Canda Herren Hose Testbericht

Ich geb’s ja zu: Ich bin ein äußerst unangenehmer Einkäufer.
Auch bin ich ein recht altmodischer Gewohnheitsmensch. Ich hänge am Hergebrachten, besonders was Bekleidung angeht, was mich jedoch nicht konservativ im politischen Sinn macht.
Besonders ungern gehe ich in Kaufhäuser und Schuhläden. Dort versuche ich nach dem Motto einzukaufen: „Schauen Sie mal, das hätte ich gerne in neu und sauber!“ Die Reaktionen der Verkäufer – wenn denn einer vorhanden ist – ist alle gleichartig und sehr schwer zu beschreiben. Sie reichen von verständnislosem Erstaunen bis zu blankem Entsetzen.
Und alle Verkäufer unter uns, bitte nicht weiterlesen: Sie haben fast alle die ‚Kakerlaken-Eigenschaft’, ganz besonders in Baumärkten: Kaum ist Licht an, sind sie auch weg.
Nun habe ich einige Sicherheitssysteme im Umgang mit dem mir ehelich angetrauten Weib, um Besuche in Kaufhäusern zu vermeiden. Die einfachste Methode des Weibes, an mein Geld zu kommen, ist die Aussage: „Ich muss mal da in das Kaufhaus!“ Sofort beginnt hektischen Zerren an meiner Geldbörse – also von mir -, verbunden mit dem Satz: „Hier ist Geld! Ich geh’ so lange in die Kneipe da drüben, lös’ mich nachher wieder aus.“ Klappt eigentlich immer.

Vorgestern haben nun alle Sicherheitsmaßnahmen versagt. Heimtückisch und unter Androhung von Waffengewalt werde ich zu einem Bummel durch’s Dorf genötigt. Und dann kommt auch schon der gefürchtete Satz: „Wir gehen jetzt zur Firma ‚Charme und Anmut’!“ Alle Hilfeschreie nutzen nichts, die Passanten wenden sich ab, niemand hilft mir und mein Geld will sie auch nicht. Sie schleppt mich in den ‚C&A’ mit der unverrückbaren Aussage: „Du bekommst jetzt eine neue Winterhose!“ Meine Entgegnung „Der Winter ist schon halb vorbei, was soll ich mit einer halben Winterhose?“ wird ignoriert. Zielsicher steuert sie in die ‚Herrenabteilung’, wo ich einige Leidensgenossen ob ihrer unendlichen Geduld bewundere.
Dieses Weib muss früher schon mal da gewesen sein, denn sie weiß, was wo steht und sie meint auch zu wissen, was mir wann wo unter welchen Umständen steht. Na ja, nach einer über 30-jährigen Beziehung sollte sie das auch wissen; darüber jedoch an anderer Stelle.
Von einem Ständer packt sie sich drei Hosen in unterschiedlichen Größen, verschiedenen Farben und Stoffen. Diese Aktion muss sie lange vorbereitet haben.
„Unterschiedliche Größen?“ „Ja, Hosen fallen bei verschiedenen Herstellern unterschiedlich aus!“
Jetzt zweifele ich am Sinn und Zweck einer Normung.
Nun gut, ich hab’ mich selbst immer als Querschlanken betrachtet. Nach einem scheuen Blick auf ein Etikett sehe ich die Größe 27 ½ wird bezeichnet als ‚kurz untersetzte Größe’. Jetzt bin ich beleidigt.
Es hilft nicht. Mir wird in einem sehr energischen Ton befohlen, mich in eine Umkleidekabine zu begeben und die Hose anzuprobieren.
Da hängt noch ein Etikett an der Hose: ‚Lycra elastic’ und das in 8 Sprachen. So gesehen ist das ein Bildungseinkauf, denn jetzt weiß ich, dass ‚mit’ auf tschechisch ‚Obsahuijci’ heißt, aber ob ich das jemals anwenden werde können?

Im nachhinein befrage ich noch mein ‚Allzweck-Helferlein’ ‚wikipedia’, schließlich will ich wissen, was ich da trage:
„Lycra ist eine hochelastische Kunstfaser die zur Gruppe der Elastane gehört. Sie ist zum Beispiel in Unterwäsche, Berufsbekleidung und Freizeitbekleidung zu finden. Es handelt sich um einen geschützten Markennamen der Firma DuPont. Eine vergleichbare Faser (als Dorlastan (R) bezeichnet) wird von der Firma Bayer hergestellt.
Lycra wird immer nur in geringen Anteilen zwischen 5 und 25 Prozent zu einer Hauptfaser, beispielsweise Baumwolle oder Polyamid, beigemischt, um deren Elastizitätseigenschaften zu verbessern; z. B. in Strumpfhosen, Bikinis und Trikots.
Daneben ist Lycra an sich auch ein Synonym für Polyamid/Elastan-Stoffe im Bade-, Fitness- und Fetischbereich.“

Noch ein Zettel hängt an der Hose: In elf Sprachen wird mir versichert, dies sei eine ‚Stretch-Hose mit elastischem Bund’ und überdies sei sie ‚waschmaschinenfest’. Als ob mich das interessiert. Ich weiß nicht mal, wo unsere Waschmaschine steht.
In der Umkleidekabine dann die Rettung: Die Hose passt auf Anhieb. Dieses Weib kennt mich also doch. Diese Hose hat eine sehr dunkelgrüne Farbe und ist von einer Struktur, die ich früher als ‚Kord’ bezeichnet habe. Was das heute ist: Ich weiß es nicht.
Der Hersteller ist eine Firma namens C*A*N*D*A, die im Netz mit www.c-and-a.com zu erreichen ist.
Ursprünglich soll dieses Beinkleid 35 € kosten. Dieses Weib erklärt mir, wir befänden uns in einem ‚Vor-WSV’ – was auch immer das sein mag – und wenn ich noch eine nehme, bekommen wir zwei für 42 €, das überzeugt mich und es werden zwei gekauft.
Wieder zu Hause entferne ich alle Zettel von dieser Hose und ziehe sie an. Sie passt immer noch, hat auf jeder Seite eine schräg angeschnittene Tasche vorne und zwei gerade hinten, ist also auch für Linkshänder beim Verstauen der Geldbörse ohne größere Unfallgefahr tragbar. Sie ist sehr angenehm auf der Haut und, wie ich inzwischen weiß, winddicht und blickdicht., was ja nicht bei allen Beinkleidern unbedingt der Fall ist.
Allerdings bringt mir diese Aktion auch einen vorwurfsvollen Blick ein und die Bemerkung: „Die andere gefällt Dir wohl nicht!“
Soll ich jetzt beide übereinander anziehen?

Auch wenn es mir schwer fällt: Männer lasst Euch beim Hosenkauf von Euren Partnern beraten. Die wissen allem Anschein nach besser, was Euch kleidet. Wer nun ebenfalls eine ‚kurz untersetzte Größe’ hat oder ist, dem sei diese Hose empfohlen.

topfmops, der auch auf anderen Plattformen zu Gange ist, bedankt sich für’s Lesen und Bewerten und freut sich auf lesenswerte Kommentare.