Anleitung zum Unglücklichsein (DVD) Testbericht

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ab 8,39
Auf yopi.de gelistet seit 08/2013
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  wenig
  • Anspruch:  wenig anspruchsvoll
  • Romantik:  niedrig
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  durchschnittlich

Erfahrungsbericht von LilithIbi

"Wenn ich also sterbe, werde ich sofort vergessen sein."

3
  • Action:  wenig
  • Anspruch:  wenig anspruchsvoll
  • Romantik:  niedrig
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Altersgruppe:  ab 6 Jahren
  • Meinung bezieht sich auf:  DVD-Version

Pro:

kleinere kluge oder auch humorvolle Dialoge, solide Besetzung, kurzweilig

Kontra:

DVD wirkt bis über den Hauptfilm hinaus eher lieblos als wirklich tiefschürfend, vorhersehbar, mau

Empfehlung:

Nein

„Wer immer Ihnen eine Komödie versprochen hat ~ ich muss Sie warnen: dies ist keine Komödie. Und da fängt das Drama schon an. Schon die Weltliteratur hätte uns misstrauisch machen sollen, beweist sie doch, dass Unglück, Katastrophen, Verbrechen, Gefahr der wahre Stoff sind. Dies ist die Geschichte von Tiffany Bleschmidt.“

Zu nahezu hundert Prozent würde ich diesem Film-einführenden Monolog durchaus zustimmen, wenngleich ich damit hadere, dass im Grunde genommen nichtmal wirklich eine Geschichte erzählt wird, die auf irgendetwas konkretes hinausläuft ~ vielmehr umgreift der deutsche Spielfilm

“Anleitung zum Unglücklichsein“

einen nicht näher bezeichneten Lebensabschnitt, ein paar Tage vermutlich nur, seitens der Protagonistin Tiffany (Johanna Wokalek), die noch Jahre nach dem Tod ihrer Mutter (Iris Berben) von dieser drangsaliert wird und sich mit einem kleinen Feinkostgeschäft selbstständig gemacht hat.

Der Zuschauer des knapp 84minütigen Werks nimmt sodann daran teil, wie sich ein jeder bis dato fremde Mann für Tiffany zu interessieren beginnt und schlägt sich vom ersten Augenblick an auf die Seite des Fotografen Thomas Paulson (Itay Tiran), alldieweil Tiffany sich eher zu dem Polizisten Frank Henne (Benjamin Sadler) hingezogen fühlt.

Damit wäre bereits das größte Problem, welches die Sachbuch Verfilmung mit sich bringt, ausgesprochen: der Filmgucker weiß nicht nur, wer die „bessere Wahl“ für Tiffany wäre, sondern ahnt somit zwangsläufig, in welche Richtung sich der Streifen entwickeln wird.

Darüber hinaus kann man die kleine Schwärmerei für den zufällig in die Nachbarschaft gezogenen Klavierlehrer Hans Luboschinski (Richy Müller) nur sehr bedingt ernstnehmen, ahnt ferner ad hoc, dass diesem eine völlig andere Schlüsselrolle zuteil werden soll.
Gewiss besticht „Anleitung zum Unglücklichsein“ durch die ein oder andere Schlagfertig- wie Tiefgründigkeit, kann man durchaus über Wahrheiten wie

„Menschen lieben es, an Orte zurückzukehren, an denen sie mal richtig gequält wurden.“

oder gar

„Der Anfang und das Ende einer jeden Liebe erkennt man daran, dass man sich scheut, mit dem anderen allein zu sein.“

sinnieren und sich weit über den Abspann hinaus damit befassen.
Dementgegen involviert Sherry Hormanns Drehbuch- wie zugleich Regiearbeit nicht viel, was es sich unbedingt anzusehen lohnt. So übertrieben nervig der Akzent des Polizisten ist, so überschwänglich wurde hier mit diversen Fantasieausflügen umgegangen, denen ich persönlich nichts abgewinnen konnte.

Der Blick auf die Kindheit von Tiffany (hier verkörpert durch Luna Rösner) fühlt sich ähnlich verloren an wie die Auseinandersetzung mit Tiffanys Vater (Rüdiger Vogler), welcher scheinbar der sonstigen Oberflächlichkeit des Spielfilms entgegenwirken soll.

