Lost in Translation (DVD) Testbericht

Inhalt:
Wie in einem angenehmen Traum umgibt Sofia Coppolas Lost in Translation den Zuschauer mit einer Aura aus fantastischem Licht, stimmungsvoller Geräuschkulisse, faszinierender Liebe und einem Gefühl von Déjà-Vu, selbst wenn man noch nie jene neonbeleuchtete Version von Tokio besucht hat.

Wer diesen Satz von Filmkritiker Doug Thomas liest muss ja fast den Film ansehen. Meine Ansicht ist hingegen komplett konträr. Die finde die Liebe im Film uninteressant, den Inhalt langweilig sowie die Sichtweise auf Tokio komplett falsch und daneben.

Worum gehts?

Aufgrund eines Werbespots für eine Whiskeymarke reist der 50-jährige Schauspieler Bob Harris (Bill Murray) nach Tokio.
Bob ist gerade in einer Lebenskrise mit Problemen mit seiner Familie, Problemen in der Karriere und dazu noch einen gewaltigen Jetlag.
In Tokio fühlt er sich komplett fremd und einsam. An der Hotelbar freundet er sich mit der 25jährigen, unglücklich verheirateten Charlotte (Johansson) an. Charlotte ist wegen ihrem Mann in Tokio. Der kümmert sich nur um seinen Fotografenjob und gar nicht um seine Frau.

Charlotte und Bob bemerken sofort ihre Seelenverwandtschaft, führen lange Gespräche, erkunden zusammen das Nightlife von Tokio und entkommen doch nicht ihrer Einsamkeit.

Was den Film für mich schlecht macht ist die Tatsache das die japanische Kultur komplett verkannt wird und der Film ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch langweilt. Ein Klischee über Tokio und die Japaner wechselt das nächste ab. Die typische Amiphobie gegenüber Japan mit den üblichen Klischees gegenüber Japanern. Am Schluß macht sich "Bob" noch darüber lustig das sie in einem japanischen Restaurant selber kochen müssen. Das ist bei Shabu Shabu einfach so, Himmel. Eines der besten Gerichte überhaupt.
Es wird schnell klar das sowohl die Regisseurin als auch jeder andere der am Film beteiligt war keine Ahnung von Japan und der japanischen Kultur hat. Gegen Ende scheitert eine Annäherung der Protagonisten an dem Altersunterschied. Ich bin kein Freund von Beziehungen mit großem Altersunterschied aber manchmal funktionieren auch diese Beziehungen.
Wieso auch nicht. Aber der Regisseurin ging es mal wieder nur darum die menschliche Einsamkeit darzustellen. Schauspielerisch bietet der Film auch wenig. Murray sieht zumeist dröge aus und auch Johanson schaut gelangweilt drein. Nebenstorys in denen sich Charlotte über ein oberflächliches Pop-Blondchen lustig macht ziehen auch nicht. Na gut die ist halt noch oberflächlicher. Mehr als pseudo-intellekutell sind die Protagonisten ja auch nicht. Die Kameraführung hat ebenso Amateurniveau.

Es passiert nichts, die überzogene, daneben liegende Darstellung Tokios stört ungemein und die Schauspieler langweilen zusätzlich.

Was soll an dem Film gut sein??


Regisseurin
Als Schauspielerin erlebte Sofia Coppola einen grandiosen Fehlstart. Eine Goldene Himbeeren als schlechteste Nachwuchsdarstellerin und eine Himbeere als schlechteste Nebendarstellerin beendeten ihre Filmkarriere schnellstens. Als Regisseurin wurde sie hingegen von Anfang an gefeiert.

Keine Ahnung warum Frau Coppola von einigen Kritikern so gefeiert wird.
Liegt dies vielleicht doch an ihrer Verwandtschaft? Die drei Filme die ich von ihr gesehen habe waren allesamt sowohl langweilig als auch am Thema vorbei (The Virgin Suicides ist ein Schlaftablettenfilm, Marie Antoinette und eben Lost in Translation). Coppolas Intention Marie Antoinette dadurch als Partygirl darzustellen finde ich als sehr unpassend. Insgesamt merkt man den ganzen Film über das die Regisseurin überfordert war. Ihre Ausschnitte aus dem Leben Marie Antoinettes sind zeitweise zwar repräsentativ aber man hat nie das Gefühl das die Regisseurin Marie Antoinette wirklich nahe gekommen ist.
Die Dekadenz wird dargestellt aber immer als Marie Antoinettes Versuch der Einsamkeit zu entkommen. Ich denke die Antwort ist einfach sie liebte einfach teure Perücken, Kleider und das ganze Zeremoniell.

Sträflicher ist es die Geschichte abzukürzen und die äußerst interessante Rahmengeschichte nicht wirklich zur Geltung kommen zu lassen.
Die Zeit der französischen Revolution behandelt sie nur am Rande indem am Schluß eine Menge vor dem Schloß steht und Marie Antoinette auf den Balkon tritt. Der Film endet mit der Flucht der Königsfamilie.
Wie schade da gerade dann eine Zeit beginnt in der man Marie Antoinettes starke Seite zeigen hätte können. Ich bin wirklich kein Monarchist und froh das diese schlechteste aller Staatsformen schon längst am Ende ist (mit den Ausnahmen Saudi-Arabien, Brunei) aber wie sich Marie Antoinette im Verfahren gegen sie gewehrt hat zeigt das sie keine dumme, oberflächliche Frau sondern durchaus geistreich und intelligent war.
Das hat aber wohl nicht ins Konzept der Regisseurin gepasst die sie lieber als einsame Seele mit Oberflächlichkeiten ohne Ende zeigte.

Das Thema Einsamkeit ist d a s Thema von Frau Coppola. Vielleicht merkt sie auch mal das man das Thema behandeln kann u n d eine interessante, passende Handlung dazubringt.


Daten:
Format: Dolby, DTS, PAL, Surround Sound
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Region: Region 2
Bildseitenformat: 16:9
FSK: Freigegeben ab 6 Jahren
Studio: Süddeutsche Zeitung GmbH
Erscheinungstermin: 18. Februar 2006
Produktionsjahr: 2004
Spieldauer: 98 Minuten
Die DVD hat keine Extras. Ich besitze sie aber nicht und habe mir den Film nur als DVD ausgeliehen. So wars okay, kaufen würde ich sie freilich nicht.
Preis: 9,45 Euro

Fazit: nicht empfehlenswert