Der Fragebogen zur Literatur Testbericht

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Erfahrungsbericht von Gemeinwesen

5221 Wörter zum Thema "Lesestoff"

Pro:

alles

Kontra:

nichts

Empfehlung:

Ja

01. Welches Buch / welche Bücher liest Du gerade (inkl. Lehr- und Fachbücher)?

Vor kurzem habe ich “Swahili for the Broken-Hearted“ von Peter Moore zu Ende gelesen; in diesen Tagen lese ich ein Buch mit dem schönen Titel “How to Become a Professional Con Artist“. Eines der nächsten Bücher auf meiner Leseliste heißt „Die Geschichte der Markenmacher“ und befasst sich mit der Historie des Unternehmens Unilever. Ich warte derzeit außerdem auf die Zustellung von zwei weiteren Büchern von Peter Moore, außerdem harrt noch der eine oder andere Roman von Jasper Fforde meiner Lektüre. Danach ist dann ein Buch mit dem Titel „Wie mein Großvater auf Skiern nach Finnland kam“ dran.


02. Hast Du außerhalb privaten Interesses viel mit Büchern zu tun?

Nein, nicht mehr. Eine Zeit lang hatte ich mal beruflich mit diversen Vertretern des Buchhandels zu tun.


03. Wie viele Bücher besitzt Du ungefähr?

Wöchentlich mehr. Inzwischen werden es wohl einige Tausend sein.


04. Wie viele Bücher davon etwa sind …

Solche Statistiken interessieren doch nun wirklich keine Sau. Möge es genügen zu sagen, dass es nichts zwischen Wörterbuch und Bildband gibt, das nicht in meinem Regal vertreten ist.


05. Beschreibe Deinen Lebensraum nur anhand der Anordnung der Bücher dort!

Mit Ausnahme meines Bades gibt es keinen Raum in meiner Wohnung, der frei von Büchern ist. Sie stehen in zwei Reihen hintereinander in Regalen, liegen auf Bücherreihen in meinen Regalen, füllen einen massiven Bücherschrank, liegen neben meinem Bett und stapeln sich vom Boden deckenwärts.


06. Woran erkennt man, welches davon Deine Lieblingsbücher sind?

An nichts. Ich bin ein bibliophiles Wesen, das Bücher sämtlich äußerst pfleglich behandelt. Meine liebsten Bücher verleihe ich grundsätzlich nicht.


07. Gibt es ein besonderes Literaturgenre, das Du sehr schätzt?

Das wechselt. Ich habe im Laufe der Zeit ein gewisses Faible für Reisebeschreibungen entwickelt.

08. Welches ist Dein (rein münztechnisch gesehen) wertvollstes Buch?

Von Münztechnik habe ich ebenso wenig Ahnung wie von Numismatik. Bücher stellen für mich in erster Linie ideelle Werte dar. Ich entdecke bei amazon-Marketplace-Anbietern aber ständig Bücher, die beim Verlag nicht mehr lieferbar sind und oft für dreistellige Eurobeträge zum Kauf angeboten werden. Beispiele? Eiko on Stage, Movie Art von Renato Casaro, The Making of David Lean's "Lawrence of Arabia" von Adrian Turner, die auf 1001 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe von Claudia Otts Neuübersetzung von 1001 Nacht … und so geht’s munter in einem fort.


09. Welches ist Dein mit persönlichen Erinnerungen am stärksten angereichertes Buch?

Das Anreichern überlasse ich gern Chemikern oder Lebensmitteltechnikern. Zu den Büchern, mit denen ich sehr persönliche Erinnerungen verbinde, zählen unter anderem die Lebenserinnerungen von Janina David sowie eine Schauspielerbiographie, an deren Entstehung ich beteiligt war.


10.

Würdest Du von Dir selbst sagen, dass Du Bücher sammelst? Falls ja: nach welchen Kriterien sammelst Du - bestimmte Reihen, Verlage, Editionen, Illustratoren etc.?


Nein. Man sammelt Schmetterlinge, Briefmarken und Erfahrungen. Bücher kann man erwerben, archivieren, katalogisieren. Irgendwann ergibt das dann eine Bibliothek, vielleicht auch eine Bücherei. Der Begriff der Büchersammlung hat für mich etwas allzu Museales.





11. Welches ist Deine (bzgl. des Druckdatums) älteste Buchausgabe?

Keine Ahnung. Vermutlich eine Litteraturgeschichte, die sich tatsächlich genauso schreibt.


12. Von welcher Autorin / welchem Autoren besitzt Du die meisten Bücher?

Da muss ich passen, denn mit Bestimmtheit kann ich das nicht sagen. Ich muss allerdings gestehen, dass Stephen King in meinem Regal über Gebühr repräsentiert ist. Im Wörterbuch findet man solche Phänomene, wenn man unter „J“ wie „Jugendsünde“ nachschlägt. Immerhin sind’s alles englischsprachige Ausgaben.


13. Und ist das auch Dein/e Lieblingsautor/in?

Nein.


14. Auf einer Skala von 1 bis 10: welche Bedeutung haben Bücher in Deinem Leben?

Welchen Sinn soll eine solche Frage haben? Aus dem oben Gesagten sollte deutlich geworden sein, dass Bücher in meinem Leben eine große Rolle spielen – als Datenspeicher, unverzichtbare Informationsquellen und Nachschlagewerke ebenso wie als Mittel der Entspannung und Unterhaltung. Von blumigen, pathetischen Erklärungen, Bücher seien eine Lebensnotwendigkeit, halte ich allerdings nicht viel, da sie in der Regel von Menschen stammen, die in Wirklichkeit nicht sonderlich belesen sind. Ich glaube, Atemluft und sauberes Wasser sind eher Lebensnotwendigkeiten als Bücher – es kommt eben wirklich erst das Fressen und dann die Moral. Unterm Strich: Von Büchern umgeben zu sein ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Für die ich so dankbar bin wie für andere Sachen, die ich gern für selbstverständlich halte.


15. Beschreibe Deine bevorzugte Leseposition bzw. Deinen liebsten Leseplatz!

Das Buch ist mir wichtiger als der Ort, an dem ich es lese. Ich nehme allerdings nur selten Wannenbäder, ohne dabei ein Buch zu lesen.

16. Hast Du bestimmte Buch- oder Leserituale?

Das Necronomicon des wahnsinnigen Arabers Abdul Alhazred lese ich grundsätzlich nur bei Neumond und wenn es auf dem Bauch einer nackten Jungfrau liegt …


17. In welchen Situationen außerhalb der eigenen Wohnung liest Du?

In der Tram, im Bus, im Reisezug, im Flugzeug, im Wartezimmer, beim Bungeesprung. Eines ist übrigens gelogen.


18. Wie viele Bücher hast Du aktuell von irgendwoher ausgeliehen?

"Kein Borger sei und auch Verleiher nicht." – Hamlet, 1. Akt, 3. Szene


19. Und wie hältst Du es selbst mit dem Verleihen Deiner Bücher?

Bücher, die ich verleihe, schreibe ich gedanklich als Verlust ab.


20. Welche(s) Nachschlagewerk(e) sind/ist für Dich besonders unentbehrlich?

Das enzyklopädische vierbändige Wörterbuch von Muret-Sanders.


21. Wonach richtest Du Dich bei der Auswahl neuer Lektüre?

Das ist so verschieden wie meine neuen Lektüren es sind. Neulich habe ich „Die tollkühnen Abenteuer der Ducks auf hoher See“ gekauft, weil das Buch im „Spiegel“ gut weggekommen ist. Wenn ich irgendwo spitzkriege, dass Harry Rowohlt sich lobend über einen Autor äußert, ist das für mich auch interessant (dem verdanke ich unter anderem, dass etwas von Alfred Polgar in meinem Regal steht. Von den Iren mal ganz zu schweigen …) Zuweilen kaufe ich auch einfach nach Cover, Titelgestaltung oder Preis – kaum ein „Zweitausendeins“-Katalog, aus dem ich nicht mindestens ein Buch bestellte.



22. Wie gelangst Du an Informationen zu für Dich vielleicht interessanten Büchern?

Ganz einfach: Durch die Medien. Punkt.


23. Welche Kriterien sind Dir beim Buchkauf in Bezug auf die Gestaltung des Buches am wichtigsten (nehmen wir an, es gibt das Buch in diversen Editionen)?

Da gehe ich meist so pragmatisch vor, wie es meine Lebensumstände erfordern: Gebundene Bücher nehmen in der Regel verhältnismäßig viel Platz weg, und Platz habe ich von jeher nie genug gehabt, nicht einmal viel. Ich liebäugele allerdings schon geraume Zeit mit der gebundenen Manesse-Ausgabe von „Drei Mann in einem Boot“.


24. Welcher Satz darf NICHT auf einem Buchcover stehen, wenn ein Werk für Dich interessant bleiben soll?

„By the bestselling author of The Da Vinci Code
„Now a major film starring Jim Carrey“


25. In welchen Sprachen liest Du Bücher?

Ich lese englischsprachige und deutsche Bücher. In eben dieser Reihenfolge.

26. An welche Schullektüren erinnerst Du Dich? Hat Dich die Schule für bestimmte Werke oder Autor/innen begeistern können?

Es grenzt an ein Wunder, dass mir der Schulunterricht das Lesen nicht verdorben hat. Alfred Döblins „Berlin, Alexanderplatz“ habe ich auch Jahre später noch entnervt in die Ecke geworfen, nachdem ich versucht hatte, dem Buch eine zweite Chance zu geben – fernab von jeder Interpretations-Diktatur. Shakespeare liebe ich trotz einer enttäuschend unprofessionellen Behandlung von „Macbeth“ im Rahmen des Schulunterrichts. Ansonsten wären da noch „Room at the Top“, Dramen von Alan Ayckbourn, Gedichte von Maya Angelou und der Kanon dessen, was Kultusminister für Pflichtlektüre halten – Kafka, Dürrenmatt, Frisch, Schiller, Goethe etc. Ich stimme den Kultusministern nicht in allen Punkten zu und finde es entsetzlich, wie viel Engstirnigkeit, Desinteresse und Borniertheit in Lehrerzimmern herrscht. Das Gros dessen, was ich liebe, schätze und freudig weiterempfehle, habe ich selbst entdecken und für mich erschließen müssen.


27. Kommst Du selbst aus einer Vielleserfamilie? Oder waren Bücher bei Euch früher Mangelware? Wann und wie hast Du zum Lesen gefunden?

Das ist nicht leicht zu beantworten. Meine Eltern wundern sich noch heute über meine frühe und starke Bindung an Bücher. Bücher waren in meinem Leben immer eine Selbstverständlichkeit, und im Laufe der Jahre habe ich mich unter anderem auch durch das halbe Bücherregal meiner Eltern gelesen. Meine Eltern sind Leser, aber danach gefragt, wen in unserer Familie man am ehesten als „Vielleser“ bezeichnen könnte, würden sie den Fragesteller wohl auch an mich verweisen.


28. Haben Orte, an denen sich viele Bücher befinden - Buchhandlungen, Antiquariate, Bibliotheken - einen besonderen Reiz für Dich? Welches ist der schönste "Buch-Ort", den Du kennst?

