Fitzcarraldo (DVD) Testbericht

D
Fitzcarraldo-dvd-drama
ab 5,72
Auf yopi.de gelistet seit 11/2011

5 Sterne
(2)
4 Sterne
(0)
3 Sterne
(1)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von Realjackass

Erfülle deine Träume, egal wie verrückt sie sind!

Pro:

Ein beeindruckender Klaus Kinski, in einem bildgewaltigen, intelligenten Film

Kontra:

hm?

Empfehlung:

Ja

Heute möchte ich euch außnahmsweise mal einen Deutschen Film vorstellen. Eigentlich sehe ich mir so gut nie Filme aus Deutschland an, wenn allerdings Klaus Kinski in eben diesem mitspielt und der Film von niemand anderem als Werner Herzog gedreht wurde, dann sieht das ganze schon wieder anders aus. So wünsche ich euch viel Spaß mit meinem Bericht zu "Fitzcarraldo".




Story
----------------------
Peru, Anfang des 20. Jahrhunderts:
Der Opernliebhaber Brian Sweeney Fitzgerald (Klaus Kinski), kurz Fitzcarraldo, ist von der Idee besessen, eine große, prächtige Oper mitten im Urwald zu bauen um Enrico Caruso dort singen zu hören. Um diese Idee, diesen Traum zu verwirklichen, tut Fitzcarraldo alles in seiner Macht stehende, doch die Reichen Großgrundbesitzer von Iquitos, die hunderte Indianer ausbeuten, um so Kautschuk abzubauen, wollen dieses wahnwitzige Projekt nicht finanzieren und bezeichnen Fitz als einen Spinner.

Die einzige, die wirklich zu ihm steht, ist seine Freundin Molly (Claudia Cardinale), eine Bordellbesitzerin. Egal ob es nun eine große Eisfabrik war oder eine Eisenbahn mitten durch den Urwald - bisher hat sie all seine Träume unterstützt, so auch bei seiner Planung zu der Oper. Allerdings scheint es in der Umgebung nur eine Möglichkeit zu geben, an Geld zu kommen und das ist der Abbau von Kautschuk. Allerdings sind schon alle Gebiete bis auf eines besetzt. Leider ist es so gut wie unmöglich, von dort Kautschuk abzubauen, da das Land dafür viel zu gefährlich und unwegsam ist. Fitzcarraldo allerdings, der noch immer seinen großen Traum vor Augen hat, kauft sich ein großes Dampfschiff und fährt direkt in das gefährliche Gebiet mitten im Urwald..




Schauspieler
-----------------------------
Klaus Kinski ist für mich persönlich der beste Deutsche Schauspieler aller Zeiten. Der Mann, der für seine Wutausbrüche in Fernseh-Interviews und seine grandiosen Darstellungen in über 100 Filmen bekannt sein sollte, muss einfach jedem ein Begriff sein. Denn trotz oder vielleicht gerade wegen seinem sehr exzentrischen, aggressiven Charakter hatte Kinski eine Ausstrahlung, eine Präsenz, die heute nur noch sehr wenige Schauspieler vorweisen können. Und während viele Hollywood-Schönlinge heute nur noch blöd vor der Kamera grinsen müssen, um eine Million nach der anderen zu kassieren, war Kinski wirklich noch jemand, dem die Schauspielerei am Herzen lag und der in diesem Beruf wirklich voll aufging. In Werner Herzog hat Kinski dann seinen Meister gefunden, die beiden drehten fünf Filme zusammen, die allesamt zu Herzog´s besten Streifen zählen. Dies liegt eindeutig daran, dass nur jemand wie Werner Herzog, der sehr hohe Anforderungen an seine Schauspieler stellt, es schaffen kann, einen Exzentriker wie Klaus Kinski so zu fordern, dass daraus letztendlich etwas unvergleichliches entsteht. Und auch wenn sich die beiden manchmal am liebsten umgebracht hätten, so haben sie zusammen großes geleistet, was auch für "Fitzcarraldo" gilt. Kinski spielt diese Rolle dermaßen perfekt, derart genial, dass wirklich nie der Zweifel aufkommt, dass er nicht Fitzcarraldo ist. "Unglaublich" ist hier noch untertrieben, das beste Beispiel hierfür ist die Szene, in der Fitz die Kirche von Iquitos besteigt und so laut er nur kann brüllt, dass diese Kirche so lange geschlossen bleibt, bis er seine Oper hat.

Doch nicht nur Kinski perfektionierte seine Schauspielerei bis aufs äußerste für diesen Film, auch alle anderen Akteure kommen sehr echt und unverfälscht rüber. Sei es nun Miguel Ángel Fuentes oder Claudia Cardinale: Was hier an Schauspielerei zu sehen ist, übertrifft alle heutigen Hollywood Produktionen ohne Probleme.




Daten zum Film
---------------------------------
Originaltitel: Fitzcarraldo
Alternativtitel: -
Land: Deutschland, Peru (1982)
Regie: Werner Herzog
Buch: Werner Herzog
Länge: ca. 150:45 Min.
Freigabe: 12
Indiziert: Nein
@ Realjackass




Die beste Version
------------------------------------
Die Standard-DVD des Films ist die von Arthaus, die qualitativ ordentlich ist und als Bonus die Dokumentation "Die Last der Träume" beinhaltet - die man sich nach Möglichkeit direkt nach dem Hauptfilm ansehen sollte, da darin von den Strapazen bei den Dreharbeiten berichtet wird.

Sehr zu empfehlen auch die "Exklusiv Edition Box", welche neben "Fitzcarraldo" auch mit den Filmen "Nosferatu", "Woyzeck", "Aguirre, der Zorn Gottes", "Cobra Verde" und "Mein liebster Feind" daherkommt, die alle von Herzog gedreht und mit Kinski in der Hauptrolle besetzt wurden.




