lotto.de Testbericht

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Erfahrungsbericht von topfmops

All- und ziemlich gemeines

Pro:

Spielt ruhig....

Kontra:

oder lasst es.

Empfehlung:

Ja

Dies ist ein Kommentar zu einem meiner Berichte:

“ich finde den Anfang zu deinen Mathematischen Ausführungen echt überflüssig...“

Sicher kann nicht jeder etwas mit mathematischen Ausführungen anfangen. Das liegt allerdings weniger an ihm selbst, sondern vielmehr an seinen Lehrern, die versucht haben, ihn in diesem Fach zu unterrichten.
Als mein damaliger Oberstudiendirektor – er war selber Mathematiker – erfuhr, dass ich ausgerechnet dieses Fach studieren wollte, gab er mir auf den Weg:
„Es gibt drei Klassen von Mathematikern: Die erste Garde bleibt sowieso an der Universität, die zweite geht in die Industrie und die dritte – den Schrott - die kriegen wir schlecht ausgebildet an die Schulen zurück, damit sie schlecht vorbereiteten Schülern schlechten Mathematik-Unterricht erteilen.“
Damit ist eigentlich alles über den Unterricht in diesem Fach an Schulen gesagt.
Nachdem meine akademische Karriere an meinem politischen Bewusstsein zerbrochen war, ging ich in die Industrie, mein ‚pädagogischer Impetus’ war nie hoch genug, als dass ich mich mit anderer Leute Kinder rumärgern wollte; ich hatte mit den eigenen genug zu tun.
Obwohl: In meinem Berufsleben habe ich immer wieder als ‚Schulungsleiter’ gearbeitet.
Eine Warnung sei vorangestellt:
Mathematiker sind es gewöhnt, sich exakt und präzise auszudrücken. Sie sagen das, was sie meinen und sie meinen nur das, was sie sagen!!
Ein Beispiel??
Ein Mathematiker, ein Physiker und ein Architekt haben den Bus verpasst. Sagt der Mathematiker: „Ehe uns langweilig wird, könnten wir doch ausrechnen, wie hoch der Fahnenmast da drüben ist!“ Dazu der Physiker: „Nichts einfacher als das! Wir wissen, welche Uhrzeit es ist, kennen also den Sonnenstand, brauchen jetzt nur noch den Schatten zu messen und können dann ausrechnen, wie hoch der Mast ist!“
Die zwei fangen an, zu rechnen. Geht der Architekt hin, reißt den Fahnenmast aus der Erde, legt ihn hin und misst ihn mit dem Zollstock ab. Schüttelt der Mathematiker missbilligend und angeekelt den Kopf:
„So’n Scheiß-Bauarbeiter!! Wir reden über Höhe und der misst die Länge!“

Der obige Kommentar reizt mich natürlich. Zu einem Bericht über Mathematik, über Auswirkungen dieser Geisteswissenschaft auf das tägliche Leben. Über ein Thema, das vermeintlich jeder kennt, das Millionen von Menschen nutzen und benutzen, über das jedoch jede Menge Unsinn verbreitet wird.
Ich spreche vom LOTTO, vom vermeintlich ganz simplen Spiel „6 aus 49“, also dem ‚aktiven’ Lotto, über das ‚passive’ Lotto – z.B. bei der spanischen Weihnachtslotterie’ – an anderer Stelle.
Hier festgemacht an der Seite lotto.de, über die ich nur soviel sage: es gibt sie! Wer sich kundig machen möchte, der sehe sie sich selbst an, bilde sich sein eigenes Urteil, ich werde ihm weder zum Spiel zu- noch davon abraten.
\'cince\' und \'gracie99\' haben zwei exzellente Berichte darüber veröffentlicht, denen nichts mehr hinzuzufügen ist.
Also wiederum ein idealer Ansatzpunkt für alle Kritikaster, Kommentaristen und Sesselpupser.

