kazaa.com Testbericht

Der Juni 2002, ein bitterer Monat für alle, die gerne mp3s saugen aus dem Netz. Nach Napster im Jahre 2001 erwischte es auch Audiogalaxy. Ähnlich wie Napster setzte auch Audiogalaxy auf zentrale Server und war so juristisch angreifbar. Um einem möglichen Prozess in den USA aus dem Weg zu gehen, einigten sich dann die Bosse von Audiogalaxy und der RIAA, dem Verband der amerikanischen Musikindustrie. Tja, die Einigung sah so aus, dass alles komplett gesperrt wurde und in Zukunft nur noch ausschließlich das heruntergeladen werden kann, was ausdrücklich genehmigt wurde. Mit anderen Worten: so gut wie nichts mehr. Die Alternativen, die es noch gibt, können alleine nach meiner Einschätzung das breite Angebot von Audiogalaxy nur unzureichend ersetzen, daher wird es wohl darauf hinauslaufen, dass man eigentlich alle nutzen muss, um auch rare Songs, die es zumeist nicht einmal zu kaufen gibt, noch zu bekommen. Ich nutze momentan die Tauschbörsen von KaZaA (allerdings die mehr oder weniger inoffizielle und spyware-freie Version KaZaAlite), WinMX, den Gnutellaclient Bearshare und Blubster. Am längsten von den genannten nutze ich eigentlich KaZaA (bzw. genau genommen Morpheus), wobei ich hier anmerken muss, dass dieses Tauschsystem auf dem dezentralen Fasttracksystem basiert, dem auch Grokster und neuerdings iMesh angeschlossen sind und früher eben Morpheus. Das Angebot an Dateien ist bei allen drei genannten einst das gleiche gewesen, heute muss man sich natürlich das ehemals von mir häufig genutzte Morpheus weg- und iMesh hinzudenken. Welches der drei man nutzt, ist letztlich Geschmacksache. Ohne Spyware funktionieren alle nicht. Deshalb habe ich mich für KaZaAlite entschieden. Sowohl KaZaA als auch KaZaAlite gibt es übrigens mittlerweile in der Version 2.0, allerdings zur Zeit nur in englisch.

Lauffähig ist KaZaA 2.0 respektive KaZaAlite 2.0 auf allen Windowsversionen ab Win 9x.


Installation
Das Programm (Freeware), das notwendig ist, um mp3s (und andere Dateien) tauschen zu können, bekommt man auf www.kazaa.com. Doch ich empfehle eher, sich die Version ohne Spyware zu besorgen, die KaZaA natürlich nicht selbst vertreibt. Dieses kann man sich auf www.kazaalite.tk herunterladen. Im Aufbau unterscheiden sich die Programme nicht, nur ist die Lightversion deutlich kleiner und spioniert das Surfverhalten nicht aus. Es gibt übrigens auch eine deutsche Sprachversion, die aktuelle ist die Version 1.71 (Stand 22.10.2002). Die Installation läuft eigentlich selbsterklärend ab, deshalb erspare ich mir hier eine langweilige Beschreibung. Der Unterschied zwischen KaZaA und Kazaalite liegt übrigens bei der Installation darin, das man bei Kazaalite das komplette File von der Webseite herunterlädt, während man bei KaZaA einen Webinstaller bekommt, die dann die benötigten Daten herunterlädt. Die Installation von KaZaA erfordert also im Gegensatz zu Kazaalite eine bestehende Onlineverbindung.

Nach Ablauf der Installation kann man dann noch die wichtigsten Einstellungen wie Downloadverzeichnis, Uploadverzeichnis, die Bandbreite oder ob man überhaupt seine mp3s "tauschen" will, vornehmen.

Lauffähig ist KaZaA 2.0 respektive KaZaAlite 2.0 auf allen Windowsversionen ab Win 9x.

Das Programm
Wenn dann noch das verbinden mit dem Fasttracksystem geklappt hat, wofür man natürlich auch eine bestehende Internetverbindung haben sollte, kann man auch schon loslegen. Praktisch finde ich, dass man hier getrennt nach Software, Bildern, Filmen und Musik suchen kann, und auch dieses getrennte Suchen noch weiter verfeinert werden kann. So kann man zB nach Titel oder Interpret fahnden oder auch beides kombinieren, wenn man die Suchergebnisse eingrenzen und Fehltreffer minimieren möchte.

Wie eine Suche ablaufen kann, möchte ich jetzt einmal kurz schildern. Suchte man beispielsweise etwas von den Smashing Pumpkins, so erscheinen die Treffer zunächst in ungeordneter Reihenfolge, eben so, wie sie eintreffen. Mit Klick auf die jeweilige Menuleiste kann man dann nach Titeln in alphabetischer Reihenfolge, nach Bitrate, nach Bandbreite oder jeder anderen möglichen Option sortieren. Mit Klick auf den gewünschten Song wird dann der Versuch gestartet, ihn downzuloaden. Anhand der Bandbreite kann man oft schon erkennen, ob der Versuch von Erfolg gekrönt sein wird oder nicht. Je geringer sie ist, desto wahrscheinlicher ist ein Fehlschlag. Den Download kann man übrigens überwachen, indem man oben in der Menuleiste auf "Traffic" geht. In diesem Fenster kann man dann sehen, ob der Download startet, wie schnell er ist und außerdem kann man sich, sofern ein Transfer stattfindet, bereits während des Downloads den Song anhören. Voraussetzung hierfür ist übrigens ein installierter Windows Mediaplayer, da dessen Technik genutzt wird zum abspielen. Falls man eine Videodatei herunterlädt, wechselt zum abspielen das Fenster, man landet im sogenannten "Theater", wo man sich also bereits während des Downloads von den Qualitäten des Films überzeugen lassen - oder abbrechen kann, wenn es irgendwie nicht ganz das ist, was man wollte oder der Qualität grausam ist. Das Fenster "Traffic" ist übrigens zweigeteilt. Oben sieht man, was man selbst downloaden möchte, im unteren werden die Uploads - falls welche stattfinden - angezeigt. Diese kann man per Mausklick auch abbrechen, falls man selbst mehr Upstream benötigt zum surfen. Sinnvoller ist es natürlich, die Anzahl der Uploads und die Bandbreite zu begrenzen, denn nur mit downloaden würde Filesharing natürlich nicht funktionieren.

Wie bei den meisten anderen Tauschbörsen kann man auch bei Kazaalite abgebrochene Downloads wieder aufnehmen, wenn ein in seiner Größe identischer File auf einer anderen Festplatte schlummert. Logisch, dass das nur dann funktioniert, wenn man den abgebrochenen Download nicht gelöscht hat.

Zum Thema Spyware möchte ich noch kurz ergänzen, dass KaZaA selbst alle möglichen dieser Komponenten enthält. Auch KaZaAlite kommt nicht ohne einen Gatorfile aus, ohne den man sich offensichtlich nicht beim Fasttracksystem einloggen kann. Diesen sollte man aber nicht mit Ad-aware entfernen, denn es handelt sich hier nur um einen Dummyfile, der keinerlei Daten ins Net sendet, im Gegensatz zu dem, was das Original-KaZaA installiert.

Der Unterschied zwischen Kazaa 1.xx und KaZaA 2.0.0 fällt meines Erachtens nach marginal aus. Auf den ersten Blick hat sich irgendwie nichts getan. Nach wie vor sollte man zuerst eine alte Version deinstallieren, bevor man sich an die Installation heranwagt. Alte gespeicherte Einstellungen werden aber übernommen, wie Benutzername oder Downloadverzeichnis. Ansonsten kann man jetzt die Oberfläche noch mit Skins verändern oder auch aus dem Programm heraus eine Websuche starten, der Nutzen allerdings ist doch eher zweifelhaft, schließlich öffnet sich dann lediglich ein Browserfenster mit Google. Ansonsten soll noch eine Art Virenschutz integriert worden sein, der den User vor Fakes und Viren schützen soll. Ob es funktioniert, vermag ich aber nicht zu beurteilen. Immerhin, die Bitratebegrenzung, die bisher nur mit KaZaAlite umgangen werden konnte, gibt es seit der Version 2 auch bei KaZaA nicht mehr.

Nach wie vor ist KaZaA aber ein Ressourcenfresser. Grade beim Programmstart legt es bei mir immer das komplette System für eine Sekunden lahm, nämlich die, in denen es sich mit dem Fasttracksystem zu verbinden versucht. Immerhin, nach wie vor habe ich trotz Router und Firewall keinerlei Schwierigkeiten gehabt, mich einzuloggen. Ansonsten läuft es aber relativ stabil und lässt sich auch gut bedienen.

Downloadrates
Zu den Downloadrates läßt sich wie immer bei Peer 2 Peer nichts hundertptozentig genaues sagen, denn das hängt ja immer davon ab, wie schnell die Verbindung der Gegenstelle ist. Generell kann man sicher sagen: Je bekannter ein Song ist und je öfter er vorhanden ist, umso schneller wird der Download sein, denn einmal ist dann natürlich die Wahrscheinlichkeit recht groß, ihn überhaupt zu finden, zum anderen aber ermöglicht die Fasttracktechnologie das gleichzeitige anzapfen von mehreren Quellen. Downloadrates von bis zu 80 k/sek habe ich hier schon erlebt. Je seltener ein Song zu finden ist, umso langsamer wird es allerdings, so dass ein 4 MB großes File schon einmal mehrere Stunden dauern kann. Bei Flatrate ist das lediglich nervig, zahlt man aber pro Minute, kauft man sich dann doch besser gleich das Album, dann weiß man wenigstens, dass man den Song irgendwann einmal hat. Im Regelfall komme ich auf Downloadrates zwischen 5 und 20 k/sek, je geringer die angezeigte Bandbreite, desto langsamer wird es.

Das Angebot
Hier bin ich dann auch bei dem größten Kritikpunkt am Fasttracksystem. Zwar sollen laut Angabe im unteren Bereich immer zwischen 1,5 und 2 Millionen User online sein, die über 300,000,000 Dateien zur Verfügung stellen, doch recht oft führen die Suchanfragen bei seltenen Songs ins Leere oder zu recht wenig Treffern, die sich des öfteren dann auch noch nicht downloaden lassen. Da es auch keinen zentralen Server gibt, muss man natürlich auch grade online sein, um bei einer Suchanfrage berücksichtigt zu werden, was die Erfolgsaussichten naturgemäß etwas einschränkt (bei Audiogalaxy konnte man den Downloadsatelliten einfach solange laufen lassen, bis derjenige mit dem gewünschten Song online ging und brauchte sich nach einmaliger Suche nicht weiter um den Downloadvorgang zu kümmern). Aktuelle Songs aus den Charts zu finden ist allerdings kein Problem. Doch ganz neue Songs sind auch oft nur mit Mühe zu bekommen. In all diesen Fällen war früher Audiogalaxy meine absolute Nummer eins, denn wer hier nicht fündig wurde, hatte gar nicht erst gesucht.

Filme oder Software kann man zwar auch hier herunterladen, aber außer ein paar Musikvideos habe ich hier noch nichts heruntergeladen. Für derartige Downloads empfehle ich dann doch eher E-Donkey2000.

Rechtliche Aspekte
Hier kann ich eigentlich nur sagen: Wer copyright-geschütze Files anbietet, macht sich strafbar. Wie es damit aussieht, wenn man nur Downloads tätigt, darüber streiten sich noch so manche Anwälte. Da dies aber keine rechtliche Abhandlung sein soll und die Problematik sicher auch den meisten bekannt ist, belasse ich es bei diesem kurzen Hinweis, und füge nur noch meinen Standpunkt hinzu: Filesharing ist eine sehr gute Möglichkeit, noch unbekanntes abseits der grausamen Chartsmusik, die man ansonsten auch im Radio meist um die Ohren gehauen bekommt, kennen zu lernen. Solange die Plattenindustrie meint, mit absoluten Billigproduktionen Marke Bro'Sis, Britney Spears oder wie der ganze Müll heißt, absahnen nun zu können und die wirklich interessante Musik so sträflich vernachlässigt (übrigens KEIN Prozess, der erst seit kurzem zu beobachten ist) und vieles alte einfach ersatzlos aus dem Katalog streicht, braucht sie sich nicht zu wundern, dass das keiner kauft. Ich höre mir gerne von interessanten Sachen einiges vorm Kauf an, sozusagen als Anregung. Die Songs von recht unbekannten Interpreten, die mir gut gefallen, landen über kurz oder lang als CD in meiner Sammlung, um den Künstler zu unterstützen. Davon abgesehen ist es natürlich auch sehr praktisch: grade was irgendwo gelesen oder gehört, kann man direkt mal reinhören. Was macht die Musikindustrie? Anstatt eine Alternative zu den bekannten Tauschbörsen aufzubauen, pennen sie und versuchen mehr oder weniger, ihre Kunden zu kriminalisieren. Ich weiß, hier kann man auch ganz andere Standpunkte einnehmen... aber wenn es keine sinnvolle absolut legale Alternative gibt, kann ich nur sagen: selbst Schuld. Auf den Komfort von Tauschbörsen möchte ich nicht mehr verzichten.

Fazit
Eine vollwertige Alternative zu Audiogalaxy kann KaZaA respektive KaZaZlite auch in der Version 2.0 nicht sein, dafür findet man seltene Songs abseits des Mainstreams eben auch zu selten. Aber um den Hunger auf aktuelle und populäre Musik zu stillen, dafür ist es allemal geeignet. Nur zusammen mit allen anderen Tauschbörsen läßt sich für mich selbst Audiogalaxy wenigstens einigermaßen ersetzen. Vor allem sollte man lieber auf die spywarefreie Version setzen.


Links:

www.kazaa.com
www.kazaalite.tk