Erfahrungsbericht von Klara_19
Ein echt gelungener Film - Van Helsing
Pro:
Story, Musik
Kontra:
der Schluss
Empfehlung:
Ja
Herr van Helsing, aus dem „Dracula“-Buch des Bram Stoker als Vampirjäger bekannt, reist nach Transsylvanien, um nicht nur Herrn Dracula selbst, sondern gleich noch Frankensteins Monster (aus Mary Shelleys Gruselgeschichte) und den Wolfsmenschen (den wohl kein bestimmter Autor erschaffen hat, der aber durch diverse Geschichten dieser Art geistert) zu bekämpfen. An seiner Seite: Eine sehr hübsche Dame aus einer sehr alten Familie, die schon immer sehr gerne Untote bekämpft hat, und ein engagierter Erfinder, Carl, in der Rolle, die in einem James Bond-Film Q innegehabt hätte, wenn auch ohne Verwicklung in den späteren Film. In Rumänien nun verkomplizieren die Dinge sich, als zunehmend persönliche Beziehungen in das Wechselspiel zwischen den Figuren hineinkommen...
Daß literarische Helden im Kino verarbeitet werden, kennt man ja gut. „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ war ein Beispiel, wie schief so etwas manchmal gehen kann, trotz Sean Connery und ihren literarischen Figuren kam der Film nie über unteres Mittelmaß heraus. Stephen Sommers, der Regisseur von „Van Helsing“, ist ein Experte im Recyceln: Seine beiden Riesenhits, „Die Mumie“ und „Die Mumie kehrt zurück“, sind Filme, die eigentlich nur aus Zitaten bestehen, der erste ist ja sogar das Remake einer frühen Films mit Boris Karloff, und die mich dennoch überzeugt haben, ja, beide! Wenn auch der erste natürlich ein bißchen mehr. Nun also „Van Helsing“. Was ist aus dem erwarteten und erhofften Hit geworden? Etwas sehr Gutes.
Sommers versteht sich auf Leichenfledderei, ohne zu fleddern. Er nimmt den Geist der literarischen Vorlagen auf und setzt ihn kongenial in Zelluloid um. Das geplagte Monster Frankensteins, das doch eigentlich nur Mensch sein möchte, ist ebenso gut getroffen wie der zwischen Verzweiflung und Größenwahn pendelnde van Helsing. Selbst ein etwas plump animierter Mr. Hyde in der Einleitung stört gar nicht weiter. Und in der europäischen Tradition des Aufklärungs- und Schauerromans darf natürlich auch der Geheimbund nicht fehlen, der einiges mehr weiß, als er sagt (hier angesiedelt in Rom beim Papst). Wie gesagt: Viele literarische Muster, aber kongenial verarbeitet.
Die Ausstrahlung des Films wiederum ist stark beeinflußt von den frühen deutschen Gruselfilmen. In den schwarz-weiß gehaltenen Bildern oder den Nachtszenen scheint „Nosferatu“ nicht nur von ferne zu grüßen, die Effekte dagegen sind absolut ausgereift und von heute. Die Schockmomente aber, die sind wie in den „guten alten Tagen“, wenn man sie denn so nennen soll, die bestehen aus Bildern, Überraschungen und vor allem der Musik, ganz wie eben im Stummfilm. Auch die filmischen Muster werden von Sommers also kongenial verarbeitet.
Damit kommen wir dann zur technischen Seite, und verdienterweise erst einmal zur treibenden, aber nicht aufdringlichen Musik Alan Silvestris. Die verdient es hier in der Tat, als erstes genannt zu werden, denn für einen Blockbuster ist sie überaus ausgefeilt, erfüllt ihren Zweck, ohne aber langweilig oder nur laut zu sein. Man merkt auch, daß Silvestri schon Erfahrung etwa mit Tim Burton hat: Ich war wirklich begeistert von der Vielfalt der Musik, die dennoch dem Film Unterstützung liefert, also dienlich ist, ohne nur zu dienen.
Die Schauspieler sind dagegen eher Durchschnitt. Hugh Jackman hat ja schon Erfahrung mit Untoten und Übernatürlichem, seit er in den X-Men Anna Paquin rettete. Ohne Kate Beckinsale zu nahe treten zu wollen: Für erstere scheint er sich doch etwas mehr ins Zeug gelegt zu haben, die Chemie zwischen beiden Hauptdarstellern scheint mir trotz gegenteiliger Behauptungen nicht vollständig gestimmt zu haben. Kein Vergleich etwa mit Fraser/Weisz in den „Mumie“-Filmen. Dennoch erfüllen beide ihre Aufgaben bravourös, ich kann sie nicht wirklich kritisieren, ohne aber loben zu können. Zu loben sind aber beide Nebendarsteller. Richard Roxburgh ist vom Duke (Herzog, in „Moulin Rouge!“) zum Count (Graf, nämlich Dracula) „befördert“ worden und spielt seine Rolle lustvoll aus. Besonders die doppeldeutig-ironischen Szenen, etwa wenn er erst seine Liebe beteuert, um anschließend zu erklären, daß er nichts fühlen könne, sind grandios ausgespielt. David Wenham dagegen bleibt die Rolle des Dienenden, nach dem Faramir im „Herrn der Ringe“ ist er nun van Helsings Sidekick Carl, macht das aber ebenfalls ausgesprochen gut.
