Charlie und die Schokoladenfabrik (DVD) Testbericht

Anfang dieses Jahres ist „Charlie und die Schokoladenfabrik“, einer der Kinohits des letzten Jahres, auf DVD erschienen. Die DVD-Ausgabe umfasst 2 DVDs und kostet derzeit soviel, wie häufig schon Neuerscheinungen auf nur einer DVD kosten. Dennoch steht wohl zu erwarten, dass es irgendwann noch eine „pure“ Ausgabe („nur Film“) auf einer DVD geben wird, die dann auch günstiger erhältlich sein dürfte.


Die Story:
Die Schokoladenfabrik von Willy Wonka liefert die köstlichsten Süßigkeiten in alle Welt. Doch schon seit Jahren sind keine Arbeiter mehr in der Fabrik beschäftigt, niemand hat die Fabrik betreten. Produziert wird aber immer noch.
Eines Tages verkündet Willy Wonka, er wolle fünf Kinder in seine Fabrik einladen. Zu diesem Zweck habe er fünf Schokoladentafeln jeweils eine goldene Eintrittskarte beigelegt, die dem Finder gemeinsam mit einem Erwachsenen den Eintritt zu seiner Besichtigungstour erlaubt. Eins der Kinder werde zudem einen besonderen Preis gewinnen.
Der Run auf die goldenen Eintrittskarten beginnt. Die Chancen des kleinen Charlie scheinen schlecht zu stehen, denn Charlies Familie ist sehr, sehr arm. Charlie bekommt nur einmal im Jahr eine Schokoladentafel, nämlich zu seinem Geburtstag.
Und so werden die ersten goldenen Eintrittskarten natürlich von ganz anderen Kindern gefunden:
Augustus Gloop ist ein dickes Kind, das ständig Schokolade mampft. Er hätte die goldene Eintrittskarte beinahe mitgefuttert.
Veruca Salt (deutsch: Veruschka Salz) ist die Tochter eines reichen Fabrikanten, ein richtiges kleines Prinzesschen, dem sämtliche Wünsche sofort erfüllt werden. Aus diesem Grund hat ihr Vater Unmengen von Willy Wonkas Schokolade gekauft und die Arbeiterinnen seiner Fabrik dafür angestellt, die Tafeln auszupacken.
Violet Beauregarde (deutsch: Violetta) ist ein ehrgeiziges Kind. Sie ist Karatekämpferin, außerdem hält sie den Rekord im Kaugummikauen. Natürlich hat sie eine richtige "Eislaufmutter", die Violet nur noch mehr anspornt. Violet ist nur kurzfristig auf Schokolade umgestiegen, um eine goldene Eintrittskarte abzubekommen, eigentlich mag sie nur Kaugummi.
Mike Teavee ist eine kleine Intelligenzbestie. Er hasst Schokolade, aber er hat das System geknackt und wusste genau, welche Schokoladentafel er kaufen musste, um eine goldene Eintrittskarte zu finden.
Und schließlich findet Charlie doch noch eine goldene Eintrittskarte.
Am großen Tag stehen also die fünf Kinder mit jeweils einem Elternteil (Charlie mit seinem Großvater Joe) vor dem Tor der Fabrik. Sie werden hineingeführt und lernen den skurrilen Willy Wonka kennen. Die Führung durch die Fabrik beginnt, die Kinder sehen, dass die Fabrik von den kleinen Oompa-Loompas betrieben wird.
Doch ein Kind nach dem anderen fällt seinen Charakterfehlern zum Opfer:
Augustus Gloop fällt in einen Schokoladenfluss und wird von einem großen Sauger eingesogen.
Violet Beauregarde will die erste sein, die ein neuartiges Drei-Gänge-Kaugummi testet. Sie verwandelt sich beim letzten Gang in eine riesige Blaubeere.
Veruca Salt will unbedingt eins der niedlichen Eichhörnchen haben, die in Willy Wonkas Fabrik die Nüsse auf der Schale holen. Da Willy Wonka ihr keins geben will, will sie sich selbst eins holen. Doch die Eichhörnchen entsorgen sie als "hohle Nuss" in einem Müllschacht.
Mike Teavee beamt sich schließlich mit all seiner Genialität in Miniaturformat in einen Fernseher.
Die vier Kinder und ihre Eltern kommen (halbwegs) heil aus der Fabrik hinaus, sind aber alle für ihre Fehler bestraft worden.
Übrig bleibt nur Charlie, der in der Fabrik nur gestaunt und genossen hat, der somit der Gewinner des besonderen Preises ist: Er soll die Schokoladenfabrik erben. Doch als er erfährt, dass er dazu seine Familie verlassen müsste, lehnt er ab.
Nun ist Willy Wonka dran, seine Fehler und seine Vergangenheit aufzuarbeiten. Er muss sich mit seinem Vater versöhnen. Schließlich erlaubt er Charlie, seine Familie in die Fabrik mitzubringen, und findet so nicht nur einen Erben, sondern auch selbst eine Familie.