Ja. An solchen Orten fühle ich mich zu Hause. In Haushalten ohne Bücher fühle ich mich oft unwohl – es hat lange gedauert, bis mir das zum ersten Mal bewusst geworden ist, aber es ist tatsächlich so. Im Rahmen einer etwas umfangreicheren Recherche hatte ich einmal Gelegenheit dazu, mich in den Kellergeschossen einer Universitätsbibliothek umzutun. Das war, als entdeckte man den unter Wasser befindlichen Teil des sprichwörtlichen Eisbergs. Was mir noch gut in Erinnerung ist, waren Hinweisschilder, auf denen sinngemäß stand: „Wenn Sie nicht mehr genau wissen, wo Sie sich befinden, rufen Sie mit diesem Hausapparat jemanden vom Personal an. Sie werden dann abgeholt.“ Fand ich toll, ich habe mich da sehr wohl gefühlt und habe stundenlang in alten Zeitungen geblättert. Allein auf einer kleinen Insel von Licht, inmitten schier endloser Regalreihen voller archiviertem Papier.


29. Gibt es ein Werk, von dem Du sagen würdest, 'Ohne dieses Buch wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin'?

Wenn ich’s ganz objektiv betrachte, muss ich wohl sagen: die Bibel. Man muss, glaube ich, kein religiöser Mensch sein, um die Sprache der Psalmen toll zu finden. Unheimlich kraftvoll und ausdrucksstark.






30. Gibt es ein Buch, in dessen Besitz Du auf besonders interessante oder originelle Weise gelangt bist?

Ich hab’ mal eine Ausgabe von Parkinsons Gesetzen aus dem Regal einer Kneipe mitgehen lassen. Das kommt davon, wenn man Bücher zu Dekoartikeln degradiert. In einer Folge der TV-Serie „Großstadtrevier“ bekam der knorzige Hauptkommissar Matthies von einer Kollegin ein Buch mit dem schönen Titel „Kolks blonde Bräute“ empfohlen. Ich habe die Empfehlung aufgegriffen, mir das Buch zugelegt und habe den Kauf nicht bereut. Da sage noch wer, Fernsehen bilde nicht.



31. Gibt es eine besonders bemerkenswerte Literaturverfilmung für Dich? Du kannst besonders positive oder auch besonders negative Beispiele nennen - bitte mit Begründung!

Die Verfilmung von Harper Lees „Wer die Nachtigall stört“ ist umwerfend, da wunderbar besetzt, mit einer schönen, sehr stimmungsvollen Filmmusik gesegnet und wunderbar besetzt. Sagte ich das bereits? Ach, man kann es gar nicht oft genug sagen – Gregory Peck als Anwalt Atticus Finch ist ein Glücksgriff, und den Oscar, den er 1962 als „Best Leading Male“ für seine Darstellung bekommen hat, hat er m.E. voll und ganz verdient. Rob Reiners Verfilmung von Stephen Kings Kurzgeschichte „Stand by me“ finde ich ebenfalls beachtlich, was Frank Darabont mit seinem Film „Die Verurteilten“ aus einer weiteren King-Vorlage gemacht hat, verdient ebenfalls Hochachtung. Rob Reiners Verfilmung von William Goldmans „Die Märchenbraut“ (“The Princess Bride“) mag ich auch sehr gern.



32. Was schätzt Du, wie viele Gedichte (in beliebiger Sprache - keine Liedtexte!) Du auswendig kennst?

Pi mal Daumen: Eine Handvoll, und mehr waren es meines Wissens auch nie. Neben dem, was ich zu Schulzeiten auswendig lernen musste, steht gleichberechtigt das „Adventsgedicht“ von Loriot. Wenn „Zickezacke – Hühnerkacke“ auch als Gedicht gilt, kenne ich sogar noch eins mehr.



33. Welches ist Deine allerfrüheste Leseerinnerung?

Zündschnur am äußersten Ende anzünden, Gegenstand auf den Boden legen und schnell entfernen Nein, Spaß beiseite. Meine ersten Leseefahrungen sind, man höre und staune, sehr vom TV-Konsum geprägt. Laut meinen Eltern waren die ersten Wörter, die ich lesen konnte, nämlich die Texteinblendung „Kurze Pause“. Was beweist, dass „Die Sesamstraße“ nicht spurlos an mir vorbeigegangen ist. An die guten alten „Pixi“-Bücher erinnere ich mich auch noch; ob’s vorher etwas gegeben hat, weiß ich nicht.



34. Vervollständige den Satz: „Lesen ist für mich …“

… etwas, das ich mir aus meinem Leben nicht wegdenken kann.



35. Gibt es irgendeine Stelle in einem Buch, die Dich schlichtweg immer wieder zum Heulen bringt (und sei es, weil sie so schön ist)?

Da fällt mir im Moment nichts ein. Früher hat mich Winnetous Tod natürlich immer immens mitgenommen; ob mir das heute noch so gehen würde, weiß ich nicht.



36. Gibt es ein Buch, das Du eigentlich magst, an dem Du jedoch - wenn Du dürftest - auch die eine und andere Stelle ändern würdest?

Nein.



37. Gibt es ein Buch, das Du mit sehr großen Erwartungen zu lesen begonnen hast, um dann davon richtig enttäuscht zu sein?

Immer mal wieder. Kürzlich erst wieder. Von „Raw Spirit“, einer Reisebeschreibung eines gewissen Iain Banks, hatte ich mir eine Menge versprochen; leider hat sich das Buch als eine Aneinanderreihung von Selbstbeweihräucherungen entpuppt. „Sophies Welt“ habe ich damals nicht einmal zu Ende gelesen (das ist auch so etwas, das ich erst im Laufe der Jahre gelernt habe: ich muss nicht unbedingt jedes Buch bis zum bitteren Ende durchstehen, wenn mir schon nach der Hälfte klar ist, dass es mir nicht gefällt.)



