Hier spricht Denise (DVD) Testbericht

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ab 11,98
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Erfahrungsbericht von LilithIbi

Freunde nennen sich aufrichtig, Feinde sind es

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

„..... ich würde sagen, es ist für mich irgendwie erschreckend, dass ich eigentlich "nie so jemand sein wollte", der quasi dauernd vor der Kiste hängt. Weißt, ich LIEBE es, Briefe zu schreiben; so richtig mit Papier und Post ~ doch in letzter Zeit ertappe ich mich vermehrt dabei, dass ich die Dinger TIPPE. Sicherlich kann man sagen, dass das praktisch ist, schneller geht und man dabei dann meist auch mehr schreibt.... aber im Grunde vermisse ich "die gute alte Zeit", auch wenn ich jetzt nach Großmütterchen klinge und groteskerweise jene Zeit lediglich ansatzweise mitbekommen habe. Aber "damals" kamen wir alle z.B. auch ohne Handy aus; doch je weiter der Fortschritt geht, desto mehr sondern wir uns von den anderen ab. Sogar bei Treffen mit "Freunden" hocken viele da und telefonieren oder SMSen gleichzeitig. Was soll das bitte für eine "Freundschaft" sein? Anstatt dass man telefoniert, trifft man sich im ICQ; MSN, AIM oder wie die Dinger alle heißen. Es wird alles immer unpersönlicher; und irgendwann merken die Leute nur noch an dem Umstand, dass du 24 Stden nicht mehr online warst, dass du tot in der Küche liegst. Weißdu? Bei dem Film "Hier spricht Denise" fanden wir diese Thematik vollkommen übertrieben; sofern überhaupt jemand diesen Streifen kennt ~ aber es tendiert doch immer mehr und mehr in eben jene Richtung.

Und im Grunde hab ich Angst, dass alles zu wissen, aber dennoch nichts an meinen Verhalten zu verändern. Bestes Beispiel gerade jetzt: Es ist 9:16 Uhr, und ich wollte nur um 8:30 Uhr kurz den PC anmachen um nach der Adresse zu sehen, wohin ich die "Mondfee" schicken soll ~ der Rest ist cookiemäßig nachvollziehbar. Im Grunde habe ich Angst, mich noch mehr zu verlieren.....“

~ Das waren vor einiger Zeit die Worte, die ich in einem meiner Lieblingsgästebücher hinterließ; wenngleich es auch an seinem „besonderen Format“ verlor. Nichtdestotrotz begann mittels diesen Zeilen nicht nur der sprichwörtliche Hamster seine Runden in meinem Kopf zu drehen; sondern vielmehr auch der obig genannte Film „Hier spricht Denise“, der 1995 in den USA unter der Regie von Hal Salwen als „Denise calls up“ entstanden ist, sich wieder und wieder in mein Gedächtnis zu rufen. Viel zu oft fühlte ich mich gedanklich ertappt, wenn ich an die Momente dachte, wo ich kopfschüttelnd vor eben diesem Film saß und es nicht fassen konnte. Nicht fassen, dass bereits 1995 von jener Entwicklung gesprochen wurde, die uns – wenngleich auch nicht mehr am Telefon – mehr und mehr gefangen nimmt.

So richtig schocken konnte das ganze zwar mehr bei „Nicht auflegen“; eben weil es dort „so richtig“ um Leben und Tod ging ~ doch auch bei „Hier spricht Denise“ wurde eben jenes (menschliche Fehl-) „Verhalten“ kritisiert.


//DIE STORY//

bei „Hier spricht Denise“ gibt es an für sich gar nicht mal. Im Grunde kann der Zuschauer schon in der ersten Viertelstunde ausmachen, mit was er im gesamten Filmverlauf konfrontiert wird: mit telefonierenden Menschen.

Richtig erkannt, jede der 80 Minuten besteht aus diversen Kameraeinstellungen, Nah-, Groß- und Fernaufnahmen von sechs New Yorkern, die lückenlos beim Telefonieren dargeboten werden ~ einzige Abwechslung: ab und an hocken sie nebenbei noch vorm heimischen PC.

Wie das möglich ist? Nun, ganz einfach: allesamt arbeiten von zu hause aus; ihre einzige Verbindung zu ihren sogenannten Freunden besteht quasi nur durch Festnetz oder Handy, wenn sie sich nicht gleich über Anrufbeantworter unterhalten.

Bereits die Anfangssequenz des Filmes macht uns klar, dass an und für sich niemand so recht glücklich ist mit dieser „Machart“. Doch obschon ein jeder recht mitgenommen von der Tatsache wirkt, dass niemand, aber auch niemand auf der Party einer gemeinsamen Freundin aufgetaucht ist schafft es kein einziger Charakter, hieran etwas zu ändern.

Sogar vom Unfalltod einer ihrer Freundinnen erfahren die Freunde ~ wovon einer obendrein der Exfreund ist ~ eher zufällig eine Woche später; was an und für sich als recht dramatisches Geschehnis anzusehen ist. Leider wirkt dieses Zwischenspiel jedoch nicht wirklich nahegehend und schwippert ähnlich wie andere tristen Ereignisse lautlos auf den Zuschauer zu.
Doch vielleicht ist dies eine versteckte Absicht des Machers....?