Kritik
-------------------------
"Fitzcarraldo" ist wirklich ein Film, wie man ihn nicht alle Tage sieht. Vielleicht, und in Anbetracht dessen auch verständlich, liegt das aber schlicht daran, dass zwei geniale Köpfe am Film beteiligt waren: Zum einen Meisterregisseur Werner Herzog, ein sehr eigener Filmemacher, der sich nicht um die Meinung anderer schert, sondern stets sein Ding durchzieht und auch dazu steht; und natürlich Klaus Kinski, der für mich beste Deutsche Schauspieler aller Zeiten. Und "Fitzcarraldo" ist bei weitem nicht die erste Zusammenarbeit dieser beiden Visionäre, wer sich näher über die sonderbare Beziehung der beiden interessiert, sollte sich die DVD "Klaus Kinski: Mein liebster Feind" besorgen, auf der Herzog über seine Arbeit mit dem inzwischen leider verstorbenen Exzentriker redet. Wie der geneigte Zuschauer erfährt, flogen bei den Dreharbeiten immer gehörig die Fetzen, es waren gewaltige Strapazen und Stress pur, letztendlich hat es sich aber stets voll und ganz ausgezahlt. So auch bei "Fitzcarraldo", an dem Herzog über vier Jahre lang gearbeitet hat. Eine Arbeit, die sich letztendlich ausgezahlt hat.

Der Film erzählt die Geschichte eines Visionärs, der seine Träume verwirklichen möchte. Sei es eine große Eisfabrik, eine Eisenbahn mitten durch den Dschungel oder eben eine Oper mitten im dichtesten Urwald. Niemand weiß, wieso Fitzcarraldo ausgerechnet eine Oper im Dschungel haben möchte - es ist nun mal einfach so und um diesen Traum zu verwirklichen, tut Fitz alles. Als die Reichen ihm kein Geld geben möchten, kauft er sich ein großes Dampfschiff und fährt mit reichlich Besatzung in ein Gebiet, wo es noch tödliche Wasserfälle, undurchdringlichen Dschungel und gefährliche Eingeborene, die "Nacktärsche" gibt. Diese wurden übrigens von richtigen Eingeborenen gespielt, alles, was man in "Fitzcarraldo" sieht, ist echt.

So macht sich die Truppe nun auf, allerdings tun sich mit der Zeit immer mehr Probleme auf. Die Besatzung macht Anstalten zu Meutern, die Eingeborenen lassen sich zum ersten mal Blicken und scheinen nichts gutes im Sinn zu haben; außerdem muss das gesamte Dampfschiff über einen riesigen Hügel geschleppt werden, was zum beeindruckendsten zählt, was ich seit langem gesehen habe. Für diese Szene wurde nämlich ein echtes Dampfschiff von hunderten von Leuten mühsam über einen Berg gezogen, um es auf der anderen Seite wieder zu Wasser lassen zu können.

Ich darf mit Fug und Recht behaupten, dass "Fitzcarraldo" einer der Filme ist, bei denen fast alles richtig gemacht wurde. Denn trotz seiner Länge von 150 Minuten, wird das ganze durch die genialen Darsteller, allen voran Klaus Kinski, niemals langweilig. Werner Herzog zwingt den Zuschauer, sich den Film in all seiner Länge anzusehen, zeigt lange Einstellungen, sehr langsame Szenen - und lässt einen dabei komplett die rasanten und actionreichen Kracher aus Hollywood vergessen. Zudem ist der Streifen optisch sehr reizvoll, mit wunderschönen Naturkulissen, opulenter Architektur und einer Vielzahl verschiedener Umgebungen. Die Szene, in der das Dampfschiff durch einen wilden Strom und dabei auch einen Wasserfall hinunter fährt, wurde übrigens auch tatsächlich so gedreht.




Fazit
------------------------
Der Ehrgeiz von Werner Herzog hat sich ausgezahlt: Der Mann will der Beste sein und dies schafft er auch. Mit Klaus Kinski hat er einen Schauspieler gefunden, der genau den Wahnsinn und die Genialität vereint, die ein Herzog braucht, um seiner Vision gerecht zu werden. "Fitzcarraldo" zählt zu den besten, Deutschen Filmen die ich bisher gesehen habe und ist ganz klar einem Kopf entsprungen, der genau weiß, was er tut und dessen jahrelange Arbeit sich wirklich gelohnt hat. Intelligent, packend, sehr schön eingefangen und mit einem Klaus Kinski, wie er besser nie war. Unbedingt ansehen!

9 von 10 Punkten und eine unbedingte Empfehlung.

Mfg
Realjackass

22 Bewertungen, 7 Kommentare

  • anonym

    02.12.2005, 22:21 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hi, Du auch hier, klasse, wir kennen uns von ciao. Hab Dich aboniert und mach Dich gleich zu meinem Freund :) LG von MissKnu

  • topfmops

    01.12.2005, 12:16 Uhr von topfmops
    Bewertung: sehr hilfreich

    herzog und kinski, dafür fehlen mir die worte.

  • The_Wishmaster

    30.11.2005, 21:52 Uhr von The_Wishmaster
    Bewertung: sehr hilfreich

    Auch hier klasse ;)

  • marina71

    30.11.2005, 21:35 Uhr von marina71
    Bewertung: sehr hilfreich

    gelungener bericht. lg

  • morla

    30.11.2005, 21:04 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • glowhand

    30.11.2005, 21:03 Uhr von glowhand
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • waltraud.d

    30.11.2005, 21:01 Uhr von waltraud.d
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich