Was das Herz begehrt (VHS) Testbericht

Was-das-herz-begehrt-vhs-komoedie
ab 8,04
Auf yopi.de gelistet seit 10/2004

5 Sterne
(3)
4 Sterne
(5)
3 Sterne
(4)
2 Sterne
(2)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von linnie

Männlich, ledig, alt sucht...

Pro:

Nichsolson, Keaton, unterhaltsam und witzig, nette Filmmusik

Kontra:

Nichsolson, platter Humor, einige Längen

Empfehlung:

Ja

Ja, was sucht er eigentlich???

Gestern war offizieller Start des neuen Filmes mit Jack Nicholson und das durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen... Spätestens seit "Besser gehts nicht" und "About Schmidt" gehört Nicholson zu meinen absoluten Lieblingsschauspielern und auch Nancy Meyers war mir nicht unbekannt, führte sie doch auch schon Regie bei "Was Frauen wollen". Was hat also ihr neuester Film zu bieten?

** Inhalt
Harry Sanborn ist mit seiner neuen Freundin Marin auf dem Weg zum Strandhaus ihrer Mutter, um dort das Wochenende zusammen zu verbringen und den ersten Sex miteinander zu haben. Doch was ist das Besondere an den beiden? Harry ist ein gestandener Mann im Alter von 63 Jahren, während Marin erst auf die 30 zugeht. Im Strandhaus angekommen, entledigt sich Marin sogleich ihrer Kleider, um in ihren Bikini zu schlüpfen und den Pool auszuprobieren. Derweil macht sich Harry, nur noch in Unterhose und Hemd gekleidet, auf Erkundungstour durch den Kühlschrank und wird dabei von Maris Mutter Erica und deren Schwester Zoe erwischt. Marin will die Polizei rufen, weil sie einen Einbrecher vermutet, doch Marin kann das Missverständnis aufklären und stellt ihrer Mutter ihren neuen Freund vor... Damit beginnt ein ereignisreiches Wochenende für die vier, denn sie beschließen, gemeinsam in dem Haus zu bleiben. Erica will arbeiten und an ihrem neuen Bühnenstück schreiben und Harry und Marin wollen gemeinsam das Wochenende verbringen.

Doch es kommt alles anders, denn bevor es zum ersten Sex kommen kann, erleidet Harry einen Herzinfarkt und muss ins Krankenhaus eingeliefert werden. Dort wird er vom behandelnen Arzt Julian Mercer gefragt, ob er denn Viagra eingenommen hat, da das verabreichte Medikament in Verbidung mit Viagra zum Tode führen kann... Harry weigert sich, länger im Krankenhaus zu bleiben und muss Mercer das Versprechen geben, in der
Nähe zu bleiben, damit er weiter behandelt werden kann. Da Marin und Zoe wieder zurück in die Stadt fahren wollen, soll Erica sich um den Patienten kümmern, den sie allerdings nicht ausstehen kann. Gleichzeitig macht ihr Mercer eindeutige Avancen, die sie sich nicht eigestehen will, da der Arzt immerhin zwanzig Jahre jünger ist als sie. Und eines Nachts treffen sich Erica und Harry in der Küche, um zusammen Pfannkuchen zu backen...

** Cast & Crew
Jack Nicholson: Harry Sanborn
Diane Keaton: Erica Barry
Frances McDormand: Zoe Barry
Keanu Reeves: Julian Mercer
Amanda Peet: Marin
Jon Favreau: Leo
Paul Michael Glaser: Dave
Rachel Ticotin: Dr. Martinez
Marjie Gum: Annie
Kadee Strickland: Kristen
Jennifer Siebel: Leggy Girl
John H. Tobin: Limo Driver
Audrey Wasilewski: Nurse
Russ Russo: Guy

Regie: Nancy Meyers
Drehbuch: Nancy Meyers

Originaltitel: Something's gotta give
FSK: ohne Altersbegrenzung
Länge: 128 Minuten

Offizielle Filmhomepage:
http://www.warnerbros.de/movies/sgg/

** Kritik
Vorweg muss ich zugeben, dass ich sehr hohe Erwartungen an den Film hatte, da mir der Trailer sehr gut gefallen hat und ich auf jeden Fall zur Nicholson-Fangemeinde gehöre, deswegen war ich wohl nicht ganz voreingenommen, aber dennoch will ich nun über den Film berichten...

