Black Gold (DVD) Testbericht

Vor mehr als 150 Jahren war für Europäer wie Amerikaner die überwiegend aus Wüsten bestehende arabische Halbinsel eher uninteressant - vom Reichtum, der unter dem vielen Sand schlummerte, wusste damals niemand etwas und was die zerstrittenen, arabischen Stämme so trieben, war ebenso eher uninteressant. Kein Wunder also, dass die innerarabischen Gebiete selbst von dem osmanischen Reich nie besetzt wurden - warum sich mit herumziehenden, kriegerischen Stämmen befassen, wenn es da eh nichts zu holen gibt ? Dabei wussten schon die alten Ägypter, dass es hier das Teerprodukt Pech zu holen gibt - ein untrügliches Zeichen dafür, dass Erdöl vorhanden sein muss. Doch diese Ausgangslage änderte sich sehr bald zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als nämlich die Automobilindustrie ihren Aufschwung nahm und der "Hunger" nach Erdöl dadurch noch schneller wuchs, als zuvor. "Black Gold", ein 2012 unter der Regie des französischen Regisseurs Jean-Jacques Annaud entstandener Abenteuerfilm, u.a. mit Antonio Banderas als Hauptdarsteller, beleuchtet die Machtkämpfe ums "schwarze Gold" genau in dieser Zeit der 30´er Jahre des 20. Jahrhunderts.

=== So kam ich zu "Black Gold" ===

Bei real stieß ich auf einen Angebotsstapel von DVDs, die für 7,77 € angeboten wurden. Hierbei interessierte ich mich besonders für "Black Gold", eben, weil ich ab und an auch gerne mal wieder einen Abenteuerfilm anschaue.

== Zum Film ==

=== Darum geht es ===

_Anfang des 20. Jahrhunderts im "Yellow Belt", Arabische Halbinsel_

Die Stadtkönigreiche Hobeika und Salma beenden ihren seit Jahren andauernden Krieg mit einem auf Dauer ausgerichteten Friedensvertrag. Nessib der Emir von Hobeika ( _Antonio Banderas_ ) und Fürst Amar von Salma ( _Mark Strong_ ) beschließen, dass der unwirtliche Wüstenstreifen zwischen beiden Städten, genannt "Allahs Haus" oder auch der "Yellow Belt", auf ewig ein neutrales und von keiner der beiden Städte beanspruchtes Gebiet bleiben soll - bis in alle Ewigkeit. Außerdem gibt Amar seine beiden ältesten Söhne Saleeh und Auda ( _ Tahar Rahim_ ) in die "Obhut" von Nessib, als "Unterpfand" des Friedens sozusagen.

Tatsächlich scheint der vereinbarte Frieden bestandsfähig zu sein. Die Jahre vergehen und die beiden Söhne Amars wachsen ganz ungezwungen mit den Kindern Nessibs in dessem Palast auf. Besonders Auda freundet sich mit Leyla, der Tochter Nessibs an.
Mehr als 15 Jahre vergehen - bis eines Tages ein Flugzeug unweit von Hobeika landet. Bei den beiden Insassen der Maschine handelt es sich um Mitarbeiter der amerikanischen Firma "Texan Oil", und die haben eine gute Nachricht für Nessib. Unter dem "Yellow Belt" haben sie Vorkommen von Erdöl gefunden - für den Besitzer dieser Fläche bedeutet das großen Reichtum.

_Ein Angebot, was man nicht ablehnen kann..._

Nessib versteht schnell und handelt entsprechend. Den Vertrag mit Amar ignorierend, gibt er sofort sein Einverständnis zur Ausbeutung der Ölvorkommen durch die "Ungläubigen".
Nessib und die Stadt Hobeika profitieren schnell von diesem Deal. Die Stadt wird schnell elektrifiziert und Nessib baut mit den reichlich sprudelnden Petro-Dollars eine Art "Wüstenparadies" aus der zuvor eher abgeschiedenen, arabischen Stadt auf, dazu rüstet er seine Armee mit modernsten Waffen aus.
Doch Amar bekommt schnell Nachricht von dem Aufschwung Hobeikas - und schnell scheint der Frieden in Gefahr zu geraten. Amar besteht auf die Einhaltung des Friedensvertrags mit Nessib. Als auch noch Saleeh versucht aus dem goldenen Käfig Nessibs zu entkommen und bei dem Versuch ums Leben kommt, spitzen sich die Ereignisse immer weiter zu.
Im Gegenzug sieht sich Nessib dazu gezwungen seine geliebte Tochter Prinzessin Leyla ( _Freida Pinto_ ) mit Auda zu verheiraten, um dem drohende Angriff Amars zu entgehen. Dieser versucht ihn dennoch in eine Falle zu locken und den Öl-Abbau zu stoppen. In diesem Konflikt kann es nur einen Sieger geben.

