Hooligans (DVD) Testbericht
Erfahrungsbericht von steffestef
"...es im Leben zu nichts bringen!"
Pro:
bemüht sich um differenzierte Darstelltung ohne Vorverurteilung
Kontra:
im Endeffekt aber doch bewertend, lässt die falsche Botschaft stehen
Empfehlung:
Nein
Der Inhalt des Films ist schnell zusammengefasst: Matt Buckner (Elijah Wood) ist Journalismus-Student in Harvard. Kurz vor Abschluss seines Studiums fliegt er wegen angeblichen Drogenbesitzes von der Uni. Sein Verhältnis zum berühmten Journalisten-Vater ist eher distanziert, er versucht zwar, ihn nach seinem Rausschmiss anzurufen, erreicht aber nur dessen Anrufbeantworter. Spontan beschließt er deswegen, seine Schwester Shannon (Claire Forlani) in London zu besuchen. Sein Timing ist nicht ganz perfekt: Shannons Mann Steve (Marc Warren) hat für sich und seine Frau einen romantischen Abend im Musical "Chicago" geplant und bittet seinen Bruder Pete (Charlie Hunnam) Matt mit zum Fußball zu nehmen. Pete ist natürlich nicht begeistert, nach einigem Hin und Her nimmt er Matt aber doch mit in den "local pub" und stellt ihn seinen Kumpels vor. Trotz der aggressiven Stimmung gegen den Yankee bleibt Matt hartnäckig und verbringt den Nachmittag mit den Jungs im Pub. Das Bier fließt in Strömen, Fan-Hymnen stimmen auf das Spiel am Abend ein. Gemeinsam macht man sich auf den Weg ins Stadion. Was Matt zu dem Zeitpunkt noch nicht weiß: Pete ist Anführer der Green Street Elite, der "Firma" des Westham United. Jeder Fußballclub in England verfügt über eine ähnlich organisierte Firma, radikale und gewaltbereite Fans, die untereinander einen Kampf um Ruhm, Ruf und Ansehen ausfechten. Es zählt nicht in erster Linie das Abschneiden des eigenen Clubs, sondern die Siege, die man gegen die anderen Firmen verbuchen kann. So kommt es also, wie es kommen muss: der in Sachen Prügeleien unbedarfte und behütete Matt gerät an Petes Seite in seine erste Schlägerei. Was er erlebt, gefällt ihm. "Sobald du merkst, dass du nicht beim ersten Schlag zerbrichst, fühlst du dich stark." Körperliche Überlegenheit und die Verbundenheit innerhalb der Firma, seine Freundschaft zu Pete und das Gefühl, für andere einzustehen, begeistern Matt schnell für die Sache der Green Street Hooligans. Innerhalb kürzester Zeit geht er voll und ganz in der Szene auf.
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Soweit die Handlung. Der Wechsel von der vordergründig heilen Harvard-Welt in die schäbigen Straßen Londons geht recht zügig. Auch die Grundstimmung des Films ist eher negativ, dem Zuschauer schwant schon recht schnell Übles für die verbleibende Film-Zeit.
MEINE MEINUNG:
Meine persönliche Meinung zum Film weicht stark von denen ab, die ihr sonst hier auf der Seite findet. Schauspielerisch ist "Green Street Hooligans" eine solide Leistung, Elijah Wood hat es natürlich schwer, sich vom schmächtigen, groß-äugigen, moralisch korrektem Frodo-Image zu lösen, schafft es aber in meinen Augen ganz gut. Etwas übertrieben finde ich die Darstellung seiner ersten Pub-Besuche mit den Kumpels von Pete, in denen er im Null Komma Nichts vom (ich setze das mal voraus) reflektierten, nicht dummen Journalismus-Studenten mutiert zum Neuling, der sich nichts sehnlicher wünscht als Anerkennung und Zugehörigkeit. Schon an seinem ersten Tag steht er im Pub an der Bar und singt Fußball-Hymnen. Na ja...