Zu Beginn lernt der Zuschauer den Macho Harry Sanborn kennen, der zwar selbst bereits über 60 Jahre alt ist, aber dennoch nur Freundinnen unter 30 hat. Nichsolson spielt offensichtlich wieder sich selbst, nämlich den durchgeknallten Alten, der sich mehr Freiheiten herausnimmt, als ihm eigentlich zustehen. Seinen etwas irren Blick und die obercoole Sonnenbrille kennt man genauso wie auch seine verzauste Frisur aus dem Krankenhaus, da diese bereits das Plakat zu "About Schmidt" geziert hat. Aber hat Jack Nicholson auch mehr zu bieten? Leider nein, für meine Begriffe bleibt er weit hinter seinen Leistungen zurück, denn auf mich wirkt er mehr routiniert als engagiert, er spielt seine altbekannte Rolle, erscheint aber dennoch austauschbar zu sein. In "Besser gehts nicht" könnte ich mir keinen anderen Schauspieler als Nicholson vorstellen, in "Was das Herz begehrt" leider schon. Nicholson ist selbstverständlich nicht schlecht, er bleibt immer glaubwürdig und überzeugend, aber doch leidenschaftslos, er spielt seine Rolle so, als ob er ein bereits bekanntes Programm abspulen würde und verblasst so etwas gegenüber Diane Keaton.

Keaton merkt man an, dass sie ihr Herzblut in diese Rolle gelegt hat, sie spielt mit viel Gestik und Mimik und spielt Nicholson so fast schon an die Wand, obwohl man immer merkt, dass die beiden ein super Team vor der Kamera abgeben. Die beiden spielen sich
die Bälle zu, man merkt, dass die Chemie stimmt, doch hat man als Zuschauer das Gefühl, als ob Keaton mehr investiert. Sie durchlebt ein Wechselbad der Gefühle nach dem anderen, pendelt zwischen der genervten Krankenschwester aus Not, zur verliebten Frau, die ihren zweiten Frühling durchlebt bis hin zur verzweifelten sitzengelassenen Alten, die kein Glück in der Liebe hat. Immer ist Keaton mit Herz und Seele dabei, erscheint mir am Ende in ihrer verzweifelten Lage allerdings etwas zu überzogen, dann nämlich bekommt sie immer wieder lautstarke Weinkrämpfe und wirkt dabei ein wenig lächerlich. Dennoch hat sie ihre Oscar-Nominierung wohl zurecht verdient, da sie in diesem Film mehr als die anderen zu überzeugen weiß.

Über Keanu Reeves und Amanda Peet bleibt nicht viel zu sagen, da sie die Nebenrollen übernommen haben. Peet belässt es dabei, hübsch auszusehen und durch ihre großen Augen zu überzeugen, während Reeves den verliebten braunäugigen Arzt spielt, der hinter einer älteren Frau her ist. Ihnen wird nicht viel Raum gegeben in diesem Film, aber den füllen sie dennoch zufriedenstellend aus.

Was hat mir also gefehlt? Ich persönlich hatte mir den Film lustiger vorgestellt. Nichsolson steht für mich für schwarzen, bitteren Humor a la "Besser gehts nicht" bzw. für eher subtilen Humor wie in "About Schmidt", doch "Was das Herz begehrt" will vordergründig lustig sein und wirkt dabei manchmal schon fast peinlich. Über eine Viagra-Szene (siehe Trailer) kann ich leider nicht so lachen wie über Nichsolson, wie er einen Hund in den Müllschlucker steckt. Der Humor in diesem Film ist nicht ganz mein
Fall gewesen, so konnte ich zwar lachen, war aber dennoch enttäuscht, da mir der Humor nicht feinsinnig genug war. Klar kann es auch mal ein solcher Film sein, aber von dieser Besetzung hatte ich mir mehr erwartet, schade.

