Weil es dich gibt (DVD) Testbericht

ab 13,22
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Erfahrungsbericht von mima007

Balsam für romantische Seelen

Pro:

unterhaltsam, humorvoll, sehr romantisch; gutes Bonusmaterial, guter Sound, schöne Musik

Kontra:

benachteiligte Frauenrollen, hoher Unwahrscheinlichkeitsfaktor; Interviews zweimal im Bonusmaterial, viel Werbung

Empfehlung:

Ja

When strangers meet, so schlägt das Schicksal zu. Sara und Jonathan, die sich in New York City für einen magischen Abend begegnen, wollen es dem glücklichen Zufall überlassen, ob sie letztlich zueinander finden. Doch wer auf das Glück hofft, das in den Sternen steht, muss sich oft später kräftig abstrampeln.

Filminfos

O-Titel: Serendipity (USA, 2001)
FSK: keine Altersbeschränkung
Länge: ca. 84 Min.
Regisseur: Peter Chelsom
Drehbuch: Marc Klein
Musik: Alan Silvestri
Darsteller: John Cusack, Kate Beckinsale, Eugene Levy u.a.

Handlung

Mitten im New Yorker Weihnachtseinkaufstrubel lernen sich der Fernsehreporter Jonathan Trager (Cusack) und die angehende Psychotherapeutin Sara Thomas (Beckinsale) im Kaufhaus Bloomingdale\'s kennen. Sie vertiefen ihr Kennenlernen beim Schlittschuhlaufen und im Café Serendipity. Weil aber beide schon Freunde haben, glauben sie nicht, dass sie sich jemals im Leben wiedersehen werden - was ein Jammer wäre.

Deshalb soll das Schicksal, genauer: der glückliche Zufall (= serendipity) darüber entscheiden. Jonathan schreibt seinen Namen und seine Telefonnummer auf einen 5-Dollar-Schein, sie schreibt das Entsprechende in ein antiquarisches Buch namens \"Live in the times of the cholera\". Nachdem böse Mächte in Form eines als Teufelchen verkleideten Kindes eingegriffen haben, verlieren sie sich im Hotel Waldorf Astoria aus den Augen. Doch jeder behält je einen der Handschuhe, die sie bei Bloomingdale\'s kauften. Sozusagen als Memento.

Zehn Jahre später. Jonathan soll in wenigen Tagen Halley Buchanan (Bridget Moynahan) heiraten, Sara soll das gleiche Schicksal in Gestalt des indisch angehauchten Flöterichs Lars Hammond (John Corbett) in San Francisco ereilen. Da häufen sich bei beiden die Hinweise, dass die jeweilige Heirat vielleicht doch nicht so ganz die optimale Entscheidung sein könnte. Die Erinnerung an ihr früheres Treffen mit dem jeweiligen \"Seelengefährten\" treibt sie dazu, einander zu suchen. Was zu relativ dramatischen und komischen Situationen führt.

Ihre Freunde Dean Kansky (Jeremy Piven) und Eve (Molly Shannon) helfen Jonathan respektive Sara bei der verzweifelten Suche nach der Nadel im Heuhaufen, der so groß ist wie New York City. Und dann gibt es da noch einen geldgierigen, aber fast schon hilfsbereiten Bloomingdale-Verkäufer (Eugene Levy, der liberale Vater aus \"American Pie1 +2\"), der für hohe Ausschläge auf der Peinlichkeitsskala sorgt.

Mein Eindruck: der Film

Ist das ein Film für Astrologiegläubige? Ja und nein. Man muss wohl einerseits an die Macht des Schicksals glauben, aber andererseits beweisen Jonathan und Sara mit der Energie, die sie bei ihrer Suche aufbringen, dass es die Macht des freien Willens ist, die letzten Endes dafür sorgt, dass beide ihr Glück finden. Was nötig war, sind die kleinen Mementos (Handschuhe, Dollarnoten, Buch) an den jeweils anderen, der sich nun, im Rückblick, als der wahre Seelengefährte erweist.

\"Weil es dich gibt\" ist eine romantische Komödie, die so manches Frauenherz entzücken dürfte. Sie ist der logisch denkenden Vernunft, wie sie etwa Eugene Levy im Film verkörpert, nicht zugänglich, sondern löst sich bei der Analyse in Wohlgefallen auf: \"magischer Realismus\" wäre wohl die richtige Bezeichnung. Solange aber der Film dauert, suggeriert er einsamen Herzen, dass es noch Hoffnung für sie gebe. Auch damit lassen sich, so grausam es klingt, Kassen füllen. Wahrscheinlich ist jedes Horoskop hilfreicher.

Die Darsteller

Schaut man sich die Darsteller an, so scheinen die Männer eindeutig die besseren Rollen erwischt zu haben: Eugene Levy ist seine Rolle als geldgieriges Verkaufsgenie wie auf den Leib geschrieben. John Cusack ist einer der fleißigsten US-Theaterschauspieler/-regisseure/-produzenten überhaupt und sowohl routiniert als auch intelligent, so dass er seine Rolle des verzweifelt suchenden Beinahegatten mit links meistert. Jeremy Piven steht ihm mit Rat und Tat zur Seite: Seine zurückhaltend gespielte Verlobungsansprache in besoffenem Zustand ist keineswegs peinlich, aber sehr reich an zutreffenden Einsichten. Auch im richtigen Leben sind die beiden seit Kindesbeinen die dicksten Freunde.

Ganz anders hingegen die Frauenrollen. Hatte die Britin Kate Beckinsale wirklich nur so wenige Zeilen zu sprechen? Ihre auffallend schweigsame Passivität rückt sie in kein Licht, das für länger in Erinnerung bleiben lässt. Sie wird nur dann lebendig, wenn das Drehbuch vorschreibt, jemanden zu überzeugen: Jonathan im Café, später ihre Freundin Eve.

