Motorola RAZR V3i Testbericht

Vor knapp einem Monat erwarb ich das Motorola RAZR v3i. Wie so oft beim Mobilfunktelefonkauf ließ ich mich von äußeren Werten überzeugen - Motorola bewirbt das Produkt mit dem Statement "Der Kult geht weiter. Ultraflach. Stylish. Revolutionär. Hier kommt der Nachfolger des legendären Motorola RAZR V3. Noch mehr Features. Noch mehr Möglichkeiten. Noch mehr Stil. Das neue Motorola RAZR V3i."

Stylish ist das v3i auf jeden Fall. Die Oberfläche scheint aus Metall zu sein, schimmert titanfarben-matt und fühlt sich kühl an. Elegant irgendwie, klassisch und dennoch modern. Überhaupt hat Motorola das Äußere interessant gestaltet, denn das Gerät ist extrem flach geworden: Ein durchschnittlicher Zeigefinger ist höher als das Gerät. Um die Technik dennoch unterbringen zu können, entschied sich der Hersteller für ein breiteres Design, durch dass das v3i aus der Masse heraussticht. Klappt man es auf, offenbart sich ein futuristisches Tastaturdesign, das vor allem durch die in eine metallisch glänzende Matte eingeprägten Ziffern und Buchstaben auffällt. Ebenfalls auffallend ist übrigens das Display, das Farben nicht nur brillant darstellt, sondern auch recht groß ist. Ebenso gut wie die Schärfe ist, so schlecht ist die Blickwinkelabhängigkeit. Sobald der Betrachtungswinkel mehr als 45° beträgt, wird der Bildschirm unlesbar. Mein in die Jahre gekommenes Nokia 6600 kann das wesentlich besser. Als unangenehm grell bezeichne ich die Leuchtkraft - auch wenn die Lesbarkeit im Dunklen hervorragend ist, hätte es die eine oder andere Diode weniger ebenso gut getan.

Die Menüführung gefällt mir gut. Obwohl Motorola eigentlich eher bekannt dafür ist, verschachtelte Menüs zu basteln, in denen sich kein Neuling mehr zurecht findet, ist das Menü des RAZR sehr übersichtlich und logisch konzipiert, was nicht nur eine schnelle Navigation, sondern auch eine optimale Anpassung des Gerätes an die eigenen Bedürfnisse gewährt. Obligatorisch sind die frei konfigurierbaren Softkeys im oberen Bereich der Tastatur. Leider stellt Motorola dem Anwender nur eine begrenzte Anzahl an Funktionen zur Verfügung. Der Sinn dahinter ist mir schleierhaft, aber wenigstens ist die Auswahl einigermaßen sinnvoll. Unschön auch die Tatsache, dass während eines Telefonates nicht in das Hauptmenü geschaltet werden kann, obwohl dies bei wesentlich älteren Geräten anderer Hersteller möglich war und ist. Abgesehen von diesen beiden Makeln ist die Bedienung aber sehr gut gelungen. Selbst die seltsam anmutenden Tasten lassen sich einfach bedienen und haben einen knackigen, klar definierten Druckpunkt, der vor allem das Tippen von Kurznachrichten zu einem angenehmen Erlebnis werden lässt. Unterstützt wird dies übrigens von dem Motorola-eigenen System iTap, das ähnlich wie T9 ein Wort aus der einmaligen Anwahl verschiedener Tasten formt. iTap ist gewöhnungsbedürftig, aber nach ein Eingewöhnung fehlerfrei zu bedienen und durchaus treffsicherer als das T9 in meinem Nokia 6600.

A propos Bedienung - das Einlegen der Simkarte und der 64 MB fassenden, kaum fingernagelgroßen, Micro-SD Karte, die den mit 18 MB etwas knapp bemessenen Gerätespeicher erweitert ist ebenso einfach wie das Einlegen der SIM-Karte und des Akkus. Dass die Ecken und Kanten des Gerätes aufeinander passen und passgenau sind, darf für ein Gerät, welches mit dem Wort "Stil" beworben wird allerdings zu erwarten. Weniger stilvoll ist das im Lieferumfang vorhandene Bluetooth Headset, das weniger an der sehr mittelmäßigen Gesprächsqualität als an dem unzumutbaren Ohrklemmer leidet, der entweder lose vom Ohr fällt oder die Blutzufuhr abklemmt. Für den Dauereinsatz muss der Besitzer des v3i ein anderes Gerät kaufen. Wesentlich praktischer ist der ebenfalls im Serienumfang mitgelieferte Adapter, mit dessen Hilfe auch die Micro-SD Karte von einem PC gelesen werden kann. Mit einem hama Card Reader und dem iMac funktioniert das unter Mac OS X übrigens fehlerfrei. Ganz im Gegensatz zur Bluetooth Synchronisation. Die Kompatibilität zu Mac OS X ist fast nicht vorhanden und mein iMac erkennt das Handy nicht. Eine Zusammenarbeit mit iSync war per Funk nicht möglich, wenigstens aber über das - ebenfalls im Lieferumfang enthaltene - USB-Kabel, über das das Handy auch geladen werden kann. Fotos oder Videos können so aber nicht ausgetauscht werden, sondern nur Telefonnummern, die Motorola-typisch einzeln und nicht zusammengefasst im Telefonbuch gespeichert werden. Bilder oder gar Adressen synchronisieren die beiden Geräte jedenfalls nicht.

Schlecht finde ich auch, dass der interne Speicher scheinbar nicht für E-Mail und SMS genutzt werden, denn nach ca. 50 Nachrichten zeigt mir das RAZR die Meldung "Nachrichtenspeicher voll" an. Einen Menüpunkt, der diesen ärgerlichen Fehler verhindert und den Speicher erweitert, habe ich noch nicht gefunden.

Dass ich aber dennoch zufrieden - wenn auch nicht begeistert - bin, liegt vor allem an der für ein Handy notwendigen hervorragenden Gesprächsqualität. Gesprächsteilnehmer werden größtenteils unverzerrt und mit angemessener Lautstärke wiedergegeben (ältere Motorola Modelle krankten teilweise an zu leisen Lautsprechern), selbst für den seltenen Fall, dass man wenig Empfang hat. Durch die Tatsache, dass die integrierte Antenne ihre Arbeit hervorragend macht und durch den brauchbaren Akku sind auch Gespräche jenseits der zwei Stunden möglich, ohne dass das v3i ans Ladekabel muss. Die Standby-Zeit dürfte bei knapp zwei Tagen liegen, was aber sehr abhängig von der Verwendung des Gerätes abhängt. Macht man Fotos oder Videos, wird die Ladestandsanzeige schneller klein werden. Lohnen tut sich dies übrigens aufgrund der höchstens als mäßig zu bezeichnenden Bildqualität nicht. Wer ein Fotohandy sucht, sollte sich lieber bei Sony Ericsson umschauen. Im Großen und Ganzen finde ich das v3i aber durchaus in Ordnung und gebe ihm vier Sterne.