Auch hat der Film deutliche Längen, so hätten eventuell 90 Minuten auch gereicht, denn der geübte Zuschauer weiß spätestens nach 20 Minuten, worauf der Film hinauslaufen wird, nämlich auf ein Happy End. Doch dieses Happy End wird immer weiter hinausgezögert, obwohl es nur zu offensichtlich ist, was am Ende passieren wird (Vielleicht habe ich schon zu oft Rosamunde Pilcher geschaut...), was dazu geführt hat, dass ich in der letzten Dreiviertelstunde mehrfach auf die Uhr geschaut und auf das Ende gewartet habe.

Zum Ende hin wird der Film auch ein wenig kitschig und überzogen, denn die Heulattacken der Keaton sind nach ein paar Minuten nur noch peinlich, nicht mehr lustig und auch das Ende ist mehr als weichgespült, da fehlt dem Film leider der letzter Pfiff.

Natürlich hat der Film auch einige positive Seiten, so ist mir aufgefallen, dass ich wohl noch nie ein so altes Liebespaar nackt im Bett gesehen habe wie in diesem Film. Normalerweise sind es in Hollywood ja immer die gutaussehenden Jungstars unter 35, die in heißen Liebesszenen zu sehen sind und selbst dann lassen sich einige der weiblichen 90-60-90-Stars noch von Podoubles spielen, aber hier war das anders und auch ein wenig ungewohnt. Dennoch finde ich es gut, wenn Hollywood auch mal die andere Seite zeigt und
auch den über 50-jährigen ein Liebesleben zugesteht.

Wenn man in "Was das Herz begehrt" einen tieferen Sinn suchen mag, dann ist der Filmtitel irgendwo Programm, denn Harry Sanborn versucht sich hier klarzuwerden, was er eigentlich sucht, welche Frau ihn glücklich machen kann und was Liebe überhaupt bedeutet. Ist Liebe die Anziehungskraft zu einer gutaussehenden jungen Frau oder vielleicht doch etwas anderes? Harry wird es herausfinden....

Eine kleine Anmerkung noch: In einer Szene erzählt Marin ihrer Mutter von der anstehenden Hochzeit ihres Vater und berichtet dann, dass sie selbst nun bald 30 würde und ihr Vater eine Frau heiraten will, die nur 2 Jahre älter ist als sie selbst.... also 33?! Hab ich das jetzt falsch verstanden oder kann ich selbst nach abgeschlossenem Mathematikstudium nur nicht richtig rechnen? Es wäre schön, wenn mir jemand bestätigen könnte, dass diese "Rechenaufgabe" so im Film vorkommt bzw. ich mich verhört haben muss. Danke!

Zur Inszenierung mag ich nicht mehr viel sagen, für eine Liebeskomödie war sie sicherlich ganz gelungen, auch wenn einige Klischees bedient wurden, so auch die Reise ins verschneite Paris, wo sich die beiden Verliebten finden mögen. Aufgefallen ist mir, dass Meyers einscheinbar ein Faible für Szenen hat, in denen die Musik in den Vordergrund tritt, die Kamera Bilder einfängt und der Dialog zwischen den handelnden Personen nahezu unhörbar in den Hintergrund tritt. Einmal hätte der Einsatz dieses Stilmittels eventuell auch gereicht.

Für die Filmmusik war ein weiteres Mal Hans Zimmer verantwortlich, doch bekommt man hier nicht den bekannten klassischen Zimmer-Einheitsbrei zu hören, sondern eine Aneinandereiung von bereits bekannten Popsongs, der bekannteste dürfte wohl "La vie en rose" gewesen sein.

** Abschließendes Fazit
Das Fazit fällt mir dieses Mal sehr schwer, denn eigentlich tendiere ich zu 3 Sternen, was dem Film aber eventuell nicht gerecht werden würde, da Keaton schauspielerisch zu überzeugen weiß, der Film recht unterhaltsam ist und Nicholson mitspielt. Auf einer 10er Skala würde ich 7 Sterne vergeben und heute mag ich mal aufrunden und mit etwas Augen zudrücken 4 Sterne und eine Empfehlung vergeben.

84 Bewertungen