Mord im Pfarrhaus (DVD) Testbericht

Heute möchte ich euch wieder mal eine neuere DVD vorstellen, die ich neulich ertauschen konnte.


*** MORD IM PFARRHAUS ***


Ehrlich gesagt wusste ich nur wenig über diesen Film - nur das Rowan Atkinson (den meisten wohl besser als Mr. Bean bekannt) die Hauptrolle spielt. Das versprach eine klamaukige Komödie und war für mich grund genug einfach zuzugreifen, als sich die Gelegenheit bot. Schließlich kann man so einen Film auch wieder weiter tauschen, wenn er sich dann doch als kompletter Flop herausstellt.

Vielleicht kennt ihr den Film ja auch noch nicht und wollt gern ein wenig mehr darüber erfahren? Dann fangen wir doch einfach mal mit dem


*** INHALT ***


an..

Grace Hawkins ist eine junge Frau, als sie sich mit einem riesigen Schrankkoffer mit dem Zug auf eine Reise macht. Soweit unspektakulär - wenn nicht der Zugschaffner entdecken würde, das aus eben diesem Koffer Blut tropft. Nach alarmieren der Polizei stellt sich schnell heraus: Im Koffer befinden sich zwei zerstückelte Leichen - der Ehemann und seine Geliebte.

Grace ist sich nicht wirklich einer Schuld bewusst, kommt ins Gefängnis und soll erst wieder entlassen werden, wenn sie sich ihrer Taten bewusst geworden ist.... was erst Jahrzehnte später der Fall ist (oder zumindest zu sein scheint)

Zeitsprung in die Gegenwart. Pfarrer Walter Goodfellow lebt nur für seine Kirche und seinen Glauben an Gott - dabei vernachlässigt er seine Frau, die sich mehr aus Verzweifelung als aus Liebe auf eine Affäre mit ihren Golflehrer einlässt und seine Tochter, die jeden tag einen anderen Liebhaber zu haben scheint. Auch das sein jüngster Sohn in der Schule gemobbt und als Weichei verspottet wird, übersieht er lieber.

Doch dann taucht die neue Haushälterin auf: eine ältere Dame, ein wenig resolut, aber nett und freundlich. Schnell nimmt sie die Zügel in die Hand - wird zum Beschützer des Sohnes, überzeugt die Tochter von der Nützlichkeit häuslicher Arbeiten, bringt den Pfarrer dazu, seinen Humor wieder zu entdecken und die Pfarrersfrau zu erkennen, das sie ihren Liebhaber doch eigentlich gar nicht will.

Hört sich irgendwie langweilig an, oder? Ist es aber nicht mehr, wenn man weiß, das die Haushälterin niemand anders ist als Grace Hawkins - und das die ihre Taten von damals keineswegs bereut ....

Soweit erst mal zum Inhalt, jetzt möchte ich zu meinen


*** EINDRÜCKEN ***


über die DVD kommen. Eines ist ziemlich schnell klar - eine oberflächliche Komödie, die man sie von Rowan Atkinson erwartet hat, ist dieser Film sicher nicht. Eigentlich weiß ich gar nicht so recht, wo ich ihn einordnen soll.

Er ist ein Krimi - und auch wieder nicht! Er ist eine Komödie - und auch wieder nicht! Er ist zu vorhersehbar, um wirklich spannend zu sein und er ist zu trocken, um einfach nur klamaukig-witzig zu sein. Vielleicht trifft es der Untertitel des Films tatsächlich sehr gut: göttlich komisch oder teuflisch böse ? Beides, würde ich mal behaupten!

Schwarzer Humor, der einem zum Schmunzeln bringt, das einem aber gleichzeitig auch im Halse stecken bleiben will! Eine Mörderin, die nicht bereut, sondern fröhlich weiter mordet (keine Angst, das ist jetzt kein echter Spoiler sondern im Film von vorn herein ganz klar erkennbar!) - und die man trotzdem nicht als gefährliche Serienmörderin einstufen will.

Ich würde behaupten, der ganze Film ist herrlich englisch - angefangen von der Landschaft, dem kleinen Ort in dem sich alles abspielt, die Darstellung der einzelnen Personen, der Humor, die Handlung ... wer sich darauf nicht einzulassen vermag, sollte lieber gleich auf diesen Film verzichten.

Allen anderen kann ich ein Ansehen dann empfehlen, wenn man keine Erwartungen hinsichtlich Spannung oder Humor setzt - denn beides erfüllt dieser Film nicht im üblichen Sinn. Dazu ist er einfach zu "anders" - aber gerade das ist es, was mir an diesem Film gefällt. Das er sich so jenseits aller Klischees bewegt und seinen ganz eigenen Weg geht.

Das Ende im Film bietet dann doch tatsächlich noch eine kleine Überraschung (erstaunlich deshalb, weil der Rest des Films wirklich sehr vorhersehbar ist) - endet dann aber mit einem ... tja ... ist es ein Happy end?! Das sollte wohl jeder für sich selbst entscheiden!

Jetzt möchte ich aber zu den


*** DARSTELLERN ***


kommen.

Anfangen muss man hier sicher mit Rowan Atkinson, der Pfarrer Goodfellow spielt. Eine ganz andere Rolle, als man es von ihm gewohnt ist - aber mir gefällt die Darstellung sehr gut (vielleicht sogar besser, als Mr. Bean und Co, was mir oft ein wenig zu klamaukig wird).

Ein Pfarrer, der ganz in seinem Beruf aufgeht, der seine Familie liebt, aber keine Zeit hat, auch nur einen Gedanken an sie zu verschwenden. Durch das Auftauchen von Grace wird er aufgerüttelt, findet zurück zu seinem alten Humor und erkennt letztlich, das er damit viel weiter kommen kann, als wenn er alles so verbissen angeht!

Als nächstes zu nennen ganz klar Maggie Smith als Grace Hawkins. Vom Namen her war sie mir unbekannt, aber sie kann doch so einiges vorweisen, hat u.a. in Harry Potter mitgespielt und zwei Oscars gewonnen.

Ihre Darstellung finde ich besonders gelungen. Auf dem ersten Blick wirkt sie wie eine liebe alte Dame (ähnlich Mrs. Marple, jedenfalls ging mir dieser Vergleich zuerst durch den Kopf). Doch man merkt schnell, das sie etwas zu verbergen hat - kleine Gesten, Worte, die sie ganz nebenbei fallen lässt, ein Lächeln, das ehrlich wirkt und hinter dem sich doch noch etwas anderes versteckt.

Ich würde behaupten, Grace Hawkins ist böse - aber auf eine sympathische Art, so das man ihr eigentlich nichts wirklich übel nimmt. Klingt wie ein Widerspruch, aber guckt euch den Film einfach mal an, dann werdet ihr verstehen, was ich meine.

Kristin Scott Thomas spielt Gloria Goodfellow, also die Pfarrersfrau. Auch ihr Spiel überzeugend - wenn ich auch ihre Person nicht so ganz so sympathisch finden konnte wie Walter Goodfollow oder gar Grace Hawkins. Ihre Rolle ist die der gelangweilten, frustrierten Pfarrersfrau, die versucht durch eine Affäre ein wenig Liebe in ihr Leben zu bringen - die damit aber zwangsläufig scheitern muss, weil ihr Leben eigentlich ein ganz anders ist.

Zum Schluss möchte ich noch Patrick Swayze erwähnen (meine Güte, ist der alt geworden - ich seh´ ihn immer noch in "Dirty dancing). Er spielt eine eher unsympathische Rolle, nämlich den Golflehrer und Geliebten von Gloria Goodfellow. Unsympathisch deshalb, weil man als Zuschauer genau spürt, das er nur mit der Einsamkeit Glorias spielt - das er sie braucht, um sein eignes Ego zu bestätigen, nicht etwa aus Liebe. Aber auch diese Rolle spielt er sehr glaubhaft - deshalb auch hier alle Daumen hoch für die Besetzung!

Kleine Rollen gehen an Tamsin Egerton und Toby Parkes als Tochter und Sohn Goodfellows - auch beide sehr passend besetzt.

Alles in allem kann man an der Darstellerriege in diesem Film wirklich nichts aussetzen - jeder gibt alles und kommt sehr glaubwürdig rüber - was ich in einem Film dieser Art für sehr Wichtig halte. Sonst könnte dieser bittere, schwarze Humor nämlich sehr schnell in langweiligen Klamauk umschlagen!

Jetzt noch ein paar Worte zur


*** DVD ***


Mord im Pfarrhaus
Regie: Niall Johnson
Produktion: 2005
Laufzeit: 99 Minuten
FSK: 6 Jahre - na ja, ich glaube nicht, das 6-Jährige etwas mit dieser Art Film anfangen können, würde daher eher eine höhere Altersempfehlung geben
Preis: 17,95 Euro - na ja, noch ein wenig teuer, aber trotzdem Normalpreis für eine recht aktuelle DVD

Sprache: englisch, deutsch
Untertitel: deutsch für Hörgeschädigte
Ton: dolby digital
Bild: 2,35:1 in 16:9
Beides, Bild und Ton sind vollkommen ok - ich konnte kein Rauschen, kein Flimmern, keine Aussetzer feststellen.

Mit Extras kann diese DVD reichlich aufwarten. Immerhin werden dem interessierten zuschauer hier 52 Minuten lang zum Teil wirklich interessante Extras geboten.

Sicher sind auch die üblichen Dinge wie: Trailer, herausgeschnittene Szenen und Darstellerinfos dabei. Zudem gibt es einen alternativen Anfang (der mir eigentlich besser gefallen hat, als der im Film gezeigte - aber das ist vielleicht Geschmackssache)

Am interessantesten dürfte allerdings das wirklich ausführliche Making-of sein. Hier erfährt man vieles über die Entwicklung des Drehbuchs, über die Auswahl der Darsteller. Unterlegt ist das Ganze mit netten Bildern der Dreharbeiten und natürlich Kommentaren der Beteiligten. Wirklich sehenswert - wenn auch nur in englisch mit deutschen Untertiteln (aber das ist ja wohl bei Making-of´s meistens so).


*** MEIN FAZIT ***


Ein unterhaltsamer, interessanter Film - aber nicht ganz das, was man zuerst erwartet, wenn man den Namen Rowan Atkinson hört. Eher eine typische englische Mischung aus Krimi und Komödie mit sehr viel schwarzem Humor.

Ansehen lohnt sich - wenn man sich auf so etwas einzulassen vermag. Wer einfach nur Ablachen möchte oder Spannung ohne Ende sucht, der sollte vielleicht besser zu einer anderen DVD greifen!


@ Prisca - März 2007 - ich schreibe für Ciao, Yopi und Dooyoo
Fazit: Ansehen lohnt sich, wenn man Filme mit schwarzem Humor mag