Story noch lange nicht vorbei ist…


Meine Eindrücke:


Ich habe mir den Film nicht gezielt ausgesucht und eigentlich wollte ich ihn auch nicht unbedingt sehen. Die Trailer sagten mir immer wieder, das ich hier lediglich ein mit Sex aufgepepptes Ehedrama sehen würde und das habe ich auch bekommen.
Der Film soll auf dem Chabrol-Film \"Die untreue Frau\" basieren. Da ich diesen aber nicht kenne, kann ich hier leider keine Vergleiche ziehen.

Während Regisseur Lyne uns in seinen älteren Streifen immer einen gewissen Erotik-Thrill servierte, muss ich sagen, ist ihm dieses Mal ein eher ruhigerer Streifen gelungen. Seine Arbeit zielte wohl eher darauf ab, die innere Zerrissenheit der Charaktere zu zeigen. Während es im ersten Teil des Filmes Connie ist, die ein Lügengebilde wegen ihres schlechten Gewissens aufbaut, übernimmt im zweiten Teil, als Connie sich wieder gefasst hat, Edward diesen verzweifelten Part. Verzweiflung ob ihrer Handlungen ist vermutlich auch das, was Lyne hauptsächlich mit seinem Werk widerspiegeln wollte. Denn im großen und ganzen gestalten sich die Sex-Szenen, lediglich zu schmückendem Beiwerk, der das emotionale Chaos nur unterstützen soll. (Wen es übrigens interessiert: Die Sex-Szenen sind von der Idee her leidenschaftlich, aber von der Umsetzung her eher \"prüde\" gehalten. Dem Zuschauer wird kein blanker Busen, Penis oder Po präsentiert, wer also nur darauf aus sein sollte, kann den Film von seiner Liste streichen !)


Zu den Darstellern bleibt folgendes zu sagen…

…wer, zum Henker, kann denn Richard Gere untreu werden ? fragen sich sicher einige. Wenn man ihn allerdings in diesem Streifen sieht, kann man es vielleicht nachvollziehen. Wir sehen Gere etwas beleibter, in spießige Pullunder und Pullover gehüllt. Er verkörpert hier die \"trockene-verstaubte Note\" die ihm Julia Roberts seinerzeit in \"Pretty Woman\" vorwarf. Und obwohl er hier auch wirklich staubtrocken rüberkommt, halte ich ihn trotzdem für eine Fehlbesetzung. In dieser Rolle hätte mir ein eher häuslicher wirkender Darsteller gefallen, weil Gere eben zu oft (oder fast immer) den Frauenhelden mimte und ich ihm deshalb den hausbackenen Ehemann nicht abnehmen konnte.

Diane Lane, die ich bisher nur als schmollmündige Schönheit aus \"Straßen in Flammen\", \"Knight Moves\" und als Ex-Ehefrau von Christopher Lambert kannte, gab hier eine gute Arbeit zum besten. Sie verkörpert einerseits gekonnt die liebende Gattin und Mutter, mit ersten Fältchen im Gesicht, aber auch gleichzeitig eine jugendlich-attraktive Ausstrahlung, die es dem Zuschauer leicht macht, sie als untreu werdende Frau zu akzeptieren. Ihre Mimik drückte permanent den Drahtseilakt zwischen sexuellem Verlangen, Verzweiflung und Liebe zu ihrer Familie aus.

Olivier Martinez als Paul spielte so, wie man es sich vorstellt, als Verführer mit jungenhaftem Charme. Eine gewisse Ernsthaftigkeit konnte man nicht feststellen, aber das verlangte seine Rolle auch nicht. Man hatte nie das Gefühl, das Paul Connie wirklich emotional liebte, sondern es spielte sich lediglich sexuell etwas zwischen ihnen ab. Besonders deutlich wurde dieses im Gespräch zwischen den beiden Männern. Paul redet über die Affäre als das, was sie ist – in der gleichen Art und Weise, als würde er vom Kauf einer Wassermelone berichten. Martinez spielt glaubwürdig, aber nur seiner Rolle entsprechend. Vermutlich hätten diverse andere den Plot auch spielen können. Hier also ein akzeptables aber kein unbedingt beeindruckendes Spiel.


Mein Fazit:

\"Untreu\" ist der Titel und untreu wurde sich Lyne in diesem Film auch, dieses aber nicht im negativen Sinne. Dieses Mal \"schockiert\" er seine Zuschauer nicht mit sexuellen Obsessionen, sondern mit der Authentizität der Handlung. Der Zuschauer kann sich mit den Handlungen und der Verzweiflung der Protagonisten identifizieren. Er ist zwar kein Highlight und es reicht eigentlich, ihn irgendwann mal auf Video zu sehen, aber wer den Kinoeintritt trotzdem ausgibt, wird vermutlich nicht enttäuscht sein.

12 Bewertungen