The Hours (DVD) Testbericht

ab 5,64
Auf yopi.de gelistet seit 11/2011

5 Sterne
(3)
4 Sterne
(1)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von Jerex

zEITLOS

Pro:

wunderschöne Bilder, ausgezeichnete Schauspieler, anspruchsvolles Kino, Extras, Musik

Kontra:

teilweise verwirrend

Empfehlung:

Nein

The Hours ist für mich ein ganz besonderer Film und ich bin mir sicher, dass ich ihn schon mindestens siebenmal geguckt habe. Eigentlich fing alles ganz normal an, als ich mit meinem Ex-Freund bei Saturn in Essen war und den Film für 9,99 Euro in einer Special Edition erworben habe. Besonders gut gefiel mir weniger die Story, als denn die champagnerfarbene Hülle aus Pappe, die nicht nur edel, sondern interessant wirkte. Deswegen entschied ich mich zum Kauf und um es kurz zu machen The Hours ist seitdem einer meiner Lieblingsfilme.

Schon die Besetzung des Streifens ist superb: Meryl Streep, Julianne Moore und Nicole Kidman in einem Film rief geradezu nach hochklassiger Schauspielkunst und diese wird in dem Film auch geboten.

Nicole Kidman verkörpert dabei die Schriftstellerin Virginia Woolf, die das Buch Mrs. Dalloway schreibt. Virginia Woolf ist dabei eine wirklich existente Person. Ebenso wie das Buch, das inzwischen zu einem Klassiker geworden ist. Die Rolle der psychisch angeschlagenen Schriftstellerin füllt Nicole Kidman dabei hervorragend aus. Die teils wahnsinnig anmutenden Gestiken, Mimiken und Wortfetzen sind nahezu perfekt ausgeführt. Für die Rolle trug Nicole Kidman übrigens eine angeklebte Nase, weswegen es fast unmöglich ist, sie mit dem neuen Gesicht zu identifizieren. Das Buch, das sie schreibt wird dabei in einer anderen Zeitepoche von Laura Brown gelesen. Sie ist eine typisch amerikanische Vorstadthausfrau zu Beginn der 50er Jahre in den USA. Ihre Aufgaben drehen sich um das Hüten des Heims und das Kümmern um ihren Sohn bis sie eines Tages Mrs. Dalloway liest und ein innerer Kampf in ihr losbricht. Ich möchte nicht zu viel verraten, wenn ich sage, dass auch das Leben von Laura Brown alles andere als geradlinig oder vorherbestimmt verlaufen wird. Auch Julian Moore macht ihre Sache grandios. Die Darstellung der schüchternen, unsicheren Hausfrau gelingt ihr perfekt. Sie schwankt dabei zwischen zwei Extremen: Ihr Leben und dem Leben, das sie gerne führen würde, realisiert, dass sie etwas ändern muss. Ebenso geht es Clarissa Vaughan, die in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts lebt. Ihr Leben dreht sich vor allem um ihren an AIDS erkrankten Schriftsteller Richard (Ed Harris) und um die Party, die sie angesichts einer Preisverleihung für sein Lebenswerk geben möchte. Auch sie ist unsicher, auch wenn sie gut versteht, diese Unsicherheit zu verbergen. Im Grunde ist sie die Verkörperung der Mrs. Dalloway aus dem Buch, das Virginia Woolf schreibt. Meryl Streep stellt Clarissa Vaughan dar und das gelingt ihr ebenso gut, wie den anderen beiden Hollywood-Stars.

Die Geschichte ist dabei relativ schlicht und es geschieht nur wenig während des Filmes. Hinreißend sind vor allem die Bilder, die Regisseur Stephen Daldry bietet und die nicht nur die Epochen klar von einander abgrenzen, sondern vor allem die Stimmung der Personen und die Atmosphäre zu jeder Zeit untermauern. Stilistisch auffallend ist dabei bei wiederholtem Schauen des Filmes die Anzahl an Parallelen, die in die Szenen mit einfließen. So stehen alle drei Frauen vor Spiegeln, kümmern sich um Blumen, essen gerade, wollen sterben, lieben, etc. Der Zuschauer bekommt sehr eindrucksvoll das Gefühl vermittelt, dass die Geschichten miteinander verwoben sind, das irgendwas in dem Leben der drei Frauen parallel ist. Ebenso gut ist auch die Musik, die sich häufig auf ein Klavier und eine dramatische Melodie beschränkt, aber nicht aufdringlich ist.