Ein Name ist mit dem staatlichen Lotto untrennbar verbunden:
Giacomo Casanova, geboren am 2. April 1725 in Venedig und gestorben 4. Juni 1798 im böhmischen Dux. Vielleicht ist das eine Enttäuschung für die Freunde der anzüglichen Literatur, aber Casanova war eine historische Gestalt, den ‚Wandervögeln’ vergleichbar, der jedoch auch nicht vom ‚wandern’ ausgeschlossen wurde. Er erwarb im Alter von 16 Jahren die Doktortitel in Chemie, Medizin, Theologie und Mathematik, wobei das ‚erwarb’ durchaus doppeldeutig zu verstehen ist. Nachdem er als Priester mal besoffen von der Kanzel fiel, in den venezianischen Bleikammern schmachtete, von dort entkam, begann er ein unstetes Leben quer durch Europa, das ihn auch an die Höfe Friedrich des Großen und der großen Katharina in St. Petersburg führte.
Die Genueser benutzen im 15. Jahrhundert eine Art Lotto, um ihre neuen Herrscher zu bestimmen. Benedetto Gentile setzte diese Idee als Erster in der Abteilung ‚Geld-Verdienen’ um. Dass der neue Papst im italienischen ‚Benedetto’ heißt, ist wohl nur ein unglücklicher Zufall, über den ich mich nicht weiter auslasse.
Staatlich wurde dieses Glücksspiel 1757 als Giacomo Casanova zum Direktor der französischen Staatslotterie ernannt wurde, weil der Hof unter akutem Geldmangel litt.
‚Lotto-Spielen’ ist also primär ein Versuch der Obrigkeit, die eigenen Taschen zu füllen. Was uns sofort zu der schon beantworteten Frage führt: „Warum veranstaltet jemand – ob privat oder staatlich – eine Lotterie?“ Damit der Spieler reich wird oder der Veranstalter?
Der Kölner Wirtschaftswissenschaftler Prof. Müller-Armack – hat u.a. die ‚soziale Marktwirtschaft’ entwickelt - führte dafür den Begriff „Kaufkraftabschöpfung“ in die Volkswirtschaft ein; bedeutet: Immer, wenn der Bürger zuviel Geld in der Tasche hat, veranstaltet der Staat eine neue Lotterie.
Wer mag, kann ja mal einen zeitlichen Zusammenhang in der Bundesrepublik Deutschland herstellen zwischen drohender Inflation und Einführung einer neuen Lotterie. Das gibt erstaunliche Ergebnisse.
Aber genug über das ‚warum, wieso und weshalb’.

Nun zum mathematischen Aspekt dieses Spieles:
Dass die Wahrscheinlichkeit, sechs Richtige zu haben, bei 1 : ca. 14 Millionen liegt, werden die meisten Leser wissen. Ich möchte jedoch einmal die zeitliche Bedeutung dieses Verhältnisses betrachten. Egal welche Zahlen ich tippe, bei einer Veranstaltung pro Woche benötige ich nahezu 250.000 Jahre, damit diese Zahlenfolge auch gezogen wird, das kann nächste Woche sein oder eben erst in 250.000 Jahren. Aus dem mathematischen Gesetz der ‚Großen Zahl’ ergibt sich dies zwangsläufig. Auch ist sicher, dass keine Kombination bevorzugt kommen wird, die Wahrscheinlichkeit, dass die Zahlen in der Reihenfolge – und ich meine exakt in dieser Reihenfolge – 1, 2, 3, 4, 5, 6 mit der Zusatzzahl 7 gezogen werden, ist genauso hoch wie jede andere Kombination. Nicht wahrscheinlicher und auch nicht unwahrscheinlicher. Es steht also mathematisch fest, dass ich mit einer beliebigen Zahlenfolge in den nächsten 250.000 Jahre gewinnen werde.
Diese Aussage hat allerdings zwei Unwägbarkeiten: Existiert der deutsche Staat dann noch? Und: Lebe ich so lange?

Nun gibt es diese ‚Gewinn-Optimierer’ von der Art ‚Faber’ und Konsorten.
Die haben errechnet, eigentlich besser gemerkt, dass einige Zahlen in den letzten 50 Jahren öfter gezogen oder weniger oft gezogen worden sind als andere.
Also versuchen sie, Zahlenreihen aufzustellen, die angeblich ‚dran’ sind.
Das scheitert an zwei Dingen. Verändern wir doch ganz einfach die Maßeinheit, um von dieser riesigen Zahl 250.000 Jahre wegzukommen. Nehmen wir das mal in Minuten. Das Verhältnis 50 zu 250.000 bleibt unverändert. Jetzt heißt es: Nicht mal eine Stunde zu über 173 Tage und schon ein wenig anschaulicher. Allerdings gilt immer noch: Den exakten Zeitpunkt kann ich nicht voraus berechnen. Das Entscheidende ist aber: Dieses vermaledeite Ziehungsgerät hat kein Erinnerungsvermögen!! Das weiß beim nächsten Mal nicht, welche Zahlen beim vorherigen Mal gefallen sind und es interessiert sich auch nicht dafür.
Mit einem Wort: Noch einer dieser üblen Abzocker, die den mangelnden Mathematik-Unterricht in den Schulen zu ihrer eigenen Geldvermehrung ausnutzen.
Oder auch: Wir wissen, dass eine bestimmte Zahlenfolge in einem bestimmten Zeitraum kommen wird, aber wir wissen nicht wann.
Die Lösung dieser Aufgabe liegt nicht im Mathematischen, sondern in der Sorge um den deutschen Staat – er möge doch noch 250.000 Jahre existieren – und in meinem Bemühen, diese Zeit zu überleben. Dann habe ich garantiert 6 Richtige im Lotto.

Nun kann ich diese Zeit verkürzen: Ich spiele Samstag- und Mittwochlotto und zusätzlich 20 verschiedene statt einer Reihe. Ich hab’ also die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen vervierzigfacht. Oder ich spiele an einem Wochenende 14 Millionen verschiedene Zahlenreihen. Jetzt hab’ ich garantiert mindestens den Haupttreffer. Das scheitert wiederum am Einsatz. Der Einsatz übersteigt den möglichen Hauptgewinn. Selbst wenn ich das Geld zur Verfügung habe, die Zeit, 14 Millionen Lottoscheine auszufüllen, die hab’ ich nicht.
Da ist es viel effektiver ein und dieselbe Reihe 20 Mal zu spielen.
Wie jetzt?? Soll ich mir auch noch die eigene Quote kaputt machen??
Nein, liebe Leute, damit mache ich die Quote der Mitgewinner kaputt, nicht meine eigene.
Nehmen wir an, außer mir gibt es noch 10 andere Gewinner. Wenn ich nur eine Reihe getippt habe, wird der Gewinn durch 11 geteilt, hab’ ich aber 20 gleiche und auch noch richtige Reihen getippt, wird der Gewinn durch 30 geteilt. In dem einen Fall bekomme ich ein Elftel, im anderen jedoch zwei Drittel oder mehr als 66 % vom großen Kuchen.
Die Entscheidung liegt bei euch.
Denn egal, was ihr tut, der Veranstalter – also der Staat – gewinnt immer und damit könnt ihr euch in dem Bewusstsein sonnen, zur staatstragenden und –fördernden Schicht zu gehören und ihr steht in der Tradition des allseits bekannten – wenn auch in anderer Hinsicht – Giacomo Casanova.

topfmops, der auch auf anderen Plattformen zu Gange ist, bedankt sich für’s Lesen, Bewerten und Kommentieren

45 Bewertungen, 8 Kommentare

  • Lesefee

    11.09.2005, 00:15 Uhr von Lesefee
    Bewertung: sehr hilfreich

    hast recht der Staat gewinnt immer, deshalb spiele ich mit ihm nicht.

  • willibald-1

    09.09.2005, 15:18 Uhr von willibald-1
    Bewertung: sehr hilfreich

    die dahintersteckt, ist mir durchaus bekannt. Spiele trotzdem regelmäßig, weil: irgendwann könnte ja zufällig ich ... Entweder seht Ihr mich dann gar nicht mehr hier bei yopi, oder nur noch! *gg*

  • MedienPanther

    09.09.2005, 00:40 Uhr von MedienPanther
    Bewertung: sehr hilfreich

    mit dem Lotto habe ich auch schon oefters versucht aber nie gross was gewonnen. Wette da lieber auf Fussball- oder Sportereignisse, da sind meine Chancen etwas besser. LG Markus

  • miko1960

    08.09.2005, 17:46 Uhr von miko1960
    Bewertung: sehr hilfreich

    doch wie es scheint gibt es ja doch einen Gewinner der dann ja auch meist gewinnt. Also hat die mathematische Berechnung doch ihr gutes. Und wenn nur die Lottogesellschaften den Gewinn machen. Ich werde weiterhin "tippen" und hoffen doch einmal

  • AnnaH

    07.09.2005, 21:06 Uhr von AnnaH
    Bewertung: sehr hilfreich

    ... und bleibst halt Mathematiker. LG Sabine

  • Lotosblüte

    07.09.2005, 11:39 Uhr von Lotosblüte
    Bewertung: sehr hilfreich

    für meinen Teil habe es einfach: Ich hasse Mathematik und ich hasse Lotto (damit meine ich nicht unseren Kater).

  • anonym

    06.09.2005, 20:18 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    ... statt Lotto.

  • gromis

    06.09.2005, 17:43 Uhr von gromis
    Bewertung: sehr hilfreich

    grüß Dich, natürlich sind deine Berichte auch hier superklasse und sehr amüsant. Ich hab bei meinem erste Faber-Tipp übrigens mal 1000 DM gewonnen, aber danach leider nix mehr. Hab aber dann schlau wie ich bin nur noch dreimal 5