Ruinenstätte Teotihuacán Testbericht

Ruinenstaette-teotihuacan
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Erfahrungsbericht von carsten1962

Sonne und Mond entgegen

Pro:

eine der wichtigsten Ausgrabungsstätten, große beeindruckende Pyramiden

Kontra:

nervige, ständig nachlaufende Verkäufer von Dingen, die man nicht braucht

Empfehlung:

Ja

Nach dem ersten Reisebericht über Mexiko City geht es nun weiter zu einer der bedeutensden archäologischen Stätten Mexikos, nach Teotihuacán. Teotihuacán liegt etwa 60 bis 70 km nordöstlich von Mexiko City. Die Anlage ist über ein gut ausgebautes Straßennetz gut zu erreichen. Wer jedoch aus Mexiko City kommt, muss, trotz geringer Entfernung, mit einer langen Anfahrt durch die chaotischen Verkehrsverhältnisse in der Hauptstadt rechnen. Der Eintritt zur Anlage beträgt 38 Peso. Dies entspricht etwa 3,50 Euro. In Mexiko hat der Eintrittspreis zu allen archäologischen Stätten die gleiche Höhe. Regional unterschiedlich hat man sich jedoch noch eine Zulage überlegt, zu der ich später in den noch folgenden Berichten etwas schreiben werde. Da die Anlage recht groß ist, besteht die Möglichkeit, sie über verschiedene Eingänge zu betreten. Es ist auch möglich, einen Teil zu besichtigen und die Anlage wieder zu verlassen, um an einem anderen Eingang die Besichtigung fortzusetzen. Wir haben diese Möglichkeit genutzt. Nun aber zu den folgenden berichtenswerten Punkten:

- Allgemeines
- Zitadelle
- Paläste
- Mondpyramide
- Sonnenpyramide
- Fazit


Allgemeines
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Zunächst einmal ein paar trockene Daten zum historischen Hintergrund. Teotihuacán wurde etwa 1000 Jahre vor Christi Geburt gegründet. Man kann heute eine über tausendjährige Bautätigkeit nachweisen. Die Stadt soll in ihrer Blütezeit zwischen 200 nach Christus und 650 nach Christus bis zu 200.000 Einwohner gehabt haben.

Teotihuacán war eine Tempelmetropole keine Totenstadt. Sie war das religiöse Zentrum einer ehemaligen indianischen Hochkultur aber auch ein bedeutendes Handelszentrum mit weitreichendem Einfluss, der sich heute durch Funde in Tikal in Guatemala nachweisen lässt.

Aus heute nicht mehr bekannten Gründen ging diese Hochkultur etwa 800 nach Christus unter. Teotihuacán wurde gewaltsam zerstört. Über die damals hier lebenden Menschen ist kaum etwas bekannt. Man kennt weder den Namen des Volkes, noch deren Sprache, noch hohe Priester und auch keine Herrscher. Alle Namen, die ich für die einzelnen Bauwerke im folgenden verwende, gehen nicht auf die ursprünglichen Namen zurück, sondern wurden von den Entdeckern so vergeben.

Selbst die Azteken, die dieses Gebiet später beherrschten, entdeckten Teotihuacán erst im 14. Jahrhundert wieder. Sie nannten die Stadt "in der man zum Gott wird". Der spanische Franziskaner Mönch Bernado de Sahagún (1499-1570) schrieb: "Sie nannten den Ort Teotihuacán, weil er der Begräbnisplatz der Könige war, und die Alten sagen von ihnen, wer gestorben ist, ist zum Gott geworden. Wenn man sagte, dass er nun Teotl (Gott) sei, dann heißt das soviel wie, er ist schon tot. Deshalb nannten sie den Ort Teotihuacán, der Ort, an dem die Menschen zu Göttern wurden." Die Azteken erzählten den Spaniern auch, das Teotihuacán von Riesen erbaut und der Ursprung von Sonne und Mond sei. Daraus leiten sich die Namen für die beiden großen Pyramiden ab.

Zur Zeit der spanischen Eroberung war Teotihuacán noch von Erde überdeckt. Die Ausgrabungen dieser wirklich beeindruckenden archäologischen Stätte begann erst im 19. Jahrhundert.

Vor 40 Jahren begann man mit Rekonstruktionen. Diese kann man heute daran erkennen, dass kleine Steine in den Mörtel zwischen die größeren behauenen Felssteine gesteckt worden sind. Nach meiner Meinung ist dies eine sehr gute Methode, bei der der Gesamteindruck sehr gut erhalten bleibt. In anderen Ländern gibt es andere Methoden, z.B. mit einer dicken schwarzen aufgemalten Linie. Das ist dann schon wieder störend. Die Mexikanischen Archäologen haben hier eine sehr gute Methode genutzt.

Begrüßenswerterweise hat die Uno diese bedeutende Ausgrabungsstätte 1988 in der Liste der besonders schützenswerten Kulturgüter der Menschheit aufgenommen.



