Tommy (DVD) Testbericht
Erfahrungsbericht von topfmops
Wieder nicht Mozart, aber auch eine Oper
Pro:
Ein absolutes 'Muss' für Rockfans
Kontra:
Hörgeschädigte
Empfehlung:
Ja
Einige meiner tapferen Leser kennen meine langjährige Bekanntschaft mit dieser Truppe aus dem Bericht
Pete Townshend hatte bereits im Jahr 1966 erste Ideen für ein Konzeptalbum entwickelt, die eigentliche Arbeit an Tommy begann jedoch für The Who am 19. September 1968 mit den ersten Aufnahmen für das Album im Studio. Townshend hatte – wie er es häufig tat – im Vorfeld der Studioaufnahmen bereits in seinem Heimstudio alleine Demoversionen der Titel angefertigt, so dass die Gruppe eine genaue Vorstellung davon hatte, wie sich die fertigen Songs anhören sollten.
Das Album ist die erste Rockoper der Gruppe und beschreibt die Geschichte des Deaf, Dumb and Blind Boy (tauben, stummen und blinden) Tommy Walker. Dem Musikalbum folgten Umsetzungen als Film, Musical und Ballett. Es gilt als einer der Höhepunkte im künstlerischen Schaffen der Who und insbesondere Pete Townshends, der fast alle Titel des Albums komponierte.
Der Inhalt der Oper sei kurz umrissen:
"Tommy" handelt von einem Jungen, der aufgrund traumatischer Erlebnisse in seiner Kindheit (Ermordung seines aus dem Krieg wiederkehrenden Vater durch den Geliebten der Mutter ("1921")) taub, stumm und blind wird. Er lebt isoliert in seiner eigenen Welt ("Amazing Journey"). Weitere verstörende Erlebnisse kommen hinzu, wie die Misshandlung durch Verwandte ("Cousin Kevin", "Acid Queen", "Fiddle about"). Tommy entdeckt sein unheimliches Talent am Flipperautomaten, das ihn zum Weltmeister und berühmt macht ("Pinball wizard"). Schließlich kann er geheilt werden, indem er durch das Zerbrechen seines Spiegelbildes aus seiner Isolation gerissen wird ("There's a doctor", "Go to the mirror", "Smash the mirror"). Diese "Wunderheilung" lässt ihn zu einem "Messias" werden ("Sensation", "Miracle cure"), der zahlreiche Anhänger um sich schart ("Sally Simpson"). Als Tommy jedoch ihre Erwartungen nicht erfüllt, weil er sich der Kommerzialisierung seiner Botschaft wiedersetzt, lassen sie ihn fallen ("We're not gonna take it").
Die Inhaltsangabe entstammt meinem Allzweck-Helferlein ‚wkipedia’.
Und ein Lied dieser Oper ist schon auf der CD, die irgendwann mal an meinem Grab gespielt werden wird:
‚The Hawker’, wegen der Zeilen:
„You talk about your woman,
I wish you could see mine.
Every time she starts to lovin’
She brings eyesight to the blind.”
Das ist ein Komposition von Sonny Boy Williamson II.
Wie es sich für eine Oper gehört, beginnt auch diese mit der ‚Overture’, aber wie es sich auch für das ‚Höppemötzje’ – Nicht-Rheinländer fragen bitte im GB nach, was das ist – Pete Townshend gehört, fängt der zweite Hälfte mit der ‚Underture’ an. Es ist eine in sich geschlossene musikalische Darbietung, die für die Ohren bestimmt ist, nicht für irgendwelche optischen Albernheiten.
Am 18. März 1975 kam die filmische Umsetzung der Geschichte um Tommy Walker in die Kinos. Regie führte Ken Russell. Der Film war mit Stars der Rockmusik besetzt, so spielte Tina Turner die Acid Queen, Elton John war der Pinball Wizard. Ferner sah man Eric Clapton als Prediger. Die Hauptrolle des Tommy verkörperte der The Who-Sänger Roger Daltrey, der hier erstmals sein schauspielerisches Talent unter Beweis stellte.
Dennoch: Ehe Ihr jetzt in die Kinos strömt oder DVD’s kauft, hört Euch erst einmal die Musik zwei- oder dreimal an.
Und für die TV-Krimi-Süchtigen: Alle Erkennungsmelodien der Serie CSI sind Kompositionen der ‚Who’. Wer dann immer noch nicht genug hat, dem sei ein filmischer Mitschnitt des Festivals in Woodstock empfohlen, wenn The Who am frühen Morgen des zweiten Tages vor der flammendrot aufgehenden Sonne ‚The Pinball Wizard’ rauslassen. Als mir die hochschwangere Joan Baez so leid tat zwischen all diesen Rockern von ‚Canned Heat’, den sturzbesoffenen ‚Who’ und den zugekifften ‚Jefferson Airplane’.
