Jarhead - Willkommen im Dreck (DVD) Testbericht

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ab 16,63
Auf yopi.de gelistet seit 04/2006

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Erfahrungsbericht von TheCorvus

Keine Erlösung!

Pro:

Schauspieler, Aussage, Tiefsinn

Kontra:

Nichts

Empfehlung:

Ja

- - - - - - Spoiler Warnung- - - - - - -

Francis Ford Coppola schuf mit "Apocalypse Now" DEN Antikriegsfilm und viele Regisseuer sollten daran scheitern es ihm gleichzutun. "Saving Private Ryan" hatte ein zu großes Logikloch um den Einsatz von Tom hanks und seiner Kameraden zu rechtfertigen. "The Thin Red Line" war nichts weiter als ein großes Staraufgebot, ohne auch nur eine richtige Identifikationsfigur zu stellen.
1990 wird Anthony Swofford in die Saudi Arabische Wüste geschickt, mit 20 Jahren. Die Operation wurde zuerst unter "Dessert Shield" geführt und später in "Dessert Storm" umbenannt.

2003 veröffentlichte Swofford seine Erfahrungen als Buch und der "American Beauty"-Regisseur Sam Mendes nahm sich dessen Thema sofort an, um den "Apocalypse Now" unserer Zeit zu drehen.
Anthony Swofford (Jake Gyllenhaal) ist 20 Jahre alt und hat allen Grund zu den Marines zu gehen. Immerhin war sein Vater im Vietnam, wo auch Anthony gezeugt wurde (ein herrlicher Grund). Angekommen bei den Marines beginnt auch sofort die harte Grundausbildung unter Sergeant Sykes (super: Jamie Foxx). Alle werden gedrillt, als gäbe es nichts anderes auf der Welt, bis auf die Vernichtung des Feindes. Diesen Feind hoffen die Soldaten bald gegenüber zu stehen........und zwar im Irak. Nun sitzen die Tapferen Männer in der Wüste und warten auf ihren Feind, der jedoch nie erscheinen wird, weil der Krieg hauptsächlich in der Luft ausgetragen wird und nicht auf Boden.

Natürlich wird die epischgestrickte Story mit viel Zynismus erzählt, so wie es ein guter Antikriegsfilm tun sollte. Oder erinnert sich irgendwer an einen guten Film über Krieg der das ganze ohne Zynismus anging? In "Apocalypse Now" war es hauptsächlich das musikalische Thema, das in Verbindung mit den zerstörerischen Bildern für Unruhe sorgte und dann haben wir noch "Full metal Jacket", der das Wort Zynismus auch gut ersetzen könnte.
Der Titel "Jarhead" könnte für diesen Film kaum besser gewählt sein, denn Jar bedeutet Krug und sobald die Jungs im Camp eintreffen wird ihnen solch ein Krug verpasst. Dieser Krug wird im wahrsten Sinne geleert und so lange mit den Idealen eines Soldaten gefüllt bis Swofford und seine Kameraden nur noch an eines denken können.......den Feind zu töten, der in unserer heutigen Zeit nur noch ein blinkender Punkt auf dem Radar (und im Kopf) ist.

Der Film handelt von Soldaten, die in ihre Heimat, ohne die Erlösung, die sie durch wenigstens einen Schuss bekommen hätten, zurückkehren. Um uns dies zum Ende hin nocheinmal zu verdeutlichen, lässt Sam Mendes einen abgewrackten Vietnamsoldat in den Bus steigen, dessen Jacke voll bestickt ist mit Armysymbolen. Jener Soldat ist das Symbol für Swofford und seine Kameraden und das was aus ihnen werden wird.
Natürlich hofft man als Zuschauer während des Films ebenfalls, dass
die Jungs bald das tun können wofür sie ausgebildet worden sind. Doch macht sich zum Ende Ernüchterung breit, nur um festzustellen, dass der einzige Tote während der Ausbildung sein Leben lassen musste. Wie man das nun interpretiert bleibt jedem selbst überlassen. An dieser Stelle kann ich nur meine eigene Interpretation wiedergeben. Der Soldat hätte wie alle anderen auch, seine Erlösung nie bekommen und hätte den Rest seines Lebens damit klarkommen müssen. Durch seinen Tod wurde er physisch und auch psychisch erlöst, während seine Kameraden die psychische Erlösung nie bekommen werden. Er hatte glück.
Meine zweite Theorie fällt etwas oberflächlicher aus.
Dass er während der harten Ausbildung stirbt und nicht im Krieg, könnte eine Kritik an dem Ausbildungssyytem der Amerikaner sein.
Ich glaube, dass für den normalen Kinogänger die zweite Theorie ersichtlicher ist. Meiner Meinung nach ist es idealerweise eine Symbiose aus beiden Interpretationen.