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Roald Dahl. Roald Dahl wird auch in Deutschland immer mehr zum Kultautor, in den englischsprachigen Ländern ist er das allerdings längst, die Geschichte ist der großen Mehrheit sowohl der Kinder wie auch der Erwachsenen bekannt. Kleine Anmerkung: In Buchform gibt es übrigens auch eine Fortsetzung: "Charlie und der große gläserne Fahrstuhl", die ebenfalls lesenswert ist. Der Fahrstuhl kommt im Film zwar auch vor, aber in dieser Geschichte spielt er eine größere und weitergehende Rolle.
Es hat 1971 schon einmal eine Verfilmung des Buchs gegeben, damals unter dem Titel "Willy Wonka & die Schokoladenfabrik", die ebenfalls sehenswert ist. Allerdings ist - seltene Ausnahme! - das Remake noch einmal um Klassen besser.


"Charlie und die Schokoladenfabrik" lebt vor allem von den durchweg großartigen Schauspielern, die dafür gewonnen werden konnten.
Da ist natürlich zuallererst Johnny Depp als Willy Wonka zu nennen. Wenn man ihn in dieser Rolle gesehen hat, kann man sich niemand anderen darin vorstellen. Niemand kann derart schräge, verkorkste Typen so wunderbar und liebenswert darstellen wie er. Nach einer Reihe anderer erfolgreicher Filme ist auch dies wieder eine geniale Zusammenarbeit von Johnny Depp und Regisseur Tim Burton.
Die Kinder sind ebenfalls toll besetzt, allen voran natürlich Charlie alias Freddie Highmore, der durch einen anderen Film mit Johnny Depp bekannt wurde, nämlich "Wenn Träume fliegen lernen". Er versteht es wunderbar, Charlie als das normale Kind, ohne besondere Fähigkeiten, ohne besondere Ambitionen aus der Gruppe der fünf Kinder abzuheben.
Auch Charlies Großvater Joe gespielt von David Kelly, ist hervorragend besetzt - ein Großvater, den man am liebsten klauen würde.
Deutschen Zuschauern dürfte außerdem Franziska Trögner bekannt sein, die vor allem im deutschen Fernsehen oft zu sehen ist. Am bekanntesten ist sie vielleicht als Carmen in Salto postale geworden. In "Charlie und die Schokoladenfabrik" spielt sie Mrs. Gloop - eine kleine Rolle, aber wie auch die anderen kleinen Rollen toll besetzt.
Man könnte noch so weitermachen - Christopher Lee als Dr. Wonka, Helena Bonham Carter als Charlies Mutter und und und ... Es scheint, als hätte die Produktion bis in die kleinsten Rollen auf die großartigsten Schauspieler zurückgreifen können.
Nicht vergessen darf man natürlich Deep Roy, der sämtliche Oompa-Loompas (deutsch: Umpa-Lumpas) spielt.

Der Film ist ein wunderbar expressionistischer Film, toll ausgestattet, wunderbar gespielt, wunderbar umgesetzt und natürlich absolut typisch sowohl für Tim Burton als auch für Johnny Depp.


Der Film ist ab 6 Jahren freigegeben. Trotzdem denke ich, dass er eigentlich frühestens ab 8-10 Jahren wirklich geeignet ist. Es gibt längere Musikeinlagen durch die Oompa-Loompas, die an Revuefilme erinnern und die zwar lustig anzusehen sind, bei denen man aber immer bemerkt, dass es kleineren Kindern langweilig wird. Außerdem sind die "Strafen" für die vier bösen Kinder für kleine Kinder ziemlich erschreckend. Und letztlich ist die Geschichte für kleine Kinder zu skurril und teilweise abstrakt, so dass für sie der Zusammenhang irgendwann auf der Strecke bleibt. Lachen tun sie trotzdem, aber auf fast zwei Stunden ist dieser Film für sie zu lang, um eine tolles Erlebnis zu sein.
Eigentlich empfinde ich diesen Film aber als Film für Erwachsene. Es macht absolut nichts aus, ihn auch völlig ohne Kinder anzusehen! Es geht, finde ich, nicht so sehr um Kinder als um Erinnerungen an die Kindheit, also etwas typisch Erwachsenes, was dem Film für Erwachsene noch eine zusätzliche Dimension verleiht.


Der Film ist ziemlich gut synchronisiert, trotzdem gefällt mir die englische Originalfassung besser. Gerade Johnny Depp sollte man auch mal im Original gehört haben. Von der Sprache her ist der Film über weite Teile recht gut auf Englisch zu verstehen.
Einige Gags (oder tiefere Einsichten) bleiben zudem auf Deutsch auf der Strecke. Am wichtigsten ist da sicher die Szene, wo Charlie Willy Wonka fragt, warum er sich entschlossen hat, die fünf goldenen Eintrittskarten zu verteilen und damit Kinder in seine Fabrik einzuladen. Die Geschichte - beim Haareschneiden fand Willy Wonka ein weißes Haar - kommt auch auf Deutsch an, aber der Gag geht auf Englisch weiter: Willy Wonka findet ein Haar = hair und kommt damit auf den Gedanken, dass er einen Erben = heir braucht.



