Der ewige Gärtner (DVD) Testbericht

ab 8,98
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Erfahrungsbericht von Prisca

Romantischer Titel - trauriges Thema

Pro:

interessante, nachdenklich machende Grundgeschichte

Kontra:

den Personen fehlt es an Tiefe

Empfehlung:

Ja

Heute gibt´s mal wieder einen DVD Bericht von mir - sogar mal eine neuere DVD aus Jahr 2006.


*** DER EWIGE GÄRTNER ***


Der Film wurde gedreht nach einem Roman von John le Carre - und wer seine Bücher kennt, weiß vielleicht schon, was ihn hier erwartet. Ich muss zugeben, ich habe bisher noch nichts von diesem Schriftsteller gelesen, weiß aber trotzdem, das er viele Spionage- bzw. Politthriller geschrieben hat - keine reine Unterhaltung, sondern sehr realitätsbezogen.

Viel mehr wusste ich allerdings auch nicht, als ich mich entschloss mir den Film einfach mal zu ertauschen.. Aber schon die


*** INHALTSANGABE ***


versprach einiges.

Justin Quayle ist Diplomat im britischen Hochkommissariat in Nairobi - in erster Linie lebt er allerdings weniger für seinen Beruf als mehr für seine Leidenschaft: das Gärtnern. So verläuft sein Leben in recht ruhigen Bahnen, bis er eines Tages Tessa kennen lernt - eine junge Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht, die sich gern gegen (scheinbare) Ungerechtigkeiten der Welt auflehnt.

Gleich bei ihrem ersten Zusammentreffen geraten die beiden aneinander - fühlen sich aber sonderbarer weise gleichzeitig zueinander hingezogen, was zunächst in einer Affäre und kurz darauf in einer Ehe endet.

Tessa reist mit nach Nairobi und während Justin seinen Garten pflegt, engagiert sie sich leidenschaftlich für die Ärmsten der Armen hier. Gemeinsam mit einem guten Freund (oder ist er vielleicht sogar noch mehr ?!) deckt sie ein Komplett auf, in dem nicht nur Regierungsbeamte sondern auch die Pharmaindustrie verwickelt zu sein scheint: scheinbar bekommen die Menschen hier nicht nur minderwertige Medikamente, die die reichen Industrieländer sonst teuer entsorgen müssten - nein, sie werden auch noch als Versuchskaninchen für (in den Industrieländern nicht genehmigte) Medikamentenversuche missbraucht ...

Tessa will den Skandal aufdecken ... doch dann muss sie ihr Engagement mit ihrem Leben bezahlen. Zurück bleibt Justin, der dadurch ziemlich abrupt aus seinem ruhigen Leben gerissen wird ....

So, das soll es vom Inhalt sein, gehen wir weiter im Text und kommen zu den


*** GEDANKEN UND GEFÜHLEN ***


die der Film bei mir hinterlassen hat.

Ich muss zugeben, den Anfang fand ich etwas gewöhnungsbedürftig, denn der Film startet praktisch in der Mitte mit Tessas Tod. Man wird förmlich in die Handlung hinein geschmissen, ohne die Personen richtig kennen zu lernen. Mit Tessa kann man nicht mitfühlen, weil man noch gar keine Zeit hatte, sie zu mögen - Justins Verhalten ist beinahe noch unerklärlicher, denn irgendwie reagiert er ziemlich kühl, gleichgültig auf die Nachricht von Tessas Tod.

Um es dem Zuschauer noch ein wenig schwerer zu machen, der Handlung zu folgen, baut der Film jetzt nicht etwa auf Tessas Tod auf - sondern er springt zurück in die Vergangenheit - natürlich ist es nur eine Rückblende, aber hier geht eine Szene so unmittelbar in die andere über, das man erst einige Zeit braucht, um das zu realisieren.

Diese Zeitsprünge werden - besonders in der ersten Hälfte des Films - beibehalten, später werden sie weniger. Als Zuschauer muss man schon am Ball = beim Film bleiben um nicht den roten Faden zu verlieren.

So hin- und her springend nimmt der Film den Zuschauer immer wieder mit zurück in der Vergangenheit von Tessa und Justin - man erlebt ihre erste Begegnung - die rasche Annäherung - die Hochzeit wird eher ganz am Rande erwähnt und gleich darauf befinden sich beide in Nairobi, wo Justin sein beschauliches Leben aufnimmt und Tessa sich mit ganzem Herzen für die Armen engagiert.

Langsam wird der Skandal um den Pharmakonzern und die Regierung offensichtlich - Tessa ist bereit, diesen um jeden Preis aufzudecken - auch wenn sie dafür ihren Mann belügen und sogar betrügen muss. Bis sie schließlich zu weit geht und sie ihr Engagement mit dem Leben bezahlen muss.

