Van Helsing (VHS) Testbericht

Van-helsing-vhs-horrorfilm
ab 13,64
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Erfahrungsbericht von Gemeinwesen

Ein Film setzt neue Maßstäbe

Pro:

nichts

Kontra:

alles

Empfehlung:

Ja

Ich habe nichts gegen anspruchslose Unterhaltung. Nein, wirklich nicht: "Die Mumie", die wie "Van Helsing" unter der Regie von Stephen Somers entstanden ist, habe ich mir seinerzeit mit großem Vergnügen angeschaut. Und neulich erst haben mein Kollege und ich den Büroabend damit ausklingen lassen, mit dem firmeneigenen Beamer "Con Air" an die firmeneigene Wand zu projizieren und dabei Bier (unser eigenes, da selbst bezahlt) aus Flaschen zu trinken. Unter dem segensreichen Einfluss von ein paar Litern Pils ertrage ich selbst Nicholas Cage in einem Film mit strunzdummem Tenor der Marke "Ich mag gut sein, du magst böse sein - aber wir sind beide Amerikaner, und das macht uns zur globalen Elite" ganz gut. Außerdem hatte der Kollege eigens seinen Subwoofer herangeschafft, und so hatte der abendliche Filmspaß wenigstens ordentlich Wums.

Nein, ich habe wirklich nichts gegen anspruchlose Unterhaltung.

"Van Helsing" ist ohne jeden Zweifel anspruchslos. Unterhaltung bietet er in meinen Augen aber leider nicht: Zu unausgegoren ist die Story, zu dämlich sind die Dialoge, zu billig wirken die Effekte. Von den Figuren und ihren Darstellern mal ganz zu schweigen: War Vampirjäger van Helsing in Francis Ford Coppolas "Bram Stoker's Dracula" noch, der Romanvorlage gemäß, ein niederländischer Professor, kommt van Helsing in Somers' Film daher wie ein schmieriger Zuhälter. Der hält natürlich keine Vorlesungen, sondern tritt als eine Art Ghostbuster in schwarzer Pelerine auf. Nach einem unsäglich billig wirkenden Filmauftakt (selten hat eine schwarz-weiße Filmsequenz auf mich derart unedel gewirkt), in dem's irgendwie um eine unheilige Allianz zwischen Dr. Frankenstein und dem Grafen Dracula (ich habe schon Frank Langella als Dracula in John Badhams unterschätzter Verfilmung von 1979 eher ertragen als gemocht, aber diese Schmierenkomödie hier stellt wirklich alles in den Schatten) geht, lernen wir Van Helsing alsbald kennen.

Das wirre Drehbuch katapultiert uns mittenmang in eine wüste Hatz - und mittenmang hinein in ein Paris, das so offensichtlich aus dem Computer stammt, dass man sich unwillkürlich fragt, ob der Regisseur die billige Optik bewusst an jene PC-Spiele angelehnt hat, die die primäre Zielgruppe seines Films vermutlich ganz, ganz doll findet. Die digitale Illusionsmalerei ist jedenfalls wahrlich grottig - zuletzt derart übel aufgestoßen sind mir Special Effects in einer Verfolgungsjagd durch Venedig in "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" (hieß der so? Ausnahmsweise schlage ich mal nicht nach - ich habe mir den Titel einfach nie merken können, leide aber nicht darunter). Bitte, bitte, liebe Regisseure, möchte man rufen, schaut euch die Filme von Alex Proyas ("The Crow", "Dark City") an - von dem könnt ihr bestimmt was lernen über schmale Budgets und über Effekte, die nicht sämtlich aus dem PC stammen müssen.

Damit sind wir schon bei ... nein, fast hätte ich von einer crux geschrieben, aber das ist Blödsinn: Der Computereffekt-Overkill, den wir auch aus anderen schlechten Filmen mittlerweile längst gewöhnt sind, ist schließlich nur eine von vielen Schwächen eines Films, der keine wirkliche Stärke hat. Trotzdem fragt sich der Zuschauer: Warum, um alles in der Welt, muss auch in diesem Machwerk Mister Jekyll - ja, hier wird wirklich nichts und niemand ausgelassen, ganz so, als hätte Regisseur Somers mit allen bekannten literarischen Schauergestalten endlich mal abrechnen wollen - ein computeranimierter Hulk sein? Was, in Dreiteufels Namen, war schlecht an der Darstellung in "Das Testament des Doctor Cordeliér" oder an Spencer Tracy? Natürlich bringt Zuhälter Van Helsing den Hulk - pardon: Mister Jekyll - zur Strecke, und das gelingt ihm ihm unter Zuhilfenahme einiger höchst schäbig designter Waffen, in deren Gestaltung erkennbar ebenso wenig Liebe geflossen ist wie in die des gesamten Films.