Sehr empfehlenswert auch Wochenschauaufnahmen des Konzertes im New Yorker Shea-Stadium vor 102.000 Menschen – jedenfalls wurden so viele Eintrittskarten verkauft - , von dem Pete Townshend stur und fest behauptete: „Ich seh’, dass wir da sind. Ich seh’, dass wir spielen, aber ich hab’ keine Erinnerung daran!“, als ich ihm diese Aufnahmen zeigte. Und er hat Recht: Alle waren zu wie der allseits geschlossene Uhu.
‚Tommy’ ist ein Meilenstein in der Geschichte der Rockmusik, um nicht zu sagen DER Meilenstein.
Es ist alles drin, was zu einer Oper gehört: Immer wieder aufgenommene Themen, allerlei musikalischer Schnickschnack, schöne eingängige Melodien, eine musikalisch konsequent erzählte Handlung, innovative Instrumentalisierung und ganz viel Gänsehaut.
Im Jahr 2003 erschien eine von Pete Townshend neu abgemischte Fassung des Album als SACD-Deluxe Edition. Sie enthält neben einer Stereofassung auch eine 5.1-Surround-Abmischung sowie bis dato unveröffentlichtes Material aus den Aufnahmesessions und die empfehle ich aus Euch aus ganzem Herzen und mit schmerzenden Gehörgängen, denn auch wenn es auf einer Scheibe der ‚Stones’ steht: „This record should be played loud!“
Zur CD gehört eine kleines Büchlein (neudeutsch: booklet), das alle Texte beinhaltet. Dazu eine Betrachtung auf englisch von Richard Barnes zu diesem musikalischen Kunstgenuss, zu The Who und Pete Townshend im besonderen.
topfmops, der auch auf anderen Plattformen zu Gange ist, bedankt sich fürs Lesen und Bewerten und freut sich auf viele lesenswerte Kommentare.
66 Bewertungen, 18 Kommentare
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28.05.2006, 07:09 Uhr von sonarmaster
Bewertung: sehr hilfreichJa... das Werk hat Musikgeschichte geschrieben und Mr. P.Townsend ist einer der innovativsten Gitarristen und Komponisten, die ich kenne. Auch seine Solowerke sind sehr, sehr empfehlenswert. - LG Tom
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17.05.2006, 21:47 Uhr von Estha
Bewertung: sehr hilfreichklasse geschrieben --- sh --- :-) ... lg susi ----->----->-----@
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16.04.2006, 19:27 Uhr von Power_Surfer
Bewertung: sehr hilfreichhat mir auch sehr gefallen... lg patrick
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16.04.2006, 16:56 Uhr von marina71
Bewertung: sehr hilfreichfind ich auch klasse! lg
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16.04.2006, 15:20 Uhr von Sternenhimmel
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich
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16.04.2006, 13:46 Uhr von Fluetie
Bewertung: sehr hilfreichAbsolut nicht mein Ding. LG Dirk
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15.04.2006, 23:17 Uhr von Mogry1987
Bewertung: sehr hilfreichSH ;) LG Stefanie :) Frohe Ostern :)
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15.04.2006, 23:16 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich
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15.04.2006, 22:39 Uhr von Django006
Bewertung: sehr hilfreichsh & *lg* Alan :o))))
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15.04.2006, 22:03 Uhr von morla
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich
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15.04.2006, 21:57 Uhr von bugzz
Bewertung: sehr hilfreichein sehr guter bericht...sh! =)
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15.04.2006, 20:29 Uhr von SeriousError
Bewertung: sehr hilfreich<b>Ein "sehr hilfreich" von mir für diesen tollen Beitrag. :o) Gruß SeriousError!</b>
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15.04.2006, 20:14 Uhr von mausi1
Bewertung: sehr hilfreichSuper !!!
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15.04.2006, 20:06 Uhr von Nina1805
Bewertung: sehr hilfreichSH,lg! Freu mich über Gegenlesungen! Frohe Ostern, Nina.
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15.04.2006, 20:01 Uhr von sindimindi
Bewertung: sehr hilfreichWoodstock (und Joan Baez)hätte ich zu gerne live erlebt...gelebt hab' ich damals schon - und schreien konnte ich damals bestimmt genauso laut...*lol*
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15.04.2006, 20:00 Uhr von Alusru
Bewertung: sehr hilfreicheinfach schön, frohe ostern wüncht Uschi.
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15.04.2006, 19:56 Uhr von NancyNoack
Bewertung: sehr hilfreich~SH und frohe Ostern~
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15.04.2006, 19:56 Uhr von Praetorianerin
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich
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