=== Darsteller und Charaktere ===

Der Film ist in Sachen Darstellern eigentlich hochkarätig besetzt . Mit Antonio Banderas ( "Nessib") , Mark Strong ("Amar" ) und Freida Pinto ( "Leyla") entführt "Black Gold" auf eine abenteuerliche Reise nach Arabien in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts.
"Nessib" ist dabei so etwas wie der Archetypus eines Araberscheichs, wie wir Europäer ihn uns gerne so vorstellen. Beredsam, schlitzohrig und immer so mit dem Koran argumentierend, dass es vor allem ihm und seinen Interessen nutzt, ist er für die bald sprudelnden Petrodollars der Amerikaner schnell bereit, den mit Amar, seinem schärfsten Widersacher der Region, geschlossenen Friedensvertrag aufs Spiel zu setzen. Dabei ist Nessib so durchtrieben, dass er eine Art "Pendeldiplomatie" betreiben lässt. Seine Unterhändler lässt er aussenden, um Amar mit ein paar Brosamen seines Reichtums zu "überreden", dass der "Yellow Belt" wirtschaftlich genutzt werden kann. Gleichsam gibt er dazu sein Einverständnis, dass Auda ( _ Tahar Rahim_ ), der zweitälteste Sohn Amars, seine Tochter Leyla ( echt atemberaubend gespielt von Freida Pinto) heiraten darf - quasi, um die Dynastien miteinander zu verschmelzen.
Nessib gibt sich nach errungenem Reichtum ganz so, wie manch mondäner Ölscheich aus Kuwait oder den Vereinigten Arabischen Emiraten dies heutzutage auch zu tun pflegt. Seinen loyalen Untertanen Hobeikas lässt er üppigst großzügige Geschenke zukommen , benachbarten Stammesfürsten sichert er sich durch die Übergabe goldener, schweizer Uhren deren Loyalität zu und "kreist" Amar so recht stark ein.

_ Nessibs Gegenüber _

Doch Amar, sehr überzeugend gespielt von Mark Strong, ist da aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Er versinnbildlicht eher den kritischen Stammesführer, der dem Einfluß der "Ungläubigen" misstrauisch gegenüber steht. Passend dazu ist Amar sehr religiös und verbietet auf Anraten seiner geistlichen Berater sogar seinem Sohn Ali, einem Halbbruder Audas, dass er seine aus einem Medizinstudium gewonnenen Kenntnisse bei seinen Untertanen in Anwendung bringt. "Hätte Allah gewollt, dass Krankheiten durch Medizin geheilt werden, hätte er erst gar keine Krankheiten geschickt", so die gewagte These seiner Muftis. Doch Amar, dessen Regime auf dem ersten Blick vielleicht als "rückständig" angesehen werden könnte, ist auch ein cleverer Strategie. Das Wort und ein Vertrag gilt ihm Alles, genauso wie Ehre. Daher ist er auch gar nicht bereit, auf Nessibs durchsichtigen Vorschlag zur Güte einzugehen. Er sieht ganz einfach durch den wachsenden Einfluß der "Ungläubigen" die Identität der arabischen Stämme überaus gefährdet.
Übel nimmt er Nessib auch, dass Saleeh, sein ältester Sohn, bei dem Versuch, nach Salma zurück zu kehren, erschossen wurde - zwar nicht auf Nessibs direkter Anordnung, sondern eher "versehentlich", wie Nessib beteuert. So ist er zum Kampf gegen den vertragsbrecherischen Nessib bereit und möchte dabei seinen ihm verbliebenen, zweitältesten Sohn Auda mit ins Boot holen.
Doch Auda ( _ Tahar Rahim_ ) ist ein sehr belesener Mann und erstmal nur ein ebenso intelligenter wie beredsamer Theoretiker, der der Herrschaft seines Vaters kritisch bis ablehnend gegenüber steht. Wie sehr er Ali unter Druck setzt, seine Medizinkenntnisse nicht einzusetzen, dass kann er nun gar nicht verstehen, genauso wie manche These, die sein Vater aus religiösen Gründen aufstellt. Ebenso ist seine Verbindung mit Nessibs Tochter Leyla eher ein Argument, nicht an der Seite seines Vaters zu kämpfen - doch letztlich ist er der Erbe der Dynastie seines Vaters und zwangsläufig muss er sich in seine Rolle als Anführer fügen. Tatsächlich ist Auda schnell lernfähig in der Kriegsführung geben Nessibs moderne Schützenwagen und Jagdflieger und kann so bald sein Renommee als Heerführer bald aufbauen.
_ Freida Pinto_ als Nessibs Tochter Leyla ist ebenso einfach großartig in ihrer Rolle.Von ihr sieht man bestimmt bald mehr. Zwar fügt sie sich eher den Traditionen und läuft in der Öffentlichkeit mit dem Vollschleier herum (der Burka), dennoch hat sie eher moderne Ansichten und ist dazu sehr loyal zu Auda, gerade auch dann, als sich Auda gegen ihren Vater Nessib stellt. Eine Scheidung, die ihr Vater darauf fordert, lehnt sie rundweg ab.
_Riz Ahmed_ ist in seiner Rolle des westlich geprägten Sohn Amars so etwas wie ein echter Sympathieträger. Über seinen Burnus trägt er zur Verdeutlichung, dass er im "Westen" gelernt hat, quasi als "Protest" einen Hut auf dem Kopf - seine galgenhumorigen Kommentare sind stets treffend und zielgerichtet - einfach ein netter Kerl.

