Das Imperium der Wölfe (DVD) Testbericht

Nach dem Buch – Inhaltsangabe ist identisch zu meiner Rezension – kenne ich auch die Kinoverfilmung. Kleiner Tipp vorweg: das Finale ist ganz anders !!!!!



@@@ DIE STORY @@@

Anna Heymes ist die Ehefrau des hohen Pariser Polizeibeamten namens Laurent, vergisst Gesichter, ja, sogar wenn ihr Ehemann ihr morgens im Bad entgegen schaut, rätselt sie, um wen es sich dabei handelt. Auch andere Streiche spielt ihr das Gedächtnis, und sie wundert sich noch mehr, als sie Laurent fragt, warum die beiden keine Kinder haben, dass er antwortet, sie sei es doch, die ihm dieses als Bedingung für eine Heirat gestellt hätte.

Szenenwechsel: Paul Nerteux ist ein hochmotivierter Pariser Polizist, der seine Ideale als Kriminalbeamter aus einem Kindheitstrauma schöpft, als sein Vater ermordet wurde. Sein Szenario ist von drei grausam verstümmelten Leichen geprägt, und Paul ist wie besessen, den Fall zu klären. Doch kommt er keinen Schritt weiter, denn die Spuren führen ins türkische Viertel von Paris, wo Schweigen und Ghettoisierung es jedem Außenstehenden unmöglich machen, eine Spur zu finden. Paul weiß, dass der Ex-Bulle Jean-Louis Schiffer dort beste Connections hatte und die Szene ehemals unterwanderte und sucht den pensionierten Schiffer alias Chiffre im Altersheim auf. Und Chiffre erklärt sich bereit, Paul zu unterstützen

Die gefundenen Frauenleichen wurden teils bis zu 30 Stunden gefoltert und mit Schlägen und Schnitten verstümmelt. Der Intimbereich der Frauen wurde mit Rasierklingen entstellt, und die Gesichter wurden zertrümmert als auch Nasen und Lippen herausgeschnitten. Schnell weiß Chiffre, gegen den der ermittelnde Paul Nerteux wie ein Anfänger wirkt, die richtigen Kontakte zu nutzen. Beide fahren zu einem der Milieu-Bosse namens Marius, der auch für Menschenhandel verantwortlich ist und illegale Einwanderer aus der Türkei zum Arbeiten einschleust. Marius zeigt sich nicht kooperativ und Chiffre bringt seine ihn als Polizist früher verrufenden Methoden ein. Er trennt ihm mit einer Papierschneidemaschine fast die Finger ab. Erst da beginnt Marius die Wahrheit auszuplaudern. Alle drei Frauen waren von ihm eingeschleust worden und er hat von jeder eine Akte mit Fotos, die Chiffre und Paul mitnehmen. Auffällig ist die verblüffende Ähnlichkeit der toten Frauen, und Chiffre ist sicher, dass die türkische Szene den Mörder deckt, sei es aus Angst, sei es auch Komplizenschaft. Das wird sich noch herausstellen...

Zurück zu Anne: ihr Zustand der Vergesslichkeit wird durch paranoide Veränderungen ihrer Psyche ergänzt. Sie steigert sich in den Wahn, ihr Mann und Menschen ihres Umfeldes seien in einen Komplott gegen sie verwickelt und ihre Gesichter seien chirurgisch verändert worden. Auf der Suche nach Rat, nimmt sie einen Termin bei der Psychologin Mathilde wahr und erfährt mehr über Dinge der Psyche. Später lässt sie sich von einem Schönheitschirurgen über entsprechenden Operationen und dem Verbleib von Narben aufklären. Nur an winzigen Details sei äußerlich solch ein Eingriff erkennbar. Anne beschließt, bei Laurent auf solche Details zu achten.

Doch eines morgens beim Frisieren sieht sie an ihrem Haaransatz und nahe den Ohren bei ganz genauer Betrachtung nahezu kaum noch sichtbare winzige Narben. Nein, nicht Laurent oder ein anderer, nein, nur S-I-E ist es, die neben einer Gehirnwäsche auch eine neue Identität und ein neues Gesicht erhielt !!! Doch warum, und was hat Laurent damit zu tun ? Sie flieht über die Dächer und wird urplötzlich von mehreren Polizisten verfolgt, die sie wohl auf Befehl von Laurent observierten. Die Flucht gelingt, und sie schlägt sich verzweifelt bis zur Psychologin Mathilde durch, die ihr bei der Suche nach ihrem wahren ich helfen wird. Röntgenaufnahmen... Anne hat zahllose Eingriffe gehabt. Schrauben und Knochentransplantationen gaben dem Gesicht eine neue Form. Zweite Erkenntnis: die westeuropäisch aussehende Anne ist keine Französin, sondern in Wirklichkeit eine Türkin.

