ciao.de Testbericht

ab 13,02
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Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
Summe aller Bewertungen
  • Aufmachung:  gut
  • Übersichtlichkeit:  durchschnittlich
  • Benutzerfreundlichkeit:  durchschnittlich
  • Navigation:  gut
  • Funktionsvielfalt:  groß
  • Platzierung von Werbung:  viel

Erfahrungsbericht von Ralfisko

ELDORADO für Verhaltensforscher

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Seit nunmehr über einem Jahr nehme ich am Treiben auf dieser Plattform teil. Mit großer Euphorie wurde Ciao als eines der Start-Up´s schlechthin gefeiert.
Dass innerhalb kürzester Zeit Mitgliederzahlen im Hunderttausenderbereich mit entsprechend potenzierter Anzahl an Berichten ins Netz gestellt wurden, gab zu allerlei Verblendungen mancher Plattform-Teilnehmer, die Ciao-Macher inbegriffen, Anlass.

Zunächst waren es MEINUNGEN, die man zu Produkten schrieb und die zu 10 Pfennig je Leser vergütet wurden. Wer eine Meinung pro Tag veröffentlichte und sich die entsprechende Leserzahl erklickte, konnte sich leicht eines erklecklichen Nebenverdienstes erfreuen.

Es kam, wie es kommen musste. Die Eitelkeit trieb schnell ungeahnte Blüten. Ciao schuf Tätigkeitsbereiche, die mit Namen wie „Editor in Chief“ (Chefredakteur) oder etwa „Content-Manager“ ihren Höhepunkt fanden.

Anerkannte (vielklickende und schreibende; ich gehörte selbst dazu) Autoren, die sich in ihrer Ehre verletzt fühlten, wendeten sich ans Quality-Management. Dem Urheber der Ehrverletzung flatterte flugs (im günstigsten Falle) eine Mail ins Haus oder er wurde gleich gesperrt, meist ohne Vorwarnung. Eine, die ich bekam, hatte folgende Passage: „Lassen sie sich das als Warnung für den Fall der Wiederholung.......“ Was hatte ich getan? Einem Vielschreiber mit makellosem Bewertungs- und Vielbesucher-Profil hatte ich einen kritischen Kommentar geschrieben, weil er sich andernorts mit Kommentaren als Denunziant geoutet hatte. Seinen Kommentar, den er woanders veröffentlicht hatte, kopierte ich seiner werten Leserschaft zur Kenntnisnahme einfach als Zusatz in meinen Kommentar. Ich hatte mit dieser Warnung wirklich Glück gehabt. Anderen , teilweise gut und differenziert schreibenden, Mitgliedern ging es gleich mittels Sperrung und Ausschluss an den Kragen. Nach Proteststürmen ließ Ciao dann einige wieder auferstehen. Wie ich heute glaube, aber nicht, weil man der Meinung war, jemanden zu Unrecht gesperrt zu haben. Vielmehr wollte man es sich nicht mit den fleissigen Schreibern unter den Protestlern verderben.

Einige Autoren gebärdeten sich, als gehöre ihnen die Plattform schon selbst. Unter den aktuellen Berichten eines Ciao-Neulings las ich beispielsweise folgenden Kommentar: „Das mögen wir hier bei Ciao gar nicht!“ Wir bei Ciao? Benannter Autor hatte als Member bei Ciao gezeichnet und demzufolge die gleichen Rechte wie jeder andere. Doch aus mangelnder Erfahrung glaubte das Altmitglied herausformulieren zu können, dass dieser noch gar nicht zur Plattform gehöre.

Einige altehrwürdige Mitglieder mit entsprechendem Profil als Aushängeschild zeigten sich manch durchaus angebrachter Kritik gegenüber allein schon deshalb erhaben, weil der Kritiker kein vergleichbares Profil aufwies. Die Erhabenheit äußerte sich im bestem Falle durch Nichtbeachtung des Kritikers. Bei einer Lehrerin habe ich nach Durchsicht ihrer Berichte sogar eine regelrechte Kritik-Allergie feststellen können. Wer es wagte, riskierte schnell, als Cheater, Faker oder gar Minderbemittelter hingestellt zu werden. Alles nicht ungewöhnlich, weil in seiner Natur durchaus menschlich. Eben genau der Durchschnitt, den die Gesellschaft zu bieten hat.

Was ist heute los mit Ciao? Ehrlich gesagt, glaube ich, dass das Angebot nicht mehr lange Bestand haben wird. Von ehemals völlig unrealistischen 10 Pfennigen pro Bericht (über jeden Quatsch) bis zu heutigen im besten Falle 1 oder 2 (2 + 3 finde ich nicht mehr) €urocent. Die Ciao-Redaktion ist nur noch mit einer Person besetzt, die ganze Idee hat sich auf ein Minimum reduziert. Warum?

Der wichtigste Grund ist, dass Ciao seinen Schreibern und Kunden sowie potentiellen Kunden Sand in die Augen gestreut und das investierte Start-Up-Kapital mit vollen Händen aus dem Fenster geschmissen hat – siehe Vergütung, aufgeblähte Verwaltung usw.
Das geschah nicht böswillig, jedoch aus einer völligen Fehleinschätzung des Marktes heraus. Als die Schreiber immer noch glaubten, sie würden irgendwann einmal für Voll genommen, wurde immer weiter reduziert, der Mund jedoch immer weiter voll aufgerissen. Witzig oder hintersinnig geschriebene Berichte bringen keinen Nutzen sowie keine Info über das Produkt, also auch keinen Nutzen für den Verbraucher – meint Ciao. Ich sehe das anders. Oder sind die Werbeaussagen in den Fernsehspots nicht witzig oder hintersinnig? Vielmehr beziehen sie ihre Wirkung aus Witz, Hintersinn mit teilweise geringster Produktaussage. Das ist die Werbemoderne.

Eingetragene Mitglieder lesen sich bei Ciao gegenseitig um ihrer selbst willen. Sie schreiben, lesen, bewerten und glauben, weil Ciao es ihnen weismachen will, das hätte einen Werbewert. Weit gefehlt! Werbewert haben nur die unbezahlten Klicks, die über Suchmaschinen herangeholt werden. Mein jüngster Bericht über die BKK Mobil Oil brachte es bisher auf etwas über 50 bezahlte Klicks aus dem Ciao-eigenen Klick.- und Lesekarussell. Die über 500 nichtbezahlten Klicks kamen von Lesern, die über Suchmaschinen angelockt wurden. Und nur die haben für Ciao und die Werbewirtschaft wirklich Sinn. Wir Schreiber füllen für Ciao die Bude so lange mit Leben, bis uns bewusst wird, dass wir nur das Lese- und Klickkarussell drehen und dann aufhören. Nur geht Ciao jetzt langsam die finanzielle Puste aus und mit vielen neuen Mitgliedern ist es mangels finanziellem Anreiz Pustekuchen.

Zu viele ebenso sympathische wie fähige Schreiber haben hier das Handtuch geworfen – Schade. Einige schreiben noch. Aber nur, weil sie das Schreiben nicht lassen können. Und das ist gut so.

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