Lost in Translation (DVD) Testbericht

ab 8,14
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Erfahrungsbericht von wirnhier

Ich war einfach nur hin und weg...

Pro:

Das ganz normale Leben so auf Film gebannt ist einfach wahnsinn

Kontra:

da fällt mir einfach nix ein

Empfehlung:

Ja

...wenn das ein Hollywoodfilm war, dann war das ein Wunder. Erwartet hatte ich einen hibbelig quasselnden Bill Murray, doch dieser Mensch da war einfach genial.

Aber der Reihenfolge nach und am Ende das begeisternde Fazit:

1. Filminhalt
2. Filmdarstellung/inzenierung
3. Fazit


1. Filminhalt
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so, ersteinmal wie üblich bitte diesen Absatz überspringen, wer nicht zu viel Inhalt haben möchte, weil man sich den Film ja noch anschauen sollte...!

Worum geht es, kurz und knapp, die Auswüchse einer immer hippen lustigen Mediengesellschaft hat auch so ihre Kandidaten im Schattendarsein. Ein alternder Schauspieler ist auf Werbefilm-Tour in Asien - wo war das noch Singapur, Tokio, keine Ahnung, da habe ich nicht aufgepasst, ist halt eine dieser Mega Städte im boomenden Asien mit viel Leuchtreklame und durchgeknallten Leuten - auf jeden Fall ist dieser Schauspieler dabei für irgendeinen Wiskey Werbung zu machen, fern von seiner Familie und wird telefonisch von seinem Agenten von einem Shoting zum nächsten Clip gehetzt. Wobei gehetzt übertrieben wäre, denn Jet-Leg und Langeweile tun ihr übriges, dass der von Bill Murray gespielte Schauspieler abends verloren an seinem Wiskey nippt und sich beinahe die ganzen Nächte zu Tode langweilt.

Ja, wäre da die nicht die junge Fotographenfrau Charlotte (Scarlett Johnsson). Ihr geht es ähnlich, frisch verheiratet tourt sie mit ihrem Mann (Fotograph ;) durch die Gegend, naja, eben nicht ganz, ihr Mann tourt, sie hockt im Hotel.

Zusammengefasst handelt es sich bei den beiden um zwei Nebenprodukte der hippen Mediengesellschaft, zwei die halt gerade nicht angesagt sind. Es ist der Blick hinter dem Glamour.

Diese beiden verlorenen Seelen treffen sich nun ersteinmal zufällig im Hotel. Zwei Menschen, die von der hippen Gesellschaft liegen gelassen werden und die doch eigentlich selber viel mehr sein wollen.

Es kommt wie es kommen muss, sie unternehmen gemeinsames und spätestens an dieser Stelle wird es in Hollywood kitschig. Achja, ob das nun Hollywood ist oder nicht habe ich nicht mehr nachgeforscht, auf jeden Fall darf ich den Anflug von Kitsch dahingehend aus dem Film zitieren:

Er: Ich habe vor aus diesem \'Gefängnis\' zu fliehen, kommst du mit?
Sie: Ich bin dabei.
Er: Gut, ersteinmal raus aus dem Hotel, dann aus der Stadt, dann von der Insel und dann aus dem Land.

Ein typischer Hollywoodstreifen verspricht an dieser Stelle viel Action zu bieten, doch Glück gehabt, der alternde Schauspieler hat nur gescherzt. Stattdessen geht das vermeidliche Langeweilespielen weiter.

Sie sitzt weiter in ihrem Hotelzimmer und er geht seinen Pflichtterminen nach - er erfüllt seinen Vertrag, wenn auch sehr lustlos. Er hat seinen Werbefilm-Dreh, muss in eine verrückte Talkshow, die ihn nur ankotzt. Seine guten Zeiten als Schauspieler sind lange vorbei. Abends sitzt er in der Bar und versucht seinen Frust zu versaufen.

Diese Szenen bei seinen Pflichtterminen sind göttlich. Schließlich weiß der Zuschauer mehr als die Leute im Film um ihn herum. Beim Wiskey Dreh gibt es eine fast schon klassische Szene, der asiatische Regieseur sabbelt sich den Wolf und der Dolmetscher bringt genau einen Satz raus. Bill Murrays Reaktion, mehr hat er nicht gefragt, statt auf die Frage zu reagieren. Oh, klar, das ist geschrieben nichts, aber im Film bringt es einfach Spaß.

Nur die Beiden schwirren doch noch aus in die grosse Stadt und erobern sich mal mit mehr mal mit weniger Lust das Nachtleben. Sie kommen sich näher und näher und das allerwichtigste daran sind doch nur die kleinen Szenen, so wertvoll wie bei Loriot, wenn auch nicht so stark überzeichnet.

Es kommt nicht ein bisschen Langeweile auf auch wenn es bis zum Ende nur darum geht, dass die beiden versuchen aus ihrer Ohnmacht zu fliehen.


2. Filmdarstellung
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Auch wenn ich schon viel Eigenes in den ersten Teil gepackt habe, dieser Punkt lohnt sich alle mal noch, wenn auch nur knapp.

Der Film lebt eben von seinen kleinen Feinheiten, der skurrile Blick des Schauspielers. Das erahnen wohin der Film sich drehen wird und sich fragen warum es aber noch nicht in diese Richtung geht.

Auf der anderen Seite zeigt der Film gnadenlos wie scheusslich so ein Star Dasein, bzw. das Leben neben dem Glitzerkram so sein kann. Mitten in einer wilden lebendigen Stadt sind Menschen einsam. Einsam gefangen hinter einer Glasscheibe eines beliebigen Hochhauses mit Blick über viel Lichtreklamen und Stadtbeleuchtungen.

Selbst das tobende Leben in der Masse ist einsam. Wenn die Hauptpersonen durch die Strassen eilen stehen sie das eine um das andere mal verloren da. Die bunt fetzigen Reklamen sind in der hand getragenen Kamera wild, unruhig und störend. Unwohlsein. Und doch bringt das nicht nur diese asiatische Metropole näher - die übrigens überall auf der Welt sein könnte, sondern zeigt grandios wie bizarr unsere Welt doch ist.

Zu den DVD Elementen kann ich nichts schreiben, weil ich diesen Film im Kino gesehen habe. Ich bin mir gar nicht mehr sicher, aber ich glaube beinahe in der Original Sprache, also englisch.


3. Fazit
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Ich habe ein wenig hinter dem Berg gehalten mit Schauspielern etc. vielleicht noch so viel, es ist Sofia Coppola (Ja, die Tochter von Francis Ford), die Regie geführt hat. Wer sich von Namen blenden lassen mag, der soll dieses damit bekommen haben. Viel wichtiger als der Name ist jedoch der Film selbst. Ich gucke gerne Filme, vorallem, weil mich die Geschichten und Schicksale fesseln. Ich lasse mich auch gerne mal durch einen Action Film berieseln. Es schafft aber kaum ein Film mich richtig zu fesseln, gut, ganz ist das diesem Film auch nicht gelungen, aber ich habe mich nicht gelangweilt und ich bin richtig mitgegangen - vorallem wenn diese holen Schicki-Micki Gespräche abgehen.

Das ist ein Film an den ich lange gerne zurück denken werde. Das ist klasse Unterhaltung. Unterhaltend und so verdammt lebensnah. Einfach Wahnsinn.

Ich bin so voll des Lobes über diesen Streifen, dass mir die nötige Distanz für Kritik fehlt. Das wäre sicher an dieser Stelle nicht falsch auch etwas kritisches zu schreiben, aber heute geht es einfach nicht.

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