Lost in Translation (DVD) Testbericht

Bob Harris (Bill Murray) ist ein abgehalfteter Schauspieler, der seine besten Zeiten lange hinter sich hat. Auf Anraten seines Managers nimmt der 50-Jährige einen lukrativen Werbevertrag für eine Wiskeymarke in Japan an, in dessen Hauptstadt Tokyo die Dreharbeiten stattfinden. Wiederwillig lässt Harris sich darauf ein und seine Frau samt Kind zu Hause zurück, was der mittlerweile nach 20 Jahren Ehe lieblosen Beziehung nicht entgegenkommt. Deprimiert hält er sich nur in seinem noblen Park Hyatt Hotel auf.

Ähnlich ergeht es der 25 Jahre alten Charlotte (Scarlett Johansson). Die junge Frau begleitet ihren Ehemann nach Tokio, wo er als Fotograf arbeitet. Alleingelassen und unglücklich zieht sie sich zunächst in den Schutz ihres Hotelzimmers zürück, ohne sich dabei wohl zu fühlen. Eines Tages begegnen sich die beiden in der Hotelbar. Getrennt durch ihre Bindungen, aber verbunden durch ihre Einsamkeit entwickeln sie eine tiefe Zuneigung zueinander. Doch dies kompliziert ihre Situation nur noch mehr...

Der Film ist eine einfühlsame Geschichte über die zwei Hauptpersonen und ihre Verlorenheit in ihren Beziehungen, die die Einsamkeit der fremden neue Welt Tokyos noch verschärft. Der Filmtitel „Lost in translation\" bezieht sich dabei weniger auf die Sprachschwierigkeiten der beiden, sondern vielmehr auf ihre Unfähigkeit, ihre Bedürfnisse ihrer Umwelt mitzuteilen. Die Erkenntnis, dass es jemanden gibt, der ebenso leidet, treibt sie zueinander und lässt sie aber nur noch tiefer in ihrer Hoffnungslosigkeit stürzen. Sofie Coppola gelingt es, eine Atmosphäre zu schaffen, die diese Stimmung auf den Zuschauer überträgt und dabei beklemmende Gefühle der Einsamkeit auszulöst.
Dazu kommt das hervorragende Schauspiel von Bill Murray, der zwar immer mal wieder in einigen kleinen Dialogen deinen bekannten Humor aufblitzen lässt, aber dies nur umso mehr nutzt, um die tiefe Traurigkeit seiner Figur zu zeigen. Scarlett Johansson passt sich nahtlos an das grossartige Spiel ihres Partners an, was diesen Film letztendlich stimmig abrundet. Für Hollywood untypisch wird diese Handlung durch Sofie Coppola voran getrieben (mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden).

Die Ausstattung der DVD lässt sich als gut bezeichnen. Darstellerinfos, Blick hinter die Kulissen, 12 Minuten \"deleted scenes\", Interviews und Audiokommentare, Musikvideo, insgesamt 77 Minuten zusätzliches Material. Mehr geht kaum.
Das einzig wahre Manko für mich: Das auf dem DVD-Cover fälschlicherweise von der \"Komödie des Jahres\" gesprochen wird (wohl wegen der Einstufung für den Golden Globe in die Kategorie Komödie/Musical). Absolut unverständlich für mich, denn von einer reinen Komödie kann hier keine Rede sein!

Mein Fazit: Zu recht wurde der Film mehrfach für den Oscar nominiert, einschliesslich der beiden Hauptdarsteller! Einfühlsam, dicht in der Atmosphäre und anrührend! Mein Herz hat diese melancholische Geschichte gewonnen. Schön, dass es noch solche Filme gibt!
Mit Sicherheit ist dieser Film aber keine leichte Kost und nicht \"massentauglich\". Wenn man kein Interesse an tragischen Geschichten hat, sollte man vom Kauf dieser DVD vielleicht Abstand nehmen.