Aber all dies wäre nicht genug, um The Hours zu einem wirklich sehenswerten Film zu machen. Es ist das Gesamtwerk, das einfach gut zueinander passt: Die Auswahl der Schauspieler(innen), die Kulissen und vor allem die interessanten Dialoge, die teils sehr wortgewaltig wirken, aber niemals künstlich. Sie passen einfach zu der jeweiligen Situation, so dass man den Film durchaus als sensibel in Szene gesetzt titulieren darf. Vor allem die Kunst, die Sprache trotz diverser Parallelen in verschiedenen Epochen klar voneinander abzugrenzen ist beeindruckend und macht Spaß. Unterstützt wird dies in der deutschen Fassung durch wirklich gute Synchronisationsarbeit. Im englischen Original ist The Hours allerdings noch ein Stückchen sehenswerter, da viele Wortspiele zwischen den Epochen während der Übersetzung sprachbedingt verschwunden sind. Abgesehen davon gefällt mir die Vertonung im Original besser man hat mehr den Eindruck mittendrin zu sein, statt nur dabei. Gerade in Szenen, in denen durch Geräusche Parallelen gezogen werden, ist es im Deutschen schwer, diese zu erkennen, weil die Umgebung leiser ist. Bildtechnisch ist der Film übrigens lupenrein (insofern ich das bei meinem 17 iMac überhaupt bewerten darf).

Auch die Extras gefallen auf Anhieb ganz im Sinne einer Special Edition. Enthalten sind neben Biographien über die Schauspieler(innen) unter anderem ein sehr interessanter Bericht über Virginia Woolf und das Umfeld zu ihrer Zeit, der Einblicke, vor allem in die Moral und die Ansichten dieser Zeit gibt. Auch das restliche Bonusmaterial ist angemessen, wenn auch nicht sonderlich interessant.

Unter dem Strich ist The Hours ein wirklich grandioser Film, auch wenn die Verwobenheit und die nicht gegebene Linearität des Filmes viel vom Zuschauer fordern. Es ist ein Film, den man auf sich einwirken lassen muss, bei dem man aufpassen muss, was gerade passiert, egal ob visuell oder audio. Das überfordert schnell und so kann es durchaus passieren (wie es mir beim ersten Mal passiert ist), dass viele Fragezeichen über dem Kopf schwirren, die man nicht mehr so schnell weg bekommt. Und so bleibt der Sinn leicht im Verborgenen und es empfiehlt sich auf jeden Fall, ihn mehrere Male zu schauen. Gerade die Hauptcharaktere sind so umfangreich dargestellt, dass es schwer ist, zuzuordnen, was sie wohl als nächstes tun könnten oder wie sie reagieren und es braucht einige Zeit, bis man den jeweiligen Kampf der Protagonistinnen mit sich selbst realisiert. WARUM sich Virginia Woolf umbringen wird, bleibt schleierhaft, WARUM sie krankt. WARUM Laura Brown todunglücklich ist, obwohl sie für damalige Verhältnisse sehr viel Glück hat. WARUM Clarissa Vaughan so viel an der Party liegt all das versteht man schwer auf Anhieb. The Hours ist anspruchsvolles Kino für Menschen, die sich gerne überraschen lassen und mitdenken. Für den stillosen Konsum ist der Film allerdings nicht geeignet.

--------------------------------------------------------------------------------
Amazon Informationen:
Regisseur(e): Stephen Daldry
Format: Dolby, DTS Surround Sound, PAL, Surround Sound
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (DTS 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Region: Region 2
Bildseitenformat: 16:9
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: Highlight
DVD-Erscheinungstermin: 18. September 2003
Spieldauer: 115 Minuten
ASIN: B000088EMX
Amazon.de Verkaufsrang: #13,944 in DVD

29 Bewertungen, 6 Kommentare

  • bigmama

    18.09.2006, 23:01 Uhr von bigmama
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, LG Anett

  • LilaLisa

    18.09.2006, 19:23 Uhr von LilaLisa
    Bewertung: sehr hilfreich

    TOLLER Bericht! Liebe Grüsse Lisa :-D

  • mural9

    18.09.2006, 18:18 Uhr von mural9
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Inna

  • Gemeinwesen

    18.09.2006, 17:34 Uhr von Gemeinwesen
    Bewertung: sehr hilfreich

    RedaktionFFM: Nö, biste nich'. Beste Grüße vom Gemeinwesen.

  • RedaktionFFM

    18.09.2006, 17:21 Uhr von RedaktionFFM
    Bewertung: sehr hilfreich

    oho, ein richtiger Bericht und ich dachte ich wäre hier der einzige ;-)

  • Theophanu

    18.09.2006, 17:14 Uhr von Theophanu
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ist dir echt gut gelungen!