38. Gibt es Literatur, die Du am liebsten verbieten würdest?

Nein. Ich glaube, die schriftstellerischen Ergüsse, die ich gern verboten sähe, sind auch tatsächlich verboten. Ansonsten gibt’s natürlich viel, das ich für Schund und Müll halte, der letztlich aber sicherlich harmloses Zeug ist. Und solange Leute an harmlosem Zeug Spaß haben, sei ihnen der gegönnt – die Geschmäcker sind ja schließlich verschieden. Was Indizierungen angeht: Ich bin durchaus dafür, gewisse Texte nicht unterschiedslos Lesern aller Altersgruppen verfügbar zu machen. Dass ein Buch wie „American Psycho“ hierzulande geraume Zeit auf dem Index stand, kann ich nachvollziehen. Ich hab’s im Original gelesen, und soweit ich weiß, ist das englischsprachige Original um ca. 30 Seiten länger als die deutsche Übersetzung, die inzwischen wieder frei erhältlich ist. Ich ahne, um welche 30 Seiten es da geht, und bei aller Freiheit der Kunst sind mir die Beweggründe klar, die der Zensur zugrunde liegen dürften. Allein aufgrund der besagten 30 Seiten habe ich schon einigen Bekannten von mir von der Lektüre abgeraten, und ich glaube, das war ein guter Ratschlag.



39. Gibt es eine/n Schriftsteller/in, dessen/deren Werke Dir so richtig von Herzen zuwider sind?

So richtig zuwider ist mir vor allem der Marketingrummel, der um gewisse Veröffentlichungen gemacht wird und dessen Lautstärke meist in keinem angemessenen Verhältnis zur Bedeutung dessen steht, für das da die Werbetrommel gerührt wird. Das gilt m.E. für die Räuberpistolen eines Dan Brown ebenso wie für die Bücher einer Joanne K. Rowling. Aber auch hier gilt: Jedem Tierchen sein Plaisierchen – solange man mir nicht abverlangt, lauthals in den Jubel über solche Veröffentlichungen einzustimmen.



40. Gibt es eine/n Deiner Leseerfahrung nach völlig überbewertete/n Vertreter/in der Weltliteratur? Bitte mit Begründung!

Es soll Leute geben, die Bram Stokers „Dracula“ zur Weltliteratur zählen. Denen halte ich das Zitat eines Journalisten entgegen, der „Dracula“ einst als den langweiligsten Bestseller der Welt bezeichnete. Ich stimme zu und vermute, dass der Roman seinen Erfolg weniger den schriftstellerischen Qualitäten seines Urhebers verdankt als der Skandalwirkung, die das Buch im äußerlich prüden Viktorianismus gehabt haben mag. Mit anderen Worten: Die Rezeptionsgeschichte finde ich interessanter als die Geschichte, die der Roman erzählt. Noch anders gesagt: Heute würde „Dracula“ sicher nicht der Erfolg, der er geworden ist. Neben Stoker fällt mir ein zweiter Ire ein, dessen Werk ich bislang herzlich wenig abgewinnen konnte: James Joyce. Ich halte Joyce für überbewertet, weil seine Art des Erzählens, so bahnbrechend die Literaturkritik sie auch empfunden haben mag, für mich einfach ein sehr typisch irisches Erzählen ist. Will sagen: Joyce hat, so empfinde ich das, mit seinem Schreiben einer Überlieferungskultur ein Denkmal gesetzt, die lange Zeit eine mündliche Überlieferungskultur war. Allerdings ist er da nicht der einzige, und ich persönlich finde auch nicht, dass er der beste ist. Unterm Strich heißt das: Ich maße mir nicht an zu sagen, dass Joyce „völlig“ überbewertet ist; ich finde aber, er ist überbewertet, jawohl.



41. Achtest Du jemals auf Übersetzer- und Illustratorennamen?

Aber, hallo! Was Übersetzungen angeht, ist der Name Harry Rowohlt für mich so etwas wie ein Adelsprädikat. Der Mann kann’s, viele andere können’s in erschreckendem Ausmaße gar nicht. Und komme mir da niemand mit dem Argument, Übersetzungen entstünden ja schließlich unter solch einem immensen Zeitdruck, dass da gar keine vernünftige Arbeit möglich sei, solange Harry Rowohlt immer wieder den Gegenbeweis antritt. Dieter E. Zimmer hat seine Sache in meinen Augen auch stets vorbildlich gemacht. Und wenn ich ein Negativbeispiel nennen sollte, müsste ich mich auf Rowohlts Seite schlagen, der immer wieder mal gegen seinen Kollegen Wollschläger gestichelt hat, weil der „a pint of beer“ mit „eine Pinte Bier“ und „fish and chips“ mit „Fisch und Chips“ übersetzt. Ich finde, die Stichelei geschieht zu Recht, denn wer s schludrig und denkfaul zu Werke geht, verdient Häme. Ich erinnere mich noch gut daran, als Kind die Übersetzung einer Kurzgeschichte von O.Henry (ein Tipp für Liebhaber der kurzen Form) gelesen zu haben, in der dann genau von jenen „Chips“ die Rede war. Ich habe das natürlich für bare Münze genommen und lange Zeit geglaubt, in New York esse man Kartoffelchips statt Pommes Frites zum Fisch. Man könnte auch sagen: Ich habe mich für dumm verkaufen lassen. Mit ein Grund dafür, dass ich heute lieber zum Original als zur deutschen Übersetzung greife.

Illustrationen: Alfred Kubins Illustrationen zu Geschichten von Edgar Allan Poe sind toll, Quentin Blakes Illustrationen zu den Geschichten von Roald Dahl sind ebenfalls eine Klasse für sich. Edward Gorey ist ein Meister beider Klassen (Text und Bild). Der irische Illustrator P.J. Lynch ist ein Meister des Aquarells, von ihm illustrierte Bücher kaufe ich ohne einen zweiten Blick auf Autor, Titel und Sujet.