Untypischerweise enden in "Jahrhead" Privat- und Kollektivstrang nicht gleich. Während der Kollektivstrang mit dem Triumph gefeiert wird, endet der privatstrang des Films mit der Unerlöstheit .
Da ganz klar Anthony Swofford unsere Identifikationsfigur ist, überwiegt dementsprechend der Privatstrang. Swoffords Kamerad und Kumpel Tony (korrigiert mich bitte falls er anders heisst) kann als Identifikationsfigur nicht herhalten, da er ein Charakter ist und kein Charaktertyp oder Typ, welche sich jeweils durch soziale und menschliche Eigenschaften auszeichnen. Charaktere zeichnen sich dadurch aus, dass sie während des Films eine Wandlung durchmachen oder, wie in Tonys Fall, Eigenschaften mitbringen, die die Identifikation verhindern.
Obwohl Swofford auch eine Entwicklung durchmacht, soll er ganz klar zur Identifikation dienen. Immerhin orientiert sich das Drehbuch an den Erlebnissen des echten Anthony Swofford.
Das schöne an Filmen die vom krieg handeln ist, dass sie meist anders Aufgebaut sind, wie ein normaler Spielfilm. Ein Film hält uns nur, weil Anfangs eine Unordnung herrscht und der Protagonist zur Ordnung hinarbeitet. Bei "Jarhead" arbeitet das Kollektiv zur Ordnung, also zur Bekämpfung Saddams, hin. Beim Privatstrang verläuft es genau entgegengesetzt. Swofford kommt von der Ordnung zum Ende in die Unordnung. Und das ist es warum einen Filme wie Jarhead" auch noch beim Verlassen des Kinosaals beschäftigen. Denn eigentlich strebt der Mensch nach Ordnung und Zufriedenheit, auch im Bezug auf den Protagonisten.

In der Gesamtheit betrachtet erinnert der Film wohlmöglich etwas an "The Deer Hunter" mit Robert DeNiro und Christopher Walken. Wer kennt nicht die berühmte Szene mit dem russischen Roullette. Auch in "The Deer Hunter" müssen die Protagonisten mit dem klarkommen was sie im Vietnam erlebt haben. Möglicherweise ist das der Grund warum sich die Soldaten in "Jarhead" den Film in einer Szene ansehen. Sam Mendes gibt uns damit also schon einen Hinweis, wie "Jarhead" enden wird.
Kurz bevor es in die Wüste geht schauen sich alle nocheinmal "Apocalypse Now" an, um so richtig heiss auf das töten gemacht zu werden. Sie reagieren auf "AN" mit Jubeln, anstatt wie jeder andere mit Kopfschütteln.

Jake Gyllenhall ("Donnie Darko" ;"The Day After Tomorrow") spielt einfach fabelhaft und beweist, dass er der Robert DeNiro seiner Generation ist. Stellenweise liefert er uns ein extrem starkes Spiel, was seinen Kollegen Sarsgaard ("Flightplan") oft etwas blas wirken lässt. Aber auch er bekommt natürlich eine emotionale Szene. Jamie Foxx zeigt mal wieder was er kann, wenn er sich einmal das richtige Drehbuch ausgesucht hat. Natürlich bestehen Parallelen zwischen ihm und dem harten Ausbilder aus "Full Metal Jacket". "Full Metal Jacket" ist jedoch surrealer gehalten und somit darf Foxx auch mal etwas humaner agieren in "Jarhead".Demnächst ist Foxx in "Miami Vice" von Michael Mann zu sehen.
Zum Rest des Casts kann ich nur sagen, dass sie ihren Zweck erfüllen, aber wie viel Platz soll man den Schauspielern auch NOCH geben. Für mehr als für Foxx, Gyllenhall und Sarsgaard (Freund von Jakes Schwester) reicht es nicht und das ist auch gut so.

Zur Musik gibts nicht viel zu sagen. Sie passt zum Film, fällt aber nicht weiter auf. Leider kann ich gerade nicht sagen wer für den Score verantwortlich ist. Das Lied im Abspann ist allerdings von Kayne West und heisst "Jesus Walks".

Sam Mendes gehört nach "Jarhead" zur Regieelite Hollywoods. Hätte er "Road To Perdition" etwas mehr Story verliehen, hätte er nahtlos drei perfekte Filme abgeliefert, von denen "Jarhead" mit Abstand der beste ist.

Fazit: Ein Film der aufwühlt und gleichzeitig zu unterhalten weiss. Hoffen wir, dass Gyllenhall seinen Oscar sicher hat und Mendes wieder abräumt, wie damals bei "American Beauty".

10/10 Punkte

Entschuldigt die mal etwas andere Review.

--Habe diese Review auch auf Ciao.de geschrieben--

20 Bewertungen, 10 Kommentare

  • kesseKirsche

    25.03.2006, 23:52 Uhr von kesseKirsche
    Bewertung: sehr hilfreich

    ===== SH ===== Lg Nicole

  • morla

    25.03.2006, 21:39 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich <br/>

  • Vojvodinac

    25.03.2006, 21:12 Uhr von Vojvodinac
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr guter Bericht!

  • rassi

    25.03.2006, 21:10 Uhr von rassi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich würde mich auf einen gegenbesuch sehr freuen :D <br/>sh

  • MarkusH18

    25.03.2006, 20:46 Uhr von MarkusH18
    Bewertung: sehr hilfreich

    Übrigens toller und informativer Bericht, deshalb ein "sehr hilfreich"!! Weiter so! Gruß Markus!!

  • Finalsteini

    25.03.2006, 20:40 Uhr von Finalsteini
    Bewertung: sehr hilfreich

    klasse Bericht

  • Kranich

    25.03.2006, 20:36 Uhr von Kranich
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh - *lg und danke für gute rückbewertungen* :-))

  • Django006

    25.03.2006, 20:30 Uhr von Django006
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & *lg* Alan :o))))

  • TheLick

    25.03.2006, 20:29 Uhr von TheLick
    Bewertung: sehr hilfreich

    die szene mit dem Pferd hab ich noch immer stark im Kopf... Toller Film <br/>LG

  • Mieze83

    25.03.2006, 20:20 Uhr von Mieze83
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gegenlesungen werden belohnt ***lg***