Eve, gespielt von Molly Shannon, hat zwar einen New-Age-Laden, der verzweifelte Vierzigjährige mit Seelentröstern versorgt (wie dieser Film es versucht), die aber vorgibt, selbst nicht an diesen Schnickschnack zu glauben. Sie ist im Grunde Saras gegenteil: eine Zynikerin. Doch sobald sie im Waldorf Astoria auftaucht, benimmt sie sich wie ein kleines Schulmädchen, das bei den Großen am Tisch gelandet ist. Dazu passt, dass sie auf dem Golfplatz in typischer Slapstickmanier Opfer ihrer ungewohnten Umgebung wird. Bridget Moynahan, Ben Afflecks Bettgefährtin in \"Der Anschlag\", spielt eine undankbare Nebenrolle als Jonathans Braut, in der sie nur gut auszusehen hat.

Was den Zeitsprung von zehn Jahren etwas unwahrscheinlich erscheinen lässt, ist der Umstand, dass die beiden Hauptfiguren keinen Tag älter aussehen als bei ihrer ersten Begegnung - und auch keinen Deut zynischer, weiser oder klüger. Und so schüchtern, wie Sara Thomas sich gibt, ist sie höchstwahrscheinlich immer noch Jungfrau.

Und keiner erklärt, was aus Prinz Serendip wurde, der für den Begriff \"serendipity\" die Grundlage lieferte.

Die DVD

DVD Erscheinungstermin: 29. August 2002
Bildformate: 16:9, 1,78:1
Tonformate: Deutsch in DD 5.1 und DTS, Engl. in DD 5.1
Sprachen: D, Engl.
Untertitel: D, Engl.

Extras:

- Making-of (20 Min.)
- Blick hinter die Kulissen (ca. 20 Min., ohne Untertitel)
- Darsteller und Crew (ca. 17 Min., ohne Untertitel)
- Mini-Interviews mit Cusack, Beckinsale, Piven, Shannon, Moynahan, Chelsom, Simon Fields, Peter Adams (\"Soundbites\"; keine Untertitel)
- Texttafeln zu den Filmografien von Cusack und Beckinsale
- \"Treffpunkt Café Serendipity\" (Hinweis zur Website)
- Trailershow: meist romantische Komödien
- Der besondere Filmtipp: Trailer (Fantastic Nature 1\")
- Weblinks zu Highlight Film und zu www.weilesdichgibt.de (= Internetcafé Serendipity; nur bis 31.12.02)
- BOOKLET: Kapiteltitel; Darsteller; biograf. Filmografien von Cusack, Beckinsale und Molly Shannon; Liste der Extras.

Auf der deutschen DVD fehlen 8 entfallene Szenen (Kussszene!) und 1 alternative Begegnungsszene zwischen Jon und Sara.

Mein Eindruck: die DVD

Die Silberscheibe hat einen makellosen Sound zu bieten. Mit DTS oder DD 5.1 ist zumindest der deutsche Zuschauer auditiv bestens bedient. Bis auf eine kleine Unschärfe am Anfang, als der deutsche Titel eingeblendet wird, ist das Bild ziemlich.

Das Bonusmaterial kann sich mit seiner Länge von rund 60 Minuten sehen lassen. Making-of, Interviews und ein \"Blick hinter die Kulissen\" liefern zahlreiche Einblicke in die Entstehung des Films und was sich die Verantwortlichen dabei gedacht haben. Allerdings kann man sich die Soundbite-Interviews sparen, da sie fast vollständig in das Making-of integriert (und übersetzt) wurden - man hat also zweimal das Gleiche. Ulkig sind allerdings die bemühungen, Weihnachten mitten im Juli zu inszenieren. Immerhin waren sie erfolgreich: Man merkt es dem Film nicht an, dass er im brütendheißen New Yorker Juli entstand und die Darsteller in ihren Mänteln und Schals schwitzten.

Unterm Strich

\"Weil es dich gibt\" könnte als romantische Komödie etliche Gags und Einzeiler liefern, damit es \"Friends\" Konkurrenz machen kann. Leider hat der Drehbuchautor diesen Plan fallen lassen, um es auf die vom Leben enttäuschten Frauen um so treffsicherer erreichen zu können: Es ist eine beabsichtigte Abfolge unwahrscheinlicher Zufälle.

Nur wer den ersten Abend für möglich hält, wird dem restlichen Film etwas abgewinnen können: Dies ist kein Film für Zyniker, sondern Romantiker. Nur wer also ein hoffend\' Herz in seiner Brust schlagen fühlt, wird dem Plot folgen wollen. Alle anderen wenden sich entweder mit Grausen oder schlicht gelangweilt. Die nette Musik mit viel Akustikgitarre à la Jewel lässt die richtige Romantikstimmung aufkommen.

Das Einzige, was den Film vor den Niederungen von \"Sweet November\" und ähnlichen Schmonzetten bewahrt, ist der flotte Plot und die Schauspielkunst von John Cusack und Eugene Levy, dem Vater aus \"American Pie1 +2\". Denn Kate Beckinsale erweist sich leider fast als Fehlbesetzung. Sie erscheint zu passiv.

Interessant wird die DVD jedoch durch das umfangreiche Bonusmaterial, das immerhin eine Stunde an Beiträgen umfasst. Auch der DTS-Sound kommt erst auf der Silberscheibe recht zur Geltung.

Das verhilft dem Streifen immerhin noch zu vier von fünf romantischen Punkten.

Michael Matzer (c) 2003ff

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