Was nicht passt wird passend gemacht (VHS) Testbericht

Das dumme icken-Wort konnte ich mir nicht nehmen lassen, denn dieser Satz dort - eine Frage stammt aus einem Film, den ich in der Sneak-Preview bewundern durfte, bevor er im Kino anlief. Ein Film über dessen (Un)sinn man reden kann, aber gar nicht muß. Er spricht für sich allein und erst recht in die weite Welt der Baubranche hinaus. Er schreit förmlich nach Klischee und höret Ihr wie lieblich es schallt wenn´s auf dem Bau laut knallt - dennnnnn



~*~*~*~ Was nicht passt wird passend gemacht ~*~*~*~

Und wenn was passt ist es auch nicht schlimm....


Als ich an diesem einen Abend mein Dasein mit dem Sitzen in einem der reichlichen Kinosessel fristete und die ersten Töne erhallten und die ersten Lichter auf der Leinwand sich zu Bildern formten krampfte sich mir der Magen zusammen. WAS ist das für eine Schrift - WAS ist das für eine Musik - meine erste, dann auch laute Reaktion, vor lauter Schreck: „Das ist doch nicht etwa ein Western?“ - den Gedanken hinterherhängend: wenn ja geh ich das erste Mal vor dem Ende eines Filmes aus dem Kinosaal und das ganz ohne Reue...

Oh und wie hätt ich’s bereut wenn ich nicht den Blick etwas suchend gen Filmleinwand gerichtet hätte. Das was ich sah hatte mit einem Western nichts zu tun. Also konnte ich mich wieder entkrampfen und dem Lied lauschen welches da in komischen Klängen auf mich einrieselte und meinen Ohren eine Probe gab. Wenn was zu lang is nimmt man also eine Säge und wenn was zu kurz ist nimmt man Kleber - diese Worte hallten so oder auch so ähnlich dann rum und vor meinem Auge schmierte sich jemand total leckeres Brot. Das war ungefähr so lecker anzusehen wie das Schlachten eines Schweines. Aber man staune , er packte das Brot in eine Brotdose - moderner und dem heutigen Publikum entsprechend könnte man Lunchbox sagen , aber ich bitte Euch, das passt nicht zu dem was man da gesehen hat.... ja und das Brett und das Messer wurden sogar in die Spüle gelegt - ich betone das gelegt weil es nicht knallte - ja und die Krümel vom Tisch wurden auch entfernt - erster Lacher und erster Punkt!

Und wo der erste Punkt schon einmal da war konnte der zweite ja nicht weit sein. Aber das war kein Punkt das waren gleich drei auf einmal. Ralf Richter im Bild - ein Mann in Arbeitskluft , die natürlich ein Trägershirt und eine abgerackerte Hose darstellten. So lag er, so stand er auf und so nahm er sein Frühstück zu sich. Frühstück heißt in diesem Falle natürlich ein Bier ex und hopp ohne Wimperzucken oder sonstiges. Und weil’s so schön war kommt die Bierwampe erst so richtig zum tragen, wenn der Mann die Hose richtet. Helm auf - schnell noch ein Haken geboxt und wech zur Arbeit. Alles klar- Bau ich komme!

Aber dem nicht genug hatten sich letztendlich drei tolle Männer in einem noch tolleren Firmenwagen wiedergefunden. Der war übrigens blau und diese Pritsche (Bauarbeitersprache *höhö) hat mir persönlich ganz toll gefallen - ist zwar alt und voll mit Müll - aber genau das hab ich hier jeden Tag auf dem Hof stehen. Genauso dreckig und vollgemüllt -na denn Prost! Und die drei Männer da die waren auch nich übel. Ralf Richter der irgendwie schon mal ganz toll ankam (was man am Beifall hörte als er das erste Mal zu sehen war) der spielte hier einen Mann der den Namen Kalle trug. Und Allseits-Camper Willi Thomczyk („Camper” - Serie bei RTL) - der hieß Horst. Na das sind doch tolle Namen oder? Ja nee so is dat aber nisch hier. Weil dat geht noch toller! Hab ich gelacht als mir das erste Mal auffiel wie sie Hilmi Sözer nannten. Kümmel ! Ey dat is Kümmel - also wirklich - ganz ehrlich im ersten Moment stockte mir ein wenig der Atem , aber im Angesicht dieser Szene und dem Lachen von Sözer konnte ich nicht mehr vor lachen. Irgendwie fragte ich mich aber trotzdem ob ich nüchtern war. Ich war es hundertprozentig, also machte mich der Film betrunken. Betrunken an dummdeutsch. Denn nichts anderes ist der Film. Er ist dummdeutsch und das ist gut so!