Verantwortlich für des Luden Arsenal ist übrigens ein Mönch, der wie ein grotesk verzerrter Abklatsch von Waffenmeister "Q" aus den James Bond-Filmen wirkt. Unser Mönchlein darf zwischendurch immer mal wieder den Tölpel geben, einige der dümmsten Äußerungen in einem Drehbuch tun, das an blödsinnigen Aussagen wahrlich nicht spart und soll wohl fürs Element des so genannten comic relief zuständig sein. Hö, hö, heb wi lacht!

Nach getaner Arbeit wird Van Helsing prompt für den nächsten Auftrag angeheuert: Irgendein Kirchenmann (ich bitte um Nachsicht, wenn mir auch hier die Details entfallen sind) expediert unseren Geister-Terminator in ein weltabgeschiedenes Kaff, das regelmäßig von einer Schar von Vampiren heimgesucht wird und dessen kämpferische Dorfvorsteherin von Kate Beckinsale dargestellt wird, die mit "Van Helsing" der Liste ihrer grottigen Filme einen weiteren Tiefpunkt hinzufügt: Die Gute hat immerhin mal, lang ist's her, in Kenneth Branaghs Shakespeare-Verfilmung "Viel Lärm um nichts" mitgespielt. Von da bis zu "Pearl Harbor" war's ein weiter Weg, von dort bis in diesen Film wohl nicht mehr. Herrje, bietet der Frau doch endlich mal wieder eine halbwegs vernünftige Rolle an; es ist ja nicht mitanzusehen, wie die sich von einem Special Effects-Porno zum nächsten hangelt.

Ab jetzt wird's dann richtig krude, zumal die Dame auch noch einen Bruder hat, der sich nächtens in einen ... na, Kinder, erratet ihr's? Richtig! Das Brüderlein verwandelt sich in einen Werwolf, und ... bitte? Ja, das reicht jetzt wirklich langsam.

Fanden die mir nahe stehende Dame, die den Film nichts ahnend für wenig, dabei aber doch zu viel Geld bei amazon gekauft hatte, und ich dann auch. Nach mehr als einer Stunde, in der wir uns in Engelsgeduld geübt hatten, haben wir dem Spuk ein Ende bereitet, den DVD-Spieler ausgeschaltet und die DVD ins Ebay-Angebot gehönkt.

Mithin wissen wir bis heute nicht, wie das filmische Pendant der berühmt-berüchtigten "Geisterjäger John Sinclair"-Schundromanreihe ausgegangen ist. Allerdings wissen wir, dass uns das auch nicht interessiert.


R e s ü m e e

Dieser Film ist eine Klasse für sich: Selten habe ich etwas gesehen, das in wirklich allen Disziplinen so Staunen erregend dämlich ist wie dieser Film (inklusive der uninspirierten Filmmusik von Alan Silvestri, dessen hübsch gefällige Musik zu "Forrest Gump" man in diesen Tagen für die "Du bist das Frankfurter, Du bist das Wiener. Du bist Deutschländer"-Spots missbraucht).

Es passiert mir nicht oft, dass ich einen Film wirklich entnervt ausschalte - bei diesem hier habe ich allerdings schon nach den ersten Minuten das Verlangen danach verspürt und bereue es, dem nicht viel früher nachgegeben zu haben. Anders gesagt: Das nächste mal lieber Eddie Van Halen oder Hertz Van Rental als Van Helsing.

30 Bewertungen, 9 Kommentare

  • speedy13

    03.08.2007, 19:47 Uhr von speedy13
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ganz meine Meinung! Viel Action aber sonst nichts... Einmal sehen reicht!

  • hjid55

    31.12.2006, 16:34 Uhr von hjid55
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & wünsch dir eine schöne Silvesterfete. lg Sarah

  • 78sunny

    09.03.2006, 22:11 Uhr von 78sunny
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sh! LG Sunny

  • cheyenne2031

    08.03.2006, 11:18 Uhr von cheyenne2031
    Bewertung: sehr hilfreich

    Auch diesen Film finde ich total klasse. Negativiert mich das? lach

  • Nightmare

    08.03.2006, 11:09 Uhr von Nightmare
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr guter Bericht, der Film war meines erachtens nicht so super,nach dem Titel hatte ich mir als Dracula Fän weit aus mehr Versprochen,das war leider nicht so. Zu empfehlen Dracula jagt Mini Mädchen

  • MasterT86

    08.03.2006, 09:58 Uhr von MasterT86
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hier ist wohl ein Schreibkrampf ausgebrochen *g*. Lg Tobias

  • waltraud.d

    08.03.2006, 07:36 Uhr von waltraud.d
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • WreckRin

    08.03.2006, 01:20 Uhr von WreckRin
    Bewertung: sehr hilfreich

    guter Bericht, sehr hilfreich <br/>freu mich über Gegenlesungen

  • Naffy

    08.03.2006, 00:23 Uhr von Naffy
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gruß Naffy