Das sei mal dahin gestellt. Was mich viel mehr stört ist die Botschaft des Films. Natürlich wird gezeigt, welche negativen Seite die Hooligan-Szene hat, wie Gewalt auf Menschenleben wirken kann und wie unsinnig die ganze Geschichte für Außenstehende ist. Und natürlich wird mit Matt eine Person gezeigt, die trotz guter Bildung und reflektierter Gedanken gefangen genommen wird von männlicher Loyalität, körperlicher Gewalt und dem Wunsch nach Anerkennung. So weit so gut. Die Geschichte geht eigentlich tragisch aus (wer's nicht wissen will, sollte hier mal kurz weg lesen), Shannons Mann Steve wird schwer verletzt, Shannon verlässt ihn (als ehemaliger Anführer der GSE hatte er ihr geschworen, nie wieder mit der Hooligan-Szene in Kontakt zu treten), die finale Prügelei mit der feindlichen Firma vom FC Millwall endet tragisch und Matt fliegt zurück in die USA. Als kleines sozialkritisches Extra wird in einem kurzen Rückblick erzählt, warum Steve damals bei der GSE aufhörte: bei einer Schlägerei wird der 12jährige Sohn des Anführeres der gegnerischen Firma von den Jungs der GSE tot getreten, Steve kapiert, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt, als den eigenen Ruf. Und dass er vor allen Dingen das Leben anderer Menschen nicht wert ist .
Da dachte ich schon: jetzt reicht's aber. In meinen Augen geht die Argumentation kaum oberflächlicher. Aber das dicke Ende kommt noch. Die letzte Szene ist nicht etwa die tragische Situation nach der ganzen sinnlosen Gewalt (was ja zumindest noch einen kleinen Lerneffekt hätte), sondern spielt in Amerika. Matt ist zurück in den Staaten, seine Zeit in London hat ihn Selbstvertrauen gelehrt und das Eintreten für die "richtige" Sache. Logische Konsequenz für ihn: sein Ex-Zimmergenosse aus Harvard, der damals für seinen Rausschmiss verantwortlich war, muss zur Rechenschaft gezogen werden. Mit einer kleinen List bekommt er ihn dazu, zuzugeben, dass er es war, der Matt gebeten hat, den Drogen-Besitz auf seine Kappe zu nehmen. Als Gegenleistung hatte er ihm einen guten Job angeboten. Matt - ganz investigativer Journalist - zeichnet das Geständnis auf Tonband auf. Sein Zimmergenosse findet das natürlich gar nicht toll und versucht, ihm das Tonband mit Gewalt wieder abzunehmen. Aber Matt ist ja durch die "harte Schule" der GSE gegangen. Er reagiert blitzschnell, schubst seinen Kontrahenten zu Boden...und stoppt kurz bevor seine Faust dessen Gesicht berührt. Wer jetzt meint "Siehst du, da hat er doch etwas gelernt!" irrt: Matt Buckner strotzt vor Selbstvertrauen, er hat es gar nicht nötig, diesen ärmlichen Yuppi zu verprügeln. Stattdessen zieht er sich cool zurück. Auf der Straße stimmt er das Lied des Westham United an. Im Endeffekt zahlen sich Loyalität und Selbstjustiz also doch aus!!!
FAZIT:
Noch einige Sätze zum Abschluss: ich gestehe dem Film durchaus zu, nicht einseitig zu berichten. Das finde ich auch gut. Und ich finde auch gut, dass die Hooligans um Pete nicht als dumme Säufer und Schläger gezeigt werden, sondern als ganz normale Jungs mit Freundin, Familie, Job (Pete ist Lehrer!). Aber so ganz gelingt die Kritik dann doch nicht. Was hängen bleibt ist der Eindruck, dass die Jungs von GSE irgendwie doch die Guten sind (ist euch aufgefallen, dass die Firma vom FC Millwall ausschließlich aus älteren, grobschlächtigen Männern besteht, während die GSE hauptsächlich von jungen Briten verkörpert wird?), sie folgen einem Ehrenkodex und wollen doch nur Gerechtigkeit für ihre Sache. Ich finde das gefährlich!