42. Nenne das überflüssigste (leider dennoch reale) Buch, das Dir gerade einfällt!

Da fallen mir mehrere, sehr verschiedene ein. Wenn ich mal von Hetzschriften wie „Mein Kampf“ und ähnlichem Mist und der einschlägigen Trivialliteratur absehe, würde ich sagen: Alles, was als saisonaler Fanartikel oder als „Verschenktext“ konzipiert ist, finde ich sehr überflüssig. Bücher, die sich mit (B-)Prominenz beschäftigen (sei es im Sinne einer Biographie oder auch „Kochen mit Paris Hilton“, „Älterwerden mit Iris Berben“ oder, oder, oder …), gehören ebenso dazu wie Anleitungen zum Klingonisch lernen oder Rezepte aus Harry Potters Zauberküche. Witzlose Verschenkbücher aus dem „Tomus“-Verlag und „Kleine Bettlektüren für naseweise Abiturienten / verrentete Staatssekretäre / Leute ab 30 etc.“ finde ich auch sehr, sehr entbehrlich; vom „Gummibärchen-Orakel“ und ähnlichem Stuss mal ganz zu schweigen.



43. Hast Du ein Buch, das Du besonders gerne verschenkst?

Nö, sobald ich’s verschenke, habe ich’s doch gerade nicht mehr. Spaß beiseite: Ja, habe ich. Ich habe sogar eine ganze Reihe; die Titelliste umfasst persönliche Favoriten ebenso wie gewisse Verlegenheitstitel, die man auch einigermaßen guten Gewissens solchen Leuten „statt Blumen“ mitbringen kann, von denen man nicht genau weiß, ob sie lesen, lesen können oder gar gern lesen. „Schotts Sammelsurium“ oder „Der tiefere Sinn des Labenz“ eignen sich da ganz gut.



44. Nenne einen Deiner Ansicht nach besonders gelungenen ersten Satz (es muss kein Lieblingsbuch sein) eines Buches!

„Es war eine dunkle, stürmische Nacht“.

Ich weiß zwar nicht, welches Buch dieser Satz eröffnet, bin mir aber ziemlich sicher, dass ich es nie gelesen habe. Neulich habe ich allerdings irgendwo eine Angabe zu Autor und Titel gelesen – und wieder vergessen. Es wäre schön, wenn mir da jemand auf die Sprünge helfen könnte.

Nachtrag vom 31.12.2006: Danke an www.abc.net.au. Hier habe ich es gefunden:

"The words are actually from the 1830 novel, 'Paul Clifford' by Edward George Bulwer-Lytton, widely held to contain the worst opening sentence of any novel in the English language.

In full, the opening sentence reads thus:

"It was a dark and stormy night; the rain fell in torrents - except at occasional intervals, when it was checked by a violent gust of wind which swept up the streets (for it is in London that our scene lies), rattling along the house-tops, and fiercely agitating the scanty flame of the lamps that struggled against the darkness."




45. Ein Verlag beauftragt Dich, ein schönes Buch für die nächste Herbstedition auszuwählen - vielleicht ein Buch, das seit Jahrzehnten vergriffen ist oder eines, das nur als Taschenbuch existiert und Deiner Meinung nach eine schönere Ausgabe verdient hätte. Welches Werk würdest Du wählen?

Hmtja. Ganz spontan fällt mir das bereits genannte „The Princess Bride“ ein. Das ist 1973 erstmals aufgelegt worden, und ich würde das 35-jährige Jubiläum der Erstauflage zum Anlass für eine Neuauflage nehmen. Mit anderen Worten: Mein Herbst wäre der Herbst 2008, und in dem erschiene dann, pünktlich zum Weihnachtsgeschäft, eine limitierte Vorzugsausgabe. Vielleicht in Leder, vielleicht in Halbleinen, möglicherweise mit Goldschnitt, auf alle Fälle mit Lesebändchen und ganz ohne jeden Zweifel im Schmuckschuber. Alle Exemplare wären von Alan Lee oder dem bereits erwähnten P.J. Lynch illustriert. Die ersten Exemplare wären num(m)eriert, und ihnen läge eine streng limitierte Lithographie des Illustrators bei, die natürlich signiert ist. Und mit Erwerb dieses Buchs qualifizierte man sich dann für den Kauf einer ähnlich ausgestatteten Ausgabe von Terry Pratchetts „Good Omens“ und Jasper Ffordes „The Eyre Affair“. Und wenn ich mir dann noch etwas wünschen dürfte, dann wär’s wohl eine Neuauflage eines Buchs mit „Sagen von Rhein“, das ich wiederholt als Leihgabe in meinem Besitz hatte, aber eben nie behalten durfte. Nämliches Exemplar hatte Illustrationen von Anno Knips (nein, das ist nicht der Name des Illustrators) und war allein deswegen schon toll. Ach, und noch etwas: Den großen Schmuckschuber mit den gesammelten Abenteuern von Werbesalamander „Lurchi“ würde ich auch jederzeit kaufen. Könnte sich da bitte mal wer kümmern? Danke!

Und wenn wir schon dabei sind: 1998 gab’s mal eine tolle TV-Produktion, in den Nina Petri und Joachim Król spielten, die „Die Unschuld der Krähen“ hieß und die auf einer Geschichte von Cornell Woolrich basierte. Die hätte ich genau so gern wie die von Roald Dahl, auf der „36 Stunden“ mit James Garner basiert. Die Neuauflagen der „Geschichten aus Gavagans Bar“ und „Das Wassergespenst von Horrowby Hill“ haben dafür dann noch etwas Zeit, abgemacht?