Dreh- und Wendepunkt von „Hier spricht Denise“ stellt „natürlich“ die schwangere Denise (Alanna Ubach) dar, die ihr Kind von einer Samenbank „erhielt“ und aufgrund besonderer „Connections“ herausfindet, wer der Vater ihres ungeborenen ist. Als sie Martin (Dan Gunther) anruft, ist dieser zuerst nicht sonderlich begeistert; teilt jedoch recht schnell seine unerwarteten Vaterfreuden seinen Kumpanen mit ~ natürlich via Telefon.

Dass selbst die Geburt des Babys zu gegebener Zeit am Telefon miterlebt wird, ist nur eines der manigfaltigen (aber leider mittelmäßig umgesetzten) Höhepunkte der gesamten Geschichte....



//DIE UMSETZUNG//

des Filmes ist meiner Meinung nach ~ wer hätte es geahnt ~ recht mittelmäßig. Auch nachdem ich den Film ein zweites Mal gesehen habe bin ich mir nach wie vor nicht sicher, ob manche Szene absichtlich derartig überzogen wirken oder aber ob der zynische Sarkasmus „versehentlich“ überreizt wurde. Denn wirklich lachen kann man hier nicht; vielmehr entlockt „Hier spricht Denise“ maximal ein schwaches Lächeln.

Wieso, warum und aus welchen Beweggründen jener Film als „Publikumsliebling auf den Filmfestivals von Cannes, Hof und Toronto“ ausgezeichnet wurde ist und bleibt mir ein Rätsel ~ ein wenig Licht ins Dunkel bringt hier lediglich die manifestierte Vermutung, dass es schlicht und ergreifend um die Aussage geht, die hinter dem Regiedebüt Hal Salwens steckt.
Obschon mir dies recht einleuchtend erscheint, tröstet dies nur recht spärlich über die zwangsweise entstandene Langatmigkeit der Darbietung hinweg. Aussage hin oder her; im Grunde wirkt es recht anstrengend, zermürbend und gleichwohl auch aufwühlend, sich die ganze Spielzeit lediglich ein paar telefonierende Gesichter „anzutun“; wobei sich im Grunde doch alles nur im Kreis dreht.

Zwar könnte man sagen, dass ein geplantes, aber verpasstes event das andere toppt (am genialsten noch die 4er Verabredung, zu der ebenfalls niemand erscheint; die Verkupplerfront der anderen jedoch weismachen will, dass sie ewig auf den zu verkuppelnden gewartet haben); doch auf lange Sicht gesehen ~ wobei ich sagen muss, dass die an für sich doch untypisch kurzen 80 min einem zwischenseitlich seeeeehr lang vorkommen ~ saß ich doch eher schwer ein- und ausatmend auf der wohnzimmerlichen Couch.

Im übrigen hechelte ich derweil aus anderen - nämlich leicht entnervten! - Gründen als dass Jerry (Liev Schreiber) und Barbara dies am Telefon tun ~ wer offensichtlich keine Zeit hat, sich LIVE zu treffen, dem bleibt eben nur der Telefonsex; für den wundersamer Weise jedoch immer Zeit bleibt. (Eine weitere versteckte Aussage des Filmes?)

~ Im Grunde sollte uns durch die miteinander verknüpften Einzelschicksale nur eines verdeutlicht werden: die Menschen sprechen auch dann noch (bzw. bereits) von Freundschaft, wenn sie sich lediglich durchs telefonieren her kennen; und das obendrein noch aus dem Umstand heraus, dass ein „Freund“ des „Freundes“ den weiteren „Freund“ kannte. Jerry und Barbara haben sich nämlich noch nie zuvor gesehen, und somit ist es auch kein Wunder, dass sie eines Tages auf dem Weg zu einer Silvesterparty; an der sich die „Freunde“ „endlich wirklich noch mal sehen wollen“ unerkannt aneinander vorbeilaufen.

Das „Hauptproblem“ des Filmes selbst ist wohl, dass die Grundidee nicht wirklich die schlechteste wahr. Vielmehr war ich regelrecht hingeressen von der eigentlichen Intention des Autors und eben auch der Tatsache, dass es sich hier um einen ironischen Spielfilm mit einer Prise schwarzen Humores handeln sollte. Leider jedoch fehlen hier zweifelsohne ein paar mehr oder weniger überraschende Wendungen, vielleicht auch nur explizite Dialoge oder gar eine Begegnung mit einem weiteren, außenstehenden Charakter. Die gesamte Umsetzung schwippert nur so dahin und zieht sich beizeiten wie Kaugummi; fast schon als „quälend“ könnte man den weiteren Fortgang des Filmes bezeichnen. Mir persönlich hätte ein „Einschnitt“ sehr gut gefallen, vielleicht ein jemand, der noch mal auf die skurrilen Eigenarten jener „Freundschaften“ aufmerksam macht. Dass hier aber vielmehr auch der Taxifahrer und sogar der Chefarzt, der das Baby von Denise mit zur Welt bringt, begeistert am Telefon mit Martin spricht ist meiner Meinung nach fast schon als „faux pas De Luxe“ zu bezeichnen. Ein einziger, treffend formulierter Satz, ein Hauch von Kritik seitens des Arztes oder auch nur ein herablassendes Kommentar vom Taxifahrer hätten mir zweifelsohne besser gefallen als die Entwicklung, für die sich der Regisseur entschieden hat.