Zitadelle
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Unsere Besichtigung begann im Süden der Anlage. Dort befindet sich der Tempel des Quetzalcóatl (gefiederte Schlange). Wie man sehr gut sehen kann, war der Tempel durch eine Pyramide überbaut. Erst Anfang des letzten Jahrhunderts hat man den Tempel wieder entdeckt. Dank der Überbauung sind glücklicherweise die sehr schönen Verzierungen mit der gefiederten Schlange und dazwischen liegenden Abbildungen des Regengottes Tlaloc noch heute gut erhalten. Teilweise kann man auch noch Reste der ehemaligen bunten Bemalung erkennen. Man kommt jedoch nicht direkt an die Ausgrabungsstätte des Tempels heran. Dieser Bereich ist aus Sicherheitsgründen abgesperrt. Die darüber liegende Pyramide kann man aber besteigen. Wer hier seinen Rundgang beginnt empfindet dies sicher als sehr schön, aber die wirklichen schönen Pyramiden kommen im weiteren Verlauf des Rundgangs.

Am Rande des Tempels wurde vor 20 Jahren ein Grab mit Skeleten von 18 hochrangigen Persönlichkeiten gefunden. Die Funde aus diesem Grab sind heute in dem Museum zu sehen.

Umbaut ist der Tempel des Quetzalcóatl von weiteren 15 Pyramiden. Die Anordnung dieser Anlage erinnerte die Spanier, damals war die Anlage aber noch von Erde bedeckt, an eine Wehranlage. So nannten die Spanier diesen Teil der Anlage Zitadelle.

Den weiterführenden etwa drei Kilometer langen Weg, der gerade auf die Mondpyramide zuführt, sind wir nicht zu Fuß gegangen. Wir sind mit dem Bus bis zum Eingang bei der Mondpyramide gefahren und setzten dort unsere Führung fort.


Paläste
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Als nächstes besichtigten wir die im Westen vor der Mondpyramide liegenden Paläste. Sie sind besonders sehenswert, weil man hier noch sehr gut erhaltene Wandmalereien finden kann. Diese sind übrigens auch für die Archäologen die interessantesten Funde.

Zunächst kann man sich den Palacio del Quetzalpapálotl, der Palast des Quetzalschmetterlings ansehen. Hier gibt es besonders schöne Säulenreliefs. Er war einst die Wohnstätte des Hohepriester.

Im Tempel der gefiederten Schnecken, dem Templo de las Conchas Emplumadas kann man Muscheln, Vögel und Blumenmalereien bestaunen.

Einen besonderen Eindruck hat bei mir aber der Palacio de los Jaguares, der Palast des Jaguars hinterlassen. Jaguare wurden in den mesoamerikanischen Hochkulturen hoch verehrt. In diesem Palast findet man besonders gut erhaltene Wandmalereien. Wenn man bedenkt, dass die benutzten Farben wasserlöslich und schon mehr als 1500 Jahre alt sind, dann ist es erstaunlich, dass man sie noch heute in einem so guten Zustand vorfinden kann. Einen Auszug dieser Wandmalerei habe ich als Foto beigefügt.


Mondpyramide
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Nun ging es weiter zu den beiden besonderen Pyramiden. Zunächst zur Mondpyramide. Sie ist die kleinere der beiden großen Pyramiden. Sie ist sogar bedeutend kleiner was das Volumen betrifft. Auf einer Grundfläche von 150 m mal 120 m erstreckt sich die Pyramide 45 m in die Höhe.

Um den wirklich sehr schönen Ausblick genießen zu können, muss man zunächst einmal die 115 Stufen auf die Pyramide hinaufsteigen. Im ersten Abschnitt sind die Stufen in etwa Knie hoch. Das ist ein eher anstrengender Abschnitt. Da die Pyramide aber so gebaut ist, dass sie nach oben hin immer flacher wird, sind auch die Stufen in den folgenden Abschnitten nicht mehr so hoch. Im oberen Teil der Pyramide hat man heute keine glatte waagerechte Ebene mehr. Die Steine sind zwar mit Mörtel fest vermauert, aber es ist sehr uneben. Hier braucht man unbedingt festes Schuhwerk.

Zur Zeit der religiösen Nutzung der Pyramide stand hier oben ein Tempel. Sie wurde nicht als Grabstätte, wie in anderen Kulturen, gebaut. Die Pyramiden der mesoamerikanischen Hochkulturen stellten Nachbildungen von Bergen dar, auf denen Tempel errichtet wurden. Der Kern besteht aus Lehmziegeln und Schotter.

Die im folgenden noch beschriebene Sonnenpyramide ist zwar höher als die Mondpyramide, sie hat aber einen tiefer liegenden Sockel, so dass die Pyramidenspitze von beiden gleich hoch ist. Wer also ein bisschen Konditionsmangel hat und nur eine Pyramide besteigen kann oder möchte, der sollte die leichter zu besteigende Mondpyramide auswählen.


Sonnenpyramide
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Nun kommen wir zur drittgrößten Pyramide der Welt, der Sonnenpyramide, die etwa 500 m von der Mondpyramide entfern liegt. Die Grundfläche ist im Vergleich zur Mondpyramide mit 220 m mal 225 m deutlich größer. Außerdem ist sie um 20 m höher. Also 65 m hoch. Die Spitzen beider Pyramiden liegen jedoch auf gleicher Höhe.