An dieser Stelle geht der Film schließlich komplett in die Gegenwart über - erst jetzt lernt man als Zuschauer Justin richtig kennen - seine scheinbare Gleichgültigkeit schlägt schnell in Entschlossenheit um und er will das Rätsel um den Tod seiner Frau aufdecken ... ob ihm das gelingt möchte ich hier mal dahin gestellt lassen, um nicht zuviel vorweg zu nehmen.

Der Film verkauft sich als Polit-Thriller, was ich so nicht stehen lassen möchte. Ich würde ihn eher als Drama mit thrillermäßigen Zügen bezeichnen wollen, in erster Linie geht es hier wohl um ein reales, aktuelles Problem - spannend verpackt.

Ob sich der Skandal um den Pharmakonzern so abgespielt hat wie er hier dargestellt wird, weiß ich nicht - die Tatsachen kann man aber wohl kaum vom Tisch wischen. Das Dritte Welt Länder von den Industrieländern z.T. nur als "Müllhalde" für unerwünschte Produkte benutzt werden, lässt sich ja leider nicht verleugnen. In diesem Fall sind es überflüssige Medikamente, die den armen Leuten untergeschoben werden - unter dem Vorwand hier etwas Gutes zu tun, liefern die Pharmakonzerne längst abgelaufene Medikamente, die sonst teuer entsorgt werden müssten - ob sie in den Dritte Welt Ländern nun einfach "nur" nutzlos oder sogar schädlich sind, danach wird nicht wirklich gefragt.

Der Film geht sogar noch einen Schritt weiter - hier werden die Menschen durch den Pharmakonzern unter Druck gesetzt - nur wenn sie sich "freiwillig" zu Medikamentenexperimenten zur Verfügung stellen (die teilweise sogar tödlich enden!) ,wird man sie weiter regelmäßig mit Medizin versorgen (wohlgemerkt, mit den abgelaufenen Produkten, die in den Industrieländern total wertlos sind!)

Ein brisantes Thema - und auch wenn es sich jetzt nicht direkt an einen realen Skandal anlehnt ein Thema über das es sich mal nachzudenken lohnt - zumal es sich bei den illegalen Experimenten um ein Medikament gegen AIDS handelt, also durchaus aktuell und realistisch .

Verpackt wird das Thema geschickt in eine spannende, gefühlsbetonte Geschichte. Die Geschichte von Tessa, die nie ein Blatt vor den Mund nimmt, die sich einsetzt für die Armen und Unterdrückten, die bereit ist das letzte von sich zu fordern - und die ihren Einsatz schließlich mit dem Tod bezahlen muss. Und die Geschichte von Justin, ihrem Mann, der durch den Tod von Tessa ziemlich abrupt aus seinem ruhigen Leben gerissen wird. Auch der eine oder andere Schicksalsschlag ereilt die beiden: z.B. der Verlust ihres Kindes, das bei der Geburt stirbt. Der Zuschauer soll wohl mit beiden so richtig mitfühlen können - allerdings muss ich zugeben, das mir das alles ein wenig zu oberflächlich, zu schnell ist, um mich wirklich zu erreichen.

Erreichen tun mich da eher die kleinen Nebengeschichten - Schicksale der armen Menschen in Nairobi. Zugegeben, es werden hier Einzelschicksale herausgepickt - kurz und knapp und ohne echte Tiefe - trotzdem fand ich, das gerade diese Geschichten dem Film so etwas wie Authentizität verleihen. Diese Geschichten - und überhaupt der ganze Filmdreh in Afrika. Wunderschöne Landschaftsaufnahmen wechseln sich ab mit Menschen aus den Slums - das wirkt sehr lebendig und realistisch.

Sehr passend auch die Musik - ruhig, einfühlsam, niemals aufdringlich laut trägt sie sehr viel zur Atmosphäre des Films bei.

Ein paar Worte möchte ich jetzt aber noch zu den


*** DARSTELLERN ***


verlieren.

Zuerst nennen muss man wohl auf jeden Fall Rachel Weisz als Tessa, die für diese Rolle den Oscar für die beste weibliche Nebenrolle bekommen hat. Zu recht ?!

Hm - ich weiß nicht so recht! Einerseits habe ich ihre Rolle nicht als Nebenrolle sondern eher als Hauptrolle angesehen - andererseits finde ich ihre Rolle jetzt nicht so beeindruckend, das ich ihr dafür einen Oscar gegeben hätte (aber das muss nicht heißen - ich frage mich bei der Verleihung der Oscar sowieso oft genug, nach welchen Kriterien hier geurteilt wird - aber das nur am Rande).