Schließlich ist noch die Kamera zu nennen: Wunderbare 360°-Schwenks, Sturzflüge und ausgefeilte Beleuchtungen verstärken die Wirkung noch, die dieser Film schon von seiner Ausstattung her entfaltet. Stephen Sommers scheint nach dem Erfolg der „Mumie“-Filme nun ein Budget gehabt zu haben, das höchsten Ansprüchen genügt, und er verpulvert es wohl locker, aber effektvoll.
Zu kritisieren habe ich an diesem Film, der eigentlich rundum gelungen ist und Spaß macht, nur das Ende. Klar, Hollywood. Aber trotzdem: Mußte das sein? Aber keine Angst, ich lasse mich jetzt hier nicht genauer darüber aus, ich möchte ja niemandem den Spaß nehmen. Dennoch: Ich bin wirklich sehr zufrieden. Nach den ganzen schlechten Blockbustern der vergangenen Jahre, man denke nur an die verkorksten „Spider-Man“ oder „Hulk“, kommt hier ein Film, der wirklich rundum Spaß macht. Ich ziehe für das Ende etwas ab, aber auch eine Eins minus bleibt eine Eins. Lieber Eine klare Empfehlung für „van Helsing“, das sind über zwei Stunden gelungenes, tolles Kino. Und diese Zeit ist noch nicht einmal völlig stumpfsinnig und anspruchslos gefüllt, sondern teilweise sogar richtig intelligent.
Van Helsing, USA 2004
Regie: Stephen Sommers (Die Mumie 1 und 2).
Darsteller: Hugh Jackman (X-Men 1 und 2, Paßwort: Swordfish),
Kate Beckinsale (Pearl Harbor, Shooting Fish, Brokedown Palace),
Richard Roxburgh (Moulin Rouge!, Liga der außergewöhnlichen Gentlemen),
Robbie Coltrane (Harry Potter, Eat the Rich),
David Wenham (Moulin Rouge!, Herr der Ringe).
130 Minuten, freigegeben ab 12 Jahren
Daß literarische Helden im Kino verarbeitet werden, kennt man ja gut. „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ war ein Beispiel, wie schief so etwas manchmal gehen kann, trotz Sean Connery und ihren literarischen Figuren kam der Film nie über unteres Mittelmaß heraus. Stephen Sommers, der Regisseur von „Van Helsing“, ist ein Experte im Recyceln: Seine beiden Riesenhits, „Die Mumie“ und „Die Mumie kehrt zurück“, sind Filme, die eigentlich nur aus Zitaten bestehen, der erste ist ja sogar das Remake einer frühen Films mit Boris Karloff, und die mich dennoch überzeugt haben, ja, beide! Wenn auch der erste natürlich ein bißchen mehr. Nun also „Van Helsing“. Was ist aus dem erwarteten und erhofften Hit geworden? Etwas sehr Gutes.
Sommers versteht sich auf Leichenfledderei, ohne zu fleddern. Er nimmt den Geist der literarischen Vorlagen auf und setzt ihn kongenial in Zelluloid um. Das geplagte Monster Frankensteins, das doch eigentlich nur Mensch sein möchte, ist ebenso gut getroffen wie der zwischen Verzweiflung und Größenwahn pendelnde van Helsing. Selbst ein etwas plump animierter Mr. Hyde in der Einleitung stört gar nicht weiter. Und in der europäischen Tradition des Aufklärungs- und Schauerromans darf natürlich auch der Geheimbund nicht fehlen, der einiges mehr weiß, als er sagt (hier angesiedelt in Rom beim Papst). Wie gesagt: Viele literarische Muster, aber kongenial verarbeitet.
Die Ausstrahlung des Films wiederum ist stark beeinflußt von den frühen deutschen Gruselfilmen. In den schwarz-weiß gehaltenen Bildern oder den Nachtszenen scheint „Nosferatu“ nicht nur von ferne zu grüßen, die Effekte dagegen sind absolut ausgereift und von heute. Die Schockmomente aber, die sind wie in den „guten alten Tagen“, wenn man sie denn so nennen soll, die bestehen aus Bildern, Überraschungen und vor allem der Musik, ganz wie eben im Stummfilm. Auch die filmischen Muster werden von Sommers also kongenial verarbeitet.
Damit kommen wir dann zur technischen Seite, und verdienterweise erst einmal zur treibenden, aber nicht aufdringlichen Musik Alan Silvestris. Die verdient es hier in der Tat, als erstes genannt zu werden, denn für einen Blockbuster ist sie überaus ausgefeilt, erfüllt ihren Zweck, ohne aber langweilig oder nur laut zu sein. Man merkt auch, daß Silvestri schon Erfahrung etwa mit Tim Burton hat: Ich war wirklich begeistert von der Vielfalt der Musik, die dennoch dem Film Unterstützung liefert, also dienlich ist, ohne nur zu dienen.
Die Schauspieler sind dagegen eher Durchschnitt. Hugh Jackman hat ja schon Erfahrung mit Untoten und Übernatürlichem, seit er in den X-Men Anna Paquin rettete. Ohne Kate Beckinsale zu nahe treten zu wollen: Für erstere scheint er sich doch etwas mehr ins Zeug gelegt zu haben, die Chemie zwischen beiden Hauptdarstellern scheint mir trotz gegenteiliger Behauptungen nicht vollständig gestimmt zu haben. Kein Vergleich etwa mit Fraser/Weisz in den „Mumie“-Filmen. Dennoch erfüllen beide ihre Aufgaben bravourös, ich kann sie nicht wirklich kritisieren, ohne aber loben zu können. Zu loben sind aber beide Nebendarsteller. Richard Roxburgh ist vom Duke (Herzog, in „Moulin Rouge!“) zum Count (Graf, nämlich Dracula) „befördert“ worden und spielt seine Rolle lustvoll aus. Besonders die doppeldeutig-ironischen Szenen, etwa wenn er erst seine Liebe beteuert, um anschließend zu erklären, daß er nichts fühlen könne, sind grandios ausgespielt. David Wenham dagegen bleibt die Rolle des Dienenden, nach dem Faramir im „Herrn der Ringe“ ist er nun van Helsings Sidekick Carl, macht das aber ebenfalls ausgesprochen gut.
Schließlich ist noch die Kamera zu nennen: Wunderbare 360°-Schwenks, Sturzflüge und ausgefeilte Beleuchtungen verstärken die Wirkung noch, die dieser Film schon von seiner Ausstattung her entfaltet. Stephen Sommers scheint nach dem Erfolg der „Mumie“-Filme nun ein Budget gehabt zu haben, das höchsten Ansprüchen genügt, und er verpulvert es wohl locker, aber effektvoll.
Zu kritisieren habe ich an diesem Film, der eigentlich rundum gelungen ist und Spaß macht, nur das Ende. Klar, Hollywood. Aber trotzdem: Mußte das sein? Aber keine Angst, ich lasse mich jetzt hier nicht genauer darüber aus, ich möchte ja niemandem den Spaß nehmen. Dennoch: Ich bin wirklich sehr zufrieden. Nach den ganzen schlechten Blockbustern der vergangenen Jahre, man denke nur an die verkorksten „Spider-Man“ oder „Hulk“, kommt hier ein Film, der wirklich rundum Spaß macht. Ich ziehe für das Ende etwas ab, aber auch eine Eins minus bleibt eine Eins. Lieber Eine klare Empfehlung für „van Helsing“, das sind über zwei Stunden gelungenes, tolles Kino. Und diese Zeit ist noch nicht einmal völlig stumpfsinnig und anspruchslos gefüllt, sondern teilweise sogar richtig intelligent.
Van Helsing, USA 2004
Regie: Stephen Sommers (Die Mumie 1 und 2).
Darsteller: Hugh Jackman (X-Men 1 und 2, Paßwort: Swordfish),
Kate Beckinsale (Pearl Harbor, Shooting Fish, Brokedown Palace),
Richard Roxburgh (Moulin Rouge!, Liga der außergewöhnlichen Gentlemen),
Robbie Coltrane (Harry Potter, Eat the Rich),
David Wenham (Moulin Rouge!, Herr der Ringe).
130 Minuten, freigegeben ab 12 Jahren
20 Bewertungen, 2 Kommentare
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27.09.2004, 17:22 Uhr von Jenni29Mai80
Bewertung: sehr hilfreich..mir den Film gestern mit meinem Freund angesehen und wir fanden ihn super.. Geschmäcker sind halt verschieden. LG Jenni
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18.05.2004, 19:07 Uhr von warmer_sommerregen
Bewertung: sehr hilfreichecht informativ und gut geschrieben! Ich will den film unbedingt noch sehen und da kam mir dein bericht gerade recht! VG da lass, der sommerregen
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