46. Gibt oder gab es ein Buch, bei dem es Dir besonders am Herzen liegt / lag, das Deine Lebensgefährtin / Dein Partner es ebenfalls mag?

Mir läge sehr am Herzen, dass die Leute zu unterscheiden wüssten, in welchen Fällen „das“ mit doppeltem „s“ geschrieben wird. Ansonsten soll jede und jeder lesen, was er/sie mag; ich bin da ganz unideologisch und unmissionarisch und kapriziere meine Überzeugungsarbeiten meist auf Kinder.



47. Gibt es eine Autorin, die / einen Autoren, den Du gerne einmal persönlich treffen würdest (auch bereits verstorbene Autoren oder solche, mit denen Du eigentlich sprachbedingt gar nicht reden könntest, dürfen genannt werden - wir wollen ja nicht feilschen)?

An Lewis Carroll hätte ich ein paar Fragen, an William Shakespeare auch.



48. Gibt es eine literarische Figur, der zu begegnen für Dich reizvoll wäre?

Jasper Ffordes Literatur-Agentin Thursday Next dürfte mich gern mal mit auf Reisen nehmen, so könnte ich ganz viele Fliegen mit einer Klappen schlagen.



49. Gibt es einen fiktiven Ort, den Du gerne einmal bereisen würdest?

Erst, wenn ich eine Reihe von sehr realen Orten bereist habe, an denen ich noch nicht gewesen bin. Und wenn ich dann noch einen Ort bereisen könnte, denn es nicht gibt, den es aber mal gegeben hat, würde ich gern der legendären Bibliothek von Alexandria einen Besuch abstatten.



50. Welches ist das lustigste Buch, das Du kennst?

„Drei Mann in einem Boot“ finde ich seit Jahrzehnten sehr amüsant, über die Romane von Tom Sharpe kann ich allerdings auch herzhaft lachen.



51. Über welches Buch hast Du zuletzt so richtig lebhaft (und evtl. kontrovers) diskutiert?

Wahrscheinlich über Dan Browns völlig überbewertetes „Sakrileg“ (“The da Vinci Code“), das spätestens dann erheblich an Faszination einbüßt, wenn man Browns Vorlage “The Holy Blood and the Holy Grail“
von Michael Baigent, Richard Leigh und Henry Lincoln zum Vergleich heranzieht.



52. Gibt es völlig zerfledderte, zerlesene und demolierte Bücher bei Dir, von denen Du Dich aber trotzdem nicht trennst? Begründe!

Da ist ja schon wieder dieses „völlig“? Je nun, ich behaupte: Nein, die gibt es nicht. Bei mir gibt es keine heißgeliebten, in schon längst entschwundenen Kindertagen mit Inbrunst zerfledderten Lieblingsbücher. So leid es mir tut: Meine Lieblingsbücher sind sämtlich sehr gut in Schuss. Manche mögen mittlerweile etwas vergilbt sein, aber wir werden ja nu’ alle nicht frischer.



53. Auf welches - von Dir noch nicht besessene oder noch gar nicht erschienene - Buch freust Du Dich derzeit am meisten?

Ach. Bücher sind von mir besessen? Bin ich ein Dämon? Oder hat wer den Gebrauch von Verben in der Aktivform beschränkt?

Moment, da muss ich mal eben in der amazon-Liste nachsehen. Oha, da hätten wir schon was: „City of Falling Angels“ von John Berendt, der uns bereits „Midnight in the Garden of Good and Evil“ beschert hat, das mal wieder viel besser als die gleichnamige Verfilmung war.



54. Fällt Dir ein (unfreiwillig) besonders witziger oder missratener Buchtitel ein?

Eine Neuerscheinung aus diesem Monat: „Stöhnst du noch oder kommst du schon? Der sichere Weg zum Orgasmus“.

Harr. Harr, harr. Harr-de-harr. Climaxing the IKEA way. Harr, harr.



55. Und gibt es ein Buch, das vermutlich nie existieren wird, dessen Erscheinen Du jedoch sehr begrüßen würdest?

Ja, gibt es.



56. Gibt es etwas, das in einem Buch, das Du liest, besser NICHT vorkommen sollte?

Geschwätz, das seinen Weg vor allem ins Buch gefunden hat, weil die Autorin mal eine Lehre zur Datenkauffrau gemacht hat. Geschwätz, das seinen Weg vor allem ins Buch gefunden hat, weil die Autorin zwar über 40 ist, Pferde immer noch so toll findet wie’s sonst nur Mädchen bis ca. 14 tun.



57. Gibt es einzelne Sätze oder Ausdrücke aus Büchern, die Du aus irgendeinem Grunde nach Jahren noch erinnerst?

Zunächst einmal erinnere ich, dass „erinnern“ im Deutschen ein reflexives Verb ist. Alles andere ist schlecht übersetzter Blödsinn, vielleicht auch Wichtigtuerei. Ansonsten gibt es da einiges, da auch nur anfangen aufzuzählen wäre müßig.



58. Gibt es ein Werk, das Du seit Jahren immer wieder in Angriff nimmst, aber immer wieder daran scheiterst?

Nein.



59. Welches ist das verrückteste oder seltsamste Buch, das Du kennst?

Georges Perecs „Anton Voyls Fortgang“ fand ich schon arg gewöhnungsbedürftig.



60. Gehst Du gern zu Literaturveranstaltungen (von der Buchmesse bis zum Poetry Slam)? Wenn ja, welche - und was gefällt Dir daran?

Ich gehe eher gern als oft, weil mir meist die Zeit dazu fehlt.