Auch auf dieser Pyramide stand einst ein Tempel. Der Aufbau ist mit der Mondpyramide vergleichbar. Diese fast 2000 Jahre alte Pyramide ist, wie alle anderen Bauwerke, heute leider nicht mehr in ihrer vollen Pracht zu sehen. Sie war ursprünglich mit Stuck überzogen und in leuchtenden Farben bemalt. Leider weiß man nicht, wie die Bemalung ausgesehen hat.

Auch hier habe ich den sehr schönen Ausblick über die gesamte Anlage genossen. Zunächst waren aber 250 Stufen, teilweise Knie hohe Stufen zu überwinden. Die Mühe hat sich wirklich gelohnt.


Museum
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In der Nähe der Sonnenpyramide befindet sich ein Museum zur Anlage. Leider war die Zeit zu knapp, so dass ich mir das Museum nicht ansehen konnte. Das ist schade, denn ich hätte mir gern das unter einem Glasboden befindliche Modell der Ausgrabungsstätte angesehen. Auch die ausgestellten Funde, z.B. aus dem Grab beim Tempel des Quetzalcóatl wären sicher interessant gewesen.


Fazit
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Teotihuacán war schon vor der Reise einer der wichtigsten Orte, die ich während der dreiwöchigen Reise sehen wollte. Das lag aber sicher daran, dass mir die Mond- und die Sonnenpyramide schon aus vielen Berichten im Fernsehen oder in Zeitschriften aus Bildern gut bekannt waren.

Sonnen- und Mondpyramide sind wirklich beeindruckende Bauten, die schon vor fast zweitausend Jahren entstanden sind. Wenn man bedenkt, dass die mesoamerikanischen Hochkulturen über keine Metallwerkzeuge verfügten, dann sind die Steinhauer arbeiten noch sehr viel beeindruckender als sie es ohnehin schon sind.

Wer nur eine Pyramide besteigen möchte oder kann, der sollte die Mondpyramide vorziehen, da sie nicht so hoch ist wie die Sonnenpyramide und einen ebenfalls sehr guten Ausblick bietet. Bei beiden sind aber Knie hohe Stufen zu überwinden. Festes Schuhwerk sollte man auf jeden Fall tragen.

Nicht vergessen sollte man auch, dass man sich auf 2200 m Höhe befindet. Sicher wird die Luft ein bisschen dünner. Das wird den meisten aber keine Probleme bereiten. Das Auftragen von Sonnencreme ist aber auf jeden Fall empfehlenswert. Die Sonne brennt dort oben doch ziemlich stark, was ich in den nächsten Tagen dann leider auch noch spüren durfte.

Wer die Wahl hat, der sollte einen Besuch am Vormittag vorziehen, da es noch nicht so heiß ist. Dies ist insbesondere wegen des Besteigens der Pyramiden nicht zu unterschätzen. Abends soll aber für die Fotografen das bessere Licht vorhanden sein. Ich war jedoch mit den Lichtverhältnissen am späten Vormittag ganz zufrieden.

Störend waren die Verkäufer, die einem auf dem gesamten Gelände nachgelaufen sind, um aus Stein gehauene Figuren oder andere selbst hergestellte Mitbringsel zu verkaufen. Sie waren so aufdringlich, dass ich einen Stern in der Bewertung abziehe. An allen anderen besuchten Stätten in Mexiko gab es diese Aufdringlichkeit nicht.

Abschließend stelle ich fest, dass ein Besuch von Teotihuacán absolut empfehlenswert ist. Mir hätte etwas wesentliches gefehlt, wenn ich diese Ausgrabungsstätte nicht gesehen hätte. Wer nach Mexiko City kommt, der sollte auf jeden Fall den Weg nach Teotihuacán finden. Es lohnt sich wirklich. Wer die Zeit hat, der kann sogar einen ganzen Tag dort verbringen. Leider hatten wir nur ein paar Stunden Zeit.



Vielen Dank für das Lesen, das Bewerten und das Kommentieren.

24 Bewertungen, 8 Kommentare

  • AngelikaBS

    17.01.2006, 17:36 Uhr von AngelikaBS
    Bewertung: sehr hilfreich

    Grüßle von Angelika

  • anonym

    08.01.2006, 20:21 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    ***SH und LG***

  • anonym

    20.12.2005, 23:14 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, LG Birgit :-)

  • bavaria123

    19.12.2005, 21:50 Uhr von bavaria123
    Bewertung: sehr hilfreich

    seltsam, dass es für Reiseberichte keine Entlohnung gibt!

  • Lidlefood

    16.12.2005, 19:26 Uhr von Lidlefood
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • Töffel1

    16.12.2005, 15:18 Uhr von Töffel1
    Bewertung: sehr hilfreich

    toll, das würde ich auch gerne mal alles sehen. LG Martina

  • mandymom

    16.12.2005, 14:31 Uhr von mandymom
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • morla

    16.12.2005, 13:16 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich