Zivilprozess (DVD) Testbericht

Zivilprozess-dvd-drama
ab 7,99
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Erfahrungsbericht von Bjoerner2001

Von Recht haben und Recht kriegen

Pro:

Spannend, gute Schauspieler, zeigt schonungslos die Wahrheit

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Wer eigentlich Recht hat, muss es sich manchmal doch erkämpfen, umso eindrucksvoller ist das Schicksal einer ganzen Kleinstadt, welche unter den Schwergewichten der örtlichen Wirtschaft zu leiden hat. Umso mehr Tragik kommt hinzu, wenn es überwiegend die Kinder trifft.


1. Filmhandlung
2. Über den Film
3. DVD + Extras
4. Fazit



1. Filmhandlung
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Jan Schlichtmann (gespielt von John Travolta) ist Havard Absolvent und einer der begehrtesten Junggesellen in Boston. Er hat sich als Anwalt auf Prozesse für Unfallopfer spezialisiert. In den USA kann man hiermit reichlich absahnen und wird als siegreicher Anwalt meist fürstlich entlohnt. In den USA scheint auch das Motto ”You can sue anyone for pretty much anything!“ zu greifen. Man kann so ziemlich jeden für so ziemlich alles verklagen, und speziell Unfallopfer warten da mit den abenteuerlichsten Geschichten auf.

Schlichtmann war ein junger erfolgreicher Anwalt und hatte mit seinen 2 Kollegen Conway (gespielt von Tony Shalhoub) und Crowley (gespielt von Zeljko Ivanek) eine eigene Kanzlei eröffnet. Die Anwaltskanzlei der drei war sehr erfolgreich und Schlichtmann genoss sichtlich den Ruhm der ihm mit der zunehmenden Anzahl an gewonnen Fällen zufloss, bis ihm ein Fall namens Woburn angetragen wurde. Woburn ist ein kleiner Vorort von Boston, nichts ungewöhnliches, ein paar Firmen, viele glückliche Familien und Idylle zeichnen Woburn aus. So würde es der Außenstehende beschreiben, aber in Wirklichkeit sah es ganz anders aus, denn so gewöhnlich war dieser Vorort doch nicht. Die Kinder der zahlreichen Familien hatten fast ausnahmslos gesundheitliche Probleme bis hin zu Krebs und Leukämie. Die Anwohner machen die Großfirmen W.R. Grace und Beatrice Foods dafür verantwortlich, können aber nichts beweisen.

Schlichtmann ist anfangs skeptisch und ist drauf und dran den Fall abzulehnen, bis er etwas bedeutendes entdeckt, während er auf einer Brücke einen Strafzettel wegen Zuschnellfahrens bekam. Im Fluß, der unter der Brücke durchfließt, kommt ihm eine Idee und er stößt auf die Großfirmen W.R. Grace und Beatrice Foods, die ihre chemischen Abfälle nach Meinung der Anwohner einfach in die Natur kippen und somit das Trinkwasser der Stadt kontaminieren. Nahe des Flusses haben sie tatsächlich ihre Firmengelände und gehen nicht gerade zimperlich mit Müll um. Schlichtmann denkt sich, dass dies die Ursache ist und er willigt ein, für die Familien für Gerechtigkeit zu kämpfen.

Nach anfänglichen Verhärtungen der Fronten und Problemen bei der Prozesseröffnung artet der Fall zum Mammutprojekt aus.... unzählige Zeugen müssen vernommen werden, Expertenmeinungen eingeholt werden, Anträge gestellt werden, insgesamt also viel zu viel für die kleine Kanzlei, die die größten Anwaltskanzleien der Stadt gegen sich hat. Schlichtmann aber gibt nicht auf und den Rat seines Kollegen den Fall ad acta zu legen befolgt er nicht, denn er will es nicht wahr haben, dass Beatrice Foods und W.R. Grace ungeschoren davonkommen, außerdem hat er so viel investiert, sei es Zeit, Enthusiasmus und Geld, dass ein Stop des Prozesses eine Niederlage für ihn wäre, die er nur schwer verarbeiten kann.

Letztendlich wird es ein Kampf um Schlichtmanns Leben, denn der kleinen Kanzlei geht nach und nach das Geld aus und auch die Mitarbeiter Conway und Crowley haben ihr persönliches Hab und Gut investiert um die Kanzlei über Wasser zu halten. Geld ist Mangelware, ein Vergleich muss also her, Schlichtmann lehnt aber ein für alle Beteiligten ausreichendes Angebot als zu niedrig ab, daher legt der verantwortliche und mittlerweile sehr genervte Richter 3 Fragen für die Geschworenen vor, die sie beantworten sollen. Nachteil nur, dass selbst Experten diese Fragen nicht beantworten können. Die Firma Beatrice Foods wird als unschuldig befunden und nur Grace kann belangt werden.
Ein Vergleich wird also nun doch angestrebt, aber über die Höhe dessen sind sich die Anwälte keinesfalls einig, da damit mehr oder weniger die Schuldfrage für die Öffentlichkeit beantwortet wird