61. Du lernst jemand Nettes kennen, der von sich sagt, "überhaupt nicht zu lesen". Wie reagierst Du?

Ich erkundige mich nach dem Grund dafür. Ein Gegenüber, das darauf nur mit Achselzucken, einem „Weißnich’“ oder der Behauptung reagiert, Lesen sei „langweilig“, finde ich möglicherweise sogar weiterhin nett. Dabei wird’s dann aller Wahrscheinlichkeit auch bleiben, und m.E. gehört auch nicht rasend viel dazu, jemanden „nett“ zu finden. In aller Regel wird sich zwischen meinem Gegenüber und mir aber eine angeregte Diskussion über das Lesen im Allgemeinen und die Bedeutung grundlegender Kulturtechniken im Besonderen entfalten. Mit großer Wahrscheinlichkeit fange ich irgendwann an, Leseempfehlungen auf einen Zettel zu pinnen. Darunter können sich durchaus auch mal die von der begnadeten Dr. Erika Fuchs mit wunderbaren Texten versehen Abenteuer der Familie Duck aus Entenhausen an der Gumpe befinden.



62. Gibt es ein Buch, 'das man gelesen haben muss'?

Nein, aber es gibt eine ganze Reihe, die „man“ gelesen haben sollte; und manche davon sollte „man“ tunlichst auch dann lesen, wenn „man“ im richtigen Alter dafür ist. Kinder, denen „man“ die Bücher von Astrid Lindgren, Erich Kästner, Christine Nöstlinger, Otfried Preussler, James Krüss und Klassiker wie „Peter Pan“ oder „Pu, der Bär“ vorenthält, tun mir jedenfalls leid. Im übrigen finde ich’s interessant, dass gerade die Deutschen in mehr oder minder regelmäßigen Abständen Kinderbücher für sich entdecken und die dann zum Nonplusultra hochjubeln. Menschen, die sonst nur Kartoffeln lesen, erklären ein vergleichsweise ziemlich moralinsaures Märchen zu ihrem Lieblingsbuch („Die unendliche Geschichte“), belegen mit einem Kinderbuch im Gepäck Philosophiekurse an der Volkshochschule („Sophies Welt“) oder begeistern sich plötzlich für Fantasygeschichten für Heranwachsende. Ein böser Mensch hat einmal gesagt, Joanne K. Rowling schreibe Bücher für Menschen, die eigentlich nicht gern lesen. Und aus meiner Erfahrung heraus kann ich nur sagen: Ja, den Eindruck gewinne ich auch immer wieder. Ich habe zwei Bände lang durchgehalten, und seitdem wissen auch gute Freunde von mir, denen ich ihren Harry Potter von Herzen gönne, dass sie mich auf das Thema nicht mehr anzusprechen brauchen. Ja, Harry Potter ist nett; und „Der Herr der Ringe“ ist mindestens genauso nett. Punkt.



63. Es gibt Fernsehen, Internet, DVD´s, Kino … hat das Medium Buch nicht allmählich ausgedient?

Totgesagte leben bekanntlich länger, und die Statistiken sprechen eine deutliche Sprache: Seitdem amazon die Bühne betreten und einen neuen Vertriebskanal populär gemacht hat, werden eher noch mehr Bücher gekauft als vorher. Mehr noch: Was ist eigentlich geblieben von den Prophezeiungen einer gloriosen Internet-Zukunft? Was machen boo.com und die ganzen anderen dotcoms, die nicht amazon oder ebay heißen?

Solange Lesen und Schreiben als Mittel für die Weitergabe von Informationen nicht ausgedient haben, weil sie durch eine effizientere Methode ersetzt worden sind, werden Bücher mindestens genauso wichtig sein wie eh und je. Und wie wichtig die Beherrschung der Schriftsprache ist, wird jeder wissen, für den die Internetrecherche ein wichtiges Handwerkszeug ist: Funktionale Analphabeten werden beim „Googeln“ schnell an Grenzen stoßen. Das Kino hat seinen 100. Geburtstag auch längst gesehen, die Dummen werden durch den Gebrauch des Fernsehers ebenso wenig automatisch klüger wie die Klugen dümmer werden, wenn sie den Fernseher einschalten. Als problematischer empfinde ich die Beschäftigung mit Spielen für PC oder Konsolen, die vor allem oder sogar ausschließlich non-verbale Fähigkeiten trainieren. Hier sehe ich in der Tat eine Gefahr.



64. Ein Sprichwort sagt "Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt."

Wenn ich richtig vermute, dann liegt der Ursprung dieses Wortes in einer Gegend der Welt, in der Gärten etwas ungemein Kostbares sind, weil sie Mangelware sind. In jedem Falle finde ich, dass das ein schönes, sehr bildhaftes Wort ist, dem ich gern zustimme.



65. Schreibst Du selbst? Hast Du evtl. sogar schon Bücher (oder in Büchern) veröffentlicht?

Nein.



66. Zerstören Buchverfilmungen die Phantasie?

Es wäre schlimm, wenn dem so wäre.



67. Was ist Deiner Ansicht nach eigentlich Sinn und Zweck des Lesens - Unterhaltung, Bildung, Ablenkung, …?

Was für eine überaus unbedachte Frage, die sich quasi selbst beantwortet und damit sehr überflüssig ist.



68. Was hältst Du davon, Klassiker stilistisch aufzupeppen, um sie jüngerem Publikum zugänglicher zu machen?

Zunächst einmaL: „einem jüngeren Publikum“ – soviel Zeit muss sein. Und zur eigentlichen Frage. Radio Eriwan antwortet: Im Prinzip nichts, von Ausnahmen abgesehen. Spaß beiseite: „Stilistisches Aufpeppen“ klingt mir etwas zu flapsig. Wenn damit gemeint ist, behutsam zu aktualisieren, wo Gefahr besteht, dass sonst eine Textstelle nicht mehr verstanden wird, dann würde ich sagen: in Einzelfällen ist das sicher legitim. Was ich toll finde, ist Baz Luhrmanns 1996er Filmversion von „Romeo and Juliet“. Die behält den Originaltext von Shakespeare bei, transportiert die Geschichte ins ausgehende 20. Jahrhundert und verlagert den Ort der Handlung in die USA. Klasse Sache, mit der ich voll und ganz einverstanden bin: Eine Geschichte, die zeitlos ist, muss so etwas vertragen können. Und eine, die es nicht ist, kann kein Klassiker sein.



