Verhandlungssache (VHS) Testbericht

Verhandlungssache-vhs-thriller
ab 14,56
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Erfahrungsbericht von JerryMaguire

The Negotiator

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Ein Schauspielduell der besonderen Art liefern sich Hollywoods Ausnahmekönner Samuel L. Jackson und Kevin Spacey in diesem spannungsgeladenen Thriller aus dem Jahre ’98 unter der Regie von Frank Gary Gray.

Jackson spielt Lieutenant Danny Roman, Aushängeschild der Chicagoer Polizei und Experte für knifflige Geiselnahmen in denen die Kommunikation mit dem Verbrecher und die möglichst gewaltfreie Beendung der Situation erforderlich sind. Im amerikanischen unter dem Wort „Negotiator“ als feste Bezeichnung dieser Spezialisten verankert, lässt es sich im Deutschen am ehesten mit „Unterhändler“ oder „Vermittler“ übersetzen.
Roman gehört zu den Besten auf diesem Gebiet, das analytische Fähigkeiten in der psychischen Einschätzung der Geiselnehmer und deren Verhalten, blitzschnelle Reaktionen auf unerwartete Ereignisse, eine gehörige Portion Risikobereitschaft und nicht zuletzt ein ziemlich großes Plappermaul erfordert.

Gerade noch als Held in den Medien gefeiert, wird er jedoch plötzlich des Mordes an seinem Partner beschuldigt und steht außerdem unter Verdacht, eine beträchtliche Menge Geld aus dem Pensions-Fond der Polizei entwendet zu haben. Obwohl Roman seine Unschuld beteuert finden die Ermittler belastendes Material in seiner Wohnung, was dazu führt, dass er in beiden Fällen angeklagt, vorübergehend vom Polizeidienst suspendiert und zum Sündenbock der gesamten Chicagoer Polizei abgestempelt wird.
Der Verlust seiner Dienstmarke und seines guten Rufs trifft ihn hart, war doch die Polizeiarbeit sein Leben und die meisten Kollegen enge Freunde, doch die drohende Trennung von seiner Frau im Falle einer Gefängnisstrafe, zwingen ihn zum Handeln.
In seiner Verzweiflung dringt er ins Büro der Abteilung für "Internal Affairs" ein und macht einige Angestellte zu seinen Geiseln, in der Hoffnung rechtzeitig Beweise für seine Unschuld im Büro von Inspektor Terence Niebaum (J. T. Walsh) zu finden.
Als "Negotiator" verlangt er Chris Sabian (Kevin Spacey), der für seine gewaltfreien Verhandlungen bekannt ist, doch auch ihm wird schnell klar, dass Teile der Polizei kein Interesse daran haben Roman lebend wieder zu sehen, sondern auf ein gezieltes Eindringen von Spezialeinheiten drängen.
Ob es Sabian gelingt die Situation unter Kontrolle zu halten und ob die Zeit für Roman reicht um Beweise für seine Unschuld zu finden?


Regisseur Gray ist ein atemberaubend spannender Thriller gelungen, der in punkto Tempo kaum Pausen einlegt. Lediglich die hervorragenden Dialoge zwischen Spacey und Jackson, lassen kurz Zeit um der rasanten Story zu folgen. Doch eben diese Interaktion der zwei Hauptdarsteller machen den größten Reiz des Films aus.
Man merkt beiden die Spiellaune förmlich an und wünscht sich eigentlich noch mehr Szenen in denen beide in direkten Rededuellen aufeinander treffen.

Spacey, ein ausgewiesener, und auch mehrfach ausgezeichneter, Meister seines Fachs, versteht es auch in diesem Film aus kleinsten Szenen wichtige Ereignisse und mithilfe minimalistischer Veränderungen seiner Gesichtszüge Emotionen auszudrücken, somit eine gewisse Berechnung und Hinterlistigkeit zu signalisieren. Für mich sind es genau diese Momente, die ihn als Schauspieler so herausragend machen und die seinen Figuren die nötige Gestalt verleihen. Wer erinnert sich nicht an seine Darstellung in "Die Üblichen Verdächtigen" (1995), "Sieben" (1996) oder "American Beauty"; (1999) in denen seine Charaktere hinter ihrer unscheinbaren Fassade eine geradezu abgründige Tiefe besitzen. Bei Kevin Spacey rechne ich immer mit alles und jedem, es ist kaum möglich zu beurteilen, ob seine Figur gut oder böse, gerissen oder dumm ist.
Es gibt vor allem in den erstgenannten Filmen immer wieder Augenblicke in denen Spacey etwas von der Seele seiner Figuren preisgibt, er kurz, aber auch nur sehr kurz deutlich macht was sich dahinter verbergen könnte. Charakteristisch dafür ist dieses schmale, kaum sichtbare Lächeln, das auf mich irgendwie immer ein wenig arrogant, allwissend und irgendwie so wirkt als sähe er auf seinen Gegenüber herab, als würde er den Zuschauer seiner Unwissenheit wegen verächtlich ansehen.

Das ist auch einer der Hauptgründe aus dem Filme mit Kevin Spacey selbst beim zweiten oder dritten Sehen noch so interessant sind. Den erst dann erkennt man an welchen Punkten er etwas von seinen Figuren erzählt, was vorher niemand bemerkte, Reaktionen, die bis dahin unwichtig erschienen ergeben dann einen Sinn und klären die Undurchschaubarkeit seiner Charaktere, die man irgendwie nie richtig einordnen kann, ein wenig auf.
Wahrscheinlich bin ich da etwas zu sehr von Spaceys Rollen als Bösewicht vereinnahmt, aber dennoch gehören diese Attribute auch hier wieder zu seinen Werkzeugen.

Samuel L. Jackson steht Spacey in nichts nach, sondern bewegt sich in ihrem Duell auf einer Ebene und ist tatsächlich ein ernstzunehmender, absolut gleichwertiger Gegner. Der definitiv als Workaholic zu bezeichnende Jackson (dreht pro Jahr eine Unmenge an Hollywoodproduktionen; beispielsweise im Jahr 2001 Unbreakable, Sekunden der Entscheidung und Shaft) stellt den verzweifelten Polizisten Roman sehr überzeugend dar und agiert so gut, dass man ihm die "Lapalie mit der Geiselnahme"; fast verzeiht und sie für beinahe gerechtfertigt hält.
Die Geiselnahme wird mit tollen Kameraeinstellungen dokumentiert und es gelingt Regisseur Gray sehr gut die beklemmende Atmosphäre einer solchen Situation aus der Sicht der Geiseln, sowie die Panik und gleichzeitige Entschlossenheit Romans mit seinen Bildern einzufangen.

Insgesamt kann ich nur sagen, dass Verhandlungssache nicht nur, aber vor allem aufgrund der beiden Hauptdarsteller sehr sehenswert ist und mit Sicherheit spannende Unterhaltung für einen Abend liefert. Ein wirklich guter Thriller, der sich keineswegs verstecken muss, was mich ein wenig überrascht ist lediglich die Tatsache, dass der Film hierzulande leider viel zu wenig beachtet wurde.
Sehr empfehlenswert!!!


JerryMaguire für

www.ciao.com
www.yopi.de

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