=== Das macht "Black Gold" aus ===

Die Bildsprache in "Black Gold" ist zunächst einmal überaus beeindruckend. Die tollen Landschaftsaufnahmen, die Jean-Jacques Annaud in der Wüste Tunesiens wie in Qatar machte, machten mir sofort richtig Lust auf diesen Film, der in den 30er Jahren spielt, eben der Zeit, in der der Machtkampf um das schwarze Gold begann.
Dabei bildet der Film natürlich nicht die historischen Ereignisse von damals ab, die Städte Salma und Hobeika sind frei erfunden, genau wie die Charaktere, aber so ungefähr kann ich mir doch die teils erbitterten Kämpfe der verfeindeten, arabischen Wüstenstämme bildlich vorstellen, wie es eben "Black Gold" darstellt.
Die Tatsache, dass im Film europäische Darsteller zusammen mit arabischen Kollegen cooperierten, macht diesen Film dazu sehr authentisch. Dabei fügt sich der europäische Teil der "Cast" wirklich nahtlos und stimmig ein in das große Ensemble ebenso guter wie überzeugender arabischer Kollegen.
Allerdings ist nicht die Schauspielkunst ein Ansatz meiner Kritik, die ich trotz aller großartig ausschauenden und bildgewaltigen Pracht auszusetzen habe. Vielmehr sind hier doch viele Klischees, die man gegenüber "den Arabern" allgemein hat, anhand der Charaktere in der Regel zutreffend . Dies macht manche Entwicklung entsprechend vorhersehbar. Das tut allerdings für meinen Geschmack dem allgemein hohen Unterhaltungswert gar keinen Abbruch - "Black Gold" ist vom Thema her erst einmal sehr originell, weil quasi ein Einzelgänger und für mein Dafürhalten der beste Film mit dem Thema "Arabien" seit Lawrence von Arabien.
Dazu gibt sich der Ausgang der Story letztlich ausgewogen und versöhnlich und respektiert sowohl die "Identitätsfrage" der stolzen Stämme Arabiens als auch den Wunsch, dass manche dortzulande gepflegte Tradition zumindest "überdacht" wird.

== Zur DVD ==

Es gibt leider gar keinen Extras-Teil im DVD-Menu - wo nichts ist, kann ich folglich auch nichts bewerten, sondern nur diesen Fakt konstatieren. Schade, denn eigentlich hätte ich schon Fragen zu mancher Szene bzw. den Darstellern gehabt.

=== Bild und Ton ===

Technisch kann mich sowohl Bild als auch Ton voll überzeugen. Die formatbedingten schwarzen Randstreifen, die ich auf meinem 16:9 TV sehe, sind dabei "normal". Die Kontraste und Farben sind sehr ausgewogen gestaltet worden und in dunkleren Szenen ist die Brillianz durchgängig vorhanden.
Auch der Surroundsound der deutschen Tonspur ist sehr überzeugend. Da fliegt der Jagdflieger Nessibs klar akustisch ortbar über meinen Kopf während Audas Krieger zu lautem Kriegsgeschrei ausholen - das ist wirklich "mittendrin statt nur dabei".

=== Auf einen Blick ===

* Titel: Black Gold
* Studio: Universal Pictures Germany
* Genre: Unterhaltung; Drama; Abenteuer
* Erstveröffentlichung: 14.6.2012 / Produktionsjahr: 2012
* FSK: ab 12 Jahren / Laufzeit: 125 Min.
* Bildformat: Widescreen; 2,35:1 / Tonformat: DD 5.1: Deutsch, Englisch, Spanisch
* Darsteller: Tahar Rahim, Antonio Banderas, Mark Strong, Freida Pinto, Riz Ahmed, Akin Gazi
* Regie: Jean-Jacques Annaud

=== FAZIT ===

"Black Gold" ist wirklich ein sehr sehenswerter, fast schon an ein Epos erinnernder Film mit vielen guten Darstellern, der sichtbar mit großen Einsatz und Aufwand zustande gekommen ist. Leider sind manche Charaktere doch ein wenig klischeebehaftet, was aber angesichts des großen Unterhaltungsfaktors dieses Films für mich kein allzu negativ anzusehender Aspekt ist. Insgesamt bin ich schwer begeistert und fühle mich gut unterhalten von "Black Gold" und gebe eine Empfehlung an alle Freunde von Abenteuerfilmen.