Nun zur DVD-Ausstattung:
Die DVD stellt Audio in Englisch oder Deutsch zur Verfügung, Untertitel gibt es auch noch in zahlreichen anderen Sprachen. Die Extras sind nur auf Englisch, auf Wunsch mit deutschen Untertiteln.
Auf der ersten DVD befindet sich der Film, die zweite bietet die Extras.

„Specials“:
„Angriff der Eichhörnchen“ (9’49): Feature über das Eichhörnchentraining, Stunts und Tricks. Ehrlich gesagt: Obwohl die Szene mit den Eichhörnchen extrem realistisch aussieht, hatte ich angenommen, das sei ein Trick – bis ich dieses Feature gesehen habe. Ich wusste noch nicht einmal, dass man Eichhörnchen überhaupt dressieren kann! Der Bericht ist auf jeden Fall sehr sehenswert!
„Der fantastische Mr. Dahl“ (17’42): Feature über den Autor, Interviews mit seiner Familie (er selbst ist inzwischen verstorben). Wen der Film genug interessiert, um sich auch mal Bücher des Autors anzuschauen, der wird sich sicher auch für dieses Feature interessieren.
„Wie man ein Umpa-Lumpa wird“ (7’17): Effekte und echte Aufnahmen von den Dreharbeiten und Proben mit Deep Roy, der sämtliche Umpa-Lumpas des Films spielt. Ist ebenfalls sehr sehenswert, sowohl was die schauspielerische Seite angeht als auch in Bezug auf die Tricks.

„Die Mischung macht’s“:
Mehrere kurze Features, wobei der Titel teils wenig über den Inhalt aussagt:
„Schokoladenträume“ (6’56): Feature vorwiegend darüber, wie die Buchvorlage in einen Film verwandelt wurde, leider nicht besonders detailliert. Für Fans des Buchs und/oder Films sicher interessant, nicht aber für Leute, die sich beruflich für Buchadaptation interessieren.
„Verschiedene Gesichter, verschiedene Geschmäcker“ (10’39) Ein Feature, das vorwiegend von der Besetzung, den Schauspielern handelt. Wie nicht anders zu erwarten, werden sie natürlich sehr gelobt, wenn auch zu Recht.
„Süße Klänge“ (7’16): Feature über die Filmmusik. Die Musik selbst ist nicht so nach meinem Geschmack, aber darüber, wie man passende Musik zu einem Film (er)findet, kann man hier einiges erfahren.
„Designer-Schokolade“ (9’35): Feature über die Ausstattung, insbesondere Sets, aber auch Kostüme. Fand ich sehr interessant, vor allem für Normalzuschauer. Für fachliche interessierte Zuschauer geht es leider nicht tief genug.
„Unter der Verpackung“ (6’57): Das ist eins der interessantesten Features, es handelt von Special Effects und ihrem Zusammenwirken mit realen Aufnahmen.

Außerdem gibt es einen DVD-Rom-Teil, aber abgesehen davon, dass die DVD einen eigenen DVD-Player auf meinem Laptop installiert hat, auf dem ich beispielsweise die Warner Brothers Homepage per Klick erreichen konnte, konnte ich keinen speziellen DVD-Rom-Teil finden ... ob’s an mir oder an meiner DVD liegt? Keine Ahnung!

„Aktivitäten“:
„Umpa-Lumpa-Tanz“: Tanzkurs und Spiel dazu, fand ich beides nicht so berauschend.
„Die hohle Nuss“: Spiel um Reaktionsschnelligkeit, aber selbst meine Patenkinder fanden das schnell blöd.
„Die Erfindungs-Maschine“: Hier geht es darum, jeweils zwei Zutaten zu kombinieren, und ein Umpa-Lumpa probiert aus, wie es schmeckt (beispielsweise scharf oder langweilig), ist durch die lustigen Umpa-Lumpa-Spielszenen für Kinder erstmal lustig, wird aber schnell langweilig, weil man bald alle Kombinationen ausprobiert hat.
„Suche nach der goldenen Eintrittskarte“: Hier gibt es für jedes der Filmkinder eine andere Aufgabe, aber leider sind sie alle extrem blödsinnig, das hätte man sich sparen können!




Fazit:
Der Film ist allemal sehenswert und die DVD-Ausstattung ist gut, wobei ich allerdings einen eigenen DVD-Rom-Teil nicht finden konnte und die Spiele/Aktivitäten sehr mäßig sind. Wegen der Features aber trotzdem ein lohnender Kauf, trotz des derzeit noch hohen Preises!