Sicher spielt Rachel Weisz Tessa nicht schlecht - sie spielt eine lebenslustige und sehr entschlossene junge Frau. Während ich ihr das kämpferische aber ungefragt abgenommen habe, hatte ich so meine Schwierigkeiten mit der gefühlsbetonten Tessa. Vielleicht war diese Art Darstellung auch vom Drehbuch so gewollt - ich hätte Tessa aber als viel echter empfunden, wenn ihre Person etwas runder gewesen wäre.

Noch extremer ist das bei Ralph Fiennes, der den Justin spielt. Ich finde, das in seiner Rolle sehr viel verschenkt wurde - ansatzweise wird zwar Sympathie für ihn geweckt - oft genug kann man aber seine Handlungen und Gedanken als Zuschauer nicht ganz nachvollziehen. Sei es nun sein Verhalten bei der Nachricht vom Tod Tessas - aber z.B. auch, als er vermuten muss, das Tessa ihn betrogen hat ... er wirkt immer ein wenig zu distanziert, so als würde ihn das alles gar nicht direkt betreffen. Ein wenig mehr Emotionen hätten ihm da gut getan.

Wobei ich mir auch hier nicht sicher bin: liegt es jetzt am Spiel vom Ralph Fiennes - oder spielt er einfach nur, wie das Drehbuch es von ihm erwartet ?!

Alle anderen Rollen sind klein und fast nicht erwähnenswert - was aber nicht heißen soll, das sie schlecht besetzt sind!

Zum Schluss noch einige


*** FAKTEN zu FILM und DVD ***


UK 2005
DVD 2006

Regie: Fernando Meirelles

Ton: dolby digital
Bild: 1,85 : 1
Bild und Ton entsprechen dem normalen DVD Standart - es gibt keine Aussetzer, kein Rauschen, kein Flimmern. Erwähnen sollte man vielleicht das manchmal etwas blasse, verschwommene Bild - dieser Effekt ist allerdings ist allerdings bewusst so eingesetzt.

Sprachen: englisch, deutsch
Untertitel: deutsch, deutsch für Hörgeschädigte

Lauflänge: 123 Minuten

FSK: 12 Jahre - was von der Darstellung her sicher okay ist, allerdings fürchte ich, das ein Zwölfjähriger mit diesem Film noch nicht so viel anfangen kann

Extras: tja - wer Wert auf Extras legt muss sich wohl die (recht teure) Doppel DVD zulegen - auf der Einzel DVD findet man nämlich absolut nichts, nicht mal einen Trailer oder Filmographien - traurig, aber wahr!

Preis: die Einzel DVD ist neu schon für unter 10,-- Euro zu bekommen - die Doppel DVD kostet immerhin noch 22,95 Euro


*** MEIN FAZIT ***


Ein nachdenklich machender Film mit sehr guten Ansätzen - allerdings erreicht mich eher die Grundgeschichte als die Darsteller selbst. Hier wurde in meinen Augen einiges an Tiefe verschenkt.

Ob sich der Kauf der DVD lohnt? Ich denke, das muss jeder mit sich selbst abmachen - die Einzel DVD ist ja schon recht günstig zu bekommen und wer den Film auf sich wirken lassen will, sollte ihn auf jeden Fall ohne lästige Werbung ansehen! Ob man unbedingt die Doppel DVD braucht weiß ich nicht - vielleicht wenn man absoluter Extra-Freak ist, denn Extras sind auf der Einzel DVD gar nicht zu finden!


@ Prisca - Juni 2007 - ich schreibe für Ciao, Yopi und Dooyoo

25 Bewertungen, 11 Kommentare

  • panico

    21.06.2007, 23:27 Uhr von panico
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg panico:-)

  • gerrhosaurus1978

    17.06.2007, 16:42 Uhr von gerrhosaurus1978
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG, Daniela

  • morla

    17.06.2007, 00:59 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    l.g. petra

  • frankensteins

    16.06.2007, 21:17 Uhr von frankensteins
    Bewertung: sehr hilfreich

    tolle beschreibung lg und schönes Wochenende

  • Puppekaa

    16.06.2007, 19:43 Uhr von Puppekaa
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG - Karsta

  • LittleSparko

    16.06.2007, 19:02 Uhr von LittleSparko
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg, daniela

  • kolibri850

    16.06.2007, 17:09 Uhr von kolibri850
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, Gruß Michael

  • kleine_fee

    16.06.2007, 16:43 Uhr von kleine_fee
    Bewertung: sehr hilfreich

    Toller Bericht! LG

  • Mondlicht1957

    16.06.2007, 15:35 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH LG pet

  • crazy_angel

    16.06.2007, 15:01 Uhr von crazy_angel
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH -- Liebe Grüße, Chrissy

  • Baby1

    16.06.2007, 14:41 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Anita