69. Du betrittst erstmals eine fremde Wohnung. Wie lange dauert es, bis man Dich mit schräggelegtem Kopf vor dem Bücherregal im Wohnzimmer findet?

Spätestens wenn der Gastgeber oder die Gastgeberin sich in die Küche verkrümelt, um dort Willkommensbier aus dem Kühlschrank zu holen oder Kaffee aufzubrühen und mir deshalb die offizielle Erlaubnis gibt, mich umzusehen, sichte ich das Bücherregal. Wie gesagt: spätestens dann.



70. Welches Buch würdest Du heute, jetzt, ganz spontan, den Dir völlig unbekannten Leser/innen Deines Fragebogens empfehlen? Und warum dieses?

Mit anderen Worten: Welches Buch würde ich jemandem empfehlen, der zwischen 9 und 99 Jahre alt ist, männlich oder weiblich ist und sehr viel oder auch gar nicht liest? Hmm. Wie wär’s mit etwas von Tucholsky? Zum Reinschmecken gibt’s beim Projekt Gutenberg schon so dies und das:

http://gutenberg.spiegel.de/tucholsk/anderswo/kunst.htm

Und warum? Tja, weil Tucholsky für mich zur literarischen Hausapotheke gehört. Wenn wir schon bei der kurzen Form sind: Ein bisschen was von Truman Capote, O. Henry, Roald Dahl oder David Sedaris wäre wohl auch nicht verkehrt. Genauso wenig wie das bereits erwähnte „Wer die Nachtigall stört“ von Harper Lee oder irgend etwas, das Harrry Rowohlt selbst verfasst („Pooh’s Corner“) oder übersetzt („Die Asche meiner Mutter“) hat. Wer giftige, gallige Satiren mag, dem kann ich „Mohrenwäsche“ und andere Bücher von Tom Sharpe wärmstens empfehlen; die Bücher von Terry Pratchett sind in meinen Augen ideale Fantasyliteratur für Leute, die keine Fantasy mögen. Die letzten Lektüren, die ich auf Empfehlung anderer gekauft habe, empfehle ich aber auch gern weiter: „Balzac und die kleine chinesische Schneiderin“ von Dai Sijie habe ich gern gelesen, das schon erwähnte „The Eyre Affair“ von Jasper Fforde habe ich mindestens genauso gern gelesen, wenn auch aus anderen Gründen.

47 Bewertungen, 15 Kommentare

  • campino

    17.02.2007, 01:17 Uhr von campino
    Bewertung: sehr hilfreich

    Die meisten Bücher? Meine Karl May-Sammlung (79). LG, Andrea

  • bodenseestern

    20.01.2007, 18:11 Uhr von bodenseestern
    Bewertung: sehr hilfreich

    **liebe Grüße Petra**

  • anonym

    14.01.2007, 16:07 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh :o)

  • Rosen

    02.01.2007, 14:57 Uhr von Rosen
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • samatweb

    02.01.2007, 09:54 Uhr von samatweb
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele Grüße und ein schönes Jahr 2007!

  • sindimindi

    31.12.2006, 21:11 Uhr von sindimindi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Eine Frage hast Du aber nicht korrekt beantwortet: Du schreibst doch selbst! - und wenn es nur wirklich lesenswerte Beiträge(oder Anekdoten*g*) für gewisse Meinungsforen sind...:-) Von Familie Duck bis Kurt Tucholsky - das nenn' ich eine Bandbreite! R

  • katze370

    23.08.2006, 20:20 Uhr von katze370
    Bewertung: sehr hilfreich

    In der Badewanne lesen, da hätte ich Angst, dass mein Buch nass wird.

  • blackangel63

    01.05.2006, 12:26 Uhr von blackangel63
    Bewertung: sehr hilfreich

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  • darras76

    30.04.2006, 18:19 Uhr von darras76
    Bewertung: sehr hilfreich

    Der erste Fragebogen hier, bei dem ich nicht entnervt die Augen verdrehe, sondern wirklich Interesse zeige. <br/>Ich finde es absolut unpassend, wenn Freunde mich auf meine umfangreiche Buchsammlung ansprechen! Ich sammle keine Bücher sondern ich lese viel

  • doeter

    30.04.2006, 17:36 Uhr von doeter
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hach! Anton Voyls Fortgang macht mir deine Beantwortung des Fragebogens erträglich. Wie man ausgerechnet einen Fragebogen zur Literatur sprachlich so inkompetent formulieren kann, das erstaunt mich. Glücklicherweise heben sich deine Antworten wohltuend ab.

  • Mogry1987

    29.04.2006, 01:39 Uhr von Mogry1987
    Bewertung: sehr hilfreich

    Kuhl, interessanter Fragebogen :)

  • topware2002

    28.04.2006, 17:06 Uhr von topware2002
    Bewertung: sehr hilfreich

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  • Torombolina

    28.04.2006, 15:48 Uhr von Torombolina
    Bewertung: sehr hilfreich

    WOW, schade das Du für diesen Bericht keine Vergütung bekommst. Super ausführlicher Bericht. Bei Ciao gäbe es da von mir ein BH. LG Tiziana

  • bigmama

    28.04.2006, 12:39 Uhr von bigmama
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, LG Anett

  • Vicky

    28.04.2006, 12:38 Uhr von Vicky
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich - Vic