Und freue mich sehr auf eure Kommentare und kontroversen Meinungen!
34 Bewertungen, 22 Kommentare
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27.10.2009, 17:43 Uhr von KatzeLucy
Bewertung: sehr hilfreichschön und deutlich berichtet!
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09.02.2007, 17:42 Uhr von sigrid9979
Bewertung: sehr hilfreichSpitze lg Sigi
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02.09.2006, 02:34 Uhr von mami_online
Bewertung: sehr hilfreichIch stimme dir zu. Gewalt mus man nicht noch verherrlichen.. .LG, Nicole
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12.05.2006, 01:14 Uhr von DOMMEL
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich
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30.04.2006, 19:20 Uhr von _knuddelmonster88_
Bewertung: sehr hilfreich>>> sehr hilfreich <<< <br/>Und viele liebe Grüße, Sara
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30.04.2006, 18:46 Uhr von b00n1
Bewertung: sehr hilfreich*====_-~'SH+LG'~-_====* <br/> <br/>Gruß b00n1
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30.04.2006, 18:33 Uhr von kimse
Bewertung: sehr hilfreichSchöner Bericht, wollte mir den Film bei Gelegenheit auch mal ansehen Lg Kimse
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30.04.2006, 16:33 Uhr von larik
Bewertung: sehr hilfreichSehr hilfreich, mehr ist nicht zu sagen :)
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30.04.2006, 11:40 Uhr von Venezianerin_2005
Bewertung: sehr hilfreichEin sehr interessanter Bericht, vielleicht sollte ich mir den Film doch mal ansehen. <br/>SH + LG <br/>Ina
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30.04.2006, 10:20 Uhr von Sowan
Bewertung: sehr hilfreichIm Anbetracht der kommenden Weltmeisterschaft so oder so ein wichtiges Thema. Ich habe den Film noch nicht gesehen, kann also von daher noch nichts zu Deiner Kritik sagen, aber Dein Bericht ist auf jeden Fall sehr gut und klar, lieber Gruß Sowan
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30.04.2006, 04:23 Uhr von darras76
Bewertung: sehr hilfreichHmm, ich werd ihn mir trotzdem mal ansehen, nicht uninteressant das Thema!
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30.04.2006, 03:01 Uhr von bugzz
Bewertung: sehr hilfreichEin sehr guter Bericht! Äußerst gelungen! Sehr hilfreich! =)
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30.04.2006, 01:41 Uhr von Pepie
Bewertung: sehr hilfreichein toller Bericht von mir ein sh und schönes Wochenende Gudrun
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30.04.2006, 01:38 Uhr von ILostMyName
Bewertung: sehr hilfreichsh <br/>gegenlesung erwünscht
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30.04.2006, 01:23 Uhr von Amy
Bewertung: sehr hilfreich~~~sh~~~ vlg
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30.04.2006, 01:08 Uhr von topware2002
Bewertung: sehr hilfreich............................///......................... <br/>.........................(o o)....................... <br/>SH-------oOO--(_)--OOo-----------
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30.04.2006, 01:07 Uhr von money_dario
Bewertung: sehr hilfreichsh, freu mich auf gegenlesungen
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30.04.2006, 01:00 Uhr von bodspy
Bewertung: sehr hilfreich**SH** Klasse Beitrag.. Liebe Grüße .. RenÖ
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30.04.2006, 00:58 Uhr von Cicila
Bewertung: sehr hilfreichIch mag Elijah Wood - solange der Film auch gut ist... <br/>LG Cicila
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30.04.2006, 00:57 Uhr von morla
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich
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30.04.2006, 00:54 Uhr von Mogry1987
Bewertung: sehr hilfreichSehr hilfreicher Bericht ;) LG Stefanie :)
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30.04.2006, 00:52 Uhr von Fr33z3r
Bewertung: sehr hilfreichui sh, liegt aber schwer im magen, wegen viel text wenig übersicht ;-)
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