Noch ist der Fall, den Paul und Chiffre verfolgen nicht gelöst, doch ist es nur eine Frage der Zeit, bis aus dem Rätsel um die drei toten Türkinnen und dem Schicksal von Anne ein einziger Fall wird...

@@@ FACTS @@@

Das Imperium der Wölfe (L' empire des loups)
Thriller nach dem Roman von J.C. Grangé
Frankreich 2005
128 Minuten
Start: 25.08.2005
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Regie: Chris Nahon
Drehbuch: Chris Nahon, Christian Clavier, Franck Ollivier
Kamera: Michel Abramowicz
Produzent: Patrice Ledoux


DARSTELLER:

Jean-Louis Schiffer alias Chiffre - Jean Reno
Anna Heymes - Arly Jover
Paul Nerteaux - Jocelyn Quivrin
Mathilde Urano - Laura Morante
Laurent - Philippe Bas
Azer Zeki - David Kammenos
Prof. Dr. Ackerman - Didier Sauvegrain
Charlier - Patrick Floersheim
Amien - Etienne Chicot
Kudseyl - Vernon Dobtcheff
Professor Ravi - -Pierre Martins


@@@ DER AUTOR DER VORLAGE @@@

Jean-Christophe Grangé ist Schriftsteller und Journalist und schrieb auch für den Stern. Sein Roman Die purpurnen Flüsse wurde mit Jean Reno und Vincent Kassel in den Hauptrollen verfilmt. Das Drehbuch schrieb Grangé persönlich für den Regisseur Matthieu Kassowicz. Es folgte der Roman Der steinerne Kreis, den ich wenig überzeugend fand. Sein Meisterwerk aber ist sein Erstling namens Der Flug der Störche. Auch bei Das Imperium der Wölfe wurde er für das Drehbuch zu Rate gezogen.


@@@ EINDRÜCKE @@@

Kommissar Paul Nerteaux als Jocelyn Quivrin ist brillant. Gutaussehend dazu und damit sicher für weitere filmische Aufgaben vorgesehen. Ein erstaunlicher Schauspieler. Das ist im Grunde auch Frankreichs Vorzeige-Star Jean Reno. Aber wo ist Jean Reno? Er ist dauernd präsent, aber während des ganzes Kinostreifen eher farblos und nicht mit der Brillanz der Rollen ausgestattet, die sonst oft so wirken, als seien sie ihm auf den Leib wie ein Maßanzug geschneidert. Gut, aber nur Hausmannskost. Das ist bedauerlich, aber nicht zu ändern. Ähnlich schwach war er in Rollerball und konnte hier wie dort nicht sein Charisma austoben.

Die filmische Umsetzung indes ist sehr dem Buch angelehnt. Düster, Paris in seiner dunklen Sphäre, grausam, brutal und absurd. Die minimalistische Hintergrundmusik tut ihr übriges.

Erwähnenswert ist aber, dass das Finale ganz anders als in der Vorlage, dem Roman von Grangé ist, denn dort sterben Chiffre und Nerteaux bereits vor dem Finale. Die andere Idee im Film ist übrigens deutlich sympathischer als jenes Finale in der Buchvorlage.

Trotzdem ist der Film langatmig, auch wenn die gesamte Idee zur Story intelligent ist. Die Kameraführung ist gut, aber dem Regisseur gelang es nicht, die Spannung umzusetzen, die das Buch hat. Das Buch läßt mir das Gefühl der Bestätigung, dass es kaum möglich ist, es filmisch gelungen umzusetzen, auch wenn ich solchen Projekten gegenüber sehr offen bin. Ich empfand es seinerzeit deutlich spannender, mit dem Buch im Bett absolut gefesselt bei einem Glas Wein zu liegen als diesen Film anzuschauen.

Es bleibt indes das Kompliment, dass die Schauspieler von Haupt- bis Nebendarstellung überzeugen. Nur Jean Reno, den ich so sehr als Darsteller schätze, wirkt lieblos, wenig überzeugt und zudem ohne Farbe. Schade eigentlich...

JL ***für yopi und ciao***