Von „schauspielerischen Leistungen“ kann man hier so wenig sprechen, dass ich diesen Begriff bewusst in „“ setze ~ meiner Ansicht nach kann ich kaum einen Darsteller in seiner Glaubhaftigkeit „bewerten“, der die gesamte Laufzeit nichts anderes tut, als am Telefon zu sitzen. Ein wenig ragt Denise heraus; zumal sie auch die einzige ist, die sich die ganze Zeit „freilaufend da draußen“ bewegt und somit ein wenig mehr in ihrer Rolle darzubieten hat.

Die anfängliche Peinlichkeit zwischen Barbara und Jerry, als sie ihr erstes „Blind date“ am Telefon haben wurde zwar ebenfalls authentisch dargestellt; aber alles in allem lässt sich hier zu den einzelnen Protagonisten nicht viel sagen ~ erwähnenswert vielleicht, dass sie allesamt irgendwie ähnlich „billig“ wirken wie die gesamte filmtechnische Umsetzung. Kaum zu glauben war für mich, dass der Film erst 10 Jahre alt sein sollte ~ eben weil er wirkt wie ein recht frühes Machwerk einer zum Spielfilm erwachten Soap opera.


//ERGO//

Zweifelsohne besitzt „Hier spricht Denise“ eine zu untermauernde Aussage; die Verfremdung der Menschen zu sich selbst und untereinander, die Unterbewertung des wirklichen LIVE-Treffens und die Ansätze einer Sozialphobie sollten schon von alleine für denkenswerten Inhalt sorgen.

Tun sie auch ~ nur leider verfehlt „Hier spricht Denise“ trotzdem den Ton, den dieses als „Komödie“ ausgewiesene Werk hätte haben müssen, um ähnlich eindrucksvoll zu sein wie der von mir zum Vergleich herangezogene „Nicht auflegen“.
Auch hier ging es bekanntlich um den Gedanken, wie "krank" es eigentlich sein muss, dass der Mensch wirklich meint, ohne Handy am Ohr nicht mehr auskommen zu müssen. Wie vielen Leuten man tagtäglich begegnet, wie scheinbar Selbstgespräche führen... und ob es so etwas wie "private" Gespräche eigentlich noch gibt, wenn doch nach und nach alle Telefonzellen abgeschafft werden und man selbst in der U-Bahn mitbekommt, wer wann was mit wem und warum gemacht hat.

Die aber nur am Rande ~ denn bei „Hier spricht Denise“ geht es wohlweislich um die selbsterschaffene Einsamkeit, aus der man zwar mittels Verabredungen (und eben diesen Telefonaten!) immer wieder und wieder zu entfliehen versucht; aber die „Kurve einfach nicht kriegt“. Die einzelnen Protagonisten erlauben sich nichtmal die Frage, warum sie um alles in der Welt zwar Zeit haben, um stundenlang zu telefonieren, nicht aber mal schaffen, zur Beerdingung ihrer putativen „Freundin“ zu erscheinen.

„Hier spricht Denise“ präsentiert uns ein Teil-Happy-End; alles andere wäre auch zu unglaubwürdig gewesen. Vielmehr, um nicht zu sagen gleichzeitig gipfelt die Hauptabsicht und somit eben auch die halb-untergegangene Dramatik in einem wörtlich zu nehmenden Nichtereignis ~ somit schafft der Film eben doch noch den Teil einer Kurve zu erhaschen.

Definitiver Minuspunkt ist jedoch die in meinen Augen fälschliche Bezeichnung als „Komödie“, die obendrein noch als „FSK 6“ auf den Markt losgelassen wurde. Ich mag mich gar nicht als selbsternannten Freiwillige SelbstKontrolle aufspielen; doch während ich meinem imaginären Kind noch ohne Probleme die Vorzüge einer Samenspende erklären könnte täte ich mich mit der Erläuterung „Mami, warum stöhnen die so am Telefon und fassen sich selbst an?“ doch ein wenig schwer.

Zudem wage ich die These aufzustellen, dass grade 6jährige dem Anliegen des Machwerkes nicht wirklich folgen können ~ eben weil es für sie noch wichtigeres gibt, als Freunden anzukündigen, dass sie sie treffen wollen. Sie treffen sie einfach.

17 Bewertungen, 5 Kommentare

  • chulia

    18.02.2007, 00:17 Uhr von chulia
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sh! LG chulia

  • golfgirl

    18.02.2007, 00:04 Uhr von golfgirl
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe grüsse dani

  • MatthiasHuehr

    13.08.2006, 18:03 Uhr von MatthiasHuehr
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ciao Matthias

  • morla

    10.08.2006, 19:28 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • ManoK

    10.08.2006, 17:14 Uhr von ManoK
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh - Gruß Mano