2. Über den Film
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Die Tatsache, dass der Film auf einer wahren Begebenheit beruht, ist eigentlich erschreckend. Umso erschreckender ist wohl, dass nicht Gerechtigkeit siegt, sondern wohl eher das Geld, welches die Großfirmen in ihre Verteidigung investieren können. Und falls es doch nach Niederlage aussieht, einigt man sich eben auf einen Vergleich, zahlt die paar Millionen Abfindung und damit hat sich das Ganze auch. Getan wird nach einem Vergleich nämlich so gut wie gar nichts und die Opfer werden mit ihren Problemen und dem meist nur bisschen Geld allein gelassen, während die Firma ihr Image in der Öffentlichkeit sauber halten konnte.

Das Bild, welches von Schlichtmann selbst gezeichnet wird, ist sehr, ich nenne es mal, tragisch. Anfangs ein richtiger Siegertyp, verkommt er mehr und mehr und steigert sich in den Fall. Seinen objektiven Spürsinn, der ihn anfangs auszeichnete, ging etwas verloren und Mitleid mit den Familien der Opfer macht sich breit und die Annahme eines Vergleichs scheint für ihn somit einer Niederlage gleich zu kommen. Viel viel Arbeit wäre damit futsch gewesen, ganz zu schweigen von den enormen finanziellen Belastungen, die durch einen Vergleich nur marginal gelindert wären, also musste ein Sieg her. Letztlich wurde der Wille Schlichtmanns aber doch gebrochen, zumal er auch die Existenzen seiner beiden Partner bedrohte, falls nicht schleunigst Geld in die Kanzleikasse kommt.

Was zieht man also für Lehren aus dem Film? Sich nichts gefallen zu lassen? Nicht vor „Großen“ zurückschrecken? Gerechtigkeit anzustreben? Jeder muss das mit sich ausmachen, denn jeder setzt da andere Prioritäten. Eins steht aber nach wie vor fest, Recht haben und Recht kriegen sind, vor allem in den USA, zwei scheinbar grundverschiedene Dinge...



3. DVD + Extras
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Die DVD kann neben dem Film eigentlich mit fast nichts aufwarten. Lediglich eine sog. Featurette (Filmdokumentation), die den Hauptdarsteller während und über die Dreharbeiten und zum Thema des Films befragt ist integriert. Ein für DVDs üblicher Kinotrailer ist auch mit dabei.

Als Sprachen gibt es Englisch und Deutsch und zusätzlich zahlreiche Untertitel, die größtenteils aber unsinnig sind (Arabisch, Polnisch etc.). An Sound (natürlich Dolby Digital 5.1)- sowie Bildqualität (1.78:1 Widescreen) gibt es nicht viel zu meckern, eigentlich wie man es erwartet und ohne Aussetzer, Blockbildung oder sonstige Mängel.

Beim Abspielen der DVD kann man eigentlich nichts falsch machen. Direkt nach dem Einlegen öffnet sich ein recht schlichtes Menü, in welchem man die Sprache auswählen muss. Auf Deutsch oder Englisch, oder eine der anderen Sprachen, die nur als Untertitel vorhanden sind geklickt und schon startet der Film, was ich etwas nachteilig finde. Ein richtiges Hauptmenü gibt es nämlich aber erst nach dem Abspann wird man dort hingeleitet. Das Hauptmenü selbst gestaltet sich relativ unspektakulär mit einem Bild, welches verschiedenen Szene des Films ineinander verschmelzen lässt.

Im Menü gibt es die Standardpunkte "Play", "Audio Optionen", "Untertitel", "Special Features" und "Szenenauswahl". Eigentlich klar, was sich hinter dem jeweiligen Punkt verbirgt, da selbsterklärend. Da weder das Menü animiert ist, zieht man in der Szenen- bzw. auch Kapitelanwahl ebenso den selben Stil durch. Lediglich markante Bilder der 25 verschiedenen Kapitel zieren den jeweiligen Untermenüpunkt.



4. Fazit
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Und da behaupte mal noch einer, dass Anwaltsfilme langweilig sind. Teilweise war dieser Film spannender als mancher Actionfilm. Die Thematik war auch sehr interessant und die schauspielerischen Leistungen haben es mir ebenfalls angetan. Eigentlich kennt man John Travolta wohl mehr aus Filmen in denen er eine Knarre in der Hand hat, aber auch in diesem Film hat er mir gut gefallen.
Da ich das Buch von Jonathan Harr schon vor dem Film kannte, war es für mich quasi ein Heimspiel, denn ich wusste ja schon worum es geht, dennoch wurde im Film zwar eher kurz, aber dennoch alles wichtige dargestellt und keine der Schlüsselszenen kam zu kurz. Insgesamt ein Film, der mir sehr gut gefallen hat und die DVD war echt ihr Geld wert (10€).



© 2004 by Bjoerner2001

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