Was nützt die Liebe in Gedanken (DVD) Testbericht

ab 7,80
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Erfahrungsbericht von mausal18

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Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Hier geht es um die Nähe zwischen jugendlicher Liebe und Todessehnsucht, doch die Vorlage ist weniger der Roman "Der Selbstmörderclub" als die wirklichen Begebenheiten um eine "Steglitzer Schulertragödie" im Jahre 1927, die bereits in zwei Filmen 1929 und 1960 (beide mit dem Titel "Geschminkte Jugend") verarbeitet wurde. Günther liebt Hans, Paul liebt Günthers Schwester Hilde, und dummerweise liebt Hilde Hans, und Hildes schüchterne Freundin Elli liebt Paul. Nach einem berauschten Wochenende auf dem Land finden sich die fünf im Haus der Geschwister wieder, und Paul und Günther wollen gemeinsam Hans und Hilde erschießen, bevor sie sich selbst richten.

Deutsche Filme, die vergangene Epochen wieder aufleben lassen, bescheren mir oft körperliche Pein. Oft genug wird mehr Wert auf Kostüme und Ausstattung gelegt als auf die Motivationen der Figuren. "Die Apothekerin", "Gripsholm", "Rosenstrasse"... ich verzichte! Ähnlich sah es zunächst auch Regisseur Achim von Borries ("England!"), als ihm das Projekt angetragen wurde. Doch statt die Geschichte wie in der 1960er Verfilmung in die Gegenwart zu verlegen, entschied er sich für den Mittelweg, eine Art minimalistische Historizität. Zwei Häuserfronten, eine Schule, ein Café und eine Wohnung stehen für das Berlin zwischen den Kriegen, die Kostüme wirken zwar akkurat, spielen sich aber nicht in den Vordergrund. Und die Dialoge sind weder von damals noch von heute, weder "kolossal" noch "krass".

Doch aus Gründen, die ich nicht ganz benennen kann, springt der Funke nicht wirklich über. Sowohl bei "Menschen am Sonntag" (1931) als auch bei "Good bye, Lenin" oder "Lichter" fühle ich mich den Figuren näher... Sogar bei "The Dreamers", obwohl dort einige ungeheuerliche Dinge abgezogen werden, gegen die das fröhliche bisexuelle Geknutsche im Gras hier harmlos wirkt. Woran mag das liegen? Daran, daß Brühl und Diehl getypecastet sind, Brühl natürlich als Sympathieträger, Diehl als kinskiesker Risikofaktor? Daran, daß Frl. Mühes penetrantes Lächeln mir recht bald auf den Senkel ging? Daran, daß die Atmosphäre, die Kamerafrau Jutta Pohlmann mit vielen Großaufnahmen und Unschärfen beschwört, durch die Werbefilmästhetik (immer wieder Brühl und Diehl mit nacktem Oberkörper in der Sommersonne) anderer Szenen und den Musikeinsatz wieder eingeschränkt wird, alles etwas zu geschliffen aussieht, die Spontanität der Jugend auf dem Wege verloren geht?

Ich weiß es nicht. "Was nützt die Liebe in Gedanken" überzeugt einerseits, lässt aber meines Erachtens das Herz, die Liebe, die ja sein Grundthema ist, zu selten in seinen Bildern sprechen.

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