Nun stellt sich vielleicht die Frage was das nun mit dem Film zu tun hat. Vielleicht nichts, vielleicht aber auch alles. Dieser Film hat sogar eine Story. Und das schöne dabei ist, daß die jeder versteht. Kümmel, Horst und Kalle sind also Bauarbeiter und haben eine blaue Pritsche. (Kalle ist eh immer blau). Und den Chef dürfen wir nicht vergessen. Das ist Dietmar Bär und im Film heißt er Wiesenkamp. Die Baustelle ist natürlich der letzte Schrei. Und das Bauprojekt trägt den verheißungsvollen Namen „Waldesruh“. Drei Männer eine Baustelle und alles klar......... ja wenn da nicht noch ein oder zwei, ach nein drei - egal , sagen wir wenn da nicht Probleme wären.

Problem Nummer 1: Bruder vom Chef - auch ein Wiesenkamp
Problem Nummer 2: Dieser Bruder hat genau nebenan eine riesige Baustelle - da wird auch für wetten daß?... geübt und die Truppe hat Einheitskleidung, ein tolles Arbeitsklima und alles läuft rund. Wir spucken in die Hand...
Problem Nummer 3: Da ist noch so ein komischer Architektur-Student, der ein Praktikum brauchte und nun auch noch zu Kümmelchen, Horstilein und Großmeister Kalle kommt.
Problem Nummer 4: Kalle hatte aber mit Horst und Kümmel vorher ganz anders geplant - der Chef sollte eine billige Arbeitskraft vom Polenstrich holen - und mit dem war auch was abgemacht und so weiß am Ende keiner mehr was los ist außer Kalle natürlich, denn Kalle ist cool. Der ist so cool, dass er dem Praktikanten zu spät verrät, daß der Betonmischer natürlich nicht für den Beton ist sondern zum Bier kühlen ... Klirr Klirr das schööööööne Bier!

Und zum ganz großen Übel will dieser komische Student auch noch was von Horsts Tochter. Aber Horst mag das nun gar nicht leiden. Somit hätten wir
Problem Nummer 5: Horst mag Phillip nicht

Aber das sind nur mal 5 Probleme, es reihen sich zahllose in diesem Film an , der es sich zur Aufgabe gemacht hat nicht nur das Bauwesen gehörig zu durchleuchten, nein es lebe das Klischee und vor allem lebe der Ruhrpott-Humor. Den gib´s nämlich genug – „Wat mutt dat mutt“ – und an der Stelle als Ralf Richter schrie „wer war dat – war der dat etwa...“ da klatschte das Publikum – wobei ich sagen muß – ich könnt mich jetzt noch kugeln wenn ich an diesen typischen Gang von Ralf Richter denke. Die Kodderschnauze (ich glaub das darf ich in dem Zusammenhang sagen) war auch die beste von allen im Film.

Was ich nicht ganz so verstanden habe, ist die Tatsache, daß Thorwarth (Peter) selber mitspielen musste. Er spielt den Studenten – wobei ich mich frage, und das ganz wirklich und ehrlich, wieso ausgerechnet er das getan hat – und um noch mehr zu fragen: wieso musste da überhaupt Liebesgeplänkel in den Film? Ich fands unpassend.

Aber sowas vergess ich schnell, wenn man wegen einer gefundenen Bombe mal eben das Haus kleiner macht und verkürzt und wenn man mir zukünftige Hausbesitzer auch noch möglichst Klischeebeladen zeigt. Denn Haus „Waldesruh“ geht an zwei Herrschaften (eigentlich eine Herrschaft und eine Damenschaft) die wirklich Natur pur verkörpern und Damenschaft hat auch allerliebst den armen Kümmel stets in seiner Aussprache verbessert (so schlimm war die aber gar nicht*hm) – und so haben wir zwar ein kürzeres Haus aber zumindest wurde doch mal wieder alles passend gemacht. Der Film ebenso – er passt eben. Trotz allem wird es genug Menschen geben denen der Film nichts aber auch rein gar nichts geben wird. Solche Filme mag man oder hasst man. Ich hab jedenfalls gelacht. Aber auch Humor ist irgendwann mal weniger geworden. Ein genialer Film im Genre der deutschen Komödien – aber er hätte auch wunderbar an einem Abend im deutschen Fernsehen gezeigt werden können. Aber das bringt sicher nicht so viel Geld. Wer mir fehlte war Dieter Krebs, der ursprünglich mitspielen sollte. In diesem Augenblick möchte ich auch nochmal sagen, daß Deutschland mit ihm einen guten Schauspieler genau der für solche Fälle benötigten Komik-Sorte verloren hat.


Eure
Elli-Spirelli

PS: Das ist ein wahrer Kultfilm für Bauarbeiter...und er wird es auch.