Unbestreitbar ist es möglich, sich in die Protagonistin hineinzuversetzen, ihre Gefühle auf sich selbst zu übertragen oder gar in ähnlichen Erinnerungen zu schwelgen, während man ihr unweigerlich alles Gute wünscht. Meines Erachtens nach reicht dies jedoch nur sehr bedingt aus, daraus einen wirklich sehenswerten Film zu kredenzen.

Mir ist, als fehle es „Anleitung zum Unglücklichsein“ an vielerlei Details, um wahrhaftig zu berühren, den Zuschauer zu erreichen oder gar eine Art Botschaft mit auf den Weg zu geben. Vieles bleibt zu locker-leicht, anderes zu undurchsichtig wie vermeintlich unwichtig. Die Figur des bettelnden Roma (Dogan Akgün) wird immerfort in den Mittelpunkt gezerrt, wirkt hier jedoch genauso verloren, wie die übrige Besetzung in ihrem fleißigen Küchentun.

Hier und dort darf man über manche Details schmunzeln, sieht sich in jener Szene, in der Tiffany verträumt einem Auto hinterherblickt und hierbei gegen eine Mülltonne rennt, gewiss selbst und gewinnt wie überaus skeptische Person durchaus lieb, während die Mitarbeiter des Feinkostgeschäfts immerhin auf eigene Art und Weise interessant bleiben.

In der Tat gestaltet sich „Anleitung zum Unglücklichsein“ als kurzweiliges Unterhaltungsprogramm, schlägt jedoch kaum derartige Wellen, dass ich mehr als eine Free-TV Empfehlung aussprechen würde.

“Die DVD selbst“

startet mit ein paar netten Trailern, verfügt weiterhin lediglich über drei Interviews, in denen der Zuschauer nicht einmal der gestellten Fragen gewahr wird. Angesehen habe ich mir somit lediglich die ersten drei Minuten, konnte mich jedoch für diese Art der Umsetzung nicht erwärmen.
Die Qual der Wahl, für welche Vertonung man sich entscheiden soll, fällt indes komplett flach, verfügt die DVD lediglich über die deutsche Sprache, während es keinerlei Untertitel gibt.
Bild und Ton sind wie so oft astrein, so dass man sich sogar über blütenreine weiß-in-weiß Bildchen freuen kann.

Das der Film zumeist trotzdem unter "Komödie" geführt wird, entbehrt jedweden weiteren Kommentars von mir.

Summa summarum

störten mich persönlich de facto die Handvoll platter Gags, die zum Teil einerseits abgedroschen sind und andererseits widersinnig sein durften. Paradebeispiel hierfür eine Art Seelenstriptease-Monolog, nach dessen Beendigung die Information erfolgt, das des Zuhörers Hörgerät-Batterien natürlich genau in diesem Moment versagten. Dumm nur, dass jener das Hörgerät sodann in der Hand hält und trotzdem auf weitere Äußerungen der Protagonistin passgenau reagiert.

Auf mich wirkt solcherlei, als hätten sich die Macher nicht einmal die Mühe gemacht, den Zuschauer hier gehörig zu veralbern ~ oder gar bloß eine Torte, die auch nur einen Hauch weniger nach Schaumstoff aussehen durfte, zu verwenden.

Generell und vor allem abschließend betrachtet bleibt mir somit nichts, als auszuführen, dass „Anleitung zum Unglücklichsein“ irgendwie lieblos, unausgereift, streckenweise unglaubwürdig und nicht zuletzt überaus vorhersehbar agiert.

Was uns die Macher nun eigentlich mit diesem Filmbeitrag sagen wollten... ich weiß es nicht und bin schlussendlich froh, die DVD im Rahmen eines Testmonates bei Lovefilm gratis ausgeliehen zu haben statt mir diese direkt zu kaufen. Der ultimative Abschluss-Ratschlag wäre somit, es mir diesbezüglich möglichst gleich zu tun oder direkt auf die Fernseh-Ausstrahlung zu warten.

11 Bewertungen, 3 Kommentare

  • Little-Peach

    04.09.2013, 10:47 Uhr von Little-Peach
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh :))

  • Clarinetta2

    12.08.2013, 13:47 Uhr von Clarinetta2
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr gut geschrieben

  • anonym

    08.08.2013, 09:20 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Prima vorgestellt. Über eine Gegenlensung würde ich mich sehr freuen. LG