Jarhead - Willkommen im Dreck (DVD) Testbericht

Gestern durfte ich mir schließlich die dritte Hollywood- Regiearbeit von "American Beauty"- Macher Sam Mendes ansehen. Ich widerstehe mal der Versuchung "Jarhead" mit "American Beauty" zu vergleichen, obwohl die Story und die Machart des Filmes hierzu einiges hergibt.
Geschildert wird die Ausbildung und ein mehrmonatiger Kriegseinsatz von GI's im Irakkrieg.
Jake Gyllenhaal, aus dessen Perspektive letztendlich alles geschildert ist, liefert ein durchweg glaubwürdiges Schauspiel. Als geistig verwirrter Jüngling überzeugt er dann doch fast immer (Donnie Darko). Seine Mit- Kollegen verblassen, was auch deren Charakterisierung im Film betrifft. Jamie Foxx holt aus seiner Rolle allerdings nicht einmal ansatzweise das heraus, was in ihr gesteckt hätte.

Zur Story will ich nur folgendes sagen:
Als Swoff (Gyllenhaal), dessen Vater Vietnamveteran ist, den Marines beitritt, alle Schikanen des GI Drills durchläuft und letztendlich mit seinen Kumpels und seinem Sergeant (Jamie Foxx) in Irak für die Überwachung von Ölfeldern verantwortlich ist, erwartet alle Betroffenen ein Kriegseinsatz, den keiner von Ihnen erwartet hätte: Warten.
Saufen, masturbieren, hoffen, dass die Freundin nicht fremdgeht, Bücher lesen, wieder saufen und so weiter und so weiter... War das die erhoffte Kriegserfahrung?


Als der Film in den Kinos anlief, so konnte ich mich erinnern, kursierten viele Gerüchte über den Film herum. Damals war ich dann im Studienstress, so dass ich ihn nicht sehen konnte. Sam Mendes? Da dachte ich sofort daran, dass es wohl ein bissiger und zynischer Film werden musste. Der Irakkrieg? Der kann ja doch wohl nur zerrissen und ins Lächerliche gezogen werden. Auch etwas "Three Kings" schlummerte noch in mir. Gestern kam dann allerdings die Enttäuschung. Ein amerikanischer Film von Amerikanern für Amerikaner. Nicht, dass er patriotisch oder gar kritiklos wäre, aber viel zu harmlos. Vielleicht hat es die Geschichte erfordert, dass fast kein Sympathisant im Film stirbt. Oder Sam Mendes wollte mit der Verweigerung auch nur eines Kriegseinsatzes im Film die Sinnlosigkeit des GI Drills aufzeigen und eine realitätsnahe Schilderung des GI- Lebens verdeutlichen. Die GI's schreien gegen Ende des Films nahezu nach einer Kriegssituation- sie wollen töten, sie wollen Kämpfen, ihr Gewehr benutzen, das ihr Ein und Alles ist.



Nichtsdestotrotz kann Jarhead an Intensität, Durchdachtheit, aber vor allem mit seiner Story und Charakteren nicht an die großen Filmklassiker heranreichen, die so oft im Film zitiert werden. Aber vielleicht war es von Mendes auch nur so gewollt: Als aus den Helikoptern Musik aus "Apocalypse Now" dröhnt schreit Gyllenhaal:
"Warum können wir nicht unsere eigene Musik haben?"
Vielleicht ist der Krieg mit dem Irakrieg auch dazu verdammt endültig kein Krieg mehr zu sein. Ein hinterhältiges Gemetzel zwischen Terroranschlägen, Autobomben und absolut tödlichen (Fehl-)Flugeinsätzen. Swoffs weise Erkenntnis:
"Jeder Krieg ist anders. Jeder Krieg ist gleich." Wären diese Aspekte des Films doch nicht nur fast im Voice Over behandelt worden, sondern auf intelligente Art und Weise auch im Film...
Jarhead ist ein sehr guter Film geworden, schrammt aber leicht daran vorbei ein hervorragender zu werden.
Schade!

Originaltitel: Jarhead
Regie: Sam Mendes
Schauspieler: Jake Gyllenhaal, Jamie Foxx, Scott MacDonald, Peter Sarsgaard
Drehbuch: William Broyles Jr. (nach dem Buch von Anthony Swafford, das auf wahren Ereignissen basiert)
Land: USA
Länge: 123 Minuten